Kilian berichtete ihm vom Telefonat mit seiner älteren Schwester und dem Plan, mit seinem Vater nach München zu fahren.
Felix versank in Gedanken. Da gab es zwei Mädchen, Halbschwestern von ihm, die er nicht kannte, aber um die er sich sorgte. Sie hatten Probleme. Was konnte er tun?
Maja wüsste Rat! Maja wusste immer Rat!
„Soll Maja mitfahren?" fragte er schließlich.
Kilians Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Ja, das wäre vielleicht wirklich gut! Sie hats so drauf mit Worten!"Felix rief seine Süße an, erklärte die Situation. Es erfüllte sie mit großem Stolz, dass er ihr zutraute, helfen zu können! Sie liebte diesen Mann bis zum Wahnsinn!
„Natürlich fahre ich mit! Ist doch keine Frage!"
Er liebte diese Frau bis zum Wahnsinn!
Um fünf kamen die drei in Tims ehemaligem Haus an. Sibylle war zum Glück auf irgendeiner Vernissage.Saskia war überrascht, begrüßte aber ihren Bruder herzlich, ihren Vater verhalten, die fremde, schöne Frau noch verhaltener.
Aus dem Haus drang lautes Geschrei. „Sassi! Hast du jetzt endlich was besorgt, du Träne? Heute Abend ist die Fete bei Bill! Ich muss da hin! Aber ich brauche was! So kann ich nicht aus dem Haus!"
Saskia liefen die Tränen übers Gesicht. „Ich habe kein Geld mehr! Ich kann ihr nichts besorgen!" flüsterte sie, als müsste sie sich entschuldigen!
Ihr Vater nahm sie in den Arm. Seine Tränen mischten sich mit ihren. Mein Gott, was hatte er getan? Er hatte seine älteste Tochter vollkommen im Stich gelassen! War er so blind gewesen oder wollte er nicht sehen? Er schämte sich wie noch nie in seinem Leben.Maja schob die drei in irgend ein Zimmer, folgte dem Geschrei. Sie fand ein ganz junges Mädchen, das vielleicht hübsch war, aber im Moment vollkommen zerstört aussah.
Sie setzte sich aufs Bett, sah die andere unbewegt an.
„Wer bist du denn?" fuhr Patrizia sie an.
„Ich bin Maja!"
„Ah! Die Biene Maja! Und was willst du von mir, Biene Maja?"„Ich will dich umbringen!" sagte Maja seelenruhig,
„Was?" kreischte Patty.
„Ja! Ich will dich umbringen! Bevor du deine Schwester zwingst, das zu tun! Sie würde damit nicht fertig werden! Mir bist du egal, und ich habe Kohle ohne Ende. Ich lasse dir 200.000 oder 300.000 Euro da, wie viel du meinst zu brauchen, um dich zu ruinieren. Mir macht das nichts aus! Und Saskia nehmen wir mit!"
Patrizia sah sie ungläubig an. „Spinnst du oder was?"
„Ich? Ich spinne? Du jagst dir den Dreck rein, zwingst deine Schwester, an allen Ecken und Enden Geld aufzutreiben für deine Sucht, zerstörst dein Leben systematisch und das aller, die dich lieben dazu, für einen Kick, für eine heiße Partynacht, und ich spinne?" Sie war eiskalt.
Das junge Mädchen glaubte, im falschen Film zu sein. Da saß eine wahnsinnig schöne Frau auf ihrem Bett und machte sie nach Strich und Faden fertig.
„Und was geht dich das alles an, Biene Maja?" fragte sie, aber ihr Ton war nicht mehr ganz so aggressiv.
„Ich liebe deinen großen Bruder Felix, den du noch nicht kennst, was eines der größten Versäumnisse deines Lebens ist. Ich mag deinen Bruder Kilian wahnsinnig gerne, ebenso wie deinen Vater Tim. Und ich glaube, ich werde auch deine Schwester Saskia sehr gerne mögen! Aber du interessierst mich nicht im Geringsten! Du kannst dich ruhig zu Tode schlucken, wenn du glaubst, dass das der Weg ist, den du gehen willst!"
Das Mädchen sah sie ungläubig an. Das war die Freundin ihres Halbbruders, die berühmte Schriftstellerin, von der Kilian ihr erzählt hatte? Sie hatte früher alle ihre Bücher gelesen, hatte viele Artikel über sie gelesen, hatte sich eine Frau in den 40ern vorgestellt, nicht so ein junges Ding! Und die quatschte ihr jetzt ein Ohr ab? Die wollte ihr jetzt Geld dalassen für Stoff? Wer glaubte die denn, wer sie war? War die verrückt?
Aber hatte sie nicht ein wenig Recht? Sagte die junge, schöne Frau nicht eigentlich die Wahrheit? War sie nicht wirklich dabei, sich systematisch umzubringen? Und wofür?
Ihr Vater fehlte ihr so sehr! Kilian fehlte ihr so sehr! Saskia fehlte ihr so sehr!Ihr Leben fehlte ihr so sehr! Ihr Leben, wie es früher war! Fröhlich, behütet, voller Glück! Dann hatte Mama angefangen, Papa, ihren geliebten Papa anzukeifen, nur noch zu keifen, zu keifen, zu keifen! Bis sie es nicht mehr ausgehalten hatte! Bis sie Tag und Nacht dieses Keifen in den Ohren hatte, bis nur noch diese Tabletten das Keifen verstummen ließen!
Aber war nicht ihr Papa unten? Hatte sie nicht seine Stimme gehört? Könnte er sie nicht mitnehmen? Weg von der keifenden Mama?
Das wäre schön! Wenn sie endlich Ruhe in ihrem Kopf bekäme! Wenn sie diese Tabletten nicht mehr bräuchte, um Ruhe zu bekommen!
Wenn diese schöne Frau mit ihr sprechen würde und nicht mehr ihre keifende Mutter.
Wenn sie weg von hier könnte!„Nehmt ihr mich mit?" fragte sie leise und sah aus wie ein ängstliches Kind.
„Natürlich!" antwortete Maja nur.Patrizia fiel ihr um den Hals. „Danke!" flüsterte sie.
„Gern geschehen!" antwortete Maja.
Engumschlungen gingen die beiden Frauen nach unten. Ungläubig starrten die drei die beiden an. Tim begann zu grinsen. Er hatte es geahnt, dass Maja es schaffen würde!
Die Schwestern, der Bruder und der Vater lagen sich in den Armen, heulten sich die Seelen aus dem Leib. Maja ging in den Garten, rauchte eine Zigarette und noch eine zweite gleich danach.Sie war aufgewühlt, aber auch glücklich. Vielleicht hatte sie ein Leben gerettet, das Leben von Felix' Schwester!
Sie musste mit ihm sprechen! Sie wählte seine Nummer, er ging nach dem ersten Läuten dran.
„Hallo, Süße! Alles okay?" Er hatte sich Sorgen gemacht, weil er sie in diese Sache hineingezogen hatte.
„Ja, ich glaube schon!" Dann liefen die Tränen, sie schluchzte nur noch.
„Maja! Süße! Bienchen! Es tut mir Leid!" rief er.
„Nein, nein! Es ist schon gut! Ich glaube, ich habe sie erreicht!" versuchte sie, ihn zu beruhigen.
„Maja, es tut mir so leid, aber ich dachte, wenn, dann schaffst du das! Du kannst halt mal besser mit Worten umgehen als wir alle!"
Ein wahnsinniges Glücksgefühl erfüllte sie. Er hatte ihr seine Familie anvertraut! Weil er geglaubt hatte, dass nur sie das schaffte, Patrizia zurückzuholen, und sie hatte ihn nicht enttäuscht!„Ich liebe dich, Felix!" flüsterte sie ins Handy.
„Danke, Bienchen!" flüsterte er zurück.
Sie rauchte noch eine Zigarette, dann ging sie zurück zu den anderen. Saskia sah sie an, und die Dankbarkeit, die in diesem Blick lag, würde sie nie in ihrem Leben wieder vergessen. Und sie machte sie unheimlich glücklich.
Die beiden jungen Frauen packten ihre wichtigsten Sachen. Tim wollte aufbrechen, bevor Sibylle zurückkam.
„Aber ich glaube nicht, dass es sehr eilig ist!" meinte Saskia. „Sie wird ein paar Cocktails trinken und sich dann irgendeinen Lover schnappen, der ihr für eine Nacht ihre Jugend zurück gibt!"
Zwei Stunden später richteten sich vier Personen in Tims Drei-Zimmer-Wohnung ein. Die Villa in München-Grünwald war Vergangenheit. Und die Familie war glücklicher als je zuvor!Am nächsten Tag rief Tim Felix in der Firma an. „Deine Maja ist ein Edelstein unter den Menschen!" sagte er nur und legte wieder auf.
Ich weiß, dachte Felix und wischte seine Augen trocken. Sie hatte ihm am Abend noch von dem Gespräch mit seiner jüngsten Halbschwester erzählt.
Er konnte danach nicht sprechen, nur sie ehrfürchtig lieben.
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Der Hass wird nicht siegen
RomanceMaja, eine sehr junge schöne Witwe, schreibt zwar sehr erfolgreich Geschichten unter einem Pseudonym, ist aber grenzenlos einsam in dem riesigen Haus, in das sie ihr Ehemann mehr oder weniger eingesperrt hatte. Als sie einen Artikel über Callboys li...