Kapitel 81 - Der Prozess

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Im April begann der Prozess gegen Larissa. Ihr Anwalt hatte verzweifelt nach Zeugen gesucht, die für seine Mandantin sprechen konnten. Aber er fand niemanden.
Er war sogar nach Schweden gefahren, in den kleinen Ort, in dem die Privatdetektive sie aufgespürt hatten.
Das Haus, in dem sie mit der Kommune gelebt hatte, hatte Ingmar verkauft, es war auf seinen Namen geschrieben gewesen. Mit dem Erlös hatte er sich davon gemacht.

Die anderen lebten mehr oder weniger wieder auf der Straße, soffen sich langsam endgültig zu Tode.

Simon sprach mit einigen Bürgern, hörte aber kein gutes Wort über die Deutsche, das er vor Gericht verwenden konnte

Am ersten Prozesstag wurde die Anklageschrift verlesen. Haarklein schilderte der Staatsanwalt Larissas Planungen und den Unfallhergang, den Anschlag auf fünf Leben.

Er plädierte auf dreifachen Mord und zweifachen Mordversuch aus Hass und Missgunst und forderte lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Simon plädierte auf Totschlag im Affekt im Zustand verminderter Zurechnungsfähigkeit.

Felix und Maja saßen auf der Bank der Nebenkläger. Es kostete sie fast mehr an Beherrschung, als sie aufbringen konnten, aber sie wollten keine Sekunde des Prozesses versäumen, wollten miterleben, dass die Teufelin verurteilt wurde, wollten sicher sein, dass sie für lange Zeit hinter Gittern verschwinden würde.

Am nächsten Verhandlungstag riefen Benedikt und der Staatsanwalt zahlreiche Zeugen der Anklage auf, aus Regenburg und von der Insel. Der Tathergang wurde lückenlos bewiesen, die Grausamkeit nahm den Presseleuten und den Zuhörern den Atem.

Benedikt zeigte seine ganze Genialität, ließ keine Möglichkeit aus, das Verbrechen und die Bosheit Larissas in den Vordergrund zu stellen.
Simons Einwände schmetterte die Richterin ab, die zufällig die Gleiche war wie bei Felix' beiden Prozessen. Frau Dr. Sandmann hatte lange überlegt, ob sie die Leitung dieses Prozesses ablehnen sollte, ob sie befangen war.
Sie mochte Felix und Maja und konnte Larissa nicht sonderlich gut leiden. Aber andererseits lag der Fall so klar, dass es nicht nötig war, ihn einem anderen Kollegen aufs Auge zu drücken.

Der Staatsanwalt und Benedikt warfen sich die Bälle zu, fanden zunehmend Spaß daran, Simon ging ohne Glanz und Gloria unter. Aber es störte ihn nicht weiter. Vom Gefühl her stand er sowieso auf der Seite der beiden Männer. Um nichts auf der Welt wollte er diesen Prozess gewinnen.

Maja ließ den Blick nicht von der Frau, die versucht hatte, sie zu töten. Starr hingen ihre Augen an ihr.
Felix wollte sie ablenken, aber sie schüttelte seine Hand ab. Sie wollte eine Regung bei der anderen erkennen, durfte nicht versäumen, sie zu sehen, wenn es sie gab!
Larissa musste doch irgendetwas empfinden! Sie musste doch Reue zeigen! Aber sie sah nur geradeaus, ohne den Hauch eines Gefühles, wich Majas und Felix' Blick aus, sprach auch nicht mit ihrem Anwalt.

Dann kam der Tag der Plädoyers. Simon versuchte, Larissa als Opfer jahrelanger Demütigung durch Felix darzustellen, das schließlich nur noch regieren konnte, wie sie reagiert hatte, um sich zu befreien. Er erstickte fast an seinen eigen Worten.

Der Staatsanwalt charakterisierte sie als Monster, das besessen von Felix war, fehlgeleitet von falscher Liebe, ein verzogenes Mädchen aus reichem Haus, das gewohnt war, immer zu bekommen, was es wollte.

Benedikt ging noch weiter in seiner Vernichtung. Er schilderte das hässliche Mädchen, das nie auf normalem Weg einen Mann abbekommen würde, das sich einen Liebhaber kaufte und dann der Meinung war, er würde ihr auch gehören.
Das nicht akzeptieren wollte, dass schließlich nicht einmal ihr Geld half, um ihn an sie zu binden. Das nicht zusehen konnte, dass eine schöne, liebenswerte Frau ihn ihr wegnahm.

Der Hass wird nicht siegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt