General Jörmundur saß gemeinsam mit seinem Ausbilder Torgoth und dem Zwerg Burkott in der Offiziersmesse. Der weitläufige Raum war ansonsten völlig verlassen und so konnten die drei ungestört reden. Zwar war es für den Kull immer etwas schwierig in Räumen Platz zu finden, die hauptsächlich für Menschen gebaut waren doch inzwischen hatte auch er eine bequeme Position gefunden.
"Also was haltet ihr von dem jungen Tjurin, unserem neuen Kadetten?" wollte der General wissen.
Der Kull gab nur ein ungehaltenes Knurren von sich während Burkott sein Gesicht zu einer ärgerlichen Grimasse verzog.
"Das habe ich befürchtet." lachte Jörmundur bitter. "Sein Vater war ein feiner Soldat und seine Mutter eine ehrbare Frau aber von dem Jungen hört man leider wenig Gutes."
"Warum bin ich nicht überrascht?" bemerkte Torgoth . "Bei diesen Burschen gibt es auch nicht viel Gutes. Den ganzen Tag musste ich hinter ihm her sein. Wann immer ich ihn aus den Augen gelassen habe ließ er sofort alles schleifen. Er kann ganz leidlich mit dem Schwert umgehen aber das ist auch schon alles. Sein Quartier passt ihm nicht weil es mit vier anderen Kadetten teilen muss. Er beschwert sich, dass er kein eigenes Badezimmer hat und hat tatsächlich erwartet, dass man ihm einen Burschen zuteilt, für seine persönliche Bedienung."
Jörmundur schüttelte fassungslos den Kopf.
"Er scheint Kadett mit dem Posten des Oberkommandierenden zu verwechseln."
"Allerdings! Und was sich gerade aufgeführt habe war noch nicht einmal alles." Torgoth setzte seinen Bericht fort. "Erschwerend kommt bei ihm noch hinzu, dass er sich ständig für etwas Besseres hält. Beim Schwerttraining wollte er nicht gegen einen meiner besten Schüler antreten weil diese nicht von Adel ist. Und als ihm ein Schützling dann das Schwert aus der Hand geschlagen hat, forderte dieser Tjurin das ich den Soldaten einsparen lasse, weil er die Waffe gegen einen Mann von Adel erhoben hätte. Wäre dieser verwöhnte Bengel ein Gehörnter, dann hätte ich ihm längst das Geweih abgebrochen und ihn in die Wildnis gejagd."
"Klingt in der Tat nicht viel versprechend." kommentierte Jörmundur das Gehörte. "Er stammt halt aus einer Generation, die den Krieg nicht wirklich miterlebt hat. Dafür hat er gelernt die Privilegien zu schätzen die Position seines Vaters mit sich bringt."
Während der Kull Torgoth zustimmend nickte starte der Zwerg Burkott stumm in seinen Weinkelch.
"Du bist bisher sehr still gewesen Burkott." hob Jörmundur schließlich an. "Das ist eigentlich nicht deine Art."
"Das liegt daran, dass das was ich zu sagen habe ernst ist aber ich ist nicht wirklich belegen kann." brummte der Zwerg ohne aufzusehen.
"Ich will es trotzdem hören." forderte der alte General. "Ich vertraue deiner Erfahrung."
Burkott holte tief Luft bevor er anfing zu sprechen: "Ich habe ein schlechtes Gefühl bei diesen Jungen. Bei Gûntera und Helzvog ein sehr schlechtes. Ich habe schon andere Söhne aus adligen Familien hier ankommen sehen. Dieser Tjurin ist nicht der erste, der sich für etwas Besseres hält. Die meisten von ihnen hat unser guter Torgoth sehr schnell in Form gebracht. Versteh was ich jetzt sage nicht falsch mein gehörnter Mitstreiter, doch bei diesem Jungen habe ich einfach meine Zweifel. Nicht daran, dass du in etwas beibringen kannst. Ich bin mir nicht sicher, ob es klug ist diesen Burschen etwas über das Kämpfen und töten beizubringen. Ich sehe ihn an und habe einfach das Gefühl dass er aus keinem guten Stein gehauen ist. Ich kann es nicht belegen. Bisher hat er sich nichts geleistet, was nicht andere Grünschnäbel auch schon angestellt hätten aber ich denke es wäre für alle besser wenn wir diesen Burschen zu seinem Vater zurückschicken. Bei Morgothal! Ich denke es wäre besser für uns alle."
Auf die Worte des Zwergs folgte zunächst Schweigen. Keiner der anderen Offiziere schien recht zu wissen, wie er darauf reagieren sollte was er soeben gehört hatte. Schließlich räusperte sich General Jörmundur: "Ich respektieren deine Meinung alter Kämpfer. Wir alle werden diesen Tjurin genau im Auge behalten aber einfach aus der Armee werfen kann ich ihn nicht. Wenn er sich etwas zu Schulden kommen lässt, dann ja! Doch solange das nicht der Fall ist kann ich es nicht begründen. Die Königin wird solche Willkür nicht zulassen."
Torgoth nickte zustimmend und auch Burkott erhob keinen Widerspruch. Lediglich zu sich selbst flüsterte der Zwerg: "Er ist aus keinem guten Stein gehauen."
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...