83. Die Besprechung Teil 2

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Sorry, dass ich mich solange nicht geupdatet habe. Ich hatte in der letzten Wochen recht viel zu tuen (okay, vlt habe ich es auch einfach eine Zeit lang vergessen;)). ich lade heute noch ein weteres hoch sozusagen als Ausgleich für die lange Wartezeit.


Nach seinen ordnenden Worten konnte Eragon beobachten, dass jeder, der an der Konferenz teilnahm, einige Augenblicke benötigte um seine Gedanken zu ordnen.

Schließlich war es Fürst Efron, der erneut das Wort ergriff: "Nun, Schattentöter, wie bereits angedeutet, haben Sera-Svit-kona und ich unsere Untersuchung des verpuppten Ra zac abgeschlossen. Zur gegenwärtigen Situation der Kreatur könnt ihr am besten Auskunft geben Fürstin."
Die weibliche Elfe nickte und begann ihren Bericht: "In der Tat handelt es sich, bei dem was wir gegenwärtig erleben, um den Übergang der Larve in seine geflügelte Form. Ungewöhnlich, wenn man bedenkt wie jung das Wesen noch ist. Zwar haben sich durch Shruikans Einfluss bei den Ra zac und ihren Elterntieren neue Fähigkeiten herausgebildet aber bisher gab es keine Hinweise darauf, dass sich ihr Entwicklungszyklus verändert hat. Ich bin geneigt, Königin Nasuada, der von euch entsandten Magierin zuzustimmen. Es ist der Versuch des Ra zac sich gegen die unnatürliche Präsenz des Geistes zu wehren."
Mit einem Blick signalisierte Sera Fürst Efron, dass er den Bericht nun vorführen sollte.
"Ich für meinen Teil habe die Energiemuster des Geistes studiert." erklärte Naries Vater sachlich. "In der Tat befinden sich der Ra zac und der Geist in einem Kampf um die Kontrolle. Weder hat der Geist bisher die Oberhand gewonnen und die Transformation in einem Schatten eingeleitet, noch ist die Seele des Ra zac gegenwärtig Herr über seinen eigenen Körper."
"Das bestätigt im Grunde unsere Vermutungen." sagte Arya an Eragon gewandt.
Der Anführer der Drachenreiter nickte und fragte: "Lässt sich Voraussagen wie sich die Situation weiter entwickeln wird?"
"Eine Vorhersage ist in der Tat äußerst schwierig Schattentöter." räumte Fürstin Sera ein. "Meine Untersuchungen haben ergeben, dass die Entwicklung des Ra zac zu seiner geflügelten Form zum Stillstand gekommen ist. Offenbar ist sich der Geist bewusst, dass er gegen den ausgewachsenen Verstand dieses dunklen Wesens eine geringere Chance hat als gegen seinen derzeitigen Geist. Er versucht die einfältige Form zu erhalten."
"Der Ra zac auf der anderen Seite hält dagegen." fügte Fürst Efron an.
"Wollt Ihr also damit sagen, dass gegenwärtig eine Patt-Situation eingetreten ist?" erkundigte sich Murtagh. Eragons Bruder war der älteste der anwesenden Reiter und auch wenn er nicht offiziell Mitglied des Ordens war hatte Eragon stets darauf geachtet, dass jedes neue Mitglied die Autorität seines Bruders anerkannte.
"Für den Moment sieht es in der Tat danach aus." bestätigte Efron.
"Dann sollten wir mit diesem Scheusal jetzt kurzen Prozess machen!" schlug General Miros entschlossen vor. "Übergießen wir diese Scheußlichkeit mit Öl und verbrennen sie einfach."
"Davon möchte ich abraten."
Fürst Efrons Tonfall war zwar immer noch geprägt von der elfischen Ruhe und Gelassenheit aber auch eine deutliche Note von Nachdruck schwang in seinen Worten mit. "Meine Untersuchungen haben eindeutig ergeben, dass die Verschmelzung mit dem Geist zwar noch nicht vollständig ist aber noch bis zu einem gewissen Grad fortgeschritten ist. Es ist nicht auszuschließen, dass das Wesen einen solchen Angriff überstehen würde und andernorts wieder erscheinen würde."
"Nun, welches Vorgehen schlagt ihr dann vor ehrenwerte Elfen?" erkundigte sich Nasuada aus ihrem Spiegel heraus. "Diese Kreatur stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr für mein Volk dar. Es ist mein Wunsch diese Bedrohung zu eliminieren."
"Wir verstehen eure Anliegen Königin Nasuada." versicherte Fürst Efron. "Ich befürchte allerdings, dass im Augenblick nicht der Zeitpunkt ist um die Kreatur anzugreifen. Wie ich von Sera-Elda erfahren habe existiert zurzeit noch das Röhrenherz des Ra zac aber es hat sich auch schon das neue Organ zu bilden begonnen. Beide Organe sind befallen von der Energie des Geistes. Im Augenblick lässt sich allerdings nicht sagen welches man angreifen muss um die Existenz dieses Dämons zu beenden. "
"Bedeutet das, dass wir diese Kreatur hier ewig gefangen halten müssen?" brauste Marek auf. "Ihr habt selbst gesagt, dass sich ein Patt gebildet hat. Der Ra zac ist nicht kräftig genug sich gegen den Geist durchzusetzen aber der Geist hat seine Entwicklung zum Letherblaka unterbrochen und, auch wenn er den Körper nicht übernehmen kann, so vermag er doch sich in der Kreatur zu halten."
"Das ist zwar richtig Argetlam aber ihr vergesst eine Komponente." fuhr Fürstin Sera fort. "So abstoßend die Letherblaka und ihre Larven auch auf uns wirken mögen, so sind sie doch Wesen aus Fleisch und Blut. An ihrer Verwandlung von der Larvenform zum Letherblaka ist nichts magisches. Es ist vielmehr ein naturwissenschaftlich zu erklären der Prozess. Im Moment hat sich ein Gleichgewicht gebildet aber es wird nicht von langer Dauer sein. Die Larve im Inneren des Kokon wird auf die Dauer schwächer werden. Sie benötigt wie jedes Lebewesen Nahrung. Wenn sie keine erhält wird sie schwächer und das wird letztlich wohl dem Geist zum Sieg verhelfen."
"Und dann haben wir es mit einem Schatten-Ra zac zu tun." murmelte Murtagh finster. "Oder vielleicht noch schlimmer: mit einem Mischwesen aus Ra zac unter Letherblaka. Die Verwandlung hatte schließlich teilweise schon eingesetzt. Dann dürfte es noch schwieriger werden etwas gegen dieses Wesen zu unternehmen."
"Nicht unbedingt." überlegte Eragon laut bevor er eine Frage an Fürstin Sera richtete. "Wie wird die Larve in ihrem Kokon ernährt?"
"Die betreffenden Elterntiere, die Letherblaka, bringen Lebewesen, die sie erbeutet haben, zum Kokon und nutzen die scharfen Kanten ihrer Schnäbel um den Kadaver Wunden beizubringen, die dazu führen dass er viel Blut verliert. Das Blut sammeln sie in einer Senke, die sie meisten selbst gegraben haben. Diesen Lebenssaft nehmen sie dann in sich auf und speien ihn über den Kokon. Die äußere Schicht vermag alle wichtigen Inhaltsstoffe des Blutes aufzunehmen und an die Larve im Innern weiterzuleiten."
Die steife Körperhaltung von Fürstin Sera verriet, ebenso wie ihre Augen, dass sie diesen Aspekt der Ra zac für besonders abstoßend hielt. Keinem Konferenzteilnehmer schien es in diesem Punkt anders zu gehen.
Auch Eragon musste in seinem Kopf einige übelkeiterzeugende Bilder nieder kämpfen bevor er sich einmal mehr an die Elfe wandte.
"Muss es sich dabei um menschliches Blut handeln?"
"Nein." war die Antwort der Fürstin. "Die Letherblaka beschränken sich wie ihr wisst nicht nur auf Angehörige des Volkes der Menschen wenn es um Beute geht. Das Blut, was zur Ernährung des Ra zac nötig ist kann von jeder lebenden Kreatur stammen."
"Eragon, ich kenne dich gut genug um zu ahnen, dass du einen Plan hast. Bitte teile deine Gedanken mit uns." forderte Nasuada von ihren ehemaligen Vasallen.
"Nun, im Grunde ist es ganz einfach." erklärte der Anführer der Reiter. "Wir können nichts tun solange ein Patt besteht. Das Risiko wäre zu groß. Deshalb denke ich, so abstoßend es auch klingen mag, dass wir versuchen sollten die Entwicklung des Letherblaka zu begünstigen. Es gibt dann eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Letherblaka setzt sich gegen den Geist durch und vertreibt ihn aus seinem Körper. Dann ist die Gefahr eines neuen Schattens gebannt und mit der geflügelten Kreatur können wir fertig werden da sich bereits in Gefangenschaft befindet. Die zweite Möglichkeit ist das in der Tat ein Schatten-Letherblaka entsteht. Durch euer Wissen, Fürst Efron, lässt sich aber ergründen wo eine solche Kreatur einen wunden Punkt hätte. Auch dann kommt es uns zugute, dass das Wesen bereits gefangen ist. In jedem Fall ist ein Angriff nur möglich wenn die Larve ihrer Transformation vollzieht."
Betretenes Schweigen breitete sich im Raum aus. Die Vorstellung, was getan werden musste um den Ra zac bei seiner Umwandlung zu unterstützen war anstößig für jeden der Anwesenden.
"Ich befürchte, dass ich dem Schattentöter leider Recht geben muss." sagte schließlich Fürst Efron. "Ich sehe keine andere Möglichkeit die nicht ein unverantwortliches Risiko darstellen würde. Allerdings muss ich einräumen, dass die Vorstellung lebende Wesen zu töten um diese Kreatur zu ernähren, geradezu anstößig ist."
"Es ist vielleicht gar nicht nötig gewesen allein zu diesem Zweck zu töten." überlegte Ishaha. "Es gibt doch einige größere Schlachthöfe im Reich. In diesen Betrieben lassen die Metzger die getöteten Tiere erst ausbluten bevor sie die Körper weiterverarbeiten. Dort schüttet man an jedem Tag mehr Blut weg als wir brauchen um die Larve zu ernähren."
"Schlagt ihr vor dieses Blut zu verwenden Argetlam?"
Die Stimme von Fürstin Sera war unergründlichen. Man konnte nicht sagen, was die Elfe bei der Vorstellung emfand.
"Das ist in der Tat mein Vorschlag."
Ishaha setzte seine Ausführungen deutlich verunsichert fort.
"Es ist immer noch eine widerliche Aufgabe dieser Larve zu ernähren aber zumindest würden wir kein Leid erzeugen nur um dieses Wesen zu füttern. Die Tiere, deren Blut wir verwenden werden sowieso getötet um Nahrungsmittel bereitzustellen. Indem wir ihr Blut verwenden verarbeiten wir nur etwas, was sonst einfach weggeworfen würde. Wir erzeugen kein zusätzliches Leid und den Metzgermeistern könnte sogar noch ein paar Bronzestücke dafür zahlen. das würden sie mit Sicherheit begrüßen."
Einen Augenblick lang überdachte jeder am Konferenztisch den gehörten Vorschlag.
"Mir scheint das wirklich die gangbarste Lösung zu sein." sagte Murtagh schließlich. "Wir könnten das Blut in einigen der großen Wasserschläuche transportieren die für die Proviantwagen des Heeres vorgesehen sind."
"Es ist in der Tat einen Versuch wert." legte Eragon fest. "Mit dem Einverständnis von Königin Nasuada sollten wir denke ich so vorgehen."
Noch etwa eine halbe Stunde sprach man die Einzelheiten des Plans mit allen Beteiligten. Der Anführer der Reiter legte noch fest, dass er alle zwei Tage Berichte über den Fortgang der Entwicklungen erhalten würde. Nasuada versprach so bald wie möglich eine Liste von Schlachtbetrieben bereit liegen zu haben, die in hinreichender Nähe zum ehemaligen Außenposten lagen wo der Ra zac nun gefangen gehalten wurde.
Schließlich jedoch wurde die Konferenz geschlossen. Das Bild von Freunden und Mitstreitern verschwand von der schillernden Oberfläche des Spiegels in den Arya und Eragon bisher geblickt hatten und machte den Abbildern der beiden Drachenreiter Platz. Fast augenblicklich erhob sich Arya und schritt zum Fenster welches Licht in den Raum ließ, von dem aus sie gemeinsam mit ihrem Gefährten die Konferenz verfolgt hatte.
Eragon war der leere Gesichtsausdruck seiner Gefährtin nicht entgangen. Auch er erhob sich nun und trat hinter sie. Zärtlich legte er die Hände um ihre Hüften und zog ihren Rücken an seine Brust. Seinen Kopf legte er auf die Schulter der Elfe und schon Sekunden später spürte Eragon wie Arya ihre Schläfe an seine sacken ließ.
"Dich beschäftigt das was Fürst Efron gesagt hat oder?"
Der Anführer der Reiter kannte seine Gefährtin gut genug. Als Elfe verabscheute sie natürlich das, was getan werden musste um die Situation mit dem besessen Ra zac zu entschärfen. Doch Arya war auch eine Kriegerin mit großer Erfahrung. Eragon wusste, dass ihre Gefühle sie nie davon abhalten würden zu tun was nötig war. Ihr anfänglicher Streit mit ihrem Onkel stand allerdings auf einem anderen Blatt. Er hatte ohne Zweifel bei Arya einen wunden Punkt berührt.
Saphiras Reiter sollte Recht behalten. Schon Sekunden später spürte er wie die Elfe in seinen Armen hielt einem stummen Nicken seine Vermutung bestätigte.
"Du wirst erst Zeit brauchen um darüber nachzudenken bevor du mit mir darüber reden kannst, nicht wahr?"
"Du kennst mich so gut."
Eragon wurde etwas leichter ums Herz als er den Hauch eines warmen Untertons in Aryas Worten mitschwingen hörte.
"Ja, das tue ich. Gut genug um zu wissen, dass es nie schaden kann mich daran zu erinnern das es jemanden gibt mit dem du reden kannst wenn du bereit bist."
Seinen Worten ließ er Eragon einen zärtlichen Kuss auf Aryas Nacken folgen. Dies veranlasste die Elfe dazu ihrem Gefährten anzublicken.
"Ich weiß, dass Du immer für mich da bist."
In stillem Einvernehmen legten Eragon seine Stirn an Aryas.


Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt