92. Alte Wunden

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Sorry für die echt lange Verspätung, ich glaub es müsste ungefähr ein Monat sein. Ich es mal so was von verpeilt ein neues Kapi hochzuladen. Wenn ich unterwegs bin, also sprich Schule, hab ich keine Internetverbindung und als ich zu Hause war, hab ich in die hinterste Ecke von meinem Gehirn geschoben und dann schlicht und einfach vergessen. Zum Glück hab ich in 2 Wochen endlich Ferien. Wenn ich es trotz mehr Freizeit vergessen sollte ein Kapi pro Woche hochzuladen, erinnert mich bitte daran!!! Viel Spaß beim Lesen.  


Mit tiefen Atemzügen sog Murtagh die frische Morgenluft in seine Lungen. Er stand auf den Zinnen der Befestigungsanlagen in der der Schatten-Ra zac gefangen gehalten wurde. Er hatte Abstand gebraucht von dem dunklen Verließ und dem widerlichen Kokon darin.
Das rascheln von Drachenschuppen erregte Murtaghs Aufmerksamkeit. Dorn umrundete die Befestigungsanlagen und ließ sich auf Höhe seines Reiters nieder. Offenbar hatte der rote Drache die Unruhe seine Seelengefährten gespürt.
"Was bedrückt dich?", erkundigte sich der rote Riese.
Murtagh schwieg einen Moment um seine Gedanken zu ordnen. Dann schickte er Dorn eine Welle von Bildern. Sie zeigten wie die beiden Priester des Helgrinds, die man zur Zusammenarbeit hatte überreden können, mit sklavischer Ergebenheit den Kokon umsorgt. Eimerweise schütteten sie Tierblut über das widerliche Gebilde und schien kein Problem damit zu haben es ein zu massieren, damit die äußere Hülle des Kokon das Blut besser aufnehmen konnte.
"Diese Priester sind einfach widerlich", knurrte Murtagh verbittert als er die Flut der Bilder unterbrach. "Schon als wir damals in Dras Leona stationiert waren konnte ich diese Kerle nicht ausstehen. Das wir jetzt wieder Zeit mit ihnen verbringen müssen ist einfach frustrierend",
Dorn brummte nur zustimmend und eine Weile schwiegen die beiden Seelenbrüder.
"Das ist aber nicht alles oder?", erkundigte sich der rote Drache schließlich.
"Was meinst du?"
"Ich meine, dass dich weniger der Anblick des Kokon anekelt oder die Arbeit, die diese Priester verrichten", Murtagh lachte freudlos und schüttelte den Kopf. In den ersten Jahren seiner Bindung zu Dorn hätte er nun vielleicht versucht mit seinem Drachen zu diskutieren und ihn davon zu überzeugen, dass er im Unrecht war. Inzwischen wusste Murtaghs allerdings, dass das ein sinnloses Unterfangen war. Niemand, nicht einmal Nasuada, kannte und verstand ihn so gut wie Dorn. Ihm war klar, dass wenn Dorn der Meinung war, dass es nicht die von ihm genannten Punkte waren, die Abscheu in ihm hervorriefen, dann entsprach das der Wahrheit. Es musste also etwas anderes geben, was den Dunkelhaarigen störte, selbst wenn Murtagh es sich nicht eingestehen wollte.
"Und was denkst du stößt mich derartig ab weiser Sculblaka?"
"Die Tatsache, dass die Jünger des Helgrinds dienen. Du bist von ihrer Unterwerfung gegenüber ihren Göttern abgestoßen."
Murtagh blinzelte einige Male und schüttelte dann den Kopf.
"Warum sollte mich das stören?" 
Dorn gab ein fast amüsiertes Schnauben von sich und bewegte seinen Kopf näher zu seinem Reiter. Sein rubinfahrendes Auge füllte Murtaghs Sichtfeld schließlich fast völlig aus.
"Sag du es mir. Du kennst die Antwort."
Murtagh betrachtete sein Spiegelbild in dem dunklen Schlitz im Dorns Augen und senkte schließlich resigniert seinen Blick. Wie üblich hatte sein Drache recht. Er wusste, warum ihn die sklavischer Ergebenheit der Priester anekelte. Sie begaben sich freiwillig in eine Rolle, die ihm und Dorn vor vielen Jahren aufgezwungen worden war.
"Ich habe immer gehofft, dass wir eines Tages einen Punkt erreichen würden, an dem Galbatorix und unsere Zeit bei ihnen nur noch ein entferntes Echo ist." 
Dorn zwinkerte zutraulich und ergriff das Wort:" Die Erinnerungen an ihn und an den Schmerz den er uns zugefügt hat sind zu einem entfernten Echo geworden aber keiner von uns beiden kann leugnen, dass die Zeit bei ihm beeinflusst hat wer wir heute sind. Dem kann keiner entkommen Murtagh. Sieh dich an: Über 10 Jahre sind vergangen. Du hast eine Frau gefunden die dich liebt und einen Sohn. Dennoch beginnst du gerade erst darüber nachzudenken dich wirklich dem Orden der Drachenreiter anzuschließen. Auch ich bin keine Ausnahme: Was glaubst Du, warum ich mir bisher keine statliche Drachendame als Nistpartnerin gesucht habe? Gelegenheiten hätte ich inzwischen genug gehabt und mein Geist ist auch nicht mehr der eines Kindes, das sich für solche Dinge einfach nicht interessiert. Ich habe bisher keine Küken in die Welt gesetzt, weil das eine Verantwortung mit sich bringen würde. Es wäre ein Stück Freiheit, das sich aufgeben müsste. Erst recht unverständlich ist für mich die intensive Bindung die Saphira mit ihrem grünen Nistpartner eingegangen ist. Ich könnte mir vorstellen, irgendwann ein Weibchen zu finden und mit ihr Nachkommen zu zeugen aber Jahre mit einem Partner zu verbringen? Nein, das kann ich nicht." 
"Nun, ich könnte mir vorstellen das Saphira und Fírnen auch durch die Gefühle ihrer Reiter füreinander beeinflusst werden." -
Murtagh unternahm mit dieser Theorie den schwachen Versuch das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, doch das Ausbleiben jeder Antwort von Dorns Seite machte ihm sein Scheitern deutlicher als ein langer Vortrag des roten Drachens. Murtagh ließ seine Hand zu seiner Schulter hinauf wandern und schob sie unter seinem Wams. Dort spürte einen Teil der Narbe, die er seinem Vater zu verdanken hatte.
"Manche Wunden heilen wohl einfach nicht." 
Obwohl sich die Worte seines Reiters mehr an sich selbst gerichtet hatten äußerte sich Dorn zu diesem Punkt.
"Sie verheilen schon aber jede Verletzung, jede Erfahrung und jede Erinnerung beeinflusst nun einmal wer wir sind. Jedes Wesen ist die Summe seiner Tränen. Manche Tränen werden vor Lachen vergossen andere vor Trauer." 
Murtagh lächelte bitter und kraulte Dorns Hals. Eine Weile genossen die beiden Seelengefährten einfach die Nähe zueinander bist ein leises Räuspern Murtaghs Aufmerksamkeit erregte. Die Elfenfürstin Sera hatte sich dem Reiter und seinem Drachen genährt.
"Ich hoffe ich unterbreche keine Unterhaltung Argetlam." Sagte die Elfe nachdem sie die offiziellen Grüße ausgetauscht hatten.
Murtagh winkte ab und bat die Fürstin in zu erklären warum sie ihn aufgesucht hatte.
"Die Königin Nasuada möchte euch sprechen."
Murtagh nickte, verabschiedete sich von Dorn und folgt der Fürstin in Richtung der Wohnquartiere der Befestigungsanlagen. Der Drachenreiter hatte fast damit gerechnet bald von seiner Gattin zu hören. Er hatte eine Reaktion des Zauber wahrgenommen, den er über den jungen Soldaten Tjurin gelegt hatte. Inständig hoffte Murtagh, dass es einen Erfolg zu verzeichnen gab.
Während er gemeinsam mit der Elfenfürstin in Richtung des Konferenzsaals ging Beschluss Murtagh sich, im Hinblick auf das bevorstehende Gespräch, noch einmal auf den neuesten Stand der Dinge bringen zu lassen.
"Die Königin wird sicher über unsere augenblickliche Lage informiert sein wollen." vermutete der Dunkelhaarige um die Unterhaltung wieder in Gang zu bringen. "Darf ich fragen Sera-Älfa-Kona wie es im Augenblick um den Schatten-Ra zac bestellt ist?"
"Ich habe den Kokon gerade noch einmal untersucht." gab die Elfe bereitwillig Auskunft. "Im Augenblick scheinen wir lediglich in der Lage zu sein die Pattsituation aufrechtzuerhalten. Indem wir die Larve mit einem lebensnotwendigen versorgen hält sie dem Ansturm des Geistes stand aber das Energiewesen verhindert nach wie vor, dass die Entwicklung vom Ra zac zum Letherblaka ihren weiteren Verlauf nimmt."
Murtagh verzog unwillig den Mund. Was bedeutete das auf lange Sicht? Würden sie die nächsten 100 Jahre damit verbringen diesen Kokon mit Blut zu begießen?
"Ich fürchte wenn sich das in den nächsten Wochen nicht ändert werden wir unser Vorgehen überdenken müssen Sera-Älfa-Kona."
"Ich stimme euch zu Argetlam. Ich werde die Lage auch mit Efron-Elda erörtern. Vielleicht fällt uns gemeinsam eine Lösung ein."
Inzwischen hatten Murtagh und Fürstin Sera den Konferenzraum erreicht und die Elfe verabschiedete sich von den Drachenreiter. Murtagh strich sich schnell über sein Wams um sicher zu gehen, dass seine Kleidung den richtigen Sitz hatte. Unwillkürlich fing er eine Welle der Belustigung von Dorn auf.
- "Keine Sorge! Deine Herzdame bei deinem Anblick nicht erschrecken." -
Der Drachenreiter ertrug den Spott seine Seelengefährten mit stiller Würde und betrat schließlich den Konferenzraum. Nasuadas Abbild blickte ihm bereits durch den Spiegel entgegen. Als ihm die dunkelhäutige Frau ein Lächeln schenkte kam Murtagh nicht umhin festzustellen, dass sich seine gesamte Stimmung hob.
"Ich nehme an, Du kannst mir schon vorstellen warum ich mich mit dem Verbindung setze."
Murtagh lachte in sich hinein. Das war Nasuada wie sie leibte und lebte. Kein überflüssiges romantisches Gesäusel sondern direkt auf den Punkt.
"Weil du es ohne deinen unverschämt gut aussehenden Ehemann nicht länger ertragen hat?"
Ob es Sarkasmus oder tatsächlicher Humor war konnte Dorns Reiter nicht wirklich sagen in jedem Fall genoss er, dass es Nasuada kurz zum Lachen brachte.
"Wie kannst du mir nur so etwas unterstellen?" antwortete die Königin. "Wenn du mich nicht ständig ablenkst komme ich wenigstens mal zum Arbeiten. Aber nun Spaß beiseite, ich nehme an, dass du gespürt hast das dein Zauber etwas aufgefangen hat."
Ein Teil von Murtagh bedauerte es, dass seine Gattin so schnell sachlich wurde. Eben dieser Teil wünschte sich mit ihr gemeinsam auf dem Landsitz im Norden zu sein fern ab von all diesen Problemen.
"Ja, ich habe etwas gespürt. Die Reaktionen war nicht so stark, als dass ich auf ein großes Verbrechen tippen würde aber irgendetwas muss vorgefallen sein."
Nasuada nickte.
"Offenbar hat Tjurin versucht in Triannas Labor einzudringen. Leider hat sich ein Mitglied der Magiergilde zu früh eingemischt. Gegen ihn haben wir noch immer nichts handfestes aber Elva ist der Meinung, dass sich in Triannas Labor etwas verbirgt was außerordentlich gefährlich sein kann. Ich bin daher der Meinung, dass der Raum durchsucht werden muss. Leider hat Trianna einen Schutzwall um das ganze Labor gelegt."
"Ich verstehe, du brauchst dich also damit ihr den Raum öffnen könnt."
"In der Tat. Ich würde dich bitten so schnell wie möglich nach Ilirea zurückzukehren."
Murtagh überlegte kurz. Er musste die anderen Drachenreiter informieren und wollte noch einmal alle Schutzwälle, die er um den Kokon gelegt hatte überprüfen. Das würde in etwa eine Stunde in Anspruch nehmen.
"Ich denke, dass wir schon bald hier aufbrechen können." versicherte er seiner Gattin. "Wenn alles gut geht und der Wind auf unserer Seite ist sollten wir die Hauptstadt morgen Abend, spätestens übermorgen Früh erreichen."
"Sehr gut." ein leichter Glanz in den Augen seiner Gemahlin verriet Murtagh, dass sie sich nicht nur aus professionellen Gründen freute. "Ich denke, es wäre das beste, wenn ihr Trianna mitbringt. Sollten wir wirklich verbotene Gegenstände in ihrem Labor finden könnten wir sie dann gleich befragen."
"Dorn wird sich freuen." murmelte Murtagh sarkastisch. Der rote Drache konnte die Magierin nicht ausstehen. "Ich denke aber, es wäre besser wenn wir Trianna nicht informieren warum sie zurückkehren soll. Wer weiß ob sie nicht irgendwelche Vorkehrungen getroffen hat. Wenn sie weise genug war ihr Labor mit einem Schutzwall zu verschließen, dann......"
"Hat sie vielleicht auch Vorkehrungen getroffen um belastendes Material zu vernichten." Nasuada führte den Gedankengang ihres Gatten zu Ende und überlegte kurz. "Sag dir einfach, dass ich von euch einen Bericht aus erster Hand haben will. Das dürfe keinen Verdacht erregen und Trianna sogar freuen, dass sich ihrer Meinung soviel Bedeutung beimesse."
Murtagh nickte und beendete, nachdem sie noch einige Informationen ausgetauscht hatten das Gespräch mit Alagaesias Königin.
"Du hast recht", knurrte Dorn.                                                                                                                                           "Ich bin nicht besonders erbaut davon diese Hexe auf meinem Rücken zu haben. Du weißt, wie ich über sie denke." 
"Sieh es mal so Großer: Wenn die Durchsuchung von Triannas Labor etwas ergibt dürfte wohl jede Menge Ärger auf deine spezielle Freundin warten." 
Eine Welle grimmiger Vorfreude ergoss sich in Murtaghs Geist.
"Dann sollten wir schnell aufbrechen." 

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt