Der schrille Todesschrei der den Kampfeslärm im ehemaligen Nomadenlager überdeckte ließ Ismira zusammenzucken. Für ihre vom Adrenalin geschärften Sinne war das Geräusch außerordentlich unangenehm. Was sie allerdings entdeckte als sich nach der Quelle umsah entschädigten sie für die akustische Missetat.
Anarie und Tailon war es gelungen den Schatten-Letherblaka zu vernichten. Ismira kam auch nicht umhin vor stolz fast zu platzen als sie sah, dass es ihrer Drachendame war die, mit einem improvisierten Speer, das Leben dieser dämonischen Kreatur beendet hatte.
Die graue Haut des Flugwesens schälte sich wie altes brüchiges Papier von den Knochen die ebenfalls langsam zu Staub zerfielen.
"Achtung! Da braut sich etwas zusammen."
Cales warnender Ruf beendete den kurzen Moment des Hofgefühls indem die junge Adelige versunken war. Hastig blickte sie in die Richtung, die Cale mit einem Kopfnicken andeutete. Es waren nur noch etwa ein Dutzend Gule übrig und diese schien plötzlich kein Interesse mehr daran zu haben den Kampf fortzusetzen. Vielmehr hatten die entstellten Wesen eine Formation gebildet zwischen den Drachenreitern und dem Schatten Netor.
Während Anarie und Tailon wieder an die Seite ihrer Reiter eilten hatte sich ihr eigentlicher Feind von seinem Beobachtungsplatz erhoben und schritt langsam auf sie zu. Da bei klatschte er beiläufig Beifall. Den Dauthdaert hatte er dabei in seine Armbeuge geklemmt. Kalter Zorn lag auf den Gesichtszügen des Dämons als er das Wort an seine Gegner richtete:
"Wirklich beeindruckend meine jungen Freunde! Dass ihr mit den Gulen recht annehmbar fertigwerden würdet habe ich vorausgesehen aber ich muss euch ein Kompliment machen. Das ihr mein Haustier getötet habt stellte wirklich eine leichte Unannehmlichkeit für mich da. Ich hatte Pläne mit dieser Kreatur. Nun Pläne kann man ändern. Ich hoffe, dass das Bewusstsein mir tatsächlich ein wenig Ärger bereitet zu haben euch euren nun unmittelbar bevorstehenden Tod etwas erleichtern wird. Seht ihr, es war wirklich ein interessantes Intermezzo aber ich befürchte ich kann jetzt nicht mehr Zeit in euch investieren. Meine Brüder und Schwestern und auch ich wir haben noch eine Rechnung mit dem Elfenvolk offen und wir warten schon viel zu lange auf unsere Rache!"
Ismira sah wie sich die Lippen ihres Gegners bewegten und praktisch im selben Augenblick spürte die junge Frau die sich etwas unsichtbares und eiskaltes um ihre Glieder legte. Einen Wimpernschlag später war sie nicht mehr in der Lage auch nur einen Muskel zu bewegen und sie war sich sicher, dass es Cale und den beiden Drachen genauso ging.
Der Schatten packte die Lanze in seine armbeuge wieder mit festem Griff und richtete die Spitze auf seine Feinde. Die Gule die ihm bisher abgeschirmt hatten traten jetzt einige Schritte zur Seite und öffneten einen Durchgang für ihren Meister.
"Nun, wer möchte als erster?" erkundigte sich der Schatten im Plauderton.
Noch bevor allerdings einer der junge Reiter auf die Arroganz des dunklen Wesens reagieren konnte geriet die Welt um sie herum in Aufruhr.
Ein gleißendes Licht blendete alle Anwesenden und ein ohrenbetäubender Knall überdeckte jedes andere Geräusch.
Für einige Augenblicke verlor Ismira jegliche Orientierung. Hätte sie unter ihren Füßen nicht den festen Steppenboden gespürt wäre es für sie sogar unmöglich gewesen zu bestimmen wo oben oder unten war.
Die junge Frau blinzelte und versuchte ihre Augen dazu zu bringen ihren Dienst wieder aufzunehmen. Was sie sah als es ihr schließlich gelang ließ ihr Herz höher schlagen und Hoffnung aufkeimen. Sie sah den Schatten Netor, der sich unter Schmerzen verzehrten Schreien die Hand vor die rechte Gesichtshälfte drückte. Schwarzes Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch wärend er mit dem ihm verbliebenen linken Auge das Wesen musterte welches ihm die Verletzung beigebracht hatte. Zu Ismiras grenzenloser Erleichterung erkannte sie ihren Onkel. Dieser hatte die vorübergehende Verwirrung des Schattens ausgenützt und mit seiner übermenschlichen Geschwindigkeit einen Angriff auf das dämonische Wesen gestartet. Gerade als der Schatten nun seinerseits den Anführer der Reiter angreifen wollte näherte sich eine zweite Gestalt dem Dämonen. Auch dieses Wesen bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die für das menschliche Auge fast nicht mehr wahrnehmbar war. Etwas tiefer grünes raste durch die Luft! Netor machte einen Satz zur Seite doch er entkam nicht vollständig der smaragdgrünen Klinge von Aryas Schwert.
Ismira konnte nur bewundern wie viel Ruhe auf den Gesichtszügen ihrer elfischen Tante stand. Es schien fast als hätte die Drachenreiterin jede Emotion wie ein Gewand abgelegt und war zu einem Wesen geworden, dessen einziger Lebenszweck in der Erfüllung der selbst gestellten Aufgabe lag. Der Vernichtung dieses Schattens!
"So so! Jetzt wird die Sache doch noch......".
Die beiden ältesten Drachenreiter ließen dem Schatten keine Gelegenheit ein Gespräch zu beginnen sondern oben erneut ihre Klingen und griffen erneut an. Offenbar hatten sowohl Eragon als auch Arya den festen Entschluss gefasst den Kampf zu dominieren und ihrem Gegner keine Gelegenheit zu geben Atem zu schöpfen.
Ismira wünschte sich nichts mehr als ihren Onkel nun helfen zu können aber selbst wenn sich hätte bewegen können musste sich die junge Frau eingestehen, dass sie wohl eher im Weg gestanden wäre. Der Anblick den die beiden Drachenreiter beim Angriff auf ihrem Gegner boten war atemberaubend. Nicht nur die Kraft und Geschwindigkeit mit der sie ihre Angriffe führten überstiegen alles was Ismira in ihrem kurzen Leben bisher gesehen hatte sondern Eragon und Arya kämpften auch mit einer Harmonie, dass man glauben konnte ein einzelnes Wesen griffe Netor an.
Doch auch der Schatten wusste sich zu wehren. Er ließ seine Lanze durch die Luft wirbeln bis Nieren nur noch ein giftgrünes Schimmern war und parierte jeden gegen ihn geführten Schlag.
Sich spürte Ismira, wie sich die magische Umklammerung löste und sie sich wieder bewegen konnte. Genauso ging es den beiden Jungdrachen und Cale.
Etwas unschlüssig starten sich die jüngsten Schützlinge des Ordens an, unsicher was sie nun tun sollten. Noch bevor sie zu einer Entscheidung kommen konnten tauchte, scheinbar wie aus dem Nichts Murtagh vor ihnen auf.
"Geht es euch vieren gut?" Erkundigte sich Eragons Bruder und schlug dabei einen Tonfall an der deutlich machte, dass er nun klare kurz gehaltene Antworten wollte und keine lange Diskussion.
Cale und die beiden Drachen bestätigten, dass sie unverletzt waren und auch Ismira nickte.
"Gut, Eragon, Arya und ich haben uns mit Magie zu euch Teleportiert. Vorher haben wir die Situation mithilfe der Traumsicht studiert und einen Plan entwickelt. Eigentlich sollten Dorn und ich uns dem Schatten Letherblaka wittmen. So ist dieses Vieh?"
"Anarie und Tailon haben ihn getötet!" erwiderte Ismira und hatte den Eindruck, dass ihre Drachendame unter dem Stolz in der Stimme ihrer Reiterin um einige Zentimeter zu wachsen schien.
Murtagh blinzelte einmal überrascht und ließ seinen Blick über die toten Körper der Gule wandern.
"Nicht übel. Er hat euch wirklich gut geschlagen." lobte der Drachenreiter wurde dann aber wieder ernst. "Gut, um die restlichen Gule wenn ich mich kümmern und Arya und Eragon unterstützen sollten Sie meine Fähigkeiten am Schwert brauchen. Ihr vier zieht euch bitte in diese Richtung zurück."
Murtagh deutete mit dem Arm Richtung Süden.
Ismira hatte bereits den Mund geöffnet und wollte widersprechen doch ihr Onkel fuhr ihr über den Mund.
"Ich weiß, dass ihr helfen wollt. Das sollt ihr auch. Verborgen durch einige Tarnzaubern wartet in dieser Richtung Aylon auf euch. In Kürze werden die Geister mit denen wir uns verbündet haben angreifen und Netor hoffentlich von seinen Brüdern und Schwestern abschneiden. Zusätzlich wird Aylon dann beginnen den Einfluss des Dauthdaert Nieren zu stören. Während er das tut wird er sehr verwundbar sein. Er muss sich vollständig auf das konzentrieren können was er tut und es wird ihm viel Kraft kosten. Ihr vier müsst ihn beschützen. Wir können uns nicht nur auf die Tarnzaubern verlassen. Beschützt ihn und helft ihm so gut ihr könnt!
Ismira war zwar etwas skeptisch und überzeugt davon, dass man ihnen die Aufgabe zugewiesen hatte die in dieser Situation am ungefährlichsten war, wagte aber keinen Widerspruch. Gemeinsam mit Cale und den Drachen zog sie sich in die Richtung zurück die Murtagh ihnen gewiesen hatte.
"Nun sei nicht beleidigt Rotschopf!", meldete sich Anarie."Vergiss nicht, dass wir nun mal die jüngsten des Ordens sind. Was erwartest du?". Obwohl Ismira ihrer Drachendame zustimmte, wuchs ihre Enttäuschung noch als sie durch das magisch Tarnfeld traten und erkannten, dass bei Aryas Bruder Aylon auch Saphira, Dorn und F'iernen Posten bezogen hatten. Offensichtlich hatte der Elf allen Schutz den er brauchte.
"So, Ihr habt also den Schatten- Ra zac getötet.", summte Saphira und begrüßte ihre Enkel liebevoll.
"Schatten-Letherblaka!", verbesserte Anarie.
"Genau! Mit einem Schatten-Ra zac wäre jeder von uns auch alleine fertig geworden."
Saphira lachte schnarrend und stieß ihre beiden Enkel liebevoll mit der Schnauze an.
"Ich bin froh zu sehen dass es euch gut geht." begrüßte nun auch Aylon die Neuankömmlinge. Obwohl der Stimme des Elfen die für sein Volk typische überirdische Schönheit innewohnte entgegen keinem der jungen Reiter der Tiefe Ernst der mitschwang. "Sobald ich mich ans Werk machen verlasse ich mich auf euch ihr jungen Reiter und Drachen. Die Tarnzaubern habe ich gewirkt um Eragon, seinem Bruder und meiner Schwester möglichst viel Kraft zu belassen. Der Zauber mit dem ich Netors Einfluss auf die Geister des Hasses stören werde verbraucht sehr viel Kraft. Deswegen sind Saphira, Fíernen und Dorn hier. Diese ehrenwerten Sculblaka haben sich bereit erklärt mich mit ihrer Kraft zu unterstützen. Trotzdem könnte es passieren dass ich die Tarnzaubern nicht mehr aufrechterhalten kann. Das ist abhängig davon wie lange der Kampf dauert. Wenn die Tarnzaubern fallen seid Ihr vier meine einzige Verteidigung."
"Wir verlassen uns auf euch vier!"
Die tiefe Stimme des smaragdgrünen Drachen verlieh seinen Worten zusätzliches Gewicht.
Ismira schämte sich ein wenig, dass sie so kindisch gewesen war, enttäuscht darüber zu sein, dass man sie beschützen wollte. Ihr Onkel und seine Mitstreiter hatten sich in den Kampf geworfen um sie, Cale und die beiden Jungdrachen zu schützen. Die Freude über das auftauchen der anderen Drachenreiter hatte die junge Frau kurzfristig in ein falsches Gefühl von Sicherheit gehüllt. Der Kampf war bei weitem noch nicht entschieden das verriet das klirren von Metall auf Metall das aus dem Lager zu ihnen herüberwehte. Ismira festigte den Griff um ihr eigenes Schwert und versuchte sich damit zu beruhigen, dass die anderen Reiter offenbar einen Plan entwickelt hatten. Einen Plan indem sie eine Rolle spielte und sie gedachte diese Rolle auszufüllen. ________________________________________________________________________________ Ich werde den Rest der Geschichte in der nächsten Woche veröffentlichen solange noch Ferien sind. Also wird die Geschichte dann wahrscheinlich bis nächsten Mittwoch beendet sein. Wie lange habt ihr noch Ferien?
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...