"Das hättest du dir nicht sagen sollen Aylon!" tadelte Altovan. Auch er hatte inzwischen seine Maske abgenommen und Eragon erkannte einen Elfen mit schwarzen Haaren, der demjenigen, der sich als Aylon vorgestellt hatte ein Jahren überlegen schien.
"Wir haben diese Leben hinter uns gelassen wir sind......"
Aylon fiel Altovan nun ins Wort: "Das erzählst du uns nun schon seit über 100 Jahren. Ich weiß, dass es deine Art ist mit dieser Situation fertig zu werden aber......"
Eragon ignorierte den Streit der sich zwischen den beiden Elfen zu entwickeln schien. Offenbar eine ältere Auseinandersetzung. Die übrigen Mitglieder der Hüter schien um einiges zu unentschlossen zu sein um eine Gefahr darzustellen, daher konzentrierte sich der Anführer der Reiter lieber auf seine Gefährtin. Ihre Gefühle kontrollierte Arya zwar mit bemerkenswerter Disziplin, dennoch kannte Eragon die schöne Elfe gut genug um zu wissen, dass das, was sie soeben erfahren hatte ausreichend war um ihr Weltbild auf den Kopf zu stellen. Aylon hatte praktisch behauptet Aryas älterer Bruder zu sein.
Leise trat Eragon an die Seite seiner Gefährtin und streckte seine geistigen Fühler nach ihrem Geist aus. Wie er es erwartet hatte stand der Orkan, der in Aryas innersten Tote in keinem Verhältnis zu dem, was man ihr ansah. Deutlich spürt er auch, dass es Arya im Grunde vorgezogen hätte mit ihren Gefühlen allein zu sein aber Eragon wusste, dass sie jetzt Unterstützung nötig hatte. Familie war stets ein sehr intimes Thema für seine Gefährtin gewesen und in gewisser Weise ihr wunder Punkt. Eragon konnte das gut verstehen. Die ehemalige Prinzessin der Elfen war nicht vom Glück verfolgt gewesen wenn es um ihre Familie ging. Sie hatte nie wirklich die Gelegenheit bekommen ihren Vater kennen zu lernen und über Jahrzehnte hinweg war das Verhältnis zu ihrer Mutter sehr angespannt gewesen und der Krieg hatte den beiden Frauen die Möglichkeit genommen sich in vollem Umfang auszusprechen. Zusätzlicher Schaden war durch den Verrat ihres Onkels angerichtet worden. Allein ihre Cousine Narie und die Erfahrungen die Arya mit Eragons Familie gemacht hatte wirken diesen schmerzhaften Begebenheiten entgegen.
Worte allerdings schien dem Anführer der Reiter in dieser Situation um einiges zu umständlich und unpräzise zu sein. Daher übermittelte Eragon einfach eine Abfolge von Gefühle und Erinnerungen. Die Verunsicherung, die er empfunden hatte als er von seinem Onkel Garrow und seiner Tante Marian erfahren hatte, dass er nicht ihr leibliches Kind sondern nur ihr Neffe war. Sein Schmerz und seine Trauer ob Garros Tod und der versäumten Gelegenheiten mit Brom. Auch den Schock, den er auf den brennenden Steppen erlitten hatte, als er annehmen musste, Morzan sei sein Vater teilte er mit Arya. Er wollte ihr auf diese Weise sagen, dass er ihre Verwirrung und ihre Angst nachvollziehen konnte. Gleichzeitig bemühte er sich jedoch auch Hoffnung und Zuversicht zu wecken indem er übermittelte was er für Roran, dessen Familie und Murtagh emfand. Er wollte ihr zeigen, dass es durchaus lohnend war sich Verwandten zu öffnen. Besonders die Entwicklung seines Verhältnisses zu sein Halbruder teilte er mit der Elfe. Selenas Söhnen war keine gemeinsame Kindheit vergönnt gewesen und Galbatorix Grausamkeit hatte ein familiäres Verhältnis lange unmöglich erscheinen lassen.
Als der Strom der Gefühle, die Eragon übermittelte versiegte Blicke Arya in aus ihren unergründlichen grünen Augen an. Saphiras Reiter spürte sie auch sie ihm etwas übermittelte. Dankbarkeit, Anerkennung und Erleichterung darüber, dass Eragon ihre Situation wirklich nachvollziehen konnte.
Der Anführer der Reiter ergriff zärtlich die Hand der Elfe und nickte ihr aufmunternd zu.
"Also Moment, wenn ich das richtig verstehe bist du der Bruder meiner Tante Arya?"
Eragon musste sich praktisch auf die Zunge beißen um nicht laut los zu lachen. Einmal mehr wurde er Zeuge davon, dass er noch einen langen Weg vor sich hatte bevor Ismiras unverblümte, leicht unüberlegte Art als gezähmt gelten konnte. Inzwischen hatten die jungen Drachenreiter ihre Schwerter wieder weggesteckt und Ismira hatte mit ihrer Frage den Streit der beiden Elfen, der ohnehin an einem toten Punkt angekommen schien, unterbrochen.
"Tante?"
Aylon Stimme klang leicht verwirrt. Zwar zeigten sich bei Ismira inzwischen bereits einige körperliche Veränderungen wie sie für menschliche Drachenreiter typisch waren aber dennoch war sie eindeutig als Menschenfrau zu erkennen.
"Ja, Tante." erklärte Arya. "Die Schwägerin meines Gefährten Eragon ist Ismiras Mutter und sie hat mich vor einigen Jahren in ihre Familie aufgenommen. Eragon hier mag wie ein Mitglied unseres Volkes aussehen doch das rührt von einer Verwandlung durch die Drachen her."
"Eine Elfe, die einen menschlichen Haus beitritt?" Altovan zu Frage brachte zwar nicht direkt Ablehnung zum Ausdruck sondern vielmehr Verwunderung.
"Warum nicht?" schmunzelte nun Aylon. "Es ist etwas ungewöhnlich aber die junge Drachenreiterin Ismira scheint zumindest einen Sinn für das Wesentliche zu haben."
Eragon konnte beobachten, wie seine Nichte das Lob von Aryas Bruder offenbar gefiel. Auch Saphiras Reiter selbst war erfreut, dass seine Abstammung offenbar kein Problem für Aryas verschollenen Verwandten zu sein schien. Dieser fuhr indes fort:
"Wir haben diese Diskussion schon so oft geführt Altovan. Ich bezweifle dass wir heute zu einem Ergebnis kommen werden das sich von dem Patt unterscheidet der schon seit jeher zwischen uns besteht. Ich stimme dir zu, dass es richtig war, dass wir uns beim Angriff der Verräter auf diese Insel versteckt gehalten haben. Der Verräter Galbatorix wäre noch um einiges stärker gewesen wäre ihm das Objekt in die Hände gefallen, dass wir beschützen. Kritischer sehe ich, dass du mir untersagt hast meine Mutter zu kontaktieren nach dem der Orden der Drachenreiter gefallen war. Sie musste glauben, dass ich tot bin und es schmerzt mich, das in diesem Glauben gestorben ist. Doch was geschehen ist ist geschehen. Wir müssen uns nun auf die Gegenwart konzentrieren und in diesem Sinne möchte ich zunächst einmal die hier anwesenden Drachenreiter darum bitten und die Gründe ihres Hierseins zu erläutern. Wir müssen uns damit auseinandersetzen!"
Altovan ließ sich offenbar die Worte von Aryas Bruder durch den Kopf gehen und nickte schließlich.
"Ich entschuldige mich dafür, dass wir euch und eure Begleiter nicht angemessen begrüßt haben Eragon-Eldar. Wir nehmen nur die Aufgabe die uns übertragen wurde sehr ernst. Er hat uns jedoch einen hinreichenden Grund genannt wieso das von euch vorgebrachte Dokument ein anderes Siegel trägt als das welches wir erwartet haben. Darf ich davon ausgehen das in diesem Schriftstück der Grund eures Hierseins erklärt wird."
"In der Tat." bestätigte Eragon und überreichte dem älteren Elfen die Schriftrolle. "König Maranus hat diese Nachricht nach den Vorgaben in den Zeugnissen der Schande verfasst. Sie wird durch eine Übersicht über die zurückliegenden historischen Ereignisse geben und euch über die Bedrohung aufklären in der sich Alagaesia zurzeit befindet. Im Zusammenhang mit dieser Bedrohung bitten wir um Zugriff auf das euch anvertrauter Objekt."
Altovan nickte sachlich und nahm die Schriftrolle entgegen.
"Wir werden einige Stunden brauchen dieses Dokument zu studieren und über unsere Entscheidung abzustimmen Argetlam. Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis."
Eragon nickte. Maranus hatte sie vor der Abreise darüber informiert, dass das Vorgehen der Hüter strengen Regeln unterlag. Es war verständlich, dass sie keinen vorschnelle Entscheidung treffen würden.
Altovan nahm Eragons Zustimmung dankend zur Kenntnis und bedeutete den anwesenden Mitgliedern der Hüter ihm zu folgen.
"Wenn du nichts dagegen hast Altovan würde ich gerne der unseren Gästen bleiben." Sagte Aylon. "Du kennst mich gut genug, um zu wissen wie ich abstimmen würde wenn dir die Fakten bekannt sind. Ich weiß, das du gerecht bist und meine Meinung achten wirst."
Altovan nickte und lächelte den jüngeren Mitglied einer Gruppe versöhnlich zu. Die beiden Elfen waren offenbar von Zeit zu Zeit unterschiedlicher Meinung doch es schien keine tiefe Abneigung oder Feindschaft zwischen ihnen zu bestehen. Sie standen offen für ihre Überzeugungen ein aber achteten den jeweils anderen.
Während sich die übrigen Hüter zurückzogen löste sich Arya von Eragon und trat auf Aylon zu. Beruhigt stellte der Anführer der Reiter fest, dass sich ehrliches Interesse bei seiner Gefährtin abzeichnete.
"Du stellst einen unerwarteten Faktor dar." sagte Arya schließlich.
Aylon schmunzelte bevor er antwortete: Du bist eindeutig die Tochter unserer Mutter. Ihr Tonfall war auch stets so sachlich."
Arya schlug kurz die Augen nieder und lächelte ebenfalls.
"In jedem Fall verstehe ich nun warum meine Mutter so vehement dagegen war, dass ich das Yawe nehme und als Botschafterin zu den Varden gehe. Ich habe auch nie wirklich verstanden warum sie sich von unseren Verbündeten verschlossen hat als sie annahm ich sei umgekommen. Es hatte etwas Selbstzerstörerisches. Aber nun macht es Sinn. Sie wollte nicht noch ein Kind an das Schicksal verlieren und als sie glaubte eben das sei geschehen...."
"Es erklärt in der Tat einiges." murmelte Eragon.
"Es hat Mutter damals sehr getroffen, dass ich für diese Aufgabe ausersehen worden bin." Bestätigte Aylon.
Gemeinsam mit ihren Schülern und dem unerwarteten Gast zogen sich die Drachenreiter in ihr provisorisches Lager zurück. Bald saßen sie um das Lagerfeuer und Aylon erklärte, dass er sich im Grunde nicht freiwillig für diese Aufgabe gemeldet hatte. König Evander hatte damals beschlossen, dass er nicht einfach Angehörigen seines Volkes befehlen durfte ihr gesamtes Leben aufzugeben. Deswegen ließ man das Los entscheiden. Jeder geübte Magier des Elfenvolkes der über die hinreichenden Fähigkeiten verfügte nahm an dieser Verlosung teil. Man hatte der Königsfamilie zwar angeboten den Namen ihres bis dato einzigen Sohnes nicht zu berücksichtigen aber Aylon hatte darauf bestanden. Er begründete das damit, dass er keine Sonderbehandlung wünschte.
"Es war mir zumindest ein Trost, dass Mutter und Vater nicht gezwungen wurden mich zu vergessen.
Arya schüttelte bedauernd den Kopf.
"Ich denke wenn die gegenwärtige Krise überwunden ist müssen wir diese Regelung für die Bewachung des Dauthdaert noch einmal überdenken. Es scheint mir einfach keine gute und vor allem keine dauerhafte Lösung zu sein."
"Im Grunde bin ich dann deiner Meinung Arya." bestätigte Aylon die Aussage seiner neugewonnenen Schwester. "Für keinen von uns war es leicht. Altovan ist längst nicht so verschlossen wie ihr ihn hier erlebt habt. Er hat aus unserer Isolation quasi eine Lebensweise gemacht. Wir sind die Vergessenen! Wir existieren gar nicht. Es ist seine Art damit fertig zu werden, dass wir so weit von zuhause entfernt sind. Jeder von uns vermisst die Heimat. Aber selbst wenn wir zurückkehren würden wäre es schwierig für uns in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen."
"Weil mit Ausnahme von Königin Islanzadi und König Evander sich niemand an euch erinnern wird nicht war?" erkundigte sich Cale.
"Sehr richtig junger Reiter." nickte Aylon. "Die Mitglieder unseres Volkes würden uns zwar nicht unbedingt mit Ablehnung begegnen aber durch unsere Langlebigkeit haben einige meiner Mitstreiter sicherlich noch Verwandte oder Freunde die sich aber schlichtweg nicht an sie erinnern werden. Man stelle sich vor ein Mitglied unserer Gruppe tritt vor seiner Eltern und die eigene Familie erkennt einen nicht!"
"Vielleicht können wir da helfen." hob Eragon an. "Eine Frage Aylon: wurden die Erinnerungen an euch und euren Mitstreiter brauchen Volk nur blockiert oder wurden sie komplett aus den Gehirnen eurer Freunde und Verwandten gelöscht?"
"Soweit ich weiß wurden sie lediglich blockiert Argetlam." erklärte der Hüter. "Mein Vater schloss die Möglichkeit nicht aus, dass unsere Aufgabe zeitlich begrenzt sein würde aber es ist nicht einfach einen solchen Zauber wieder aufzuheben. Es dürfte praktisch sicher sein, dass Teile der Erinnerung für immer verloren gehen."
"Nicht unbedingt." widersprach Arya. "Ich denke ich weiß warum sich mein Gefährte bei dir nach der genauen Art des Zauber erkundigt hat. Uns steht ein wieder entdeckte Teil der alten Sprache zur Verfügung der es möglich macht problemlos derartige Zauber rückgängig zu machen. Genaues kann ich dir nicht sagen weil es ein gut gehütetes Geheimnis des Ordens der Reiter ist aber ich denke die Möglichkeiten einer Rückkehr sind durchaus gegeben."
"Ich hoffe es, Schwester. Halte mich nicht wirklich vergessen aber ich bin der Isolation überdrüssig. Ich würde dich gerne kennen lernen und den Rest der Familie zu der du nun gehörst. Als ich unserer Heimat verließ hatte unsere Mutter dich gerade erst emfangen. Es war noch so früh, dass es noch nicht einmal möglich war zu sagen ob es ein Bruder oder eine Schwester wäre die ich nicht kennen lernen würde. Ich bin dankbar, das sich nun doch diese Möglichkeit erhalte."
"Meine Eltern werden sich bestimmt über einen neuen Schwager freuen." erklärte Ismira entschieden. "Sie konnten ja schon von Marlena gar nicht genug bekommen."
"Marlena?" erkundigte sich Aylon unsicher.
"Ismira, nun überforder deinen neuen Onkel mal nicht so." tadelte Eragon mit gespielter Strenge.
"Eragon ist nicht nur mein Gefährte." erklärte Arya ihrem Bruder lächelnd. "Er ist auch der Vater meiner kleinen Tochter."
"Ihr wurde mit einem Kind gesegnet Schwester?!" Aylon schien freudig überrascht. "Du bist in sein Haus aufgenommen worden, ihr habt eine Tochter.... eure Liebe muss tief gehen."
"Das tut sie." bestätigte Arya und schenkte Eragon ein Lächeln, das dessen Herz höher schlagen ließ.
Ein leises Räuspern erregte die Aufmerksamkeit der Gruppe. Altovan trat näher in den Schein des Feuers.
"Verzeiht dass ich störe aber wir sind zu einer Entscheidung kommen Drachenreiter." erklärte der Elf. "Ihr habt es wirklich mit einer ernsten Situation zu tun und es ist ganz klar, dass wir uns so gut es geht unterstützen werden. Bitte begleitet uns doch in unsere Unterkunft einige Fragen haben meine Freunde und ich noch."
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...