- "Rotschopf! Aufwachen!" -
Ismira gab nur ein unwirsches Brummen von sich. Sie hatte das Gefühl gerade erst eingeschlafen zu sein. Nachdem sich die Versammlung im königlichen Palast der Elfen aufgelöst hatte musste die junge Drachenreiterin zuerst eine Maßregelung durch ihren Onkel über sich ergehen lassen. Glücklicherweise fiel diese sehr milde aus da Glaedr ihr während der Versammlung Beistand geleistet hatte.
Auch die Tatsache, das Ismira sich einsichtig gezeigt hatte war für sie von Vorteil gewesen. Praktisch in dem Augenblick indem das Wort kindisch über ihre Lippen kam hatte sich die junge Frau selbst auf die Zunge beißen wollen. Sie wusste dass das unangemessen gewesen war aber sie hatte nicht widerstehen können. Noch gut hatte sie in Erinnerung wie hochnäsig dieser Elf Cale bei ihrem letzten Zusammentreffen behandelt hatte und letztlich war seiner Einstellung eine Beleidigung für das ganze Volk der Menschen gewesen. Däthedr hatte sich als Angehöriger einer Rasse präsentiert die Ismiras Volk weit überlegen war. Es hatte ihr grimmige Befriedigung verschafft den Fürsten darauf hinzuweisen, wie unreif sein Verhalten gewesen war.
Im Anschluss an ihre Zurechtweisung hatte sich die junge Drachenreiterin noch kurz mit Cale getroffen. Die beiden Schüler des Ordens waren in Baumhäusern untergebracht die speziell für Drachenreiter und die Bedürfnisse ihrer Seelengefährtin ausgelegt waren. Es hatte die junge Frau überrascht, zu erfahren, dass Däthedr noch einmal das Gespräch mit Cale gesucht hatte. Im wesentlichen hatte sich der Elfenfürst offen dazu bekannt, hinter dem Einbruch ins Quartier des jungen Reiters in Emfielion gestreckt zu haben und sich dafür entschuldigt. Er hatte zwar klargemacht, dass er noch weitere Zeit der Selbstfindung brauchen würde bis er sicher sagen konnte wie er zu dem jungen Nachkommen seines Bruders stand aber trotzdem war Cale positiv überrascht gewesen. Sein entfernter Verwandter unter den Elfen schien wirklich bemüht zu sein sich zu ändern und über sein Leben nachzudenken. Dass dieser Vorgang, gerade bei einem Volk wie den Elfen, Zeit beanspruchen würde konnte man dem Fürsten kaum zum Vorwurf machen.
Da sie beide erschöpft waren hatten sowohl Cale also Ismira nur noch kurz bei einander gesessen und sich dann zum schlafen zurückgezogen.
Rorans Tochter war nicht besonders erfreut davon, dass jemand offenbar beschlossen hatte sie um ihre wohlverdiente Ruhe zu bringen. Die hartnäckige Stimme war zwar verstummt, dafür stieß sie nun etwas wiederholt gegen die Schulter.
- "Wacht endlich auf!" - Forderte die Stimme, die Ismira nun als die ihrer Drachendame Anarie erkannte ungeduldig.
"Was ist denn los?" nuschelt die junge Frau als sie sich aus ihren Laken schälte und widerspenstige Haarstränen aus ihrem Gesicht strich. Zwar füllte das mächtige Haupt der violetten Drachendame den größten Teil von Ismiras Gesichtsfeld aus aber dennoch ließ sich erkennen, dass der Elfenwald draußen noch immer in tiefe Nacht getaucht war.
- "Großmutter hat mich grade kontaktiert." - erläuterte junge Violette. - "Der König der Spitze-Ohren-zwei-Beine-Elfen-Maranus hat alle Drachenreiter zu einem sofortigen Treffen gebeten." -
Diese Information verscheuchte in Windeseile die Reste von Müdigkeit aus Ismiras Bewusstsein.
- "Mitten in der Nacht? Wie lange habe ich schon geschlafen?" -
- "Eure erste Besprechung im Königspalast der Elfen ist vor etwa fünf Stunden zu Ende gegangen. Du und dein Herzblatt habt etwa noch eine Stunde miteinander geredet und seid dann in eure Schlafkisten gekrochen." -
- "Diese Schlafkisten heißen Betten." - schmunzelte Ismira als sie sich erhob und damit begann sich anzukleiden.
- "Das weiß ich Rotschopf. Ihr Zweibeiner seid davon besessen alles und jedem einen Namen zu geben. Für uns Drachen ist das einfach nicht so wichtig." -
Ismira verschwand noch kurz in ihrem Badezimmer und brachte sich endgültig in einen vorzeigbare Zustand. Anschließend kehrte sie in den Wohnraum zurück und legte Anarie den Sattel auf. Die Reiterquartiere lagen etwas außerhalb des Stadtzentrums um es zu Besuch kommenden Drachen zu erleichtern die Grenzen von Ellesméra hinter sich zu lassen und Gebiete zu erreichen wo sie jagen konnten. Zu Fuß hätte Ismira sicher eine gewisse Zeit bis zum Königspalast der Elfen gebraucht. Auf dem Rücken von Anarie ließ sich diese Zeitspanne jedoch deutlich verkürzen.
Auf dem Flug schloss sich Cale auf Tailonss Rücken den beiden Seelenschwestern an, Insgeheim war Ismira erleichtert, dass sie nicht allein und als Letzte zu der Besprechung erscheinen würde.
Auf eine kurze Nachfrage hin erfuhr Rorans älteste Tochter, dass auch ihr Gefährte von seinem Seelenpartner nach Saphiras Ruf geweckt worden war. Auch Cale kannte keine Einzelheiten aber auch er war, wie Ismira; der Meinung, dass der Elfenkönig sowohl wichtige als auch verstörende Informationen erhalten haben musste wenn er seine Geste mitten in der Nacht zu sich rief.
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...