Mit gemischten Gefühlen starrte Tjurin auf den Punkt am Himmel wo vor kurzem der goldene Drache Joto verschwunden war. Das Bataillon der Nachtfalken hatte sein vorläufiges Ziel erreicht. Eine kleine Holzfällersiedlung am Nordufer des Tüdosten. Diese kleine Siedlung, die eigentlich nur aus wenigen primitiven Hütten bestand sollte das Basislager der Nachtfalken bilden. Allerdings hatte es eine äußerst unerfreulich Überraschung gegeben als die Truppen in das Dorf einmarschierten. Die Bewohner, etwa 100 Holzfäller und ihre Familien, waren niedergemetzelt worden. Einige der Leichen waren grausam verstümmelt und eine nähere Untersuchung der Verletzungen hatte eindeutig bewiesen, dass die Letherblaka und ihre Larven für diese Bluttat verantwortlich waren.
Der Anblick der vielen toten Körper hatte Tjurin schlagartig aus der Hochstimmung gerissen, in die er verfallen war als es ihm gelungen war Marons "Freundschaft" zurückzugewinnen. Sein Erfolg bei dem jungen Soldaten hatte ihm ein angenehmes Gefühl von Überlegenheit gegeben. Mit einigen wenigen Worten war es ihm gelungen seine Welt wieder zurechtzurücken.
Nun war von dieser Hochstimmung leider nicht viel übrig. Die Tatsache, dass man ihn und Maron angewiesen hatte mit einigen anderen Kameraden die Toten angemessen zu bestatten hatte seinen Teil dazu beigetragen.
Wer die Menschen, die Frauen, die Männer und Kinder gewesen waren die Tjurin in den letzten Stunden verscharrt hatte interessierte den Sohn des Herzogs zwar herzlich wenig aber der bloße Anblick des Massakers hatte ihn bewusst gemacht, in welcher Gefahr sie sich befanden.
Der Drachenreiter Ishaha hatte sich mit General Miros, dem Zwerg Burkott und den übrigen Offizieren des Bataillons beraten und schließlich waren sie zu einer Entscheidung gelangt. Der Reiter und sein Drache sollten weitläufig die Umgebung absuchen und versuchen die Spur der Ra zac und ihrer Elterntiere zu finden. Das Bataillon indes würde die Siedlung soweit es möglich war befestigen und zu einem Stützpunkt ausbauen. Falls es dem Reiter gelingen sollte Spuren der Ungeheuer zu finden, die die Soldaten verfolgten, würde er zum Lager zurückkehren und gemeinsam wollte man das weitere Vorgehen planen.
Auf der einen Seite konnte Tjurin diesen Plan nur gutheißen. Scheinbar ging der Reiter zunächst als einziger ein Risiko ein, während das Bataillon relative Sicherheit bot. Während er und seine Kameraden mit der Bestattung der Dorfbewohner beschäftigt waren hatte der Rest des Bataillons beachtliche Arbeit geleistet. Die Häuser des Dorfes wanden sich in einem weiten Kreis um einen kleinen Dorfplatz. Um das Dorf war nun eine Palisaden aus Baumstämmen errichtet worden und ein Graben würde es Angreifern zusätzlich schwierig machen das Bataillon zu überwältigen. Zur Freude der Elfen hatte sich in den Lagerhallen der Holzfäller genug Material befunden so dass keine weiteren Bäume im Silberwald geschlagen werden mussten.
Die Tatsache, dass er nun von einer schützenden Befestigungsanlage umgeben war beruhigte Tjurin zwar etwas doch wirklich entspannen konnte er sich nicht. Er konnte den Gedanken nicht abschütteln, was wohl werden würde wenn das Bataillon angegriffen wurde ohne dass der Reiter zugegen war?
"Hier, ich hab dir auch dein Abendessen mitgebracht." sagte Maron als er sich neben Tjurin an eines der Lagerfeuer setzte. Mehrere Feuerstellen erhellten den Dorfplatz und um jede hatte sich eine Gruppe von Soldaten gebildet.
Etwas unlustig starrte Tjurin in die Schüssel Gemüsesuppe die sein Kameradt ihm reichte. Aus Rücksicht auf die Elfen verzichtete man bei den Nachtfalken auf fleischhaltige Speisen. Es wäre sonst zu kompliziert für jedes Volk Eigenen Proviant mit auf den Marsch zu nehmen. Tjurin empfand das eher als eine Beleidigung. Sicher die Elfen waren starke Krieger und die fähigsten Magier aber drei Völker aßen Fleisch und nur die Spitzohren verschmähten es. Warum mussten drei hinter einem zurücktreten? Auch die Ration Brot mit Käse, die es zur Suppe gab, konnte den jungen Adligen nicht wirklich aufheitern.
"Was ist los?" wollte Maron kauend wissen. "Sind dir die Bestattungen so auf den Magen geschlagen?"
Hier zeigte sich mal wieder, dass Maron in der Tat ein Junge aus dem Pöbel war. Solange er den Bauch voll hatte war er zufrieden.
"Ich finde es falsch dass der General den Drachenreiter fortgeschickt hat." erklärte Tjurin ungehalten. "Was wenn uns die Ra zac jetzt angreifen? Der Reiter ist doch im Grunde unsere stärkste Waffe."
"Da hast du schon recht." nickte Maron. "Aber durch die Befestigungsanlage sind wir ja nun nicht ganz schutzlos. Außerdem haben unsere Magier irgendwelche Schutzwälle errichtet mit ihrer Zauberkunst. Und die Elfen haben den Silberwald durchsucht. In der unmittelbaren Nähe sind diese Monster nicht und wenn Sie uns doch angreifen müssen wir nur so lange standhalten bis der Reiter wieder bei uns ist. Der General hat diesen Ishaha darum gebeten sich nicht zu weit vom Lager zu entfernen. Die Magier können ihn immer über einen Spiegel kontaktieren."
"Ja, das stimmt schon." räumte Tjurin widerwillig ein. "Aber was wenn sich die Letherblaka durch Magie getarnt haben. Ich meine die Elfen haben mit Magie nach ihnen gesucht aber ein geschickter Zauberer kann sich vor solchen Maßnahmen schützen."
"Woher weißt du denn das?" erkundigte sich Maron neugierig.
Tjurin wusste, dass er nun vorsichtig sein musste. Er durfte nicht zu viel preisgeben.
"Du weißt ja, dass man mich dieser Magierin Trianna zugewiesen hatte. Ein paar Dinge habe ich da aufgeschnappt. Und es ist allgemein bekannt, dass die Elfen schon einmal von diesen Ra zac überrascht worden sind. Eine ganze Stadt sollen die zerstört haben. Weil sie irgendwelche neuen Fähigkeiten erlangt haben durch ihr Bündnis mit Shruikan."
"Du meinst die Stadt Osilon." Maron nickte. "Das stimmt, da haben die ganz schön gewütet. Die Spitzohren sind ja schließlich auch nicht unfehlbar. Doch seit diesem Angriff sind ja über 10 Jahre vergangen. Die Elfen werden das bestimmt nicht einfach auf sich sitzen gelassen haben. Einer von denen hat erzählt, dass sie zusammen mit den Drachenreitern eine Reihe von Zaubern erdacht haben die auch gegen diese finsteren Monster funktionieren. Du hast zwar recht, dass ein erfahrener Magier sich wohl auch vor Elfen verbergen könnte aber weder die Ra zac noch die Letherblaka beherrschen Magie. Sie sind nur fast immun dagegen. Sowie Schlangen gegen ihr eigenes Gift immun sind."
Diese Aussage von Maron beruhigte Tjurin in der Tat etwas. Vermutlich hatte sein Kameradt Recht. Es war eine Sache eine fast wehrloser Holzfällersiedlung zu überfallen aber ein bewaffnetes Bataillon der Nachtfalken? Das war etwas ganz anderes. Sicher waren die Ra zac und ihre Flugrösser klug genug vom Tatort zu verschwinden und nicht ihren Verfolgern in die Arme zu laufen.
Einige Stunden später hatte sich Tjurin in sein Zelt zurückgezogen und bemühte sich Schlaf zu finden. Da er zur Beerdigungsabteilung gehört hatte war nicht einmal der Zwerg Burkott so vermessen gewesen ihn auch noch zum Wachdienst einzuteilen. Obwohl er einen anstrengenden Tag hinter sich hatte wollte es dem jungen Adligen jedoch nicht gelingen Schlaf zu finden. Die Situation in der er sich befand erzeugte ein ständiges Gefühl von Anspannung bei ihm. Er konnte diese innere Unruhe einfach nicht abschütteln.
Ärgerliche drehte sich Tjurin von einer Seite auf die andere und versuchte eine bequeme Position zu finden. Das war allerdings leichter gesagt als getan. Als Sohn eines Herzogs war er bisher noch nie gezwungen gewesen in einem Zelt zu schlafen. Auf dem Marsch hierhin hatte die tägliche Anstrengung des Marschierens dafür gesorgt, dass er problemlos einschlief, doch heute war es anders. Außerdem begriff Tjurin nicht wieso sie nicht Quartier in den Häusern der ehemaligen Dorfbewohner nehmen konnten. Das hatte General Miros strikt untersagt. Die Begründung war einfach lächerlich! Er wolle keine Plünderer. Das, was ich noch in den Häusern befand sei nun Eigentum der Hinterbliebenen der hier Gefallenen. Bis einige Beamte der Königin eine Bestandsaufnahme gemacht hätten dürfte niemand die Häuser betreten. Als ob Tjurin irgend ein Interesse an den armseligen Habseligkeiten von ein paar Holzfällern gehabt hätte.
Gerade wollte Tjurin wieder die Augen schließen und erneut versuchen Schlaf zu finden als eine kräftige Windböe über sein Zelt hinwegfegte. Die Plane flatterte kurz dann war es wieder still. Irgend etwas war dem jungen Adligen unheimlich an diesem Wind. Eigentlich regte sich kein Lüftchen. Erneut wölbte sich die Zeltwand als eine kräftige Böhe sie traf. Das Geräusch, das den Wind begleitete, erinnerte Tjurin an den Klang der Flügel des gewaltigen goldenen Drachen. Kehrte vielleicht der Reiter zurück? Der Gedanke hatte etwas reizvolles!
Noch bevor sich Tjurin allerdings dieser Hoffnung hingeben konnte brach außerhalb seines Zeltes offenbar die Hölle los. Ein schrilles Kreischen erfüllte die Luft. Menschliche Schreie waren zu hören und ein atemloser Trompeter blies Alarm.
Das Blut in Tjurins Adern schien zu Eis erstarren. Sie wurden angegriffen! Eilig packte der junge Adelige sein Schwert. Er musste raus aus diesem Zelt! Nicht unbedingt um seinen Kameraden zu helfen aber um ein sicheres Versteck zu finden.
Das Chaos welches im Lager herrschte war überwältigend. Vier grässliche, geflügelte Kreaturen waren auf dem Dorfplatz gelandet und griffen die Krieger gnadenlos an. Ein bestialischer Gestank erfüllte die Luft. Die Nachtfalken des Bataillons hatten sich ihre Lanzen gegriffen und versuchten die geflügelten Angreifer einzukreisen. Diese jedoch entschlüpfen immer wieder und griffen ihrerseits an. Von keiner Seite schien man sich den Ungeheuern nähern zu können oder dass sofort schwarze Dornen aus ihrem Fleisch wuchsen und jedem Angreifer tiefe Wunden schlugen. Die grausame Schnäbel der Flugwesen schossen immer wieder auf die Reihen der Soldaten zu und zwangen diese ihre Formation aufzubrechen. Schnell wie eine zubeißende Giftschlange ließen die schwarzen Kreaturen ihre tödlichen Mäuler auf die Menschen, Elfen, Urgals und Zwerge zuschnellen.
Von Grauen erfüllt wurde Tjurin Zeugen wie es einem der Letherblaka gelangen einen Soldaten auf Hüfthöhe zu greifen und scheinbar mühelos durchtrennte der gewaltige Schnabel den Körper des Unglücklichen in zwei Teile.
Die geflügelten Wesen waren jedoch nur ein Teil des Grauens welches das Lager ergriffen hatte. Von den Dächern sprangen nun Menschenähnliche Kreaturen herab die ebenfalls riesige Augen und Schnäbel hatten. Auch sie stürzten sich auf die Soldaten.
Ganz im Banne dieses Grauens merkte Tjurin erst im letzten Moment, dass sich ihm jemand näherte. Mit knapper Mühe und Not gelang es ihm noch das Schwert des Angreifers abzuwehren. Der kurze Blick, den er auf die Klinge erhaschen konnte zeigte ihm, dass diese Waffe bereits ihre besten Jahre hinter sich hatte. Die Schneide wirkte stummpf und war voller Scharten und ein Teil der Spitze des Schwertes war abgesplittert. Trotzdem stellte die Klinge immer noch eine tödliche Waffe da.
Der Angreifer war in ein schmutziges, abgewetztes, schwarzes Kuttengewand gehüllt. Ein Jünger des Helgrinds! Die Erkenntnis traf Tjurin wie ein Blitz. Die armen Irren, die die Letherblaka und ihre Larven als Götter verehrten. Einige von ihnen beherrschten die Magie. Sie mussten ihre Meister vor den Magiern und Elfen verborgen haben!
Als Tjurin seinem Gegner ins Gesicht sah erschrak er bis ins Mark. Erst auf den zweiten Blick konnte man sich sicher sein, dass dieser Geselle wirklich ein Mensch war. Nicht nur starte man dort wo das linke Auge seinen Platz hatte nur in eine dunkle Höhle, nein, dieser Priester war in seiner Selbstverstümmelung noch weiter gegangen. Das Fleisch, welches im Gesicht Wangen, Mund und Lippen bildete war mit einer scharfen Klinge völlig abgeschnitten worden. Tjurin konnte die Zähne des Mannes sehen und bis in seinen Rachen blicken, wo die Zunge zu erkennen war. Unablässig tropfte dem Angreifer Speichel zwischen den Zähnen hervor.
"Ja, sieh dir nur meine Treue zu den Göttern an." lachte der Priester als in Tjurins Blick bewusst wurde. Seine Worte waren undeutlich ob der fehlenden Lippen aber dennoch verständlich. "Wenn wir euch niedermachen wird sich der Drachenreiter nach Ilirea zurückziehen müssen. Dann können die Erhabenen sich die Vorräte beschaffen die sie für ihre Brut brauchen!"
Der Anblick des Priesters erfüllte Tjurin mit maßlosen Entsetzen. Diese Schwäche erkannte sein Gegenüber und drang erneut mit seinem Schwert auf den jungen Adligen ein.
Mit einem schnellen Hieb gelang es dem finsteren Vasallen der Ra zac Tjurin das Schwert aus der Hand zu schlagen. Von der Wucht des Hiebs aus dem Gleichgewicht gebracht stürzte der Sohn des Herzogs zu Boden. Immer noch war sein Blick auf die grässliche Fratze seines Gegners gerichtet. Dieser erhob nun siegesgewiss sein Schwert und wollte sein blutiges Handwerk zu Ende bringen. Plötzlich bohrte sich jedoch von hinten eine Schwertklinge durch den Körper des Priesters.
Immer noch wie in Trance erkannte Tjurin Maron. Sein Kamerad hatte den Priester getötet und damit das Leben seines Freundes gerettet.
Plötzlich jedoch schien etwas Maron hart in den Rücken zu treffen und er fiel gemeinsam mit der Leiche des Priesters auf Tjurin zu. Dieser rollte sich zur Seite und entging so dem Gewirr aus Armen und Beinen das ihn zu begraben drohte. Eilig blickte er sich nach Maron um und erkannte, dass dieser sich in höchster Gefahr befand. Ein Ra zac hockte auf der Brust des jungen Soldaten und riss gierig seinen Schnabel auf.
"Tjurin! Hilf mir!" flehte Maron.
Der Sohn von Herzog Aurast musste nicht lange überlegen was zu tun war. Er drehte sich um und rannte davon. Solange diese Bestie mit Maron beschäftigt war hatte er die Gelegenheit sich ein Versteck zu suchen.
Nur Sekunden später stieß Maron allerdings einen so grässlichen Schrei aus, dass Tjurin sich aus einem Reflex heraus umdrehte. Der Ra zac hatte seinen tödlichen Schnabel tief in Marons Brust gegraben, direkt an der Stelle wo das Herz lag. Der junge Soldat war tot! Dessen war sich Tjurin sicher, denn das Licht des Lebens war bereits aus seinen Augen gewichen.
Das monströse Wesen schien jedoch das Interesse an seinem Opfer bereits verloren zu haben. Der Blick der dunklen Augen haftete ein Tjurin. Mordlust schien in ihnen zu brennen.
Von Panik erfüllt drehte Tjurin sich um und rannte so schnell er konnte. Aus der Dunkelheit kam eine weitere Kuttengestalt auf ihn zu. Ein weiterer Priester des Helgrinds schwang ein tödliches Beil und versuchte den fliehenden Soldaten damit zur Strecke zu bringen.
Tjurin wich dem Hieb aus und rannte auf den Eingang eines Hauses zu. Er warf sich durch die Tür und verriegelten sie hinter sich. Panisch durchquerte er den Raum und kauerte sich an der gegenüberliegenden Wand zusammen. Schon splitterte an zwei Stellen das Holz der Tür. Tjurin sah die blutige Klinge der Axt und den tödlichen Schnabel des Ra zac. Seine Verfolger würden sich innerhalb von Sekunden einen Weg zu ihrem Opfer erkämpft haben.
...... Ich muss einen Geist beschwören!....... fuhr es Tjurin durch den Sinn. Magie war jetzt seine einzige Hoffnung! Er würde zwar seine eigene Lebensenergie einsetzen müssen um den Geist zu entlohnen aber dieses Risiko war er bereit einzugehen. Eilig murmelte er die nötigen Worte in der alten Sprache während das Holz der Tür mehr und mehr nachgab.
Mit einem letzten Krachen brach die Tür in sich zusammen und der Priester sowie der Ra zac stürmten in den Raum. Praktisch im gleichen Moment war Tjurin jedoch bereit. Eine Kugel knisternder, grüner Energie schwirrte durch eines der Fenster in den Raum.
"Greif an!" schrie Tjurin.
Der Geist tat wie ihm befohlen. Er schoss wie ein grüner Kugelblitz auf den Priester zu, und brannte sich durch seine Brust. Tot fiel der Mann zu Boden und die knisternde grüne Kugel kehrte zu Tjurin zurück.
Wütend zischte der Ra zac seinen Gegner an.
Nun war Tjurin nicht mehr erfüllt von Panik sondern eine heiße Welle spülte jede Angst fort. Die Welle begleitete ein Gefühl der totalen Überlegenheit.
"Da staunst Du was?! Du Monster, jetzt bist Du dran!"
Siegesgewiss befahl Tjurin dem Geist ein weiteres Mal anzugreifen. Diesmal jedoch geschah etwas womit der junge Adelige nicht gerechnet hatte. Anstatt eine rauchende Loch in der Brust des Ra zac zu hinterlassen verschmolz die grüne Kugel praktisch mit dem dunklen Körper des infernalischen Wesens. Einige Sekunden war alles still. Dann plötzlich schien der Ra zac von wilden Krämpfen geschüttelt zu werden. Seine riesigen schwarzen Augen begannen grün auszuleuchten als hätte jemand im Inneren seines Körpers eine Kerze entzündet. Schrill schrie das dunkle Wesen seine Wut heraus, drehte sich um und stürmt taumelnd wieder auf den Dorfplatz.
Fassungslos beobachteten Tjurin was geschah. Immer heller strahlten die Augen des Ra zac in einem giftigen Grün. Auch dort wo der insektenartige Panzer des tödlichen Wesens Lücken hatte, damit die Larve der Letherblaka sich bewegen konnte, begann grünes Licht sich seinen Weg zu suchen.
Taumelnd, wie ein Betrunkener, wankte der Ra zac auf die Gruppe kämpfender Soldaten zu, die sich im wilden Gefecht mit der Letherblaka, den übrigen Priestern und Ra zac befanden. Das schrille Kreischen der Larve die Tjurin angegriffen hatte zog die Aufmerksamkeit aller Kämpfenden auf sich. Fassungslos starten alle das taumelnde Wesen an. Weder Tjurins Kameraden noch ihre Gegner schienen zu begreifen was vor sich ging. Die ganze Welt schien in atemlosen Schrecken erstarrt zu sein.
Erst das donnernde Brüllen eines Drachen löste diese Starre. Von den noch brennenden Lagerfeuern beschinen erstrahlte der Körper des goldenen Drachen Joto!
Das mächtige Wesen und sein Reiter stürzten sich sofort auf die verbliebenen Letherblaka. Diese jedoch schien keine Verlangen mehr nach Kampf zu haben. Offenbar wussten Sie, dass Sie dem wütenden Ansturm eines Drachen und seines Reiters nicht gewachsen waren. Die verbliebenen Ra zac schwangen sich auf die Rücken ihrer Flugrösser und diese warfen sich in den Himmel und verschwanden in der Nacht.
Einzig der Ra zac, der mit dem Geist verschmolzen war taumelte noch, scheinbar blindlings, über den Dorfplatz. Die Kreatur schien mehr mit sich selbst zu kämpfen als daran interessiert zu sein jemand anderen anzugreifen. In wilder ungezügelter Wut ergriff das Wesen einen mannsdicken Baumstamm und schleuderte ihn 10 m weit in die Nacht. Selbst für ein solches, finsteres Wesen ein unvorstellbarer Kraftakt.
"Was ist das für eine Kreatur?" fragte der Drachenreiter Ishaha in die Runde und wies gleichzeitig alle Anwesenden an, Abstand von dem Ra zac zu halten.
Tjurin entging nicht, dass sich alle Augen auf ihn richteten. Das Wesen war aus seiner Richtung gekommen. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Sein Blick fiel auf den toten Priester des Helgrinds.
"Dieser Mann muss ein Geisterbeschwörer gewesen sein." rief er dem Drachenreiter zu. "Er hat einen Geist beschworen um mich anzugreifen aber etwas ist schief gegangen. Der Geist ist mit diesem Ra zac verschmolzen.
Von ungläubigem Schrecken gepackt starrte der Drachenreiter das finstere Wesen an, dass offenbar noch immer von Krämpfen geschüttelt wurde. Kurz überlegte der dunkelhäutige Reiter, dann hob er die Hand und Tjurin konnte das silberne Drachenmahl erkennen. Das silberne Zeichen der Reiter begann zu glühen als Ishaha ein Zauber zu wirken begann.
Sand erhob sich vom lockeren Boden des Dorfplatzes und wirbelte um den besessenen Ra zac herum. Panisch kreischte das Wesen als sich Schicht auf Schicht Sand auf seiner dunklen Haut sammelte. Als die Kreatur fast nicht mehr zu erkennen waren sprach der Drachenreiter einen weiteren Zauber. In Sekunden verwandelte sich der Sand, der den Ra zac einhüllte in eine zentimeterdicke Schicht Glas, die hauteng am Körper des finsteren Wesens anlag. Nur der Kopf mit dem furchtbaren Schnabel ragte noch aus dem glitzernden Käfig in dem der Ra zac nun gefangen war.
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...