43. Der Segen Teil 2

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Nachdem Linea ihren Segen ausgesprochen hatte löst sich ihre Lichtgestalt auf und Leben schien in den Wald zurückzukehren. Die Äste der Bäume bewegten sich sanft im wiedererwachten Wind und die gefiederten Bewohner des ewigen Grüns stimmten aufs neue ihre Lieder an.
Einzig die auf der Lichtung versammelten Elfen verharrten in Schweigen und schien nicht recht zu wissen was sie nun tun soll.
Schließlich durchschnitt Runöns raue Stimme die Mauer des Schweigens: "Also, wir sind doch hier versammelt um die Kleine da zu segnen, oder? Wenn keiner der anwesenden Bäume mehr etwas dagegen hat, könnten wir ja vielleicht damit anfangen! "
Eragon unterdrückte nur mühsam ein Lachen. Die Worte der Meisterschmiedin wirkten als hätte man der versammelten Festgesellschaft einen Eimer kaltes Wasser über die Köpfe gegossen. Einige schüttelten verwirrt ihre Häupter, andere wirkten pikiert und andere Schienen, genau wie Eragon, mit einem Lachanfall zu kämpfen.
Eine gewaltige Anspannung fiel von dem jungen Anführer der Reiter ab. Die Angst, dass der Handel, den er einst mit dem Menoa-Baum geschlossen hatte, nun furchtbare Konsequenzen hätte haben können war tiefer in seine Seele vorgedrungen als er es sich hatte eingestehen wollen. Erst jetzt fielen ihm die liebevollen Vorbereitungen auf, die man im Schatten des Menoa-Baums, für die anstehende Feier getroffen hatte.
Wie schon damals bei der Blutschwurzeremonie tauchten unzählige schwebende Lichter die weitläufige Lichtung in einem festlichen Glanz. Am Rand des angrenzenden Waldes waren lange Festtafeln aufgestellt worden und die Tische bogen sich fast unter der Last der köstlichen Speisen die aufgefahren waren. Das Königspaar von Du Weldenvarden hatte seine traditionelle Position auf der Wurzel eingenommen, die schon Königin Islanzadi als Rednerpult gedient hatte.
"Runön-Elda hat recht." ließ sich schließlich König Maranus vernehmen. "Wir sind hier versammelt um den Beginn eines neuen Lebens zu feiern. Die zurückliegenden Ereignisse bestätigen nur, dass der heutige Tag und der Anlass in der Tat ein Grund zum Feiern ist. Dürfen wir die stolzen Eltern bitten vorzutreten. Oder möchte noch jemand einige Worte sagen bevor wir mit der Zeremonie beginnen? Askarí-Älfa-Kona? Du hattest doch um das Recht gebeten einige Worte sagen zu dürfen."
Aus dem Gesicht der Elfenfürstin war jegliche Farbe gewichen. Offensichtlich kostete es sie große Mühe den Kopf zu schütteln. Sie verzichtete damit auf das Recht einige Worte sagen zu dürfen. Eragon bezweifelte, dass Askarí seiner Tochter jemals wohlwollend gegenüberstehen würde aber ganz offensichtlich wagte sie es nicht die Worte des Menoa-Baums in Zweifel zu ziehen.
Eine neue Aufregung ergriff von dem jungen Anführer der Reiter besitzt als er sich rechts neben seiner Gefährtin postierte und den Arm um sie legte. Noch immer hielt Arya Marlena in den Armen und gemeinsamen traten sie nun neben das Königspaar. Auch Runön postierte sich neben den Eltern.
Maranus und seine Gefährtin Nievren waren gekleidet wie es Tradition für das Herrscherpaar der Elfen war wenn ein festlicher Anlass bevorstand. Der König trug eine weiße Hose und ein himmelblaues Wams. Um seine Schultern war ein mitternachtblauer Umhang gelegt, in den feinen Silberfäden eingesponnen waren. Am Hals wurde der Umhang von einer Spange zusammengehalten die Sonne und Mond darstellte. Der Kleidung symbolisierten die unterschiedlichen Farben des Himmels und den Wechsel der Gestirne als Teil des ewigen Kreislaufs des Lebens.
Während Maranus also diesen Teil der Natur repräsentierte stand seine Gefährtin Nievrèn das Leben welches Teil der Welt war. Verdeutlicht wurde dies durch einen edles rotes Kleid welches für das Blut stand, aus dem jedes neue Leben geboren wurde. Der Umhang aus weißen Schwanenfedern, ein Symbol für Unschuld und Reinheit, rundete das äußere der Elfenkönigin ab. Bereits Islanzadi hatte dieses Herrschaftssymbol getragen.
Schließlich ergriff König Maranus das Wort:
"Argetlam Arya, Argetlam Eragon, am heutigen Tag erbittet ihr den Segen und die Anerkennung unseres Volkes für eure Tochter Marlena. Es ist mir eine Freude, dass meine Position mir das Privileg gibt diesen Segen zu spenden."
Auf ein geflüstertes Wort des Elfenkönigs hin stieg Wasser aus dem Boden auf, verdichtete sich immer mehr und die einzelnen Tropfen flossen zu einem kristallklaren Tisch zusammen. Auf einen weiteren Zauber von König Maranus hin bevor das Wasser und der funkelnde Tisch wurde solide.
Ein leichter magischer Schutzwall sorgte dafür, dass Arya ihre Tochter unbesorgt auf der spiegelnden Oberfläche des märchenhaften Gebildes ablegen konnte. Der Zauber würden Marlena sowohl vor Kälte als auch vor Feuchtigkeit schützen und verhindern, dass das Eis schmolz.
Wie es die Tradition verlangte wanderte der Blick von König Maranus zunächst zu seiner Gefährtin die dem Ritual ihre Zustimmung erteilen musste. Mit einem warmen Lächeln und einem bestätigenden Nicken bekundete Königin Nivrèn ihr Einverständnis.
Ihr Gefährte legte daraufhin Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand auf Marlenas Stirn. Das kleine Mädchen musterte den Elfenkönig schweigend aus neugierigen Kulleraugen.
"Marlena-Finiarel, Tochter von Eragon und Arya, hiermit gebe ich dir meinen Segen." Erklärte Maranus schließlich feierlich. "Möge unser schützen der Wald von nun an für dich Heimat sein. Unser Volk heißt dich willkommen und begrüßt dich als Teil unserer Gemeinschaft. All unsere guten Wünsche begleiten dich und wir hoffen, dass die Liebe deine Eltern dich noch eine lange Zeit begleiten möge. Gemäß unserer Tradition benennen die Eltern am heutigen Tag auch einen Paten für ihr Kind. Diesem Paten fällt die Aufgabe zu dieses neue Leben in gleichem Maße zu hüten wie die Eltern selbst. Runön-Elda Argetlam Eragon und Argetlam Arya haben dir diese Ehre angetragen. Nimmst du sie an?"
"Das tue ich." erwiderte die Meisterschmiedin. Eine innere Stimme flüsterte Eragon zu, dass Runön mit Sicherheit ein "warum wäre ich wohl sonst hier" auf der Zunge lag.
König Maranus bestätigte mit einem Nicken, dass er die Worte der alten Elfe gehört hatte und löste seine Finger von Marlenes Stirn. An den Fingerspitzen des Elfenkönigs glühte ein winziges schneeweißes Wehrlicht gleich einem winzigen Stern. Nach wenigen Augenblicken löste sich das Licht von den Fingern des Königs und schwebte zu den anderen Lichtern empor, die über der Festwiese leuchteten.
"So begrüßen wir dich nun Marlena-Drötningu. Ein weiteres Licht des Lebens erhellt die Dunkelheit. "
Der Applaus und der Jubel, welcher nun auf der Lichtung ausbrach kündeten eindeutig vom Ende des Rituals und dem Beginn der Feierlichkeiten.
Instrumente wurden herangeschafft und schon bald erfüllt eine liebliche Elfenweise die Luft.
Runön begleitete die stolzen Eltern und ihren Nachwuchs noch zum Ehrenplatz des glücklichen Paares.
"Jetzt bin ich ja fast froh, dass du mich zu diesem Spektakel überredet hast." flüsterte die Schmiedin Arya zu. Ihre Stimme war gerade so laut, das auch Eragon mithören konnte. "Die herrliche Standpauke die diese eingebildete Glucke Askarí da bekommen hat, hätte ich wirklich nur ungern verpasst."
Diesmal konnten die beiden Drachenreiter ein Lachen nicht unterdrücken.
"Ich hoffe Ihr verzeiht mir, wenn ich mich nun zurückziehe."fuhr Runön fort. "Das wird mir jetzt zu gesellig hier. "
"Wir danken dir auf jeden Fall, dass du die Patenschaft für unsern kleinen Stern übernommen hast Runön-Elda" sagte Arya und sprach damit auch Eragon aus der Seele.
"Muss ich erwähnen, dass ich das nicht hin getan hätte?" brummte die alte Elfe mit einem schiefen Lächeln auf dem Gesicht.
Arya erwiderte das Lächeln und schüttelte den Kopf.
"Gut. Da fällt mir übrigens noch etwas ein." Runön zog ein kleines, in Stoff gewickeltes Objekt aus ihrer Hosentasche hervor. "Dieses alberne Ritual verlangt jawohl, dass die Patin dem Schützling ein Geschenk gemacht oder? Ein Kettchen hat eure Kleine ja schon bekommen und da ich sowieso nichts von solchem Firlefanz halte ist das hier für den kleinen Spatz."
Mit diesen Worten zog sich die alte Elfenschmiedin in Richtung ihrer Werkstatt zurück. Nach dem Arya und Eragon sich an die für sie vorgesehenen Plätze an der Festtafel gesetzt hatten, nahm Saphiras Reiter seiner Gefährtin Marlena ab,plazierte das kleine Mädchen auf seinem Schoß während ihrer Mutter das Geschenk zu öffnen begann. Der Blick, mit dem Arya das, was dort zum Vorschein kam betrachtete, sagte mehr über die Dankbarkeit der junge Elfe aus als eine lange Rede. Das kleine Paket enthielt eine Rassel, die Runön offenbar mit derselben Hingabe angefertigt hatte mit der sie eine Drachenreiterklinge schmiedete. Der Griff des Spielzeugs schien aus reinem Silber zu bestehen und schloss an der Spitze einen kleinen Ball ein der in einem tiefen Blau glänzte.
Als wüsste das kleine Mädchen, das dieses Spielzeug für sie bestimmt war streckte Marlena ihre Fingerchen nach der Rassel aus und gab aufgeregte, auffordernde Laute von sich.
Lächelnd überreichte Arya ihrer Tochter das Spielzeug und sofort schüttelte das kleine Mädchen ihren neuen Schatz.
Fast ebenso staunend wie ihre Tochter erkannten die Drachenreiter, das Runöns Geschenk nicht nur bei jedem Schütteln einen anderen Ton von sich gab, sondern, dass sich auch die Farbe des Balls jedes Mal leicht veränderten. Marlena quietschte vor Vergnügen als sie sah, wie das tiefe Blau sich mehr und mehr zu einem Türkis und schließlich zu einem satten, tiefen Grün wandelte.
"Ein schöneres Geschenk hätte sie unserer Kleinen kaum machen können." Stellte Eragon fest. Arya nickte nur stumm und der feuchte Glanz in ihren Augen zeigte, dass sie im Moment nicht zu mehr in der Lage war. Eragon legte den Arm um seine Gefährtin und zog sie sanft an sich. Einmal mehr hat er das Gefühl einen perfekten Augenblick zu erleben. Was morgen sein würde interessierte ihn nicht. Heute wollte er einfach glücklich sein.

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt