40. Familienangelegenheiten

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Auf Anaries Rücken glitt Ismira über die Gipfel der uralten Bäume. So beeindruckend Emfielion für die junge Reiterin auch gewesen war Ellesméra stellte die Stadt über die Fürstin Neferta herrschte noch bei weitem in den Schatten.
Nicht nur war die Stadt buchstäblich ein einziges Kunstwerk sondern allein die schiere Größe und das damit einhergehende Alter der Bäume raubte der jungen Frau den Atem.
Wie erwartet waren die Reiter am frühen Mittag in der Hauptstadt des Elfenvolkes angekommen. König Maranus und seine Gefährtin Nievrèn, die seit kurzem an der Seite von Maranus als Königin herrschte, hatten die Reiter mit allen Ehren in der Stadt begrüßt. Eragon hatte die jüngsten Schüler des Ordens vorgestellt und erklärt warum Meisterin Narie und Marek nicht zu den Gästen zählten.
Ismira vermisste ihre ersten Lehrmeister schon jetzt, doch wie auch das Herrscherpaar von Du Weldenvarden, hatte sie Verständnis das ein Auftrag des Ordens Vorrang vor allen anderen Pflichten hatte.
Im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses hatte natürlich die kleinen Marlena gestanden. Königin Nievrèn hatte es sich nicht nehmen lassen das kleine Mädchen einige Minuten auf den Arm zu nehmen. Auch die meisten Mitglieder des Kronerates schien der Tochter der beiden berühmten Drachenreiter durchaus wohlwollend gegenüberzustehen. Lediglich eine Elfenfürstin mit Namen Askarí hielt sich etwas abseits und konnte sich eine spitze Bemerkung über die ungewöhnliche Haarfarbe des Kindes nicht verkneifen.
Glücklicherweise hatte Ismiras Tante Arya diesen verbalen Angriff eine selbstbewusste Antwort entgegenzusetzen gewusst. Ismira musste sich eingestehen, dass sie die Einstellung der Elfen zu Schönheit ohnehin nicht vollständig verstand. Sie schien in der Orientierung an extremen ausgerichtet zu sein. Bei der Elfen gab es im wesentlichen nur zwei Haarfarben. Schwarz wie das Gefieder eines Raben oder silbrig blond. Marinas kräftiger naturbrauner Haarschopf stach da wirklich hervor.
- "Vielleicht entwickelt sich eine neue Mode durch deine Cousine Rotschopf." - scherzte Anarie.
Kurz ließ sich Ismira von der Heiterkeit ihrer Drachendame anstecken, dann wurde sie jedoch wieder ernst.
- "Wir können immer noch umkehren wenn Du willst." - bot die violette Drachendame mitfühlend an.
- "Nein meine Süße." - antwortete die Reiterin und kämpfte ihre innere Unruhe nieder. - "Ich denke ich muss das tun und ich möchte es hinter mich bringen. Das hat schließlich auch Onkel Eragon verstanden." -
Anarie schnaubte zustimmend und beschleunigte etwas ihren Flug. Sie folgte den Anweisungen die Eragon und Saphira ihnen gegeben hatten.
- "Wir sind da!" - erklärte sie schließlich.
Ismira bemühte sich den gewaltigen Kloß in ihrer Kehle herunter zu schlucken als ihre Drachendame auf der kleinen Lichtung zur Landung ansetzt. Am Rand der offenen Fläche stand ein kleines Haus von elfischer Machart.
Als Anarie sicher gelandet war löste die junge Reiterin ihre Beinriemen und rutschte von ihrem Rücken. Unsicher blickte sie sich um. Jemand hatte einen kleinen Kräutergarten neben dem einfachen kleinen Haus angelegt. Vor dem Haus stand eine Bank und ein Tisch. Einige Holzstöcke lehnten an der Hauswand direkt neben der Bank und ein Schnitzmesser war in die Tischplatte gespiest worden.
- "So, hier wohnt also mein Großvater." - murmelte die junge Frau gedankenverloren und strich sich die Kapuze ihres sandfarbenen Reiseumhangs vom Kopf. Ihr kupferfarbenes Haar schillerte in der Abenddämmerung.
- "Du meinst hier verbüßt er seine Strafe." - verbesserte Anarie. - "Vergiss das nicht." -
"Katrina?"
Die brüchige Stimme eines alten Mannes durchbrach die Stille auf der Lichtung. Die beiden Seelengefährtinen blickten sofort zum Eingang der kleinen Hütte. Dort stand nun ein Mann, der zwar noch rüstig und kraftvoll wirkte doch eindeutig bereits mehr Sommer hinter sich hatte als er noch vor sich haben würde.
"Nein, ich bin nicht Katrina." erklärte Ismira und machte einige schüchterne Schritte auf den Mann zu. "Ich bin ihre Tochter."
Die Augen des älteren Mannes weiteten sich überrascht. Neugierig kam er näher, ließ dabei aber die violette Drachendame die sich hinter seiner Besucherin aufbaute nicht aus den Augen.
Deutlich konnte Ismira spüren wie wachsam und angespannt Anarie war. Glücklicherweise unterließ sie jedoch Drohgebärden.
Inzwischen stand der Mann, bei dem es sich eindeutig um Sloan handeln musste nur noch wenige Schritte vor Ismira. Vorsichtig berührte er sie an der Schulter.
"Ich habe dich nur einmal vorher in meinem Leben gesehen." erklärte er flüsternd. "Deine Mutter war damals hier zu Gast. Du warst noch ein Baby. Noch nicht mal einen Sommer alt würde ich sagen. Aber man konnte bereits erkennen, dass du die Augen von deiner Großmutter geerbt hast. Wie hat mein Mädchen dich genannt?"
"Ismira."
Zum ersten Mal glitt ein echtes, warmes Lächeln über die Gesichtszüge des ehemaligen Metzgers von Carvahall.
"Das ist schön. Der Name passt zu dir und deine Großmutter hätte sich sicher gefreut."
Ismira entdeckte durch die freundlichen Gesichtszüge des älteren Mannes sogar einige Ähnlichkeiten zu ihrer Mutter und ihren Brüdern. Leider verfinsterte sich die Miene ihres Großvaters viel zu schnell wieder.
"Ich habe immer gehofft, dass deine Mutter noch einmal hier zu Gast sein würde und ich trotz Eragons verdammter Hexerei einen Weg finden würde sie auf mich aufmerksam zu machen. Leider sind die Jahre vergangen ohne dass ich sie wissen lassen konnte dass ich noch lebe."
"Sie weiß das du lebst." sagte Ismira unsicher. "Onkel Eragon hat es wir vor einigen Jahren gesagt. Insgeheim hat sie es wohl immer geahnt."
"Sie weiß es?!" Sloans Stimme war ein aufgeregtes Flüstern. Ein fiebriger Glanz trat in seinen Blick. Erregt ergriff der Ismira bei den Schultern. "Warum hat sie sich dann nie bei mir gemeldet. Was für Lügen hat Eragon ihr erzählt? Oder hält dieser Roran sie zurück?! Antworte!"
"Du tust mir weh!"
Verzweifelt befreite sich Ismira aus dem Klammergriff ihres Großvaters und stolperte rückwärts gegen Anaries Flanke. Der Kopf der violetten Drachendame schoss sofort nach vorn und mit einem wütenden Knurren hielt sie den ehemaligen Metzger in Schach.
"Niemand hat meiner Mutter Lügen erzählt oder hält sie zurück!" erklärte Ismira und kämpfte dabei mit ihren Tränen. "Mutter hat Angst vor dir! Und ich auch! Ich werde jetzt gehen! Es war wohl keine gute Idee her zu kommen."
"Nein! Bitte gehe nicht."
Etwas in der Stimme ihres Großvaters ließ die junge Frau tatsächlich noch warten.
"Es tut mir leid wenn ich dich erschreckt habe. Das ist nur..... ich habe so viele Fragen und du bist die einzige die sie beantworten kann. Bitte bleibt noch."
- "Es ist deine Entscheidung Rotschopf." - flüsterte Anarie in die Gedanken ihrer Reiterin.
Nachdenklich blickt die Ismira den alten Mann an der sie flehentlich ansah.
"Na gut. Ich bleibe noch. Aber ich möchte nicht, dass Du schlecht über meinen Vater oder meinen Onkel sprichst. Sie waren beide immer gut zu mir und Mutter."
Sloan nickte und nahm gemeinsam mit seiner Enkelin an den Tischplatz der vor seinem Haus stand. Anarie wich ihrer Reiterin nicht von der Seite und legte sich so dicht neben sie wie es möglich war.
"Warum beschützt dich dieser Drache so?" Wollte Sloan schließlich wissen.
"Anarie hat mich zu ihrer Reiterin gemacht." Erklärte Ismira und zeigte ihrem Großvater ihre silberne Handfläche.
"Meine Enkelin ist eine Drachenreiterin." Stolz war unüberhörbar in Sloans Stimme. "Erzähl mir doch bitte von dir. Von dir und von Katrina. Lebt ihr wieder im Palancartal? Und dein Vater, sorgt er gut für mein Mädchen. Bist du ihr einziges Kind?"
Erst stockend, doch dann immer flüssiger beantwortete Ismira Sloans Fragen. Sie erzählte, dass man ihren Vater in den Adelsstand erhoben hatte und von seinen Heldentaten während des Krieges. Sie berichtete, dass er nun ein angesehener Mann im Reich war und eine sehr erfolgreiche Pferdezucht betrieb. Auch von den Schulen die er im Palancartal gebaut hatte erzählte sie und natürlich von ihren Brüdern Garrow und Cadoc.
Als sie nicht mehr wusste was sie sagen sollte glänzten die Augen des alten Mannes, der ihr gegenüber saß feucht.
"Eine Gräfin." flüsterte der ehemaligen Metzger. "Meine kleine Katrina ist eine Gräfin. Und Roran hat sie wirklich glücklich gemacht. Zwei Söhne und eine bildschöne Tochter. Nun, gegen deinen Vater hatte ich eigentlich nie etwas. Erst wirklich ein Mann geworden wie ich ihn mir nur wünschen kann für Katrina."
"Darf ich dich auch mal etwas fragen?"
"Natürlich."
"Bevor der große Krieg ausbrach hatte Vater vor für ein Jahr in die Fremde zugehen und Geld zu verdienen. Dann wollte er dich um Mutters Hand bitten. Was wäre deine Antwort gewesen?"
Sloan überlegt einen Moment.
"Nun, dass dein Vater für ein Jahr das Dorf verlassen wollte um Geld zu verdienen zeigt, dass er es wirklich ernst meinte mit meiner Katrina. Ich denke ich hätte auf eine gewisse Verlobungszeit bestanden. Er hätte erstmal sein Haus bauen sollen und zeigen, dass er genug aus der Erde kratzen kann um eine Familie zu ernähren. Aber dann, hätte ich den beiden wohl meinen Segen gegeben. Gegen Roran hatte ich im Grunde nie etwas. Auch nicht gegen seinen Vater Garrow. Gut wir waren nicht die besten Freunde aber beide waren sie ehrliche Männer. Mich störte immer dieser Eragon. Bei Nacht und Nebel ist seine Mutter bei ihrem Bruder aufgetaucht, hat ihr Kind zur Welt gebracht und es dort zurückgelassen. Kein Vater! Ich dachte einfach, das der Junge nur Ärger bringen kann. Und ganz unrecht hatte ich damit ja wohl auch nicht. Wenn er sich nicht mit dem König hätte anlegen müssen dann wäre das alles doch gar nicht passiert."
"Es war richtig, Galbatorix die Stirn zu bieten." beharrte Ismira. "Erinnere dich doch welche Wahl hat er den Dorfbewohnern gelassen: Tod oder Versklavung. Obwohl sie nichts getan haben. Keiner von ihnen wäre eine Gefahr für ihn gewesen. Und dann diese Kreaturen mit denen er sich verbündet hat. Die Ra zac! Ist es etwa falsch sich gegen einen so ungerechten Mann aufzulehnen? Wäre der König ehrenhaft, dann hätte er gar nicht versucht Vater als Geisel zu nehmen gegen Onkel Eragon. Sondern er hätte sich direkt seinem Gegner gestellt ohne Tricks!"
Sloan brummte nur etwas unverständliches und starrt ins Leere. Doch Ismira war nicht bereit jetzt aufzugeben.
"Das ist der Punkt, den ich einfach nicht verstehe bei dir. Du sagst selbst, dass Roran kein schlechter Mann war aber du wolltest ihm verraten und du hast einen Dorfbewohner getötet um dein Ziel zu erreichen. Ich glaube dir, dass du nie wolltest das Mutter entführt wird. Bis heute sind die Erinnerungen an den Helgrind schmerzhaft für sie. Aber das werfe ich dir nicht vor. Doch wie konntest du ein Mitglied der Dorfgemeinschaft töten und alle verraten nur um deine Ziele zu erreichen?"
"Ist es so schlimm für einen Vater, dass er alles tun würde um seine Tochter zu beschützen?"
"Es gibt Grenzen." sagte Ismira entschieden. "Und das ist es was mich, Mutter und alle anderen die wissen das du lebst so ängstigt an dir. Du warst bereit alles und jeden zu verraten. Du hast getötet. Nicht etwa die, die dich bedroht haben sondern die, die mit dir Seite an Seite standen um zu beschützen was sie lieben. Wie konntest du das tun?"
"Ich bin kein Held kleine Ismira." erklärte Sloan. "Ich bin kein Drachenreiter, kein Soldat, kein Ritter oder Krieger. Ich bin nur ein einfacher Mann der versucht seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich wusste, dass wir uns auf die Dauer nicht gegen die Truppen des Königs verteidigen könnten. Dein Vater wollte die Dorfbewohner in den Buckel führen. Ich hab schon deine Großmutter an diesen verfluchten Ort verloren. Ich wollte nicht noch meine Tochter verlieren. Und ich wusste, gegen was immer dort im Buckel lauert würde ich sie nicht beschützen können. Dafür bin ich aber nicht stark genug. Also habe ich das einzige getan was ich tun konnte. Auch wenn es keiner versteht, denke ich das ich das Richtige getan habe."
"Und deshalb will Mutter nicht mehr mit dir reden." konterte Ismira. "Deshalb hat sie Angst vor dir. Glaubst du die Familie des Mannes den du getötet hast hätte Verständnis für das was du getan hast? Eltern müssen ihre Kinder beschützen aber es gibt Grenzen. Erinnerst du dich an die Frau namens Brigitt? Sie hat ihren Mann verloren als das Imperium Carvahall zerstört hat. Sie hätte die Gelegenheit gehabt Blutrache an meinem Vater zu nehmen und ihn zu töten. Niemand hätte das Recht gehabt ihr das zu verweigern. Doch sie hat es nicht getan weil sie tief in sich drin gespürt hat das es nicht das richtige wäre. Hast du dieses Gefühl gar nicht? Spürst du überhaupt nicht wenn du eine Grenze überschreitest?"
" Welchen Unterschied macht das? Die Zauber die Eragon über mich verhängt hat verhindern sowieso, dass sich Katrina je wieder unter die Augen treten kann. Warum soll ich mein Elend hier noch vergrößern in dem ich mir selbst Vorwürfe mache?"
"Weil du dann vielleicht eine Chance bekommen würdest mit Mutter zu reden."
Sloan sah seine Enkelin überrascht an.
"Lass mich Onkel Eragon zu uns rufen. Er versteht mehr von diesen Dingen und kann das besser erklären als ich."
Nachdenklich nickte der alte Metzger und Ismira bat Anarie sich mit ihrer Großmutter Saphira in Verbindung zu setzen. Bereits einige Minuten später geriet die stille Abendluft in Aufruhr. Die mächtige blaue Drachendame war zu groß als dass sie auf der kleinen Lichtung vor Sloans Hütte Platz finden konnte. Daher verlangsamte sie ihren Flug nur und Eragon sprang von ihrem Rücken. Durch Magie gebremst landete er elegant auf der Wiese.
"Das nenne ich mal einen Auftritt Eragon Niemandssohn." sagte Sloan spöttisch. Ismira erkannte aus dem Tonfall ihres Großvaters dass dieser nicht bereit war um irgendetwas zu bitten.
"Es heißt Eragon Bromssohn." Gab der Anführer des Ordens entschieden zurück.
- "Männer!" - flüsterte Anarie in die Gedanken ihrer Reiterin.
"So, Brom darf man also für deine Existenz verantwortlich machen. Das emfindest Du als eine Verbesserung?"
Der spöttische Tonfall in Sloans Stimme wuchs noch.
- "Ich weiß was du meinst meine Süße." -
Ihrer Drachendame antwortete Ismira auf geistigem Weg, laut sagte sie jedoch: "Ich habe euch nicht zusammengeführt damit ihr euch streiten könnt."
Beide Männer brummten etwas unverständliches unterließen es jedoch weitere Beleidigungen auszutauschen.
"Ismira hat mich wissen lassen, dass Du eine Frage hast Sloan. Worum geht es?" erkundigte sich Eragon schließlich und lenkte damit die Unterhaltung in konstruktivere Bahnen.
Der alte Metzger brummte und nickte. Dann erläuterte er, was er wissen wollte.
Eragon atmete tief durch und wählte seine Worte mit bedacht. Ismira wusste, dass ihr Onkel und ihr Großvater sich nicht vertrauten und Eragon daher bemüht war Sloan zwar einen Überblick zu geben aber nicht zu viel über die Natur der Magie und der alten Sprache zu verraten.
"Mich ändern." murmelte der ehemalige Metzger von Carvahall schließlich. "Wie denn?"
"Ein Mann der mir sehr nahe steht hat es einmal auf folgende Art und Weise getan." erklärte Eragon. "Er war nie ein schlechter Mensch. Er war durchaus ehrenvoll und hatte viele gute Seiten. Nur zu einer Sache war er nie bereit. Nur eine Sache konnte er nie verstehen. Dass man etwas so lieben kann, dass man bereit ist dafür zu sterben. Es geht nicht darum Sloan, dein Wesen zu vernichten und es durch ein völlig anderes zu ersetzen. Ein etwas anderer Blickwinkel auf dich selbst und das was du getan hast und tust würde wohl schon sehr viel helfen. Betrachte deine einzelnen Charakterzüge mal als Bausteine. Du kannst sie unterschiedlich anordnen und trotzdem im wesentlichen dasselbe Gesamtergebnis erzielen. So solltest Du an die Sache herangehen."
" Wäre es so schlimm jemand zu werden, vor dem Mutter und ich keine Angst mehr haben?" erkundigte sich Ismira und der Blick, den ihr Großvater ihr zuwarf verriet ihr, dass sie sein Innerstes berührt hatte. "Im Moment bist du das nämlich auch wenn du es nicht wahrhaben willst. Die Welt wird sich dir nicht anpassen."
"Aber wie könnte ich es deiner Mutter mitteilen, wenn ich mich ändere? meine spitzohrigen Wachhunde werden mich wohl kaum einfach gehen lassen."
In Sloans Stimme klang jetzt Hoffnung und ehrliches Interesse mit. Es freute Ismira, dass ihr Großvater offenbar wirklich ernsthaft über diese Möglichkeit nachdachte.
"Ich weiß, was Du und Ismira vor meiner Ankunft besprochen habt und in einem Punkt hast Du recht Sloan." hob Eragon an. "Ich bin nicht unschuldig an dem Unglück das über Carvahall gekommen ist. Ich bin auch nicht unschuldig am Tod meines Onkels. Ich übernehme nicht die alleinige Verantwortung aber ich streite den Teil der Schuld nicht ab, der bei mir liegt. Deshalb biete ich dir folgendes an: Es wäre sicher nicht gut für dich wenn die Elfen dich einfach gehen lassen würden. Selbst wenn Katrina und Roran dich anhören würden, die anderen Dorfbewohner die gelitten haben durch dich würden dich in Stücke reißen. Doch es gibt eine andere Möglichkeit. Wenn es dir wirklich gelingt deinen wahren Namen zu ändern werde ich das spüren. Sollte das Geschehen werde ich zu dir kommen und du kannst mir einen Brief an Katrina übergeben. Er wird sein Ziel erreichen, du kannst schreiben was du willst, kannst erklären was dich zum Handeln getrieben hat und wie Du nun darüber denkst. Dann liegt es bei Katrina. Weder Roran noch dich werden sie davon abhalten sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Entweder über Briefe oder sie kann dich auch besuchen. Sie hat einige Drachenreiter in der direkten Verwandtschaft. Wenn Ismiras Ausbildung erst abgeschlossen ist wird es kaum einen Punkt in Alagaesia geben den sie nicht innerhalb kürzester Zeit erreichen kann. Du könntest ein Leben hier in Frieden beenden und trotzdem teil deiner Familie sein. Es liegt bei dir. Wie Ismira dir schon gesagt hat: im Moment bist du jemand der den Menschen die Du liebst Angst macht. Wenn du das ändern kannst gibt es Hoffnung."
Sloan kam hinter dem Tisch hervor und trat direkt vor Eragon. Auch Ismira erhob sich und beobachtete unruhig die beiden Männer.
"Habe ich darauf dein Wort? Wenn es mir gelingt, einen Brief ohne dass ihr etwas dran verändert oder versucht Katrina zu beeinflussen."
"Du hast mein Wort." bestätigte Eragon und bot dem ehemaligen Metzger von Carvahall seine ausgestreckten Hand an.
Nach einigem Zögern ergriff der alte Mann sie. Einen Augenblick sahen sich Eragon und Sloan einfach nur in die Augen, dann wandte sich Letzterer seiner Enkelin zu.
"Es ist spät geworden kleine Ismira. Du solltest jetzt wohl wirklich gehen. Ich habe einiges zu tun. Ich danke dir das du hier warst."
Als sich Ismira gemeinsam mit ihrem Onkel von der Hütte entfernte ließ sich noch einmal die Stimme des ehemaligen Metzger von Carvahall vernehmen: "Eragon Bromssohn."
Onkel und Nichte drehten sich gemeinsam um.
Sloan stand in der Tür seines Hauses und kaut er auf seiner Unterlippe herum.
"Du hast meine Katrina vom Helgrind gerettet. Dafür danke ich dir."
Mit diesen Worten verschwand Sloan in seiner Hütte.

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt