Tjurin und sein neuer Verbündeter mussten keinen weiten Weg zurücklegen um den Einstieg in die Kanalisation zu erreichen. Es kostete den jungen Adligen allerdings einige Überwindung in die übel riechende Kloake hinabzusteigen. Schließlich jedoch überwand er sich.
Durch die unterirdische Abwasserleitung zu wandern stellte zweifellos eine der unerfreulichsten Erfahrungen dar die Tjurin je gemacht hatte. Die beiden Weggefährten wanderten durch eine stinkende, braune Mischung aus Wasser, Abfall und Fäkalien die ihnen bis zu den Knien reichte. Das Rohr selbst war bedrückend eng. Gelegentlich stießen Tjurins Schultern an die Seiten und insgesamt war die Leitung so niedrig, dass die beiden jungen Männer nicht aufrecht in ihr stehen konnten.
"Ist es weit bis zu dem Einstieg in den Tunnel?" erkundigte sich Tjurin.
"Nein, zum Glück nicht." Antwortete Kaljostro. "Und bald dürfte es auch etwas angenehmer werden das letzte Stück Weg zurückzulegen. Wir erreichen gleich eine der Hauptleitungen. Die sind größer."
Zu Tjurins Erleichterung hatte Kaljostro recht. Das enge Rohr durch das sie schlichen mündete in unterirdische Katakomben, die problemlos von erwachsenen Männern bestritten werden konnten. Die übel riechenden Abwässer ergossen sich in einen Kanal in der Mitte der Katakomben. Rechts und links dieses Kanals waren Vorsprünge, über die man bequem gehen konnte.
Einige Minuten folgt die Tjurin Kaljostro schweigend bis der Priester ihm ein Zeichen machte sich gegen die Wand zu drücken und möglichst still zu sein.
Tjurins Herz begann schneller zu schlagen und er spürte wie Adrenalin durch seine Adern rauschte als er Stimmen hörte.
Offenbar war er mit seinem Weggefährten nicht allein. Leider waren die unbekannten Stimmen zu weit entfernt um verstehen zu können worüber gesprochen wurde. Tjurin vermutete jedoch, dass es sich wenigstens um zwei Männer handeln musste.::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Eragon stieg aus den Untiefen seines Wachschlafs auf als seine geschärften Sinne ihm verrieten, dass Arya ihre gemeinsame Schlafstätte verlassen hatte. Ein kurzer Blick durch das gemeinsame Quartier zeigte ihm wo sich seine Gefährtin aufhielt. Die Elfe stand vor dem Fenster ihrer gemeinsamen Unterkunft und blickte über das nächtliche Ilirea.
Eragon konnte nicht genau sagen was es war aber etwas an der Körperhaltung seiner Liebsten beunruhigte ihn. Auch der Anführer der Drachenreiter erhob sich nun aus dem Bett und trat neben die Elfe.
"Was hast du?"
Arya antwortete nicht sofort. Der strenge Blick ihrer katzenhaften Augen glitt weiterhin über die nächtliche Stadt.
"Etwas stimmt nicht." flüsterte die erfahrene Kriegerin schließlich. "Ich kann es nicht genau beschreiben. Es ist wie die Spannung eines heraufziehenden Gewittersturms. Dinge kommen in Bewegung."
Obwohl er ihre Worte nicht genau verstand nahm Eragon die Sorge seiner Gefährtin ernst. Viele gemeinsame Jahre lagen nun schon hinter den beiden und dennoch gab es eine fremde Seite an Arya die einfach nicht leicht zu begreifen war. Eragon hatte schließlich eingesehen, dass dieses Mysterium wohl Teil des Volkes der Elfen war. Vielleicht würde er es nie vollständig nachvollziehen können aber er liebte Arya und hatte diesen Wesenszug an ihr einfach akzeptiert.
"Dann wird Angela wohl doch noch auf ihre Kosten kommen." murmelte Saphiras Reiter schließlich.
Im Grunde war dies eine bittere Erkenntnis. Die beiden Ältesten des Drachenreiterordens hatten sich erst am Abend dieses Tages miteinander beraten. Es war die Warnung der Kräuterhexe gewesen die sie zu einer Reise nach Alagaesia veranlasst hatte. Nun jedoch schien die Lage hier geklärt zu sein. Der Sohn von Herzog Aurast war verhaftet und sah seiner gerechten Strafe entgegen. Die Gefahr schien gebannt.
Eragon und Arya hatten in ihrem gemeinsamen Gespräch beschlossen noch bis nach dem Prozess des jungen Adligen in Ilirea zu verbleiben und dann mit Cale und Ismira zu Ostmark zurückzukehren. Die Ausbildung ihrer beiden jüngsten Schüler musste weiter vorangetrieben werden.
Angela hatte auf diesen Entschluss der beiden Drachenreiter nur mit einem übertriebenen Schulterzucken reagiert und sich nichts weiter entlocken lassen.
Noch während Eragon seinen Gedanken nachhing ertönte ein aufgeregtes Klopfen von der Tür her.
Da die beiden Gefährten Nachtgewänder trugen die ihre Blöße ausreichend bedeckten forderte Eragon den unbekannten Besucher auf einzutreten.
Ein junger Kammerdiener stolperte außer Atem ins Quartier der beiden Reiter und hätte in seiner Aufregung fast vergessen den beiden berühmten Gästen durch eine Verbeugung seinen Respekt zu bekunden.
"Königin Nasuada bittet euch sofort zu erscheinen Drachenreiter." stotterte der Junge schließlich. "Es geht um ihre Ratgeberin Elva. Etwas stimmt mit ihr nicht."
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...