18. Lehrer und Schüler Teil 2

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Nachdem Tjurin ihr Labor verlassen hatte strich Trianna fast andächtig über das schwarze Leder des Buches, das sich nun endlich in ihrem Besitz befand. Zugegeben es war ein Wermutstropfen diesen jungen Soldaten nun unterrichten zu müssen aber bedachte man den Gewinn den sie erzielt hatte ließ es sich rechtfertigen.
Nicht nur hatte sie die Aufzeichnungen des mächtigen Schattens erhalten, sondern auch Zugriff auf eine beachtliche Geldquelle. In der Tat gab es einige Objekte, die auf dem schwarzen Markt gehandelt wurden, die durchaus ihr Interesse hatten. Bisher war es immer in unerreichbarer Ferne gewesen diese zu erwerben. Zwar wurden die Magier der Königin anständig bezahlt, doch Ausgaben in der Größe wie sie die Halsabschneider verlangten die sich im Besitz mächtiger magischer Objekte befanden, waren nur schwer möglich.
Zwar war die Königin durchaus bereits bei der Sicherung von gefährlichen Objekten Geld zu investieren aber ein Magier der solche Objekte erwerben wollte musste genauestens ausführen um was es sich handelte und sollte es als zu gefährlich befunden werden würde das Objekt sofort nach seinem Erwerb entweder unter Verschluss genommen oder den Drachenreitern übergeben werden. Der Orden der Reiter war auf unerfreulich schnelle Art und Weise wieder eine Größe in der Gesellschaft geworden. Inzwischen arbeitete Nasuada sogar eng mit den Reitern zusammen wenn es um die Ausbildung von menschlichen Magiern ging. Oft wurden die jungen Leute zur Ostmark geschickt wo sie eine fundierte Ausbildung in der Magie erhielten. Leider schulte man auch dort ihren Charakter. Ihnen wurde beigebracht, dass Magie ein Talent sei welches der Allgemeinheit zu dienen hätte.
Mit solchen Idealisten war dann nichts mehr anzufangen. Auch vor diesem Hintergrund war es vielleicht gar nicht so übel sich mit Tjurin einen Verbündeten zu schaffen von dem niemand etwas wusste. Der Gedanke einen geheimen Schüler zu haben begann Trianna zu gefallen. Schließlich waren für das beschwören von Geistern auch immer wieder gewisse Substanzen zu erwerben. Diese konnte sich die Magierin zwar leisten aber auch ihr Erwerb wurde von der Königin streng überwacht. Kaufte man verschiedene Pflanzenextrakte oder als alchemistische Mittel in einer bestimmten Konzentration und Menge war es ein klarer Hinweis für Geisterbeschwörung. Die Mengen die Trianna erwerben konnte ohne aufzufallen erlaubten nur die rudimentärsten Experimente. Oft musste sie ein Experiment monatelang im Voraus planen damit sie über die Zeit hinweg die richtigen Bestandteile anhäufen konnte. Auf diese Weise verzögerten sich nicht nur Erfolge sondern, sollte das Experiment scheitern, musste sie auch immer wieder derbe Rückschläge hinnehmen. Mit Tjurins Geld und seiner Unterstützung ließen sich manche Dinge auf erfreuliche Art und Weise beschleunigen.
Begierig den Wert ihrer Neuerwerbung genau studieren zu können schlug Trianna das Buch auf. Ein enttäuschter Seufzer entfuhr ihr. Durzas hatte seine Aufzeichnungen in elfischen Schriftzeichen festgehalten. Zwar war dies ein erhärtender Beweis für eine Theorie, die Trianna seit längerem hegte aber es verkomplizierte die Angelegenheit auch. Schon seit einigen Jahren verfolgte Trianna die Hypothese, dass es zwischen Elfen und Geistern beziehungsweise Schatten eine Verbindung gab. Sie war auf die Idee gekommen als die Elfe Arya Nasuada im Beisein ihrer wichtigsten Magierin über ihren Kampf gegen den Schatten berichtet hatte auf dem sie bei der Einnahme von Feinster getroffen waren. Als die Elfe das mächtige Wesen gemeinsam mit Eragon bekämpfte hatte der Schatten einige mysteriöse Andeutungen gemacht. Er hatte von einer Verbannung unter die Erde gesprochen. Ganz offensichtlich sollten die Elfen dafür verantwortlich sein. Der Umstand das Durzas die elfische Schrift offenbar fließend beherrscht hatte und seine Aufzeichnungen darin verfasste sprach eindeutig für eine Verbindung.
Diese Erkenntnis hatte leider nur geringem praktischem Wert. Die Übersetzung dieser Schrift würde ein hartes Stück Arbeit werden. Zwar besaß Trianna Teile des Basisalphabets aber das war erst der Anfang. Die Glyphen der Elfen waren keine eindeutigen Buchstaben sondern standen für verschiedene Laute. Die Worte ergaben sich nur in den seltensten Fällen aus einer einfachen Aneinanderreihung der Basisformen. Oft kombinierten die Mitglieder des schönen Volkes die Laute in langer, verschachtelt Form. Es würde lange dauern diesen Text zu übersetzen. Doch zweifellos würde es sich lohnen.
Gedankenverloren blätterte Trianna in den Seiten und überflog die einzelnen Zeilen. Manches liest sich recht eindeutig zuordnen. Das Datum beispielsweise. Durza war offenbar sehr gründlich gewesen. Jeder seiner Einträge war mit einer Datumsangabe versehen.
Aus dieser Information ließen sich einige, wenn auch nur geringe, Rückschlüsse auf den Inhalt des Textes ziehen.
So stach zum Beispiel zu der Zeit, als die Elfe Arya Gefangene in Gil'ead gewesen sein musste, immer wieder ihr Name hervor.
Einige Einträge am Ende des Buches erregten Triannas Aufmerksamkeit. Dort stach immer wieder ein Begriff hervor: Es war das Wort "Dauthdabert" in Verbindung des Namens der Stadt Belatona. Trianna wusste, dass ein Dauthdabert eine antike Waffe der Elfen zum töten von Drachen war. Offenbar hatte Durza gewusst, dass eine solche sich in Belatona befand. Die Frage die sich nun stellte war: Hatte er sich nur deshalb für die Lanze interessiert weil er einen Verrat gegen Galbatorix plante oder steckt mehr dahinter?

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt