59. Geschichte in Stein Teil 1

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  Lächelnd trat Cale zu Ismira. Lange hatten die beiden jungen Liebenden sich überlegt wie sie sich nun bezeichnen sollten. "Geliebter" oder "Geliebte" erschien beiden unpassend. Es klang als würden sie etwas verbotenes tun. Um sich als verlobt zu bezeichnen schien es den beiden aber auch noch zu früh. Gerade weil sie als Drachenreiter ein sehr langes Leben vor sich hatten wollten sie ihre Beziehung auf ein solides Fundament stellen bevor sie etwas offiziell machten. Auf Aryas Ratschlag hin hatten die beiden schließlich die elfischen Bezeichnungen gewählt und sich kurzerhand zur Gefährten erklärt.
Nun beobachtete Cale wie Ismira lieblos ihre Habseligkeiten in ihrer Satteltaschen stopfte.
"Schmollst du noch immer oder bist Du nur müde?"
In der Tat hatte Eragon seine beiden jüngsten Schüler bereits ungewöhnlich früh geweckt. Sie befanden sich auf der Reise zu Ostmark und aus irgend einem Grund bestand der junge Anführer der Reiter darauf, den Flug noch vor Sonnenaufgang fortzusetzen.
Ismira beantwortete die Frage ihres Gefährten mit einer herausgestreckten Zunge.
"Also beides." lachte der junge Reiter und setzte sich neben seine Gefährtin. Einige Augenblicke fuhr die junge Frau damit fort ihre Habseligkeiten zu quälen dann blickte sie Cale an und verschränkte wütend die Arme vor der Brust.
"Mein Onkel scheucht uns vor Tagesanbruch aus dem Bett aber er hält es nicht für nötig uns zu erzählen worüber er sich mit Meisterin Narie und Meister Marek unterhalten hat! Geheimes Wissen! Wir sind doch auch Drachenreiter!"
"Wir sind Schüler des Ordens." verbesserte Cale und zog seine Geliebte in eine zärtliche Umarmung. "Wir müssen beide akzeptieren, dass es Dinge gibt die man uns noch nicht anvertrauen wird. Denk daran unsere Ausbildung wird noch fast drei Jahre dauern. Wenn Du dich jedes Mal so ärgerst wenn jemand sagt, dass du für dieses oder jenes noch nicht bereit bist, wirst du dir noch ein Magengeschwür zu ziehen. Und das werde ich nicht zulassen."
Cales sanfter Kuss überzeugte Ismira schließlich ihre Wut aufzugeben.
"Ich verstehe aber trotzdem nicht warum wir so früh aufstehen mussten. Um ehrlich zu sein verstehe ich nicht einmal warum wird nochmal eine Rast eingelegt haben. Nachdem was Saphira gesagt hätten wir die Ostmark gestern noch erreichen können. Gestern hatten wir also Zeit und heute Morgen auf einmal nicht?"
"So ist es!"
Eragon trat lächelnd zu seiner Nichte und dem jungen Mann der sie in den Armen hielt.
"So ungern ich euch beide stören aber ihr solltet euch jetzt beeilen und eure Drachen satteln. Sonst verpassen wir nämlich ein einzigartiges Schauspiel. Ich möchte bei Sonnenaufgang in Sichtweite der Ostmark sein."
Verständnislos blickte Ismira ihrem Onkel nach der sich entfernte. Anschließend richtete sie einen fragenden Blick auf Cale der nur hilflos die Schultern heben konnte.



Wenige Minuten später war der Donner in der Luft. Saphira führte gemeinsam mit Fírnen die Formation an. Die beiden ältesten Drachen wurden flankiert von Kalain und Drugatie zur rechten und an ihrer linken Seite flog die wilde Drachendame Maranie. Tailon und Anarie bildeten das äußerste Ende der Formation.
"Auf irgend etwas scheint sich Meister Eragon sehr zu freuen."  teilte Cale seinem Drachen mit.  "Weißt du worum es geht?" 
"Nein."  erwiderte Tailon noch leicht verschlafen.                                                                                               "Großmutter macht es auf jeden Fall auch Spaß ihre Enkel unverantwortlich früh aus dem Schlaf zu reißen. Und dann gibt sie nicht mal eine Erklärung also ich finde das...." 

Unverhofft verstummte der junge rote Drache. Irgend etwas am Horizont schien Tailons Aufmerksamkeit zu erregen. Cale folgte dem Blick seines Drachen und bemerkte etwas das auch ihn verwirrte. Am Horizont erhob sich eine Bergkette. Dies war zwar nichts ungewöhnliches aber genau in östlicher Richtung, exakt auf den Kurs des Donners und genau an der Stelle wo die Sonne bereits über den Horizont schielte, war ein Lichtreflex zu erkennen. Irgend etwas strahlte in Blau und Grün. Das grüne Licht schien von rechts zu kommen das Blaue von links und beide Reflexe vereinten sich zu einem Türkis.
Cale spürte durch die geistige Verbindung zu seinem Drachen wie ein sanftes Lachen durch seine Gedanken glitt. Er erkannte die Stimme von Eragon Schattentöter.
"Ismira, Cale willkommen in der Ostmark. Ihr werdet nun gleich erkennen warum es nützlich ist einen Zwerg unter den Reitern zu haben."                                                                                                                       Die letzten Meilen schmolzen unter den kräftigen Flügelschlägen der Drachen schnell zusammen. Immer deutlicher trat nun zu Tage was die Reiter dort begrüßte. Cale kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Offenbar begrenzten ursprünglich zwei gigantische Felsnadeln den Zugang zu einem Tal. Jemand hatte sich allerdings dieser Gebirgsformation angenommen und die gigantischen Felsen in ein Kunstwerk verwandelt. Die beiden Felsnadeln stellten nun zwei riesige Drachen da, die auf den Hinterbeinen hockten und als gigantische zeitlose Wächter über dem Eingang zum Tal thronten. Nun wurde Cale auch klar was den Lichtreflex ausgelöst hatte. Die Augen der beiden Drachenstatuen bestanden aus lupenreinen Edelsteinen Die das Licht der aufgehenden Sonne eingefangen hatten. Bei dem einen Drachen handelte es sich um Saphire während das Auge des anderen mit Smaragden bestückt war.

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt