143. Licht gegen Dunkelheit Teil 3

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Wut stieg in Cale auf als er das kalte Grinsen sah mit dem der Schatten Netor das Geschehen verfolgte. Das dämonische Wesen hatte sich am Rand des Lagers, welches für die beiden jüngsten Reiter des Ordens zur Todesfalle geworden war, auf einen flachen Stein gesetzt und beobachtete das Geschehen mit dem Interesse eines Zuschauers der ein Theaterstück verfolgt.
Die Kreatur hatte Leben vernichtet und trachtete nun nach Cales Leben, nachdem der beiden Jungdrachen und nicht zuletzt nach dem des Mädchens welches der junge Buchbindersohn liebte. Es beleidigte den jungen Reiter, dass dieses Wesen darin offenbar lediglich ein Unterhaltungsprogramm sah.
Cale war bewusst, dass er vermutlich sterben würde aber zwei Punkte nahm er sich fest vor: Zum einen würde er als Krieger und Drachenreiter sterben. Egal was geschehen würde er würde die Würde an den Tag legen die man von jemandem in seiner Position erwarten konnte und zweitens wurde es seinem erklärten Ziel Netor einen Kampf zu liefern in dieser ernst nehmen würde. Nicht als Unterhaltungsprogramm oder kleines Vergnügen sondern als etwas, das auch ihm das Leben hätte kosten können.
Inzwischen hatten die unheimlichen Gule ihren Kreis um die Reiter immer enger gezogen und der besessene Letherblaka schien sich darauf vorzubereiten auf seine Beute los zu schnellen.
Plötzlich durchzuckte Cale ein Geistesblitz. Selbst wenn der Schatten mithilfe von Magie gereist war hatte er einige Zeit an diesen Ort verbracht. Die umfassenden Veränderungen an den Körpern der ehemaligen Nomaden machten deutlich, dass der Demon einiges an Zeit investiert haben musste um diese Falle zu legen.
- "Er weiß vielleicht noch nicht dass Du und deine Schwester euer Feuer entdeckt habt." - flüsterte Cale seinem Drachen mental zu. - "Wenn dem so ist der vielleicht keine Schutzzauber gewirkt um Feuer abzuwehren. Erstrecht nicht Drachenfeuer." -
- "Netor ist zu weit weg das Anarie oder mein Feuer ihn erreichen könnte." - knurrte Tailon. - "Und gegen den Letherblaka können wir kein Feuer einsetzen. Clanmutter Saphira hat uns beigebracht, dass diese dunklen Wesen uns sonst Kraft entziehen können." -
- "Dann konzentriert euch auf die Gule. Wenn ihr ihre Formation sprengen könnt haben Ismira und ich eine bessere Chance! Kümmert ihr euch um den Letherblaka. Am besten lockte ihn in die Luft. Ihr Himmelskinder dürfte doch dieser geflügelten Ratten überlegen sein, oder? Passt nur auf dass sie den Energieentladungen dieses Käfigs oder was immer das ist nicht zu nahe kommt." -
Tailon knurrte zustimmend und Cale spürte, dass sein Drache alles was die beiden soeben beschlossen hatten an Anarie und Ismira weiterleitete.
Der junge Reiter aus Isencroft fing Ismiras Blick ein. Die Entschlossenheit dir bei der jungen Adligen entdeckte war Balsam für seine Seele und schürte seine eigene Entschlossenheit.
Schritt für Schritt näherten sich die Gule. Die gequälten laute die die Wesen von sich gaben jagen Cale eine Gänsehaut über den Rücken. Wie viel war wohl noch von den Menschen übrig die einmal dieses Lager bewohnt hatten? Der junge Drachenreiter konnte nur hoffen, dass der Schatten lediglich Leichen gegen sie schickte. Doch selbst wenn nicht, er selbst und Ismira hatten keine andere Wahl als zu kämpfen.
Sie mussten schnell und hart zuschlagen.
Als die beiden Drachen ihre Lungen mit Luft füllten festigte Cale seinen Griff um das Schwert welches den Namen seines Vaters trug. Von Herzen wünschte er, dass das Schwert seiner Vorfahrin, Falaéne, Ismira beschützen würde.
Doch während er diesen Gedanken zu Ende brachte entfesselten Anarie und Tailon ihre Flammen. Sie ertränken die Gule in einer Flutwelle aus Feuer. Das geisterhafte stöhnen der verstümmelten Wesen verwandelte sich in schrilles, von Schmerzen geprägtes kreischen.
Cale erkannte, nachdem das Feuer ihn nicht mehr völlig beendete, dass er recht gehabt hatte. Tatsächlich besaßen die Wesen keinen magischen Schutz gegen Feuer. Einige der Angreifer standen lichterloh in Flammen andere stürzten bereits sterben zu Boden.
Im gleichen Moment als ihre Flammenzungen verebbten stießen sich die Drachengeschwister vom Boden ab und schossen mit kräftigen Flügelschlägen in den Himmel. Glücklicherweise hatte Netor den magischen Käfig so weit gefasst, dass ein Luftkampf möglich war. Vielleicht wollte er die Fähigkeiten seines "Haustieres" einem Test unterziehen.
Cale hatte jedoch keine Zeit lange darüber nachzudenken. Der Letherblaka folgte seiner vermeintlichen Beute in den Himmel und noch immer gab es hier am Boden genug Feinde denen sich die beiden Jungdrachenreiter widmen mussten. Die kostbaren Sekunden der Verwirrung mussten sinnvoll genutzt werden.
Entschlossen stürmten Cale und Ismira vor. Aus dem Augenwinkel erkannte der junge Mann aus Isencroft, dass Netor sich von seinem Sitzplatz erhoben hatte und mit überraschter Wut dem Kampfgeschehen folgte!
Ein kleiner Hauch von Triumphgefühl stieg in den jungen Drachenreiter auf. Was auch immer auf sie zukommen würde zumindest hatten sie es schon einmal vollbracht ihren Gegner zu überraschen.





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Wie in Trance starrte Eragon auf den rauchenden Krater der sich mit einem gewaltigen Knall im Hof der Quartiere der Drachenreiter gebildet hatte. Sofort erkannte er die Schatulle, die Narie für den Transport des Bruchstücks von Nieren vorgesehen hatte. Dass das Fragment der Waffe nun hier war und durch Magie an sein Ziel gebracht worden war konnte nur bedeuten, dass Cale und Ismira sowie ihre Drachen in tödlicher Gefahr waren und davon ausgingen, diese nicht bewältigen zu können.
Innerlich verfluchte sich Eragon dafür, ausgerechnet seine Nichte und ihren Gefährten allein mit diesem Auftrag betraut zu haben. Was hatte er sich nur gedacht?!
- "Das ist jetzt nicht der Moment für Selbstvorwürfe Kleiner." - donnerte Saphira in die Gedanken ihres Reiters. - "Solange ich die Leichen meiner Enkel nicht gesehen habe der ich davon aus das sie leben, aber sie brauchen unsere Hilfe. Wir müssen den Kampf jetzt zum Feind tragen!" -
Eragon begriff sofort Worte hinaus wollte.
- "Mit der Unterstützung der Eldunari müsste das möglich sein."-
Saphira knurrte zustimmend.
"Eragon?" Arya war neben ihren Gefährten getreten und hatte ihn angesprochen. Viel schwang in dem einen Wort mit, welches sie an ihn richtete. Mitleid, Zuneigung, der Wunsch ihm zu helfen und Verzweiflung über die scheinbare Aussichtslosigkeit ihrer Lage.
In Eragons Brust allerdings war bereits ein Feuer entfacht worden und er war entschlossen zu handeln.
"Arya, ich möchte das überprüft und das Bruchstück den Transport unbeschadet überstanden hat und versucht herauszufinden von wo genau es uns geschickt wurde. Soweit ich weiß hat Narie einen Zauber eingebaut, der uns ermöglichen sollte den Ursprungsort zu bestimmen. Murtagh, such bitte Aylon und bring ihn so schnell wie möglich hierher. Ich gehe davon aus, dass Netor es ist, der Ismira und Cale angreift und wir werden die beiden nicht im Stich lassen."
Murtagh, der er sich gerade noch im Hof der Festung mit Eragon und Arya unterhalten hatte nickte seinen jüngeren Halbruder nur kurz zu und eilte dann davon.
"Du hast vor auf magischem Weg zu reisen oder?" erkundigte sich Arya vorsichtig.
"Das hängt davon ab ob das Bruchstück den Transport tatsächlich unbeschadet überstanden hat. Wenn die in das Metall und das Holz eingesungenen Zauber gelitten haben können wir nichts für Cale und Ismira tun aber wenn hiermit bewiesen wurde dass ein magischer Transport sicher ist, dann...."
"Dann werden wir niemanden der unseren im Stich lassen!" vollendete Arya und die Entschlossenheit auf ihrem Gesicht war eine Wohltat für Eragons aufgepeitschte Seele.







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Cale rollte sich über den Boden ab. Zwei der Gule hatte er bereits töten können doch nun griff ihn ein Dritter an. Eine besonders abscheuliche Kreatur. Statt Händen endeten ihre Arme in runden Verdickungen. Als das Wesen in Angriff erkannte der junge Drachenreiter mit Entsetzen um was es sich wirklich dabei handelte.
Jemand hatte den Mann die Hände entfernt und Köpfe an den Stümpfen befestigt. Diese waren jedoch durch Magie so entstellt, dass sie kaum noch als solche zu erkennen war. Augen, Nase und die Stirnpartie waren praktisch verschwunden. Der gesamte Gesichtsbereich wurde nun von einem Teil fanden Maul ausgefüllt. Die Zähne die sich in diesem Mund befanden waren ebenfalls verändert worden. Sie waren größer und ähnelten mehr den Reißzähnen von Raubtieren als etwas das einmal eine Menschen gehört hatte. Allein die Tatsache, dass die Köpfe noch immer ihr Haar trugen machte es möglich diese entstellten Körperteile noch zu identifizieren.
Wie ein Faustkämpfer drang der Gule auf Cale ein und werden seine Arme nach vorn schnellten schnappten die Reißzähne immer wieder nach Cale.
Mit einem beherzten Hieb trennte der junge Reiter schließlich einen der Arme ab und streckte seinen Gegner dann mit einem entschlossenen Schlag nieder.
Hastig sah er sich nach Ismira um. Er wollte wissen wie sie sich schlug. Glücklicherweise war die junge Frau ebenfalls noch auf den Beinen und ich gerade vor einem Gule zurück, dessen Haut merkwürdig prall gespannt war. Ein Schwertstreich von Ismira enthüllte den teuflischen Plan hinter diesem Besessenen Leichnam: aus der Wunde die die junge Drachenreiterin im Wesen beigebracht hatte schoss unter hohem Druck Flüssigkeit hervor. Glücklicherweise rollte sich Ismira rechtzeitig ab und so klatschte die Substanz lediglich gegen eine Zeltwand. Dort jedoch bildeten sich umgehend rauchende Löcher im Stoff.
Als Cale noch überlegte wie er seiner Gefährtin helfen konnte schien die bereits ihren eigenen Plan entwickelt zu haben:
" Trystar Vindr!" befahl die junge Reiterin und schleuderte ihren Gegner einige Meter zurück direkt in eine Gruppe von Gulen, die mit klauenbewährten Händen gerade auf Ismiras zu stürmen wollten. Der Aufprall des entstellten Körpers brachte den Angriff zum Erliegen.
Ismira jedoch war noch nicht fertig. Sie ließ Kieselsteine vom Boden aufsteigen und wie Geschosse auf den Gule zu fliegen, unter dessen Haut sich offenbar eine Säure versteckte. Der entstellte Körper explodierte förmlich unter dem Hagel der auf ihn einprasselte und riss seine Artgenossen mit in den Tod.
Trotz der ernsten Situation kam Cale nicht umhin Bewunderung für seine Gefährtin zu empfinden. Sie konnte auf sich aufpassen und hatte die Waffe des Feindes gegen ihn gerichtet.
Flammenzunge über den Himmel zuckten und das donnernde Gebrüll von Drachen holte Cale jedoch in die Realität zurück.
Der Kampf war noch nicht entschieden.

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt