35. Die Probe des Blutes

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Fürst Däthedrs Worte hingen im Raum und eine drückende Stille breitete sich aus. Es war schließlich Cale, der als erstes die Sprache wieder fand. Der junge Reiter wandte sich an seine bisherigen Lehrer Narie und Marek.
"Habt ihr davon gewusst und es mir verheimlicht?"
"Zu deiner eigenen Sicherheit Cale-Finiarel."
Narie setzte noch zu weiteren Erklärungen an doch der Elfenfürst unterbrach sie barsch: "Sicherheit?! Macht euch nicht lächerlich! Wahrscheinlich wollte ihr die Zeit nur nutzen um weitere gefälschte Beweise zu legen. Ihr wollt meine politische Position untergraben und sie unhaltbar machen. Aber das......."
"Genug!" Eragon beschloss, dass es nun der Zeitpunkt war die Initiative zu ergreifen. Als er nach dem Sieg über Galbatorix die Aufgaben des Anführers des Ordens übernommen hatte war er in die Fußstapfen von Legenden getreten. Oft hatte er das Gefühl gehabt diese nicht wirklich ausfüllen zu können. Doch die Lehren der Eldunari und die Herausforderungen die er in den letzten 12 Jahren zu bestehen gehabt hatte waren gute Lehrmeister gewesen. Er hatte sich weiter entwickelt und war an seiner Verantwortung gewachsen. Heute vermochte Saphiras Reiter sich mit einem Wort Gehör zu verschaffen. Diese Autorität übte er nun aus.
Er winkte Ismira zu sich heran und übergab ihr Marlena. Das kleine Mädchen hatte sich inzwischen wieder beruhigt und begann damit die kupferfarbenen Haare ihrer Cousine zu untersuchen.
"Fürst Däthedr, es ist nicht die Art der Drachenreiter sich auf diese Art in die inneren Angelegenheiten einer Rasse einzumischen. Um euch davon zu überzeugen, dass es uns hier um die Wahrheit geht und nicht um politische Vorteile gebe ich euch hiermit mein Wort, dass nichts von dem was wir hier besprechen ohne eure Zustimmung diesen Raum verlässt. Darauf hatte mein Wort als Anführer der Reiter."
Da Eragon das Versprechen der alten Sprache gegeben hatte wusste der Elfenfürst, dass der Anführer der Reiter an sein Wort gebunden war. Zwar verfügte der Fürst über ähnliche Selbstkontrolle wie Arya doch eine gewisse Verunsicherung war auf seinem Gesicht deutlich zu erkennen.
"Da die Fakten nun auf dem Tisch liegen sehe ich keinen Sinn darin Cale das Ergebnis von Naries und Mareks Ermittlungen weiterhin vorzuenthalten. Wenn auch ihr an der Wahrheitsfindung interessiert seit, Däthedr-Elda, könnt Ihr gerne teilnehmen an diesem Gespräch. Es wäre auch in eurem Interesse. Denn die Tatsache, dass dieser Dolch dort auf den Tisch, ganz offensichtlich aus dem Quartier eines Schülers unseres Ordens gestohlen wurde, wirft nicht gerade ein gutes Licht auf euch. Ich verstehe zwar eurer Erregung aber lasst euch gesagt sein, dass ich nicht zulassen werde das diese Unterredung in den beleidigenden Formen weiter verläuft die ihr bisher gewählt habt. Wenn ihr bereit seit auf zivilisierte Weise an dieser Unterhaltung teilzunehmen so nehmt bitte Platz."
Überrascht von der Intensität der Worte des Anführers der Reiter schien Däthedr einen Augenblick unschlüssig. Schließlich nahm er jedoch an dem runden Tisch im Quartier von Eragon und Arya Platz.
Eragon trat nun zu Cale und legte ihm die Hand auf die Schulter.
"Wie fühlst du dich Cale-Finiarel?"
"Ich verstehe nicht ganz Meister." gestand der junge Schüler.
"Nun, was ich meine ist wie es die im Moment geht. Wie denkst du über das was du gehört hast und wie stehst du nun zu mir und deinen bisherigen Lehrmeistern?"
Es überraschte den jungen Buchbindersohn ganz offensichtlich, dass Eragon sich so für seine Gefühle interessierte. Genau darauf hatte der Anführer der Reiter aber gehofft. Es galt vor allen Dingen die Unterhaltung auf ein ruhiges Niveau zu bringen. Däthedr war unter den Elfen immer noch eine zu hochgestellte Persönlichkeit als dass man ihn sich offen zum Feind machen sollte. Des weiteren sorgte sich Eragon in der Tat um seinen jungen Schüler. Er wollte unter allen Umständen einen tief gehenden Vertrauensbruch vermeiden und hoffte dem Jungen klarmachen zu können, dass man ihm nichts aus böser Absicht verschwiegen hatte. Daher war es wichtig auf ihn einzugehen und nicht einfach als eine Schachfigur in einem politischen Spiel zu betrachten.
"Ich bin vor allem verwirrt Meister." erklärte der junge Reiter schließlich.
"Weil du noch nicht alle Facetten dieses Problems verstehst. Nun das ist verständlich Cale, doch ich denke das Du aus Respekt etwas zu höflich bis. Empfindest du nicht vielleicht doch etwas Enttäuschung mir und deinen Lehrern gegenüber? Vielleicht sogar Wut? Mit welchem Recht haben wir dir das vorenthalten, was wir als die Wahrheit erachten? Steckt vielleicht doch politisches Kalkül dahinter? Wollten wir dich belügen bis wir deine Abstammung als eine Art Trumpfkarte gegen Fürst Däthedr und seine politischen Ansichten ausspielen können? Hat der Fürst vielleicht sogar recht und wir fabrizieren Beweise?"
Cale brach schließlich den Blickkontakt ab. Eragon konnte es verstehen. Äußerst widersprüchliche Gefühle mussten nun in dem Jungen miteinander kämpfen.
"Ich weiß nicht was sich genau fühle Meister." gestand der junge Reiter schließlich fast flüsternd. "Ich respektiere euch und die anderen älteren Reiter aber all das, was er gerade aufgezählt hat ist im Moment in mir. Es fühlt sich einfach an als hätte man den Boden unter den Füßen weggezogen und ich wäre nun im freien Fall."
"Und du weißt nicht genau auf wen oder was Du dich jetzt verlassen kannst, nicht wahr?"
"So ist es Meister."
Als der junge Reiter Eragon wieder in die Augen sah wußte dieser, dass er sein Ziel erreicht hatte. Hoffnung und Interesse leuchteten auf Cales Gesicht. Nun konnte man das delikate Thema besprechenden offenbar waren alle Anwesenden bereit zuzuhören.
Eragon bat schließlich auch seinen Schüler sich zu setzen. Dieser nahm gegenüber von Fürst Däthedr platz. Dieser vermied es demonstrativ ihn anzusehen. Ismira hatte sich gemeinsam mit Marlena etwas abseits auf Eragons und Aryas Bett niedergelassen.
Eragon nahm nun ebenfalls am Tisch platz. Cale saß nun zu seiner Linken, der wütende Elfenfürst zu seiner Rechten. Der Dolch, welcher zum Symbol dieses Konflikts geworden war lag im Zentrum des runden Tisches.
"Nun, Cale wie du bereits mitbekommen hast gibt es Hinweise darauf, dass es in der Tat eine Blutsverwandtschaft zwischen dir und Fürst Däthedr gibt."
"Das ist eine unverschämte Behauptung von euch!" unterbrachen der Elf. "Mein Bruder hätte unserer Familie niemals solche Schande bereitet in dem er sich mit einem Menschen eingelassen hätte."
"Wie du hörst, Cale, ist der edle Fürst anderer Meinung." Eragon hielt seine Stimme bewusst ruhig. Es war wichtig die Dinge leidenschaftslos anzugehen.
"Mir wäre es auch lieber nicht mit euch verwandt zu sein." gab Cale bitter zurück.
"Dann dürfte es euch ja auch nichts ausmachen, Drachenreiter, wenn wir diese Sache vor der Öffentlichkeit verbergen. Es würde meiner politischen Positionen extrem schaden mit euch in Verbindung gebracht zu werden."
"Da euch eure Stellung offenbar wichtiger ist als die Wahrheit oder Familie können wir es von mir aus gerne geheim halten."
- "Ihr habt den Jungen wirklich unterschätzt." - mischte sich Saphira ein. Sie hatte die ganze Unterhaltung durch die Augen und Ohren ihres Reiters verfolgt.
- "Ja, das sehe ich ähnlich. Wir haben höfliche Zurückhaltung mit Schwäche und Schüchternheit verwechselt." -
"Meine Stellung ist mir nicht wichtiger als die Wahrheit oder die Familie unverschämter Jüngling!" fauchte Däthedr eiskalt in Cales Richtung. "Ich bin aber überzeugt, dass du nicht zu meiner Familie gehörst und ich hier das Opfer einer Intrige werden soll."
Bevor die Unterhaltung wieder zu einem handfesten Streit eskalieren konnte ergriff Eragon das Wort: "Worauf basiert diese Annahme Fürst? Ihr habt mein Wort, dass die Drachenreiter diese Theorien nicht veröffentlichen werden. Da auch Cale zugestimmt hat diese Angelegenheit vertraulich zu behandeln sehe ich nicht welchen Vorteil wir noch von einer Lüge haben sollten. Dennoch unterstellt ihr uns eine solche. Weshalb?"
Die beständige Ruhe die Eragon an den Tag legte brachte auch den Elfenfürstin dazu sich wieder zu sammeln und schließlich zu erklären: "Selbst wenn ich akzeptiere, dass ihr keine niederen Interessen verfolgt so kann ich mir jedoch nicht vorstellen, dass mein Bruder eine Liebesbeziehung zu einem Menschen vor mir geheim gehalten hätte. Wir haben uns stets gut verstanden und er hätte mich über so etwas informiert."
Ein spöttisches "HA" erklang aus dem Hintergrund. Eragon schlug kurz die Augen nieder. Ismira hatte hier auf unvorteilhafte Weise ihrer Meinung geäußert. Normalerweise empfand der junge Anführer der Reiter die Unverblümtheit seiner Nichte als eine ihrer liebenswerten Eigenschaften. Ganz offensichtlich musste sie allerdings noch etwas Zurückhaltung lernen wenn sie sich auf dem glitschigen Parkett bewegen wollte, auf dem die Drachenreiter oft wandelten.
"Ismira, wenn du etwas zu dieser Unterhaltung beisteuern möchtest, dann bitte in ganzen Sätzen und nach allen Regeln der Höflichkeit."wies Eragon die junge Reiterin an.
"Entschuldigung Onkel."druckste Ismira. "Ich meine nur, dass es durchaus möglich wäre, dass euer Bruder etwas vor euch verheimlicht hat Fürst Däthedr. Als Cale und ich auf dem Weg hierher waren und von dem Einbruch in sein Quartier zu berichten hat man euch schon von weitem gehört. Wenn Wutanfälle wie dieser charakteristisch für euch sind wenn es um Menschen geht könnte ich eine gewisse Zurückhaltung von Seiten eures Bruders durchaus verstehen."
"Außerdem gab es sehr wohl Gerüchte, dass es zeitweilig zu einem Zerwürfnis zwischen euch und euren Bruder gekommen ist Fürst." warf Arya ein und unterstützte damit Ismiras Standpunkt.
Däthedr schien spontan etwas erwidern zu wollen doch er rief sich schließlich zur Ordnung und überlegte einen Augenblick.
"Ich gebe zu, dass es Spannungen zwischen mir und meinem Bruder gab. Er wollte das Handwerk des Schmieds erlernen und ich war der Meinung, dass ein junger Mann des Hochadels sich mehr geistigen Künsten widmen sollte. Ich trug zu diesem Zeitpunkt bereits die Verantwortung für unsere gesamte Familie. Eine Verantwortung die ich sehr früh übernehmen musste nach dem unser gemeinsamer Vater einem Leiden erlegen war, gegen das auch wir Elfen keine Heilung kennen."
"Eine schwere Verantwortung." erklärte Eragon. "Mir wurde schon früh die Verantwortung für den neuen Orden der Reiter und sogar für die Zukunft der Drachenrasse übertragen. Ich verstehe welchen Druck das auf euch ausgeübt haben muss. Ich denke ich weiß einen Weg die Wahrheit ohne die Spur eines Zweifels auf den Tisch zu bringen. Vorher möchte ich euch aber fragen Fürst Däthedr: Seid ihr bereit zumindest den Gedanken zuzulassen, dass es möglich ist, das Cale in der Tat ein entfernter Verwandter von euch ist. Bevor ihr nicht dazu bereits seit die Wahrheit anzuerkennen, egal wie sie auch aussehen mag, macht es keinen Sinn sie zu enthüllen. Es würde nur zu neuem Streit kommen und diesen möchte ich meinem jungen Schüler ersparen. Deshalb, Cale, haben Narie, Marek, Arya und ich auch entschieden dir unsere Theorien vorerst nicht mitzuteilen. Natürlich wollten wir dich nicht für alle Zeiten im unklaren lassen. Wir wollten nur vermeiden, dass die Situation außer Kontrolle gerät. Dies wäre hier fast geschehen. Dein Recht die Wahrheit zu erfahren haben wir nie angezweifelt."
"Ich verstehe warum ihr das getaner Meister." erklärte Cale schlicht.
Fürst Däthedr war aufgrund Eragons Worten einen Augenblick in Schweigen verfallen. Schließlich jedoch erklärte er: "Ich muss euch meinen Respekt aussprechen Eragon-Elda. Ihr macht eurem Lehrer Oromis Ehre, indem ihr eure Worte mit großer Sorgfalt wählt. Daher bin ich auch bereits den Gedanken, den ihr von mir fordert, zuzulassen. Ich kann es zwar nicht so recht glauben aber ich bin bereit die Möglichkeit anzuerkennen. Ebenso bin ich bereit die Wahrheit zu akzeptieren wenn sie zweifelsfrei vor mir auf dem Tisch liegt. Wie wollt Ihr das bewerkstelligen Schattentöter? Wollt Ihr euch der besonderen Eigenschaft der alten Sprache bedienen, dass man nur die Worte der Wahrheit sprechen kann?"
Eragon schüttelte den Kopf.
"Ich denke nicht, dass das wirklich zu etwas führen würde. Alles was wir bisher haben, das muss ich in eurem Sinne anerkennen, sind Theorien. Da euer Bruder leider ins Nichts hinüber gegangen ist kann man ihn nicht befragen. Sicher könnte man Freunde und Bekannte eures Bruders um Auskünfte ersuchen aber das würde nicht eurem Wunsch entsprechen, diese Angelegenheit zuerst im Stillen, in aller Vertraulichkeit zu behandeln. Daher schlage ich eine einfache und eindeutige Prozedur vor: die Probe des Blutes."
"Ein exzellenter Vorschlag." bekräftigte Arya. "Das dürfte in der Tat einen eindeutigen Beweis liefern."
Auch Fürst Däthedr nickte nachdenklich. Eragon konnte nur vermuten was in dem Elfenfürsten vorging. Es erschien ihm, dass der Würdenträger des schönen Volkes in gewissem Sinne sogar überrascht war von diesem Vorschlag. Hatte er nicht erwartet, dass die Reiter zu so einer eindeutigen Probe ihren Segen geben würden?
Die Frage, die Cale nun stellte, beendete dieser Überlegungen von Eragons Seite.
"Von was für einer Probe sprecht Ihr da Meister?"
"Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein so junger Reiter wie du, noch nichts von dieser Probe gehört hat Cale-Finiarel. Du musst wissen, dass in jedem noch so kleinen Stück unseres Körpers einen Bauplan unserer gesamten Anatomie enthalten ist. Dieser Plan bestimmt welche Haarfarbe wir haben, welchem Volk oder Geschlecht wir angehören. Auch Familienbande lassen sich anhand dieses Bauplans ganz klar nachweisen. Die einfachste Methode ist, dass sowohl Du als auch Fürst Däthedr einen Tropfen Blut spendet. Dann werden einige Worte in der alten Sprache darüber gesprochen und die Magie besorgt den Rest."
"Werdet ihr diesen Test durchführen Meister?" Wollte der junge Reiter daraufhin wissen.
"Leider bin ich nicht vertraut genug mit der Prozedur um sie persönlich durchzuführen. Doch ich bin sicher wir können uns auf eine vertrauenswürdige Person einigen."
"Ich habe mich in meiner Jugend mit medizinischen Problemen beschäftigt." hob Fürst Däthedr mit neutraler Stimme an. "Wenn euer Schüler bereit ist kann ich die Probe durchführen."
"Ich kenne die Probe zwar nicht gut genug um sie durchführen zu können. Aber ich bin in der Lage zu erkennen ob alles mit rechten Dingen zugeht." versicherte Arya als sich Skepsis in der Runde ausbreitete.
"Unterstellt ihr mir betrügerische Absichten Arya-Eldar?"
Eine gewisse Entrüstung in der Stimme des Elfenfürsten war nicht zu überhören.
"Nachdem dieser Dolch aus dem Quartier unseres Schülers ganz offensichtlich gestohlen wurde und ihr somit eine der heiligsten Regeln der Gastfreundschaft verletzt habt werdet ihr mir das vermutlich nachsehen Fürst!" konterte Eragons Gefährtin.
Als der Elf dem nichts entgegenzusetzen hatte wandte sich Eragon erneut an seinen Schüler Cale: "Nun, Cale-Finiarel, bist auch du einverstanden mit dieser Probe?"
"Das bin ich."
Arya verließ kurz die Runde und holte eine kleine flache Schale aus einem der Schränke. Eragon studierte indes das Gesicht seines Schülers, sowie die Züge des Elfenfürsten. Auf Cales Gesicht zeigte sich was für einen jungen Mann, der sich in dieser misslichen Lage befand nur natürlich war. Aufregung, etwas Unsicherheit und eine Spur von Angst. Bei Fürst Däthedr war die Lage anders. Zwar hatte der Elf für sein Volk typischen neutralen Gesichtszüge aufgesetzt doch seine Augen verrieten was er fühlte.
- "Er scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein." - beurteilte Eragon was er sah.
Saphira hatte die Gedanken ihres Reiters verfolgt und schnaubte herablassend.
"- Galbatorix war sich seiner Sache auch recht sicher bevor wir ihn getötet haben." -
Trotz des ernstes der Lage musste Eragon innerlich schmunzeln. Wie üblich hatte seine treue Wegbegleiterin Recht. Inzwischen hatten sowohl Cale als auch Fürst Däthedr sich mit dem Dolch, der Stein des Anstoßes gewesen war, einen kleinen Schnitt zugefügt und einen Tropfen Blut in die flache Schale fallen lassen, die Arya auf dem Tisch platziert hatte. Die Tropfen wirken wie zwei voneinander getrennte Inseln in der weißen Porzellanschale.
Der Elfenfürst rezitierte nun einen Zauber in der alten Sprache und begann seine Magie zu wirken. Aller Augen richteten sich auf die kleine Schale. Auch Ismira war von der Bettkante aufgestanden, und an den Tisch getreten. Mit Marlena auf dem Arm beobachtete auch sie das Schauspiel.
Unter dem Einfluss der Magie formten sich die beiden Blutstropfen zu zwei feinen Fäden, die wirkten, wie der Strudel, der in einem Wasserglas entstand wenn man es kräftig umrührte. Zunächst waren beide Stränge klar voneinander getrennt. Schließlich begann sich jedoch weitere feine Fäden aus der Flüssigkeit zu bilden. Manche verbanden die beiden Wirbel aus Flüssigkeit miteinander andere streckten sich nur nach dem anderen Flüssigkeitsstrang aus. Schließlich stabilisierte sich das feine Gebilde und ergab ein spezifisches Bild.
Wieder ließ Eragon seinen Blick über die Gesichter der Anwesenden schweifen. Bei Narie und Marek zeigte sich eine gewisse Befriedigung die Eragon auch bei Arya erkannte. Cale schien vor allem von dem magischen Schauspiel beeindruckt zu sein und Begriff noch nicht recht was er da eigentlich sah. Marlena, die auf Ismiras Arm thronte, schien als einzige völlig unbeeindruckt zu sein. Sie kaute an einer von Ismiras Haarsträne herum und sabberte diese dabei voll. Dies schien die junge Frau jedoch nicht zu bemerken, denn sie sah fasziniert ihren Onkel an.
"Und was bedeutet das jetzt Onkel Eragon?" erkundigte sich die Nichte des jungen Anführers.
Im Grunde ließ sich die Antwort bereits auf dem Gesicht von Fürst Däthedr ablesen. Aus den Zügen des Elfen war jegliche Farbe gewichen und er starrte völlig fassungslos auf das Gebilde aus Flüssigkeit.
"Nun Ismira" begann Arya zu erklären. "Das Ergebnis dieser Probe lässt sich dadurch ablesen, dass das Blut eine bestimmte Form annimmt. An dieser Form lässt sich der Verwandtschaftsgrad ablesen. Die Verbindungen, die zwischen den beiden Flüssigkeitsträngen geschaffen wurden, deutet in der Tat auf Gemeinsamkeiten im Bauplan der Anatomie hin. Wenn man in Betracht zieht, dass zwischen Cale und Fürst Däthedr etliche Generationen liegen, dann bestätigt dieses Ergebnis unsere Vermutungen. Cale ist in der Tat ein Nachkomme von Fürst Däthedrs Bruder."

Eragon Band 6 - Die Wege der ReiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt