Nachdenkliche starrte Cale auf die spiegelglatte Oberfläche des Isenstar die sich unter ihm ausbreitete.
Am frühen Morgen bereits hatten sich die beiden jungen Drachenreiter von Cales Familie verabschiedet. Besonders Tena war es nicht leicht gefallen ihren Sohn bereits nach so kurzer Zeit wieder ziehen zu lassen aber trotz aller Geselligkeit des vergangenen Abends durften die beiden Reiter nicht vergessen, dass sie mit einem Auftrag in den Norden geschickt worden waren.
Zur Freude des jungen Buchbindersohn hatten sich die Spannungen zwischen seiner Gefährtin und seiner Mutter völlig aufgelöst. Auf seine Nachfrage hin hatten die beiden nur gelacht und gesagt, dass sich manche Dinge am besten von Frau zu Frau klären lassen und auch am besten dort verbleiben. Weitere Auskünfte hatte der junge Reiter nicht erhalten ganz gleich wen er darum bat.
Es hatte auch interessantere Themen gegeben mit denen sich der kurzweilige Abend füllen ließ. Cales Großvater hatte von seinem Enkel alle Einzelheiten über die Ausbildung zum Drachenreiter erfahren wollen die dieser preisgeben durfte und Ismira hatte auf Tenas Nachfrage hin von ihrer Familie und dem Palancartal erzählt. Besonders um die innige Dorfgemeinschaft schien die Bauersfamilie sie wirklich zu beneiden. Selbst Cales Onkel Tebund räumte seufzend ein, dass Isencroft im Grunde kein wirkliches Dorf war sondern nur eine Ansammlung von Häusern die zufällig am selben Ort standen. Ansonsten hatte der Bauer die Erzählungen über die menschliche Siedlung in Esterni sehr faszinierend gefunden. Hanbar hatte ihn scherzhaft gefragt ob er vielleicht daran denken würde in den Osten auszuwandern. Zur allgemeinen Überraschung schien Tebund das wirklich in Erwägung zu ziehen. Sein Interesse begründete er damit, dass die Gegend um den Isenstar nicht wirklich gut zum Ackerbau geeignet war. Der Boden war zu schwer und zu feucht um große Erträge zu bringen. Cale konnte das nur bestätigen. Aus den Jahren in denen er seinem Onkel bei der Feldarbeit geholfen hatte wusste er, dass man gerade so sein auskommen aus dem Boden kratzen konnte wenn man seine ganze Kraft einsetzte. Besonders das Pflügen in der feuchten schweren Erde war eine höllische Arbeit.
Die Nachbarschaft in Isencroft existierte praktisch gar nicht und so meinte Tebund wäre es doch eine durchaus zu erwägende Alternative sich in den Osten abzusetzen. Alleine würde er dieses Abenteuer natürlich nicht wagen aber unter dem Schutz der Drachenreiter ließe es sich sicher gut leben.
Cales Großvater Hanbar hatte seinen Schwiegersohn gemustert als ob dieser zum ersten Mal etwas gesagt hätte das für ihn Sinn ergab. Auch der rüstige ältere Mann schien diesem Abenteuer nicht abgeneigt zu sein. Besonders das, was er über Jeods Bücherei erfahren hatte interessierte ihn und er konnte sich gut vorstellen den Gelehrten bei der Rekonstruktion einiger verlorener Meisterwerke zu helfen.
Auch Tena schien die Idee zu gefallen etwas näher an Lebensmittelpunkt ihres Sohnes zu sein.
Cale hatte seinem Onkel schließlich versprochen die Möglichkeiten für die Familie auszuloten und ihnen die Bedingungen und Voraussetzungen für eine Umsiedlung in den Osten durch einen Brief mitzuteilen. Dies würde vermutlich warten müssen bis sie wieder in der Ostmark waren aber auch dem jungen Drachenreiter sagte der Gedanke seine Familie mehr bei sich zu haben durchaus zu.
Solch angenehme Gedanken jedoch waren in Cales Geist zurzeit wie Sonnenstrahlen die es kurzzeitig schafft durch eine trübe Wolkendecke zu brechen.
Günstige Winde unterstützen den Flug der jungen Drachen und so glitten Tailon und Anarie fast lautlos in der Morgensonne über den Isenstar. Am Horizont zeichnete sich bereits der ehemalige Militärhafen ab, von dem aus Cale zu neuen Ufern aufgebrochen war.
- "Es scheint unendlich lange her zu sein oder Bruderherz?" - erkundigte sich Tailon bei seinem Reiter.
- "Allerdings." - stimmte der junge Reiter seinem Seelenpartner zu. So vieles hatte sich seitdem verändert. Am deutlichsten natürlich Tailons Körpergröße. Als Cale mit dem Elfenschilff aufgebrochen waren hatte er mit Mühe seinen Drachen noch auf den Arm nehmen können. Jetzt schien ihm allein der Gedanke, dass das mächtige Wesen auf dessen Rücken er saß einmal so klein und verletzlich gewesen war geradezu widersinnig.
- "Vieles ist anders gekommen als ich es damals hier in Gil'ead erwartet hatte." -
- "Was meinst du damit, was hast du denn erwartet?" - Wollte Tailon neugierig wissen.
- "Wenn ich ehrlich bin weiß ich das schon gar nicht mehr. Ich glaube ich stand einfach noch unter Schock dass du bei mir geschlüpft bist. Aber zum Beispiel hätte ich niemals geglaubt, das Ismira und ich jemals zusammenfinden würden." -
Tailon lachte heiser auf.
- "Das hat aber weniger damit zu tun, dass Du jetzt mehr bist als vorher. Du hast dich damals einfach nur viel zu klein gemacht. Wenn ich so an deine Schüchternheit zurück denke, dann hättest du dir mit einer Schnecke ein Haus teilen können so sehr bist du bei jeder Herausforderung zusammengeschrumpft." -
- "Findest du, dass ich mich in dieser Richtung etwas verändert habe?" -
Der junge Drache überlegte einen Moment bevor er seinem Reiter antwortete. Etwas von der Verspieltheit war aus Tailons Tonfall gewichen. Für Cale war das ein klares Zeichen, dass sein Drachen nun nicht versuchte ihn zu necken sondern ihm wirklich seine ehrliche Meinung sagte.
- "Ja, ich denke das hast du aber du bist immer noch zu schnell bei der Hand wenn es darum geht in dein altes Muster zurückzufallen. Es ist wie deine Nistpartnerin schon richtig sagt: Du solltest das Leben nicht nur dankbar beobachten und an dir vorbeiziehen lassen sondern durchaus daran teilnehmen. Auch wenn du länger leben wirst als die meisten anderen wirst du sonst eines Tages die Momente bereuen die du versäumt hast." -
- "Mit einem Urteil von damals hatte ich aber völlig recht." - schmunzelte Cale während er dankbar den Hals seines Drachen kraulte. - "Der Elfenwächter, der damals mit im Zelt war als du geschlüpft bist meinte du würdest ein hübscher Drachen werden und ich habe ihm damals widersprochen?" -
- "Was!?" - fragte Tailon entsetzt. - "Findest etwa das sich hässlich bin?" -
- "Ich habe den Elfen damals gesagt, das hübsch nicht das richtige Wort ist um dich zu beschreiben. Ich war der Meinung, dass jeder, der dich einmal ansehen würde schon bei deinem Anblick erkennen würde, dass er eines der stärksten, und stolzesten Mitglieder des Drachenvolkes vor sich hat." -
Tailon summte peinlich berührt und schickte seinem Reiter eine warme Welle der Dankbarkeit.
- "Da siehst du es! Du musst gar nicht so schüchtern sein. Für einen Zweibeiner hast du ein hervorragendes Urteilsvermögen." -
- "Na, dann hoffe ich, dass mich dieses Urteilsvermögen auch bei der Begegnung mit Herzog Aurast nicht im Stich lässt." - erwiderte Cale. - "Es wird nicht leicht werden diesen gütigen Mann über die Untaten seines Sohnes aufzuklären. Ich hoffe wir finden die richtigen Worte." -
- "Das kommt ganz darauf an wie du die richtigen Worte definierst Bruderherz." - erklärte Tailon mit tiefem Ernst in der Stimme. - "Wenn du hoffst Worte zu finden, die bei Herzog Aurast keinen Schmerz auslösen ist dein Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Ihr bringt ihm eine schlechte Nachricht. Tut dies mit Würde und macht ihm klar, dass ihr die Gefühle, die ihn ob dieser Kunde bewegen respektiert. Mehr könnt ihr nicht tun." -
Nachdenklich klopfte Cale Tailon an die Flanke und richtete seinen Blick auf den Hafen dessen Konturen sich nun bereits deutlich abzeichneten. Der junge Drachenreiter beschloss seine geistige Wahrnehmung einzusetzen um die Situation im Hafen einschätzen zu können. Noch immer faszinierte ihn die Fähigkeit sein Bewusstsein über die Grenzen seines eigenen Körpers hinaus ausdehnen zu können. Es war ein Erlebnis, das sich nicht leicht in Worte fassen ließ. Während der Ausbildung hatte Meister Eragon versucht ihm mit Worten die Eindrücke begreiflich zu machen nach denen er suchen musste. Saphiras Reiter hatte das Bewusstsein jedes lebenden Wesens mit einem Stern am Nachthimmel verglichen oder die Wahrnehmung der Umgebung so verdeutlicht, als hätte man ein Buch über die Welt gebracht wird und die Gefühle der einzelnen Wesen sorgten dafür, dass diese sanfte Decke unterschiedlich hoch angehoben wurde.
All das traf zwar auf das zu, was nun auf Cale einströmte und doch beschrieb es die Eindrücke nicht vollständig. Was man auf diesem Weg zu erkennen vermochte war mehr! Es ging über riechen, schmecken oder sehen weit hinaus. Alle Eindrücke die Sinne liefern konnten waren vorhanden und doch ergänzt durch etwas, das sich einfach nicht fassen ließ.
Mithilfe seiner geistigen Fühler erkannte Cale, dass die Wachen im Hafen die ankommenden Drachen bereits entdeckt hatten. Er konnte sogar feststellen, dass der Hafenkommandant bereits einen Boten zu Herzog Aurast geschickt hatte und ihn über die neu ankommenden Gäste zu informieren. Nun scheuchte der umsichtige Offizier seine Männer über den Kai und ließ sie eine ausreichend große Landefläche für die beiden Drachen freiräumen.
Cale war überzeugt, dass mit diesem Mann der richtige Gesprächspartner zur Verfügung stand um eine Audienz bei Herzog Aurast zu erbitten.
Tailon korrigierte nun seinen Anflug mit einigen kräftigen Flügelschlägen und setzte schließlich zur Landung an.
Als Cale und Ismira die Rücken ihrer Seelengefährten verließen bildeten die im Hafen stationierten Soldaten sofort ein Spalier. Der umsichtige Hauptmann, den Cale bereits wahrgenommen hatte trat auf sie zu und verneigte sich.
"Ich grüße euch Drachenreiter." sagte der Mann mittleren Alters respektvoll. "Mein Name ist Hauptmann Urias. Selbstverständlich sind uns Mitglieder des Ordens immer willkommen doch leider sind wir nicht von eurer Ankunft informiert worden. Sonst hätten wir für einen angemesseneren Empfang gesorgt. Sagt, seid Ihr nicht die beiden Reiter die hier in unserer Stadt von ihren Drachen erwählt wurden?"
"Das ist richtig." bestätigte Ismira und Cale war überzeugt, dass ihr warmes Lächeln auch einen wütenden Shrrg in einem zahmen Schoßhund verwandelt hätte." Macht euch bitte keine Sorgen wegen des Empfangs. Wir kommen als Boten von Königin Nasuada mit einer persönlichen Nachricht für Herzog Aurast."
"Das ist richtig." fügte Cale hinzu. "Wäre es möglich eine private Audienz beim Statthalter gewährt zu bekommen."
"Sicher doch." Erklärte Hauptmann Urias. "Ich werde euch gleich zum Herzog führen. Wenn eure Drachen während der Zeit eures Aufenthalts eine ruhige Ort suchen so würde ich die freie Fläche hinter diesen Lagerhallen dort drüben empfehlen. Hier am Kai dürfte es bald recht ungemütlich für sie werden. Wir erwarten heute noch einige Handelsschiffe. Wenn eure ehrenwerten Wegbegleiter noch etwas brauchen lasst es mich bitte nur wissen."
- "Da weiß aber jemand wie man sich benimmt." - brummte Tailon zufrieden. Nachdem er sich kurz mit seiner Schwester verständigt hatte bat er Cale: - "Sag diesem Hauptmann bitte, dass wir sein freundliches Angebot gern annehmen und seine Höflichkeit zu schätzen wissen. Im Augenblick benötigen wir nichts weiter und wollen uns nur ein wenig ausruhen." -
Pflichtbewusst gab Cale die Nachricht weiter. Hauptmann Urias verbeugte sich daraufhin vor den beiden Drachen die sich in Richtung der angebotenen Ruhezone entfernten und bedeutet dann den beiden Reitern ihm zu folgen.
Während sie auf die Stadtfestung von Gil' ead zu Schritten hatte Cale mit einem Mal das Gefühl, dass ihm jemand schwere Bleiplatten unter die Stiefel genagelt hätte. Jeder Schritt fiel ihm schwerer.
Herzog Aurast der bereits durch den von Hauptmann Urias entsandten Boten informiert war kam ihnen auf halbem Weg entgegen. Freundlich und herzlich begrüßte er die beiden Drachenreiter und gab ihrer Bitte um eine persönliche Audienz mit Selbstverständlichkeits statt.
Er führte seine beiden Gäste in sein Arbeitszimmer und bot ihnen Getränke an. Gern akzeptierte Cale ein Glas Wasser, denn mit einem Mal hatte er das Gefühl seine Kehle sei trockener als die Wüste Hadarac. Der Weg in die Gemächer des Herzogs war Cale geradezu unnatürlich kurz vorgekommen. Nicht nur schien die Bleiplatten plötzlich verschwunden zu sein, nein, plötzlich schien er über jene sagenumwobenen Stiefel zu verfügen, mit denen man 7 Meilen in einem einzigen Schritt zurücklegen konnte.
"Nun, Gräfin Ismira, Cale Burkartssohn, was führt euch zu mir?" erkundigte sich der ältere Mann schließlich.
Cale hatte den Eindruck, das Ismira einen närrischen Augenblick lang darüber nachdachte, den Herzog wegen der Benutzung ihres Adelstitels zu korrigieren. Letztlich verzichtete sie aber darauf weil es nur ein schwacher Versuch gewesen wäre das unvermeidliche heraus zu zögern.
"Wir überbringen euch eine Botschaft von Königin Nasuada Herzog Aurast." erklärte Ismira schließlich.
Insgeheim war Cale wütend auf sich, dass er seiner Gefährtin die schwere Last aufgebürdete die Wahrheit zu enthüllen.
"Die Königin hat uns gebeten diese Nachricht persönlich zu überbringen weil sie euch ihre Wertschätzung ausdrücken will. Da die Angelegenheit eure Anwesenheit in Ilirea erforderlich machen dürfte sollen wir euch auch anbieten die Reise in die Hauptstadt mit uns auf den Rücken unserer Drachen zu absolvieren."
"Das wäre eine hohe Ehre für mich Gräfin Ismira aber was kann denn so wichtig sein?" erwiderte der alte Herzog.
Ismira richtete einen hilfesuchenden Blick auf Cale und dieser fühlte sich verpflichtet für sie in die Bresche zu springen.
"Es betrügt uns euch das mitteilen zu müssen verehrte Herzog Aurast aber es gibt ein Problem mit eurem Sohn Tjurin."
Auf Cales Worte hin ließ sich der alte Adlige gegen die Rückenlehne seines Stuhls sinken und seufzte.
"Was hat er jetzt wieder angestellt?"
Der Ton in dem der Herzog sprach erweckte Mitleid bei Cale. Aurast klang, wie ein Vater der sich erkundigte ob sein Junge wieder eine Fensterscheibe zerbrochen oder irgendwo Birnen gestohlen hatte. Den Ernst der Situation hatte der Statthalter ganz offensichtlich noch nicht erfasst.
"Es geht wohl diesmal über seine sonstigen Entgleisungen hinaus?" fragte Aurast plötzlich. Ganz offensichtlich hat der Cales Gesichtsausdruck seine Gedankengänge verraten.
"Ich befürchte ja Herzog Aurast. Es stehen handfeste Verbrechen gegen eurem Sohn im Raum. Die Königin hatte keine Wahl als ihn verhaften zu lassen und offiziell Anklage zu erheben."
Cales Worte schienen Aurasts schlimmste Befürchtungen noch zu übersteigen. Der noch so rüstig wirkender alter Mann strafte seine Gestalt und atmete tief durch.
"Ich nehme an, dass man euch ein offizielles Schreiben an mich mitgegeben hat?"
Ismira bejahte dies, und entnahm einen versiegelten Briefumschlag ihrer Tasche. Diesen reichte sie Herzog Aurast und fügte hinzu: "Die Königin hat uns als Boten entsandt, damit wir euch Fragen beantworten können die sich hieraus ergeben, soweit wir es vermögen."
Der Statthalter bestätigte dies mit einem kurzen nicken und öffnete dann den versiegelten Umschlag.
Cale verfolgte wie die Augen des Herzogs über die Zeilen vor ihm glitten und wie mit jedem Wort und jedem Satz ein Teil der Farbe aus seinem Gesicht wich.
Schließlich kam das beständige hin und her der Augen des alten Adligen zum Erliegen und er starrte nur noch gedankenverloren auf den Brief vor ihm. Wie in Trance legte er ihn auf seinen Schreibtisch, schloss die Augen und begann, um Fassung ringend, mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand seinen Nasenrücken zu massieren.
"Es lässt sich nicht in Worte fassen wie sehr wir bedauern euch so schlechte Nachrichten zu bringen." sagte Ismira schließlich nach einigen Augenblicken fast unerträglichen Schweigens.
"Dem kann ich mich nur anschließen." fügte Cale hinzu.
Der Herzog von Gil' ead hob den Blick und für einen Moment hatte man den Eindruck, dass er völlig vergessen hatte, dass er nicht allein im Raum war.
"Es gibt nichts wofür ihr euch entschuldigen müsstet Gräfin Ismira, Cale Burkartsohn. Erlaubt mir euch die Frage zu stellen wie schwer die Beweise gegen meinen Sohn sind die ihn mit diesen Taten in Verbindung bringen.
"Was die Vorfälle in Bullridge betrifft und die Ereignisse beim Feldzug gegen die Ra zac, steht bisher nur die Aussage einer Magierin im Raum. Die Königin und die Magiergilde stellen in diesem Zusammenhang noch Nachforschungen an." antwortete Cale bis ihn sein trockener Mund dazu zwang einen Schluck Wasser zu nehmen.
Ismira revanchierte sich für die Unterstützung ihres Gefährten indem sie fortfuhr: "Was allerdings den Vorfall mit der Dienstmagd Lorena betrifft, so befürchte ich das die Schuld eures Sohnes außer Frage steht. Er wurde bei der Tat selbst festgenommen. Der Drachenreiter Murtagh und sein Begleiter Dorn waren für die Festnahme verantwortlich."
"Aber warum bei allen Göttern sollte mein Sohn versuchen dieses Mädchen umzubringen?!"
Ein nur mühsam unter Kontrolle gehaltener Anflug von Verzweiflung schwang in Herzog Aurast Stimme mit.
Cale stöhnte innerlich auf. Im Zuge seines Unterrichts war er natürlich auch in die Gesetze und Vorgehensweisen von Nasuadas Königreich eingewiesen worden. Die Herrscherin von Alagaesia hatte sich offenbar strikt an den Buchstaben des Gesetzes gehalten und nur die vorgeworfene Tat zu Papier gebracht ohne Hintergründe zu enthüllen. Dies war das übliche Vorgehen im Zuge einer laufenden Ermittlung. Der junge Drachenreiter indes sah sich nun allerdings in der Verantwortung dem Herzog den wohl schlimmsten Teil der Wahrheit zu enthüllen.
"Wie sich die Dinge darstellen, unterhielt euer Sohn mit dieser jungen Frau eine intime Beziehung die nicht ohne Folgen geblieben ist. Das Mädchen war offenbar schwanger von ihm."
Diese Nachricht Vertrieb auch den letzten Anflug von Farbe des Lebens aus dem Gesicht des Stadthalters. Wieder schloss er die Augen und begann sich den Nasenrücken zu massieren.
"Und mein Sohn wollte sich auf diese schändliche Art aus der Verantwortung stehlen." flüsterte er tonlos.
Wieder breitete sich Schweigen in dem Arbeitszimmer von Herzog Aurast aus. Cale und Ismira warfen sich hilflose Blicke zu. Was sollten sie tun? Was sollten sie sagen? Es gab wohl keine Worte, die in dieser Situation tröstend gewesen wären.
Schließlich strafte der Herzog noch einmal seine Gestalt und wandt sich an seine Gäste: "Ich danke euch, dass Ihr mit dieser Botschaft so diskret überbracht habt. Ich hoffe ihr versteht, dass ich nun einen Moment allein sein möchte."
Herzog Aurast läutete eine kleine Glocke und zugleich erschien eine seiner Diener und verneigten sich.
"Bitte stellt unseren Ehrengästen Gemächer zur Verfügung und versorgt sie mit allem nötigen für ihr Wohlbefinden. Ich hoffe ihr versteht, Cale Burkartsohn, Gräfin Ismira, dass ich diese Neuigkeiten zuerst einmal verarbeiten muss bevor ich entscheiden kann ob ich euer großzügiges Angebot meiner Reise nach Ilirea zu beschleunigen annehmen werde."
"Natürlich Herzog Aurast." erwiderte Ismira und erhob sich.
"Sollte es noch irgendwelche Fragen geben oder wer irgend etwas tun können, bitte lasst es uns wissen." fügte Cale hinzu und erhob sich ebenfalls. Er konnte die Selbstkontrolle nur bewundern mit der sich Herzog Aurast ein dankbares Lächeln abrang.
Gemeinsam mit dem jungen Diener verließen sie das Arbeitszimmer und Schritten durch die Flure der Stadtfestung. Keiner der beiden Drachenreiter sagte etwas. Zu sehr hafteten die Eindrücke der letzten Minuten.
"Verzeiht mir bitte ehrenwerte Reiter," hob der Diener, welcher sie führte, schließlich an. "Es war wohl eine sehr schlechte Nachricht die ihr unseren Herrn überbracht habt."
"Was lässt euch das glauben?" erkundigte sich Cale.
"Ich weiß das unser gnädiger Herzog schon einige Sommer gesehen hat," erwiderte der Diener. "Aber bisher hat man ihm das nie so deutlich angesehen wie heute."
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...