Lächelnd beobachtete Eragon das ausgelassene Spiel in das seine vier Schüler vertieft waren. Bereits seit zwei Tagen befand sich die Reisegruppe auf dem Weg zurück zur Ostmark. Ihr heutiges Nachtlager hatten die Drachenreiter an einem kleinen See, der umgeben war von einem jungen Laubwald, aufgeschlagen.
Begeistert hätte Ismira auf die Möglichkeit reagierten sich den Staub der langen Reise ab zu waschen und Cale gleich mit zum Ufer des Gewässers gezogen.
Kurze Zeit später waren die beiden jungen Schüler des Ordens in eine ausgelassene Wasserschlacht vertieft gewesen.
Diese hatte allerdings abrupt geendet als Anarie und Tailon begonnen hatten ein, für die beiden Drachen, höchst amüsantes Spiel mit den Reitern zu treiben.
Saphiras Enkel hatten sich möglichst dicht an das Seeufer gelegt und ihre Schwänze ins Wasser getaucht. Verborgen durch die aufgepeitschte Oberfläche des Sees hatten die beiden Geschwister ihre Schwänze immer näher an ihrer Reiter heran geschlängelt und die beiden jungen Menschen praktisch gleichzeitig schwungvoll von ihren Füßen geholt.
Nun versuchen die beiden Drachen dieses Kunststück zu wiederholen während ihrer Reiter alles taten um der im Wasser verborgenen Gefahr auszuweichen.
Das Rascheln von Drachenschuppen kündigte Saphiras Rückkehr von einem Jagdausflug an. Die blau Drachendame setzte sich hinter ihren Reitern und legte ihr mächtiges Haupt so, dass es direkt neben Eragon lag.
- "Deine Standpauke von vorhin hat unsere Schüler offenbar nicht davon abgehalten sich zu amüsieren." - flüsterte Eragon seiner langjährigen Wegbegleiterin zu und begann sie an der Stirn zu kraulen was die blaue Drachendame mit einem wohligen Summen kommentierte.
- "Ich wollte den Küken ja auch nicht den Spaß am Leben verderben. Aber manche Dinge müssen Sie einfach lernen." -
Eragon übermittelte Saphira sofort, dass er dem ohne Vorbehalte zustimmte. Bei der Ankunft hatte Saphira ihre Schüler gefragt welche Lebewesen sich im Umkreis aufhielten. Weder Ismira noch Cale und somit auch nicht die Enkel der Drachendame hatten die Frage beantworten können. Saphira hatte die jungen Schüler des Ordens daraufhin getadelt. Die beiden Reiter hatten inzwischen die Fähigkeit entwickelt den Stimmen des Lebens zu lauschen bis sie sich jedes Lebewesens um sie herum gewahr waren. Auch Eragon hatte allerdings bemerkt, dass seine Schüler diese Fähigkeit noch sehr zögerlich einsetzten. Es war neu und ungewohnt für sie auf diese Art ihre Umgebung zu betrachten. Natürlich konnte man argumentieren, dass die Gefahr für Cale, Ismira und die Wegbegleiter der beiden längst nicht mehr so groß war wie für Eragon und Saphira während des Kampfes gegen Galbatorix. Damals hatten sie als einziger freier Drache und Reiter ständig mit einem Angriff durch einen Magier der schwarzen Hand rechnen müssen. Das war heute zum Glück nicht mehr der Fall. Dennoch hatte Saphira Recht, das auch an einem schönen Sommertag ein Reh nie seine Wachsamkeit aufgab um zu verhindern, dass es zur Beute wurde. Auch heute drohten den Drachenreiter noch Gefahren und Cale und Ismira mussten sich daran gewöhnen, wenn sie an einen unbekannten Ort kamen, nach möglichen Bedrohungen Ausschau zu halten.
Eine dumpfe Stimme die aus einer der Satteltaschen, die im Gras neben dem Anführer der Reiter lagen, erregte Eragons Aufmerksamkeit. Schnell durchsuchte er die Tasche und fand einen kleinen Handspiegel. Als er ihn hervor zog blickte er in zwei smaragdgrüne Augenpaare.
"Dada!" krähte Marlene ausgelassen und patschte mit ihren kleinen Händen auf die glatte Oberfläche des Spiegels durch den Arya ihn offenbar gerade kontaktierte.
"Richtig meine Kleine!" lobte die stolze Mutter und schenkte dann ihren Gefährten ein Lächeln. Eragon indes kannte die Frau an seiner Seite gut genug um auch an den kleinsten Regungen ihres Gesichtes ihre Stimmung ablesen zu können. Etwas bereitete Arya Sorge.
"Ich freue mich sehr von euch beiden zu hören." sagte er er daher und schnitt kurz eine Grimasse für seine Tochter. "Ich nehme aber an, dass ihr mich nicht kontaktiert um Hallo zu sagen."
Arya schlug kurz die Augen nieder und lächelte. Auch sie wusste, wie gut ihr Gefährte sie kannte.
"Es hat hier in der Ostmark eine Entwicklung gegeben über die ich dich informieren möchte. Angela hat mich aufgesucht und gefragt ob sie mit mir nach Ilirea fliegen könnte?"
"Ich wusste gar nicht dass du vorhast Alagaesia zu besuchen." wunderte sich Eragon.
"Ich auch nicht." gab Arya mit einem schiefen Lächeln zurück. "Das habe ich auch Angela gesagt und sie meinte daraufhin, dass wir Drachenreiter doch immer dort wären wo es demnächst interessant wird."
"Ich verstehe." murmelte Eragon. "Das ist wohl einer von Angelas offensichtlich versteckten Hinweisen, dass wir uns nach Ilirea begeben sollten."
- "Kleiner! Wie kann denn etwas offensichtlich und gleichzeitig versteckt sein?" - mischte sich Saphira ein.
- "Bei Angela ist alles möglich." - schoss Eragon zurück und wandte sich dann wieder an Arya.
"Wie denkste sollten wir uns verhalten?"
"Ich denke, dass wir uns einig sind, dass man die weise Frau ernst nehmen soll." legte die Elfe fest. "Ich habe das ganze auch mit dem Rat erörtert. Auch sie sind der Meinung, dass es nicht schaden kann Angelas Anregung zu folgen. Umaroth, Glaedr und Miemel wollen sogar mit uns zusammen die Reise nach Alagaesia antreten. Für den Fall der Fälle wollen sie uns mit ihrer Kraft unterstützen."
"Einverstanden." nickte der Anführer der Reiter schließlich. "Ich schlage vor, dass wir uns in Hedarth treffen und dann gemeinsam nach Ilirea fliegen."
"Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest." sagte Arya. "Ich habe bereits mit Fínja gesprochen. Sie wird sich während unserer Abwesenheit um Marlena kümmern. Ich denke, das die Situation zu ungewiss ist als dass wir unsere Kleine diesmal mitnehmen sollten."
Dieser Meinung konnte sich Eragon nur anschließen. Er kannte die Elfenfrau von der Arya sprach. Sie war ein Mitglied seiner ehemaligen Garde und sehr zuverlässig. Schon bei verschiedenen Gelegenheiten hatte sie sich als Hüterin von Marlena bewährt. Sie vergötterte das kleine Mädchen geradezu.
"Die Frage ist nur, wie wir mit Cale, Ismira und ihre Drachen verfahren sollen? Du könntest sie anweisen alleine zurück zur Ostmark zu fliegen."
Eragon dachte kurz darüber nach, ob es nicht vielleicht das beste wäre seine Nichte und den Rest seiner jüngsten Schüler von einer potentiellen Gefahr fernzuhalten. Sicherlich hatten sie zufrieden stellende Fortschritte gemacht aber ob sie wirklich bereit waren sich einer Gefahr zu stellen die sich noch nicht einmal im Ansatz einschätzen ließ war mehr als fraglich.
"Ich denke es ist besser wenn sie uns begleiten." erklärte Eragon schließlich. "Ismira hat mir einmal anvertraut, das als sie Angela kennen gelernt haben, Solenbum einige Andeutungen gemacht hat, die darauf hindeuten, dass unsere jüngsten Schüler sich einer Krise stellen müssen und in ihr eine Rolle spielen würden. Normalerweise würde ich es als meine Pflicht ansehen unsere Schützlinge von einer Gefahr fernzuhalten für die sind vielleicht noch nicht bereit sind aber eine Werkatze sollte man genauso wenig ignorieren sie eine gewisse Kräuterhexe."
"Seltsam, dass du Solenbum erwähnst. Auch mir gegenüber hatte eine Andeutung im Bezug auf Cale und Ismira gemacht." räumte Arya ein.
"Was hat er gesagt?" erkundigte sich Eragon.
"Er hat nur gesagt, dass drei der vier Reiter die bald gebraucht würden bereits auf Reisen wären. Wenn man den Kontext bedenkt ist klar, dass er sich auf dich und deinen Donner bezogen hat."
"Nun, dann ist es wohl entschieden. Haben unsere beiden mysteriösen Freunde noch etwas gesagt?"
"Ja, allerdings glaube ich nicht, dass es für die Aufgabe die vor uns liegt wichtig sein wird den Unterschied zwischen Hirnmaden und Hirnflöhen zu kennen."
Trotz der Tatsache, dass eine große Ungewissheit in der Luft lag konnte sich Eragon nun mit einem Lachen von seiner Gefährtin und seiner Tochter verabschieden.
- "Dir ist klar, dass wir Ismira, Cale, Tailon und Anarie nun über die Eldunari in Kenntnis setzen müssen." - legte Saphira fest. - "Wenn Umaroth, Glaedr und Miemel uns begleiten müssen wir ihre Anwesenheit erklären. Sicher könnten wir versuchen es geheim zuhalten aber das würde die Möglichkeiten der drei Seelenhorten begrenzen uns zu helfen." -
- "Wie immer hast du recht Saphira." - stimmte Eragon seiner Drachendame zu. - "Es ist zwar nicht die normale Vorgehensweise des Ordens aber die Situation erfordert es. Wie schlägst du vor sollen wir die vier an dieser Angelegenheit heranführen?" -
"Es ist die Aufgabe eines Drachen die junge Generation über die Herzen der Herzen zu informieren. Ich werde meine Enkel und ihre Reiter darüber aufklären was ein Eldunari ist. Ich schlage vor, dass du erneut hast welche Rolle die Seelenhorten für Galbatorix und seine Machtergreifung gespielt haben."
Eragon nickte und sandte seiner Seelenschwester seine Zustimmung.
Saphira richtete sich daraufhin zu ihrer beeindruckenden Größe auf und stieß ein Donnerndes brüllen aus, dass das wilde Spiel der junge Schüler des Ordens sofort beendete und absolute Aufmerksamkeit einforderte.
"Ich bewundere immer wieder welche Autorität über unseren Schülern genießt Meisterin Saphira."- schmunzelte Eragon während er dabei zusah wie Cale und Ismira sich abtrockneten und gemeinsam mit ihren Drachen auf ihre Lehrer zukamen.
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Eragon Band 6 - Die Wege der Reiter
FanfictionDas ist die Fortsetzung zu Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang. Wer Band 5 nicht kennt, sollte es erst lesen, um Band 6 zu verstehen. Ich sage es hier nochmal, dass mir die Geschichte nicht gehört. Ich habe sie nur auf...