Kapitel 106

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Romans Sicht

Jetzt ist es raus, das Geheimnis, was mich seit Wochen Tag und Nacht beschäftigt hat ist auf unschöne Art und Weise raus.

Um ehrlich zu sein, ich habe wirklich darüber nach gedacht, nach Real zu wechseln, mal etwas neues auszuprobieren.

"Und davon hast du mir kein Wort gesagt?! Du hast mich vier Wochen angelogen, vier Wochen hast du mich nicht an deinen Gedanken teilhaben lassen?! Sag mal was bedeute ich dir denn überhaupt, dass du so eine Entscheidung nicht mit mir besprichst!"

"Natürlich bedeutest du mir viel Malin! Aber ich brauchte Zeit um herauszufinden, was ich will!"

"Ein paar Tage, vielleicht sogar eine Woche hätte ich vollkommen akzeptabel zum Überlegen gefunden, aber vier Wochen?! Roman das ist ein ganzer Monat! Weißt du, wie ich mich fühle?!"

Es mag jetzt komisch klingen, aber das ist das erste Mal, dass mich eine weibliche Person, abgesehen von meiner Mutter, richtig einschüchtert.

"Ich weiß, wie du dich fühlst, aber du musst auch bedenken, wie ich mich in der Situation fühle."

"Wenn du es wüsstest, hättest du mich nicht so mies behandelt! Tut mir leid Roman, aber ich versteh dich gerade echt nicht!"

"Malin, ich wollte das echt nicht! Immerhin geht es hier um was großes! Einer der größten Fußballclubs möchte mich!"

"Also hast du mit dem Gedanken gespielt, zu wechseln?"

Nervös spiele ich mit meinen Fingern, ziehe meine Unterlippe zwischen meine Zähne und versuche, Malins Blick zu vermeiden.

"Ja, habe ich."

Ein langes seufzen ist zu hören und aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie sich durch ihre langen Haare geht.

"Gut. Okay. Das würde auch erklären, warum du dich distanziert hast und plötzlich kein Interesse mehr an ein Kind hast. Eigentlich wollte ich dir das anders sagen, aber ich habe ein Adoptionsantrag gestellt, Yuna wird in wenigen Tagen bei mir wohnen. Es ist besser, wir belassen es dabei, ich möchte nicht diejenige sein, die dich daran hindert, nach Spanien zu gehen."

Bevor ich irgendetwas sagen konnte, ist sie auch schon aus der Tür verschwunden.

Ich weiß im Moment nicht, was ich fühlen soll, einerseits kann ich Malin verstehen, immerhin habe ich sie wirklich komplett außen vor gelassen, aber das sie einfach die Adoption ohne mein Wissen gemacht hat, das geht echt nicht.

Es stimmt, ich würde gerne nach Spanien gehen und genau deswegen habe ich mich von ihr distanziert, um das Gefühl schon zu kennen, ohne sie zu sein und deswegen wollte ich im Moment auch kein Kind haben.

Ich hatte Angst, wie Malin reagieren wird, wir hatten schonmal über einen Wechsel gesprochen und Malin war nicht so begeistert, immerhin hat sie hier ihre Familie und natürlich ihr Studium.

Und da ich mal wieder keine Eier in der Hose hatte, ihr das zu beichten und lieber alles für mich allein regel, muss ich mal wieder die Konsequenzen dafür tragen.

Total fertig laufe ich in die Kabinen, schnappe mir meine Sachen und mache mich auf dem Weg zu meinem Auto.

"Alles gut bei dir Roman?"

Marcel kommt auf mich zu und klopft mir auf die Schulter.

"Nein, aber geht schon.", sage ich und lächel Marcel gequält an.

"Wenn du reden willst-"

"Schon gut. Ich will lieber alleine sein und mich selbst bedauern."

Ich steige in mein Auto, schnalle mich an und fahre nach Hause.

Zu Hause angekommen betrete ich die ruhige Wohnung und laufe in die Küche, wo ein Zettel auf dem Tisch liegt.

Bin zu meinen Eltern gegangen. Ich denke, ein Abstand tut gut.

Malin

Ohne Herz, ohne Liebe, ohne Wärme, diese Zeilen lassen mein Herz unendlich schmerzen, aber ich bin auch selbst schuld.

Das Malin weg ist, habe ich schon geahnt, ihr Auto stand nicht auf dem Parkplatz in der Tiefgarage, ob sie wieder kommt, das ist fraglich, schließlich betonte sie, dass Yuna bei ihr wohnen würde, kein Hauch von einem wir war zu spüren.

Ich weiß einfach nicht, wie ich zu der Adoption stehen soll.

Einerseits bin ich unfassbar wütend auf Malin, dass sie diesen großen Schritt ohne mich einzuweihen beschlossen hat, obwohl ich dagegen war, aber kann ich überhaupt böse auf sie sein? Immerhin habe ich sie auch bei einer großen Sache raus gehalten.

Und das andere Gefühl kann ich nicht deuten, ob es Angst oder doch Freude ist, ich weiß es einfach nicht, ich muss es erstmal verarbeiten, dass ich möglicherweise Vater eines fremden Kindes geworden bin.

Langsam trotte ich nach oben ins Bad, werfe meine ausgezogenen Kleider in die Ecke und gehe duschen.

Nachdem ich in der Dusche war und nochmal alles revue passieren lassen habe, gehe ich in das leere Bett und schlafe irgendwann in der Nacht ein, ohne Malin neben mir, ohne ihre kalten Füße an meinen Beinen zu spüren, ohne ihre Wärme und Liebe zu fühlen.

Rosen haben Dornen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt