Kapitel 133

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Zusammen mit Karin bereite ich das Frühstück vor und bei all den unglaublich leckeren Gerüchen und dem Anblick des Essens rebelliert mein Magen und das Wasser läuft mir im Mund zusammen.

Gestern Abend sind wir verspätet in Münsingen angekommen, die Straßen in der Schweiz sind witterungsbedingt schlechter zu fahren gewesen.

Richtig ausschlafen konnte ich auch nicht, entweder hat der Kleine mich wach gehalten oder ein kleines Händchen hat sich ständig in meinem Gesicht verirrt.

"Brauchst du noch Hilfe beim schnippeln? Sonst würde ich schonmal den Tisch decken gehen."

"Passt schon Spätzchen. Mach du ruhig.", lächelt Karin und schnappt sich die nächste Paprika.

Ich öffne den Küchenschrank, zähle zehn Teller ab, hiefe diese aus dem Schrank und möchte damit ins Esszimmer gehen, als Roman mit Yuna vor mir steht.

"Da sind ja meine Lieblinge! Habt ihr gut-"

"Wie oft denn noch! Du sollst nicht schwer tragen!", fällt mir Roman einfach ins Wort und reißt mir die Teller aus der Hand, ehe er ins Esszimmer verschwindet.

Das ist jetzt nicht sein ernst! Ich koche innerlich vor Wut und erdolche ihn während seines Abgangs mit meinem Blick, wann wird er es endlich verstehen, mich nicht ständig zu bemuttern!

Einerseits kann ich verstehen, dass er seit dem Vorfall an seinem Geburtstag Angst hat, dass wieder etwas passiert, doch er muss auch mich verstehen, ich fühle mich eingeengt, nichts darf ich machen, selbst mein Wasserglas darf ich nicht heben, dann ernte ich schon schiefe Blicke.

Wütend drehe ich mich zu Karin um, die Yuna auf dem Arm hat und mit ihr zusammen die Paprika schneidet, ich schnappe mir die Servietten und folge Roman ins Esszimmer, dass sollte ich ja wohl alleine tragen dürfen.

Roman ist gerade dabei, die Teller an ihrem Platz zu legen, dabei hält er in seiner Bewegung inne, als er mich sieht.

"Was! Sind die Servietten auch zu schwer für mich und möchtest die mir aus der Hand reißen? Nicht nötig! Ich überlasse dir das auch gerne!", keife ich Roman an und verschwinde in Richtung Gästezimmer.

Beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust und schaue aus dem Fenster, ich beobachte die fallenden Schneeflocken, die leise auf den Boden fallen.

Ich höre, wie die Tür aufgemacht und gleich wieder geschlossen wird, aus dem Augenwinkel sehe ich Roman, doch ich bleibe stumpf stehen und schaue weiter aus dem Fenster.

Nach wenigen Augenblicken spüre ich seine Arme um meinen Körper schlingen, seine Hände weilen auf meinen Bauch und sein Gesicht vergräbt er in meine Halsbeuge.

"Es tut mir leid Schnullie..ich wollte nicht so über reagieren..", nuschelt Roman und drückt dann seine Lippen auf meinem Hals.

"Fällt es dir so schwer, mir zu vertrauen?"

"Was? Wie kommst du darauf, dass ich dir nicht vertrauen würde?"

Ich drehe mich in Romans Armen und schaue in seine Augen, die ein Hauch von Verwirrung ausstrahlen.

"Ganz einfach, ich darf nichts mehr machen! Den Geschirrspüler darf ich nicht ein oder ausräumen, ich darf Yunas Tasche nicht mehr tragen selbst mein Wasserglas begutachtest du kritisch! Egal was ich in den Händen halte, es wird mir immer alles gleich aus der Hand gerissen!"

Ich glaube damit hat Roman nicht gerechnet, seine Augen sind weit geöffnet und sieht mich erschrocken an, dann senkt sich sein Blick.

"Ich weiß, du hast Angst, dass mir und dem Kleinen was passiert, aber es ist alles in Ordnung! Einerseits ist es ja echt süß von dir, aber alles in Maßen. Gib mir mehr Freiraum und verbiete mir nicht alles, okay? Ich weiß, was gut für uns zwei ist."

Meine Hand lege ich auf seine Wange, drehe sein Gesicht zu mir und lächel ihn an, was er leicht erwidert.

"Natürlich vertrau ich dir, ich will nur nicht, dass euch was passiert. Ich werde mich bessern, versprochen."

"Uns wird nichts passieren! Und jetzt haben wir uns wieder lieb! Schließlich ist heute Weihnachten!", sage ich lachend und drücke meine Lippen auf seine.

"Wieder?"

"Ich habe eben kurz über eine Scheidung nachgedacht!"

Ich tätschel ihm lachend auf seine Brust und verlasse das Zimmer, bevor ich los lachen kann, Romans Blick war ein Bild für die Götter!

Nachdem Frühstück haben wir einen langen Spaziergang durch das wunderschön verschneite Münsingen gemacht, die Sonne kam sogar einmal durch und ließ alles in einem schönen Licht erstrahlen.

Yuna tapste freudestrahlend durch den Schnee und war voll in ihrem Element, es war ein unendlich süßer Anblick, wie ein türkiser Knäuel durch den Schnee stapfte.

Auch meine Familie war begeistert von Münsingen, sie wollten die Schweiz unbedingt auf die Liste ihrer nächsten Reiseziele setzen.

Marco hatte mir auch gesteckt, dass er die schöne Unbekannte vorgestern getroffen habe, bevor er in die Schweiz gefahren ist und bald kommen sie uns in Dortmund besuchen.

Nach dem schönen Spaziergang haben wir zusammen Plätzchen gebacken aus dem Teig, den Yuna und Roman übrig gelassen haben, anstatt zu backen haben sie ständig vom Teig genascht.

Aus dem Radio ertönten leise Weihnachtslieder, es erinnerte mich an meine Kindheit, als ich zusammen mit Mama und Oma Plätzchen gebacken habe und umso schöner finde ich es, dass ich das zusammen mit unserm Engel und später mit unserem Prinzen erleben darf.

Nun sitzen wir alle zusammen um den Weihnachtsbaum, alle Pärchen liegen sich in den Armen, nur Marco nicht, doch ich bin mir sicher, dass er bald nicht mehr alleine ist.

Die Geschenke wurden soweit verteilt, Yuna wurde natürlich von allen Seiten mit Sachen vom BVB ausgestattet, doch ihr liebstes Geschenk war das Tor plus Ball, ich bin mir ganz sicher, dass sie nach Roman geht und eine kleine Fußballerin wird.

"Das ist für dich!"

Stolz übergebe ich Roman den Tattoo-Gutschein, mal wieder hatte ich keinen Plan, was ich diesem Mann schenken soll und da er in letzter Zeit über ein neues Tattoo nachdenkt, warum dann kein Gutschein?

"Du bist ein Schatz!", kommt es von Roman und drückt seine Lippen auf meine.

"Freust du dich? Ich wusste sonst nicht, was ich dir schenken soll."

"Natürlich freu ich mich! Ich weiß auch schon genau, welche neuen Tattoos meine Haut zieren werden!", haucht er gegen meine Lippen und küsst diese.

"Und das ist für Yuna und für dich!"

Ich ziehe Yuna auf meinen Schoß und nehme den Umschlag in meine Hand, den Roman mir hin hält und öffne diesen.

"Warum ist da ein Hund drinne?", fragt Yuna und schaut ihren Papa fragend an.

"Wenn wir wieder zu Hause sind, dann dürft ihr euch einen Hund aussuchen!"

Grinsend schaue ich zu Yuna, die erst mich mit großen Augen ansieht und dann ihrem Papa um den Hals fällt.

"Ich weiß, wie sehr ihr Hunde liebt! Dann muss Mason nicht immer herhalten!", lacht Roman und zieht mich näher zu sich.

"Ich liebe dich Roman!"

Ich schmiege mich an ihn und lege meinen Kopf auf seine Schulter.

"Ich liebe dich auch Schnullie!"

Ich schaute durch die Runde und sehe nur strahlende Gesichter, wir sitzen als Familie zusammen, alle sind glücklich und zufrieden, gibt es etwas schöneres an Heiligabend?

Rosen haben Dornen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt