Malins SichtMüde und erschöpft rühre ich in dem Topf rum, wo die Spagettis vor sich hin kochen und darauf warten, verzehrt zu werden, doch irgendwie bin ich völlig in meinen Gedanken und vergesse die Nudeln sowie die Sauce, die sich durch einen angebrannten Geruch bemerkbar machen.
"Scheiße!", fluche ich vor mich hin, nehme schnell den Topf vom Herd und versuche die Sauce zu retten.
"Mama! Ich hab Hunger!"
"Sofort Yuna!"
Genervt suche ich nach einem andern Topf, damit ich die Sauce umfüllen kann und weiter kochen kann, als dann auch noch Linus anfängt zu weinen.
"Schnullie! Linus weint! Kannst du eben schauen?! Und hast du meine Schlüssel und mein Portemonnaie gesehen?!", höre ich Roman schreien, der wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung läuft.
"Ich bin am kochen Roman! Geh du doch eben nach Linus schauen! Außerdem was willst du mit deinem Schlüssel?"
"Du musst! Jule wartet schon auf mich! Ah! Hab sie schon gefunden! Ich fahr dann! Liebe euch drei!", höre ich Roman noch schreien, ehe ich die Haustür zu fallen höre.
Das ist jetzt nicht sein ernst oder? Er ist nicht ernsthaft durch diese verdammte Tür gelaufen und hat mich und die Kinder alleine gelassen? Obwohl wir essen wollen? Na warte, der kann sich nachher was anhören!
"Mama! Wann ist denn das Essen endlich fertig!", nörgelt Yuna weiter und nun ist mein Geduldsfaden endgültig geplatzt, unter Tränen knalle ich die Töpfe auf den Esstisch und stürme die Treppe hoch, um nach Linus zu sehen.
Schreiend liegt er in seinem Bettchen, vorsichtig nehme ich ihn daraus und lege ihn auf meine Brust, ein kurzer Blick zur Uhr, es ist Fütterungszeit, also setze ich mich in den Sessel, ziehe mein Shirt hoch und lege Linus an.
Langsam komme ich zur Ruhe und mir wird klar, dass ich gerade meiner Tochter das Essen einfach so, ohne Gefühl, auf gut Deutsch gesagt vor die Schnauze geknallt habe, das bringt die Tränen hervor, die ich so lange unterdrückt habe.
Linus ist nun drei Wochen alt, die drei Wochen haben es auch ganz schön in sich gehabt und irgendwie ist auch kein Ende in Sicht, ständig weint der Kleine aufgrund seiner Koliken, ich bekomme kaum Schlaf, der Haushalt türmt sich und dann habe ich noch Yuna da, die meine Liebe und Aufmerksamkeit braucht.
Nachts stehe ich immer auf, wenn Linus weint, ich möchte, dass Roman seinen Schlaf bekommt, schließlich braucht er Kraft für das Training und kann da nicht wie ein halber Zombie auftauchen.
Hinzu kommt noch, dass er oft nicht da ist, die Auswärtsspiele kommen noch dazu und somit bin ich oft auf mich alleine gestellt, natürlich habe ich die Mädels, meine Eltern und Brüder hier, die mir helfen können, doch ich kann die nicht auch noch mit meinen Problemen belagern.
Ich lasse Roman seine Freiheiten, aber das er wie eben einfach so ab haut und mich alleine lässt, das finde ich nicht in Ordnung!
Als wenn das noch nicht genug ist, bin ich mit meinem Körper so unzufrieden, mein Bauch hat sich zwar gut zurück gebildet, doch irgendwie fühle ich mich richtig unwohl in meiner Haut.
Um es kurz zu machen, ich bin überfordert, ich habe das Gefühl, als Mutter und Hausfrau schlichtweg zu versagen und niemanden gerecht zu werden, im Moment wächst mir alles über meinen Kopf, am liebsten würde ich hier alles stehen und liegen lassen und einfach mal raus, einmal Kraft tanken.
Kaum habe ich diese Worte in meinen Gedanken ausgesprochen und schon überrollt mich das schlechte Gewissen, die nächsten Tränen lassen nicht lange auf sich warten, natürlich würde ich meine Kinder nicht auf der Stelle liegen lassen, dafür liebe ich sie zu sehr!
Auch wenn das alles nicht danach klingt, doch ich liebe es Mutter zu sein, ich liebe es, wenn ich Yuna morgens zum Kindergarten fertig mache, ich liebe unsere Kuschelzeiten, ich liebe es Linus zu stillen und ich liebe es, beide in den Schlaf zu singen, Mutter zu sein ist ein Geschenk und ich bin unendlich dankbar, dieses Geschenk zu besitzen!
"Mama? Bist du böse?"
Yuna luckt durch die Tür und sieht mich traurig an, auf ihrem Arm hat sie Lumpi, den sie wie ein Kuscheltier an sich drückt.
"Ach nein! Komm mal her mein Engel!"
Sofort rennt sie in meinen freien Arm, den ich ihr rausstrecke und ich drücke sie an mich.
"Ich bin ein bisschen müde, du weißt doch, dass Linus immer weint und ich in dann trösten muss.", versuche ich ihr dann zu erklären, worauf sie nickt und das Köpfchen von Linus streichelt.
"Ich kann ihn doch auch mal trösten. Linus darf dann ein Auto von mir haben, das erlaube ich. Dann hört er vielleicht auf zu weinen."
Wie kann ein kleines Kind im Alter von vier Jahren nur so weit sein? Die Kinderaugen sehen eben alles viel entspannter und finden für jedes Problem eine Lösung.
"Das ist sehr lieb von dir mein Engel. Was hältst du davon, wenn wir drei gleich zusammen ein Buch lesen, damit wir zusammen Linus trösten?"
Ihre Augen werden ganz groß und fangen an zu funkeln, bis sie wild nickt und mit Lumpi in ihr Zimmer rennt.
Mein kleiner Mann ist gesättigt, es wird ein Bäuerchen gemacht und ich laufe mit Linus in Yunas Zimmer, wo sie mit vielen Büchern in ihrem Bett liegt und auf uns wartet, ich setze mich neben sie hin und ziehe sie in meinen freien Arm, Lumpi macht sich auf meinem Schoß breit und genießt unsere Nähe.
Mein Blick geht zu Yunas Nachttisch, wo sie das Bild von sich und Linus hingestellt hat.
Yuna hat sich ihr Lieblingsbuch ausgesucht und erzählt anhand der Bilder, ihrer Erinnerung und natürlich mit ihrer Fantasie die Geschichte nach und bindet Linus immer wieder mit ein, bis er irgendwann einschläft und Yuna voller Stolz strahlt.
Zusammen genießen wir drei die Kuschelzeit und ich vergesse all meine Sorgen, meine Tochter hat es geschafft mich abzulenken, jetzt muss ich mir nur noch Roman vor nehmen und das von eben klären.
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Rosen haben Dornen
FanfictionDas Leben kann man nicht planen. Oft hat das Schicksal andere Pläne mit deinem Leben, die in eine komplett andere Richtung führen, wie dein eigentlicher Plan war. Eine ganz bestimmte Begegnung ändert Malins Leben mit einem Schlag. Sie lernt neue Le...