Kapitel 130

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Malins Sicht

Ich weiß nicht wie lange wir schon in der Notaufnahme warten, für mich sind es schon gefühlte Stunden und noch immer wissen wir nichts genaueres.

Wie Yuna auf dieser Liege lag, so hilflos und zerbrechlich, diese Bilder haben sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt.

Mein Blick geht zu meiner linken, wo Roman angespannt neben mir sitzt und einfach starr geradeaus schaut, auch wenn er versucht mir gegenüber stark zu bleiben, innerlich ist Roman ein totales Wrack.

Es geht um sein Mädchen, sein ein und alles, ich habe die Bilder vor Augen, wie Roman ihr Schweizerdeutsch beibringt, ein Lächeln huscht mir über die Lippen, welches sofort wieder verschwindet und sich Tränen in meinen Augen bilden.

Gerade tritt mein Kleiner gegen meinen Magen, was mich etwas aufstöhnen lässt, er spürt genau, dass etwas nicht stimmt.

Um ihn etwas zu beruhigen, lege ich meine Hand auf meinen Bauch und streichel diesen, bis er ruhiger wird.

"Ist er unruhig?", sagt Roman und legt auch seine Hand auf meinen Bauch, ich nicke ihm nur zu.

"Soll ich dir einen Tee holen?"

Ich schüttel meinen Kopf, lächel ihn leicht an und greife seine Hand.

"Heute Morgen war noch alles okay, wir waren einfach glücklich und jetzt? Jetzt sitzen wir hier und bangen um unsere Tochter."

Ich wende den Blick ab und einige Tränen fallen auf meine Jeans, Roman legt seine Hand auf meine Wange und dreht mein Gesicht zu sich.

"Ich verspreche dir, dass alles gut wird! Yuna ist eine Bürki! Sie wird das schaffen!", sagt Roman und streicht mir meine Tränen weg.

Ich drücke ihm einen kurzen Kuss auf und kuschel mich an Roman, so gut es eben in diesen unbequemen Stühlen geht.

Nach wenigen Minuten sehe ich Frau Deters in die Notaufnahme kommen und sofort kommt mir die komische Situation im Kindergarten hoch, ich springe auf und laufe mit schnellen Schritten auf sie zu.

"Was machen Sie denn hier! Was haben Sie mit Yuna gemacht!", brülle ich Frau Deters an.

"Malin bitte! Denk an das Baby! Denk an Yuna!"

Roman legt seinen Arm um meine Taille, drückt mich an sich und versucht mich zu beruhigen.

"Ich..ich wollte mich erkundigen..", druckst Frau Deters und wirkt ziemlich nervös.

"Das brauchen Sie nicht! Von wegen, wir geben gut auf Yuna acht! Verschwinden Sie von hier und halten Sie sich von meiner Tochter fern!"

Ich löse mich von Roman und setze mich wieder, die Tränen laufen mir wieder über die Wangen.

"Familie Bürki?"

Ich schnelle meinen Kopf hoch, ein Arzt steht vor uns und sofort springe ich auf.

"Gibt es Neuigkeiten von Yuna?", fragt Roma und zieht mich in seine Arme.

"Der Verdacht hat sich bestätigt, es ist eine Vergiftung. Im Blut Ihrer Tochter wurden Spuren von der Pflanze Nicotiana tabacum, also das Gift Nicotin gefunden, wir haben sofort mit der Medikation begonnen um schlimmeres zu verhindern."

Geschockt sah ich den Arzt an, wie kommt den Nicotin in Yunas Körper? Keiner von uns raucht oder besitzt diese Pflanze.

"Also Tabak? Keiner von uns raucht geschweige besitzt diese Pflanze. Dann muss es im Kindergarten passiert sein!", zischt Roman und schaut zu Frau Deters, die gerade die Notaufnahme verlässt.

"Richtig. Wir würden Yuna gerne morgen befragen, was im Kindergarten passiert ist. Vielleicht kann sie uns weiter helfen. Die Polizei hat die Ermittlungen schon aufgenommen. Wenn Sie möchten, dürfen Sie zu Ihrer Tochter. Die Kleine hat eben nach Ihnen gefragt."

Der Arzt lächelt uns an und führt uns zu Yuna, Gott sei Dank ist sie wieder bei Bewusstsein!

Wir öffnen leise die Tür, unser Schatz liegt eingekauert in dem großen Bett und streckt ihre Arme nach uns aus.

Unter Tränen laufe ich zu ihrem Bett und schließe Yuna vorsichtig in meine Arme, noch nie in meinem Leben bin ich so erleichtert gewesen, ich bin so froh mein Kind wieder in meinen Armen zu halten.

"Mein Engel! Wie geht es dir?"

"Mein Bauch tut weh und mir ist schlecht.."

Sie dreht ihren Kopf zu Roman, der neben dem Bett kniet und Yunas Kopf streichelt.

"Papa..mein toller Pulli ist dreckig..", schnieft Yuna und kleine Krokodilstränen laufen ihre Wangen runter.

Schmunzelnd schaue ich zu Roman, der mir das gleich tut, Yuna liegt im Krankenhaus und sie weint um ihren geliebten BVB Pulli.

"Oh Prinzessin! Wir besorgen dir einen neuen Pulli okay? Aber erstmal wirst du wieder gesund!", lächelt Roman.

Sie nickt und Roman drückt Yuna einen Kuss auf ihr Haar, ehe er zu uns auf das Bett kommt und seine Arme um uns legt.

Mittlerweile ist es schon recht spät, ich liege zusammen mit Yuna in dem Krankenbett, ganz ruhig schläft sie in meinem Arm.

Ich bin einfach unendlich froh, dass es Yuna nicht ganz so schlimm getroffen hat und es rechtzeitig behandelt wurde, hätte der Kindergarten es später mitbekommen, wäre es vielleicht zu spät gewesen.

Zu wissen, dass wir kurz davor waren unsern Engel zu verlieren macht mich immer noch fertig, ich drücke Yuna enger an mich, ich brauche ihre Nähe so wie sie meine beziehungsweise unsere braucht.

"Sie wird wieder gesund Schnullie.", flüstert Roman und greift nach meiner Hand.

Seit Stunden sitzt er auf diesen unbequemen Stuhl und bleibt an unserer Seite, auf meine Aufforderung, dass er nach Hause gehen und sich für das Training ausruhen soll, hat er mir nur den Vogel gezeigt.

"Ich weiß, es ist nur-"

"Denk nicht mehr daran. Es wird wieder alles gut, okay?"

Roman lächelt mich liebevoll an und küsst meinen Handrücken, ich nicke ihm zu und lehne meinen Kopf leicht an Yunas, bis mir die Konversation mit Frau Deters wieder einfällt.

"Was genau hattest du Frau Deters gesagt, warum du Yuna hingebracht hast."

"Eigentlich nur, dass du Yuna die Woche nicht holen kannst, wieso fragst du?"

"Das ist merkwürdig. Als ich heute morgen den Kindergarten betreten habe, war Frau Deters mega freundlich und fragte, ob mit dem Kleinen wieder alles in Ordnung wäre. Auch ihr Verhalten war sehr schräg."

Ich schaue Roman an, der sich in seinem Stuhl zurück lehnt und immer wieder seine Lippen zwischen seine Zähne zieht, das macht er immer, wenn er am überlegen ist.

"Ich glaube, wir beide werden morgen dem Kindergarten einen Besuch abstatten."

Roman sieht mich mit seinem bösen Blick an und ich weiß genau, dass er morgen richtig Ärger machen wird, zurecht natürlich.

"Und was ist mit Milli?"

"Negativ. Es mag komisch sein, das aus meinem Mund zu hören, aber ich glaube ihm. Mein Verdacht bleibt bei Frau Deters. Warum ist sie extra hier her gefahren und war sehr nervös? Aber was ist ihr Motiv?"

"Ich weiß es wirklich nicht. Yuna mag vielleicht viel Temperament haben, aber dann zu Gift greifen, das geht zu weit! Ich rufe morgen meine Eltern an, dass sie bei Yuna bleiben und wir fahren zum Kindergarten."

Ich wende meinen Blick ab und beobachte meinen Engel, wie sie schläft, ein leichtes Lächeln bildet sich auf ihren Lippen.

"Wir werden die kriegen! Das verspreche ich dir! Niemand schadet meiner Familie!"

Lächelnd schaue ich zu Roman, der seinen Kopf auf meinen Schoß gebettet hat und langsam lasse ich meine Finger in seine Haare gleiten, ein zufriedenes Brummen folgt und es dauert nicht lange, bis Roman gleichmäßig atmet und ein leises schnarchen zu hören ist.

Ich drücke Yuna noch einen Kuss auf ihr Haar und lehne mich wieder ins Kissen, bis ich irgendwann erschöpft vom heutigen Tag einschlafe.

Rosen haben Dornen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt