Chapter 62

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Die Sonne hat bereits ihren Zenit erreicht, als ich mich übermüdet aus dem Bett rolle. Ich wasche mein Gesicht und ziehe mir mein neues Gewand mit den Dolchen an. Mit Zenobio neben mir, mache ich mich auf in die Küche, dort kann ich zwar niemanden entdecken, aber eine Schale mit Suppe steht für mich bereit auf dem Tisch. Es ist zwar kein perfektes Frühstück, doch habe ich keine Lust, noch einmal zu kochen. Gierig mache ich mich über das selbst gekochte her, während mein Greif neben mir, sein Fleisch frisst. Nachdem ich auch mein Besteck abgewaschen habe, gehe ich um einiges fitter die Treppen hinauf aufs Deck. Die frische Meeresluft tief in mich saugend, schaue ich mich um. Wir haben an einer relativ kleinen Insel geankert und bis auf ein kleines Dorf kann ich auf dieser nichts erkennen. Neugierig gehe ich zu meinen Freunden, welche am Ruder stehen und ebenfalls in die Ferne schauen. Bei ihnen angekommen, schauen alle zu mir, wobei Runa und Lian mir zulächeln. Ich brauche gar nicht lange warten, da beginnt Lian zusprechen: " Heute werden wir die Insel Skálavik besuchen, sie ist eine der wenigen Orte, welche kaum noch von der Magie beschütz werden. Deshalb leben hier kaum Gestaltwandler und viel mehr andere Gestalten, wie Zwerge und Trolle, da es auch schon Mittag ist, werden wir direkt jetzt aufbrechen". Nachdenklich nicke ich und folge meinen Begleitern vom Schiff. Wir müsse eine halbe Stunde laufen bis wir das Dorf erreichen. Was sich dort vorfindet, ist erschreckend, all der Ruhm und das Reichtum aus den Städten ist hier verschwunden. Dieser Häuser wirken alt und werden fast von der Natur verschlungen. Ich weiß nicht ob es Absicht ist oder nicht, doch der Unterschied erschreckt mich. Es dauert nicht lange bis wir die ersten Bewohner sehen. Es sind tatsächlich nur wenige Gestaltwandler und es wirkt unheimlich ruhig. Bald schon finde ich heraus, woran das liegt, es spielen keine Kinder draußen, weder im Dorf, noch außerhalb. Immer wenn ich ein Wesen sehe, ist dieses erwachsen und geht still seinen Tätigkeiten nach. Einige Gestaltwandler reparieren etwas an ihren Häusern und ich sehe Zwerge, welche mit träger Miene schwere Holzblöcke nach Hause tragen. Mein Lächeln, welches noch vor wenigen Minuten in meinem Gesicht lag, verlischt langsam und die träge Atmosphäre legt sich auch über mich. Leise flüstere ich zu Runa: " Warum wirkt es hier so verlassen? Wo sind die Kinder"? Runa flüstert genauso leise zurück: " Die Bewohner haben Angst. Sie haben keine Schutzmauer wie in Svínoy und so lassen sie auch nicht die wenigen Kinder heraus, welche hier leben". Es ist grausam. Unsere Reise führt uns einmal durch das Dorf, es ist nicht viel zu sehen und doch ist diese Insel eine, welche mir im Gedächtnis bleiben wird. Schließlich müsse Runa und Lian noch einige Reserven abholen, während Jake, Zenobio und ich uns auf den Weg zurück machen. Wir laufen schweigend den Weg entlang, als es in einer der Büsche laut raschelt. Erschrocken drehe ich mich zu diesem, doch mein Blick verliert sich in den vielen Bäumen und Büschen. Schließlich gehen wir weiter, doch auch Jakes Aufmerksamkeit ist geweckt und sein Blick huscht immer mal wieder von rechts nach links. Ein Knacken von rechts, bedeckt meinen Körper mit einer eiskalten Gänsehaut. Jake wird immer unruhiger, seine Hand legt sich langsam an sein Langschwert und er stellt sich beschützend vor mich. Auf einmal geht alles furchtbar schnell, drei Wesen stellen sich vor uns. Sie sehen aus wie Gestaltwandler, doch bleiben sie in ihrer menschlichen Gestalt. Was mir jedoch wirklich Angst macht, sind ihre leeren Blicke, welche abwesend an mir vorbei starren, als wären sie nicht bei klarem Verstand. Jedoch kann ich nicht lange überlegen, da kommen sie bereits auf uns zu gerannt. Zwei von ihnen haben Schwerter und greifen direkt Jake an, welcher jedoch gekonnt die Angriffe abwehrt. Nur den dritten konnte er nicht aufhalten, denn dieser läuft mit erhobener Axt direkt auf mich zu. Erst als er kurz vor mir ist, reagiert mein Körper und ich stolpere panisch einige Schritte zurück. Ein Adrenalinschub nach dem anderen schießt durch meinen Körper und doch kann ich nichts anderes machen, als den Angriffen nur immer wieder knapp zu entwischen. Die bekannte Panik umschließt mich, als ich gegen einen Baum stoße und somit keinen Rückzugsmöglichkeit mehr habe. Mit geweiteten Augen starre ich in die grauen und verschwommenen meines Gegenübers, während dieser langsam seine Axt erhebt. Die Angst fließt durch meinen Körper, als der Körper vor mir sich plötzlich versteift, um schlussendlich mit einem dumpfen Ton umzufallen. Mit aufgerissenen Augen starre ich auf die blutbefleckte Klinge in Jakes Hand. Meine Gedanken setzen aus und ich habe keine Kontrolle mehr über meinen Körper, wie in trance lasse ich mich von Jake mitziehen. Nur im Augenwinkel kann ich die zwei anderen Leichen sehen, welche auf dem Boden liegen. Doch Jake zieht mich immer weiter. Ich kann mich kaum noch an den Weg erinnern, doch am Ende stehe ich alleine in der Mitte des Schiffes, während Jake das Schiff startklar macht. Irgendwann kommen auch noch Lian und Runa und sie bringen das Schiff einige Meter in das Meer hinein, während ich noch immer paralysiert dastehe. Irgendwann kommt Jake wieder zu mir und ich gewinne langsam wieder Kontrolle über meine Gedanken und meinen Körper. Wer waren diese Wesen und warum hatten sie uns angegriffen? Mein Blick wandert langsam zu Jakes Gesicht, meine Blick noch immer verstört. Vorsichtig nimmt mich Jake in den Arm. Ich weiß er hat gerade drei Wesen umgebracht, er hatte sie ohne Zögern ermordet. Doch er hat mir damit auch das Leben gerettet. Er hat mir das Leben gerettet. Ich war in Lebensgefahr. Langsam sickert die Situation in mein Gedächtnis und das einzige was ich in diesem Moment zustande bringe, ist mich in seine Arme fallen zulassen und zu weinen. Ich weiß nicht ob ich wegen meiner Angst weine oder weil wir entkommen waren. Doch das ist egal, in diesem Moment bin ich sicher, bei ihm.

Es dauert bestimmt noch eine Stunde bis ich mich von ihm löse und bestimmt noch einige mehr, bis ich wieder klar denken kann. Erst am Abend ist die Panik vollkommen abgeklungen. Ich sitze mit meinen Freunden gerade beim Abendessen, da ich aber sowieso nichts runter bekomme, versinke ich in meinen Gedanken. Das Erste an was ich mich bei diesem Angriff erinnern kann, sind die grauen und leeren Augen, die gleichen wie bei dem Mann, welcher mich angerempelt hatte. Es könnte ein Zufall sein, doch waren diese Augen so unnatürlich, dass sie mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. "Was hältst du von den leeren Augen.", frage ich an Jake gerichtet und sage zum ersten Mal, seit dem Angriff, etwas. „Dir sind sie auch aufgefallen. Sie wirkten, als würden die Wesen nicht von alleine handeln.", antwortet mir Jake und lässt bei mir eine Gänsehaut entstehen. "Es sind die gleichen Augen, wie bei dem Vorfall auf der Vogelinsel.", gebe ich meine Gedanken preis. Ein zustimmendes Nicken von Jake lässt uns im nachdenklichen Schweigen zurück.

Zögerlich kuschele ich mich an Jake, es ist nicht einfach nach den Ereignissen zu schlafen, besonders wenn einen immer wieder diese leeren Augen verfolgen, wenn man die Augen schließt. Doch irgendwann legt sich die Erschöpfung und die Wärme von Jake über mich und ich versinke in einem tiefen Schlaf.

1209 Wörter ✔️

The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt