Chapter 87

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Müde öffne ich meine Augen und strecke mich der Sonne entgegen. Gestern hatten wir noch bis spät in den Abend gekämpft und sind dann später unter dem Sternenhimmel eingeschlafen. Die Sonne hat mich erst eben geweckt, doch Lian steht schon die ganze Nacht am Ruder und auch Runa ist schon längst wach. Um den Beiden einen gefallen zutun, löse ich mich von Jake und belege einige Brote für meine Freunde, welche ich ihnen bringe. Lian und Runa bedanken sich, als ich ihnen ihr Frühstück reiche, während ich mich neben sie stelle und mein eigenes Brot esse. Es dauert nicht lange, da kommt auch Jake zu uns und auch er bekommt von mir sein Essen, genau wie Zenobio, welcher sich gerade um meine Beine schmiegt.
Es ist ein recht still schweigendes Frühstück, vielleicht weil Lian zu müde ist, um Geschichten zu erzählen oder aber weil eine angespannte Stimmung herrscht seit wir auf menschlichem Territorium segelten. Nach dem alle gegessen haben, wird Lian unter Deck geschickt, um seinen Schlaf nachzuholen, während Jake das Ruder übernimmt. Da ich nichts besseres zutun habe, wandere ich mit Runa über das Schiff und rede ein wenig mit ihr. "Was läuft jetzt eigentlich zwischen euch?", fragt mich Runa neugierig. Seufzend schaue ich auf das offene Meer und spreche: " Ehrlich gesagt keine Ahnung. Jake ist auch der Meinung, dass wir Seelenverwandte sind und ich kann es mir mittlerweile auch gut vorstellen. Jedoch hält sich Jake noch stark zurück, er scheint vor irgendetwas Angst zuhaben. Trotzdem bin ich froh, dass wir uns vertrauen können und das was zwischen uns ist, teilen können. Ich denke wir brauchen einfach nur noch ein wenig mehr Zeit". Nachdenklich nickt Runa und antwortet darauf: " Passt nur auf, dass ihr nicht zu lange wartet, wer weiß welche Symptome ihr bekommt, wenn euer Seelenband den Kontakt als nicht genug findet. Die meisten Verbunden akzeptieren das Band schneller und deswegen habe ich noch nie gehört, was passiert, wenn man es nicht tut". Ich murmele ihr zustimmend zu, es war nicht selten, wenn mich kalte Angst erfasste, wenn Jake nicht im gleichen Raum war, wie ich. Doch ich würde ihn zu nichts zwingen und wenn er noch Zeit brauchte, dann war das so. Lächelnd schaue ich zu ihm hoch, während ich mit Runa noch ein wenig weiter spaziere.

Gegen Nachmittag kommen wir am geheimen Hafen von Hallandstoun an, wo uns bereits einige Arbeiter erwarten, welche uns beim festmachen des Schiffes helfen. Vorsichtig balanciere ich die Treppe herunter zum Hafen, gefolgt von meinen Freunden, wobei Jake vor geht und Zenobio neben mir. Wir laufen nur wenige Meter bis zu einem um einiges kleineres Segelschiff. Es ist einfacher mit so einem Schiff auf die nächste Insel zukommen und noch dazu entkommen wir dem überteuerten Zoll. Ich mache es mir auf einer der Holzbänke gemütlich, während diesmal Runa das Lenken übernimmt. Es ist nur eine kurze Strecke, in welcher meine Hand immer wieder durch die Federn meines Greifs gleitet. Doch in dieser Zeit kann ich meinen Atem kontrollieren, welcher vor Aufregung zu zittern begonnen hatte. Es ist komisch wieder in dem Land Zusein, in welchem ich aufgewachsen war, denn trotz, dass ich hier viele Jahre verbrachte, hatte ich nie das Gefühl zu Hause Zusein.
Mit einem dumpfen Ton prallt unser Boot gegen den Strand und wir betreten das Land. Durch meine Handbewegung bekommt Zenobio das Signal seine Flügel auszustrecken und in die Lüfte zusteigen. Ich beobachte ihn, wie er mehrere Kilometer aufsteigt und dann über uns segelt. Dann machen wir uns auf zu dem kleinen Cottage, welches Harold bewirtet. Ich erinnere mich noch genau, wie schlecht die Zolleintreiber ihn behandelt hatten und hoffe inständig, dass es ihm gut geht. Jake ist der Erste, der die Tür erreicht und klopft. Es vergehen nur wenige Minuten, da wird uns zögernd die Tür geöffnet und der bekannte, ältere Mann steht vor uns. Ein Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht, als er uns sieht. Er verbeugt sich vor uns und flüstert: "Es ist schön Sie wiederzusehen Prinzessin". Lächelnd nicke ich zurück, damit er mir wieder in die Augen schauen kann. Daraufhin schüttelt er sich kurz und zwei Eulenohren schmücken seinen Kopf, doch so schnell wie sie gekommen waren, verschwinden sie wieder. Doch ich bin dankbar dafür, dass er mir seine Identität preisgab und nicke ihm höflich und dankbar zu. Da unterbricht Jake uns und sagt zu Harold: "Wir werden nicht bleiben, jedoch wollte ich dir nur Bescheid sagen, dass unser Schiff hier anliegt". Daraufhin reicht er ihm einige Geldstücke, um den Zoll zu bezahlen. Der Mann will schon ablehnen, doch Jake bringt in mit einer Handbewegung zum Schweigen. Dankbar senkt er den Kopf und verabschiedet sich: "Ich wünsche Ihnen eine gute Weiterreise". Lächelnd verabschieden wir uns auch und dann geht es direkt weiter, über Wiesen und Hügel, bis wir an dem großen Fluss ankommen. Zwischendurch hole ich auch Zenobio herunter, jedoch mit der Aufgabe zu verschwinden, falls Menschen in Sicht kommen. Wir sind um einiges langsamer in unserer menschlichen Gestalt, doch das Risiko ist zu hoch, dass wir gesehen werden könnten. Zumindest bin ich durch die letzten Monate Kampftraining fitter geworden und wir kommen zum Abendgrauen in dem kleinen Dorf vor dem Wald an. Zenobio lasse ich draußen in einer Ecke warten, während wir in das Gasthaus eintreten. Jake beschafft uns schnell zwei Zimmer und auch der Gastgeber nickt mir aus der Ferne höfflich zu, was ich zurückgebe. Dann gehen wir die Treppen hinauf und zu meinem überraschen stehen wir einige Momente später vor dem gleichen Zimmer, mit der Nummer 09, wie bei unserer Abreise. Runa und Lian bekommen, dass Zimmer nebenan, während Jake und ich in unseres treten. Ich muss leise Kichern, als ich die auseinander geschobenen Betten sehe und muss an den Abend vor vielen Monaten denken. Als erstes öffne ich das Fenster und pfeife Zenobio hoch, welcher unten gewartet hat und jetzt heimlich hoch fliegt. Dann schiebe ich die beiden Betten zusammen, während Jake unsere Taschen auf den Boden legt und sich bettfertig macht. Auch ich ziehe mir mein Überkleid aus und wasche mein Gesicht in der Holzschale, um mich danach in das Bett zulegen. Nachdenklich schaue ich an die Decke. Morgen würden wir in dem Dorf ankommen, in welchem ich aufgewachsen war. Wir würden wohl meine Oma und meine Mutter reagieren, wenn ich plötzlich wieder auftauche. Nachdem ich für fast ein halbes Jahr einfach verschwunden war. Jake legt sich zu mir und zieht mich in seine Arme, was mich aus meinen Gedanken zieht und mich sofort wohlig Seufzen lässt. Zumindest bin ich nicht alleine und mit diesem Gedanken schlafe ich schließlich ein.

1091 Wörter ✔

The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt