Mit Zenobio und Runa an meiner Seite renne ich zum Thronsaal, in der Hoffnung meinen Vater dort anzutreffen. Die Türen öffnen sich wie immer, kurz bevor ich sie erreiche und gebe mir den Blick auf Rayloy frei. Sorge ist auf seinem Gesicht ausgebreitet, während er mit einigen Beratern redet. Als ich ihn erreiche, verbeuge ich mich kurz und stelle mich zu den anderen Wesen. "Wir müssen handeln, bevor noch schwere Schäden oder gar Tote entstehen.", gibt Wallace, unser Randinselberater, aufgebracht von sich. Greer antwortet darauf ruhig: "Ich stimme dir zu, doch von wo sollen wir die Soldaten abziehen, ohne ein anderes Dorf dabei zu gefährden". "Ganz zu schweigen von der Königsfamilie.", gibt nun auch Fia dazu. Ehrlich gesagt ist mir egal, was mit mir passiert, solange mein Volk in Sicherheit ist, doch das kann ich unter den vielen Autoritäten jetzt schlecht sagen. Ein Schmerz durchzuckt meinen Kopf und ich ziehe zischend die Luft ein, als mir plötzlich schwarz vor Augen wird und ich das Gleichgewicht verliere.
Misstrauisch beobachten wir den weißen Strand, immer näher kommen die metallenen Schiffe. Sie scheinen nicht umzukehren und kein Wall hält sie auf. Sie sind vollgeladen, mit schweren rohrartigen Waffen, die Menschen nannten sie einst Kanonen und doch unterscheiden sich diese stark von denen aus dem letzten Krieg. In den Jahren in welchen wir unser Leben genossen hatten, mussten sie sich militärisch entwickelt haben. Es tummeln sich noch recht wenige von ihnen auf dem Deck des Schiffes, doch segeln sie noch immer zielsicher auf uns zu. Langsam wird es gefährlich und ich springe von meiner Position auf, zu dem großen Horn. Tief hole ich Luft und blase in dieses, bis ein starker, tiefer Ton ausbricht. Ich kann die Panik meinen Leuten ansehen, als sie ihre Kinder rufen und sich in ihren Häusern verschanzen. Keiner weiß was nun passieren wird, sollten die Schiffe noch näher kommen, mussten wir angreifen, doch jeder von uns kennt noch die Schmerzen vom letzten Krieg. Selbst die Jüngsten unter uns, wissen wie es ist, in der Asche ihres Zuhauses nach Überresten zu suchen und mit aller Kraft, ums Überleben zu kämpfen. Es war eine grausame Zeit damals und wenn sich die Vergangenheit wiederholen sollte, dann weiß ich nicht, wie viele diesmal überleben würden.
Panisch schrecke ich hoch und keuche, als die kalte Luft meine Lungen durchflutet. Hektisch schaue ich mich um und erkenne das Krankenzimmer des Schlosses. Zenobio liegt neben mir und auch Runa sitzt nur wenige Meter entfernt von mir. Mit verkrampften Muskeln versuche ich mich aufzurappeln und mich an die Wand zu lehnen, was mir mehr oder weniger gelingt. Von dem leisen Rascheln, wird nun auch Runa wach und schaut verschlafen zu mir. Doch als sie erkennt, dass ich wach bin, kommt sie mit einem Lächeln zu mir. "Kathlin, wir hatten uns Sorgen gemacht, du bist einfach während des Gespräches umgekippt. Wie geht es dir? Die Ärzte sagten mir, dass du durch eine emotionale Überbelastung einen Schock erlitten hast.", spricht sie beruhigend auf mich ein und schaut besorgt zu mir herunter. Ich lächele aufmunternd zu ihr hoch und bringe ein gekrächztes: "Mir geht es gut.", heraus. Sorgenvoll setzt sich Runa auf meine Bettkante. "Ach Kathlin, du kannst mir ruhig erzählen, was los ist.", sagt sie ruhig. Ich schlucke schwer und nicke ergebend, dann fange ich an zu erklären: "Ich vermisse Jake und mache mir ständig Sorgen um ihn. Ich fühle mich, als hätte ich etwas wichtiges verloren und unser Band ist so schwach, wie noch nie und jetzt kommen auch noch die Angriffe auf das Volk hinzu. Immer wieder habe ich Erinnerungsschübe von Wesen aus vergangener Zeit, wie sie fliehen und kämpfen. Sie haben alle so gelitten im Krieg, ihr alle kennt den Verlust von geliebten Menschen und Heimat und jetzt bekomme ich diese gleichen Visionen, nur von der Gegenwart. Ich habe eben gesehen, wie die Menschen unser Land erreichen und habe die Angst gespürt, welche die Bevölkerung der Randgebiete hat. Ich muss doch etwas tun können, irgendetwas damit mein Volk nicht leiden muss". Mittlerweile unterbreche ich mich immer wieder selbst mit leisen Schluchzern, mein Körper fühlt sich so verdammt schwer an und unendlich viele Tränen fließen in Bächen über meine Wangen. Erschüttert schaut Runa zu mir und nimmt mich schließlich in den Arm, ihre Wärme ist nicht vergleichbar von der mit Jake, doch sie hilft. Weinend lasse ich mich von ihr umarmen, während sie mich sanft hin und her schaukelt. Es vergehen ewige Minuten, bis mich die Müdigkeit einholt und mich in die unendliche Tiefe zieht.
Am nächsten Morgen werde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, Runa scheint nicht mehr da zu sein, doch zumindest ist Zenobio an meiner Seite. Vorsichtig streichel ich durch sein Fell, während ich aus dem Fenster schaue. Draußen spielt sich ein schon fast irreales Scenario ab. Einige rosafarbenen Kirschblüten hängen von oben herab, dahinter ein strahlend blauer Himmel, unendlich grüne Wiesen und leises Vogelgezwitscher. Immer wieder kommen einige Sonnenstrahlen durch das Fenster und kitzeln über mein Gesicht, als wollten sie meine getrockneten Tränen wegwischen. Verloren schaue ich nach draußen, verzaubert von dem schönen Anblick, in diesen so grausamen Zeiten. Eine ewige Zeit lang schaue ich nur nach draußen, während ich meinen Greif kraule. Ein Klopfen reißt mich aus meinen Tagträumen und ich rufe ein leises "Herein". Die Tür wird einen Spalt geöffnet und mein Vater tritt herein, vorsichtig kommt er zu mir und setzt sich auf einen der Stühle. "Gab es einen weiteren Angriff?", frage ich ihn bedrückt, doch sein Kopfschütteln lässt mich erleichtert aufatmen. Schweigend sitzen wir einige Minuten da, bis er die Stille bricht: "Ich weiß ich bin nicht gerade der beste Vater und es ist keine Entschuldigung, dass ich König bin und deswegen so wenig Zeit mit dir verbringen kann, doch ich merke schon eine Weile, dass es dir nicht gut geht. Und das es möglicherweise an der Abwesenheit von Jake liegen könnte. Doch ich möchte dir sagen, dass ich immer für dich da bin. Komm einfach zu mir, wenn dich etwas bedrückt oder du etwas brauchst. Ich war achtzehn Jahre deines Lebens nicht für dich da und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das als Mensch eine lange Zeit ist, doch nun lebst du bei mir und ich möchte dir soviel, von unserer Welt, zeigen. Denke deshalb bitte daran, nur weil ich König bin, heißt das nicht, dass ich meine Pflichten als dein Vater weniger ernst nehme". Danach ist es still. Ich weiß nicht was ich darauf sagen soll. Ich hatte über die Jahre einfach akzeptiert keinen Vater zuhaben, doch als mir die Chance gegeben wurde, solche Erinnerungen zu sammeln, wollte ich lieber Färöer erkunden. Nun tut mein Vater den ersten Schritt und ich sollte ihm wohl entgegenkommen. Ich schaue ihm unsicher in die Augen, hebe leicht meine Mundwinkle und sage leise: "Danke".
1124 Wörter ✔
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The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...