Chapter 88

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Ein sanftes Streichen über meine Stirn weckt mich aus meinem Schlaf und ich öffne blinzelnd meine Augen, nur um in die strahlenden blauen Augen von Jake zuschauen. Automatisch bildet sich ein Lächeln um meine Mundwinkel, welches nur noch wächst, als mir mein Seelenpartner einen Guten Morgen entgegen schnurrt. Ein Klopfe reißt uns aus dem Moment und Jake geht seufzend zu der Tür, während ich ihn von hinten beobachte. Ich bin durchaus angetan von diesem Anblick und wer weiß was passiert wäre, wenn uns das Klopfen nicht auseinander gerissen hätte. Als ich Runa durch den Türspalt erkenne, stehe ich schließlich auch auf und mache mich frisch. Heute ist noch ein ereignisreicher Tag vor uns, da ist es gut, so früh wie möglich zu starten. Nachdem Jake Runa abgewimmelt hatte, macht er sich auch fertig und wir gehen zusammen hinunter zum Essensbereich, wo uns bereits unsere Freunde erwarten. Wir setzen uns zu ihnen an den großen Tisch und wünschen ihnen einen Guten Morgen. Wir unterhalten uns eine Weile leise, bis eine Kellnerin kommt und unser Bestellung aufnimmt. Während Lian, Jake und ich etwas herzhaftes bestellen, möchte Runa einen süßen Brotaufstrich. Hastig schaue ich zu ihr und schüttele unauffällig den Kopf, doch da beginnt die Kellnerin schon verwirrt zusprechen: " Verzeihung doch wir haben nichts Süßes". Perplex schaut Runa zu mir und ich flüstere ihr zu: " Ich erkläre es dir gleich". Nachdem Runa etwas anderes bestellt hatte und die Kellnerin weg war, beginne ich zusprechen: "In diesem Königreich sind süße Brotaufstriche sehr selten, bis gar nicht unter dem Volk zu finden. Jegliche zuckerhaltigen Aufstriche gehen direkt an den herrschenden König oder an die Adligen". Das verwirrt sie wohl nur noch mehr, denn sie zeigt fragend auf einen Teller Pfannkuchen auf dem Nachbartisch. Ich antworte schnell: " Alles ohne Zucker gebacken, aber wenn man es nicht anders gewohnt ist, schmeckt es gar nicht so schlecht. Dementsprechend verwirrt war ich, als ich Zucker auf der Aeronaut gefunden hatte oder gar Schokolade im Schloss bekommen hatte". Nachdenklich nickt Runa, da kommt auch schon unser Essen und wir frühstücken in Ruhe.
Als die Kellnerin gerade unser Geschirr abräumen will, bestelle ich noch eine Portion Rührei, was sie mir verwirrt bringt. Dies fühle ich schnell in eine mitgebrachte Schale um, dann bezahlen wir und verlassen die Taverne. Draußen angekommen gehen wir in eine der dunkleren Gassen und ich pfeife Zenobio hinunter, welcher keine Sekunde später vor mir steht. Diesem reiche ich sein Frühstück und während er dieses verschlingt, besprechen wir den heutigen Tag. "Wir müssen nur noch durch diesen Wald, dann erreichen wir das Heimatdorf von Kathlin. Dieser Marsch werden wir in unserer Tiergestalt gehen, da die Menschen den Wald kaum bis nie betreten. Wenn wir dann circa zwei Stunden später ankommen, übernimmt Kathlin die Führung.", beginnt Jake zu erklären. Wir stimmen ihm zu, dann spreche ich weiter: " Zenobio wird über die Zeit des Aufenthalts im Wald bleiben, dort ist es am sichersten für ihn. Dann werden wir als Erstes meine Mutter und Oma besuchen, ich möchte diese zunächst alleine treffen, danach schauen wir, ob ich euch vorstelle. Möglicherweise zeige ich euch dann noch das Dorf". Auch dem stimmen meine Freunde zu, was ich erleichtert hinnehme. In der Zwischenzeit ist auch Zenobio fertig und ich schicke ihn in die Lüfte, dann machen wir uns auf in den Wald. Zunächst laufe wir einige Meter zu Fuß, doch als keine weiteren Menschen in Sicht sind, stehen bald drei ausgewachsene Wölfe nebeneinander. Lian nimmt diesmal Platz bei Jake und so rennen wir los und genießen noch einmal die Natur um uns herum, nur dass ich diesmal weniger das Gefühl habe mit der Natur verbunden Zusein. Doch den Gedanken kann ich mir gerade nicht leisten, denn ich muss mich auf meinen Weg konzentrieren.
Zwei Stunden vergehen extrem schnell, wenn man durch den Wald rennen kann und dabei die Anwesenheit seines Rudels spürt. Kurz bevor der Wald sich lichtet verwandeln wir uns zurück, so das vier unscheinbare Jugendliche in das Dorf treten. Zenobio hat davor den Befehl von mir bekommen, im Wald zubleiben. Ich atme noch einmal tief durch, bevor ich den ersten Schritt in mein altes Leben wage. Zweifel brechen über mich ein, wie meine Familie reagieren würde, doch ich hatte nicht wirklich viel Zeit darüber nachzudenken, denn nur fünf Minuten später, stehe ich vor dem Garten des Cottage. Mein Atem geht unregelmäßig und meine Beine zittern, wie komme ich nur auf die Idee hierher zukommen. Eine warme Hand legt sich auf meine Schulter und ich spüre die starke Präsenz von Jake, als er mir zuspricht: " Du schaffst das, es ist deine Mutter. Was soll groß passieren"? Mir entflieht ein verzweifeltes Lachen, doch dann straffe ich meine Schultern und gehe alleine den Weg zu dem kleinen Haus entlang. Meine Gedanken haben für einen kurzen Moment einfach ausgeschaltet und ich handele unterbewusst, als ich an der hölzernen Tür klopfe. Die wenigen Sekunden, welche ich warte, verstreichen so langsam wie Stunden und langsam kommen meine Gedanken wieder, welche nicht gerade hilfreich sind. Ich bin kurz davor wieder umzudrehen, als mir die Tür geöffnet wird und Oma Eli im Türrahmen steht. Überrascht starrt sie zu mir, während ich ihr zaghaft zulächele. Ihr Blick wandert kurz an mir vorbei zu meinen Freunden, wandert dann aber wieder zu mir. Mein Lächeln verschwindet langsam, als sie mich noch immer anstarrt, doch dann beginnt sie zurück zulächeln und zieht mich in ihre Arme. Erleichtert atme ich aus, als sie beginnt zusprechen: " Kathlin, was für eine Freude, dich noch einmal zusehen, komm doch erstmal rein. Erzähl mir doch wie es dir ergangen war die letzten Monate". Lächelnd schaue ich zu ihr, sie sieht gesund aus , was mir einen Stein vom Herzen nimmt. Ich folge ihr in die Stube und beginne zu erzählen. Zunächst nichts großartiges, nur das es mir gut ginge und ich neue Freunde gefunden hatte. Als wir die Küche gerade betreten, bleibe ich zögernd stehen. Meine Mutter sitzt an der Kücheninsel und starrt mich erschrocken an. Ich will sie gerade freundlich begrüßen, da verfinstert sich ihr Blick von einem Moment auf den Anderen. "Wie kannst du es wagen.", zischt sie mir entgegen und ich gehe verängstigt einen Schritt nachhinten. Wir hatten zwar nie eine gute Bindung oder überhaupt eine gehabt, doch so böse hatte ich sie noch nie gesehen. Mein Oma erhebt schlichtend die Hände und geht einige Schritte auf ihre Tochter zu, doch da schießt sie schon einige Schritte nachvorne und schreit mit vor Zorn verzogenem Gesicht: "Wie kannst du es wagen, in dieses Haus zurück zukehren, nachdem du nutzloses Ding uns einfach verlassen hast. Ich habe dir eine Familie gegeben, einen Ort zum Leben und du bist geflüchtet ohne auch nur irgendetwas zurück zugeben". Meine Augen sind weit aufgerissen und ich starre nur erschrocken zurück, mein Körper kann sich keinen Millimeter bewegen und meine Sinne sind nur auf die tobende und von Hass zerfressene Frau vor mir gerichtet. Schwer Atmend nimmt sie eine Glasflasche in die Hand und wirft sie mit einem ohrenbetäubenden Kreischen in meine Richtung. Krachend zersplittert diese direkt neben meinem Kopf, doch ich bekomme kaum etwas mit. Taumelnd falle ich einige Schritte nachhinten, während meine Mutter, wie eine Furie auf mich zustürmt und brüllt: " Du Schlampe renn und komm nie wieder, wie dein Egoist von Vater. Wag es ja nie wieder dieses Haus zu betreten. Bring dich am Besten um, dann muss ich es nicht tun". Geschockt verliere ich den Halt und knalle mit meinem Arm gegen eines der Regale, während sie mir immer Nähe kommt, ihr Gesicht zu einer Grimasse verzogen und in ihrer Hand eine weitere bereits zerbrochene Flasche. Ich versuche mich aufzurappeln, doch falle nur erneut, zu verstörend ist der Anblick vor mir. Plötzlich ergreift mich eine Hand von hinten und zieht mich aus dem Haus, doch ein Anblick bleibt mir im Kopf hängen. Meine Mutter, welche im Flur zusammenbricht, ihre Hände in den Haaren vergraben und einen schmerzverzerrten Schrei, welcher durch das Haus schallt. Einige Straßen entfernt bleiben wir stehen und ich werde in starke Arme gezogen. Der Duft meines Seelenverwandten umhüllt mich und mein Atem beruhigt sich langsam. Trotzdem dauert es weitere Minuten, bis ich realisiere wo ich bin und was eben passiert war. Langsam blicke ich auf und erkenne die mit Mitgefühl geprägten Blicke von Runa und Lian. Aufmunternd versuche ich ihnen zuzulächeln, doch ich kann ihnen ansehen, dass mir dieser Versuch misslang. Vorsichtig löse ich mich aus der Umarmung und schaue vorsichtig zu Jake, welcher mich besorgt, aber auch wütend anschaut. Ich schlucke einmal kräftig, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden und lächle ihm ebenfalls zu, als ich beginne zusprechen: " Es ist schon in Ordnung, was habe ich anderes erwartet". Meine Stimme klingt brüchig und zeigt, dass nicht alles in Ordnung war, doch mein Freunde sprechen mich nicht darauf an, für was ich ihnen sehr dankbar bin. Leicht streichelt mir Jake über die Wange und ich schmiege mich in seine Hand, nur um zischend zurück zu weichen. Das Adrenalin hatte nachgelassen und ich spüre einen ziehenden Schmerz in meinem Gesicht und mein Ellenbogen pocht unangenehm. Ich nehme mir meine Spiegelkette, welche ich immer bei mir trage und betrachte darin mein Gesicht, unzählige kleine Schnitte ziehen sich über dieses und in einigen stecken noch kleine Glassplitter. Mit einem Blick auf meinen Elenbogen muss ich feststellen, dass ich davon wohl ein großes Hämatom davontragen würde. Seufzend schaue ich zu Jake, welcher bereits in seiner Tasche herumkramt und keine Sekunde später einige Heilmittel herausholt. Ich werde auf die Wiese gesetzt und Jakes Hände gleiten vorsichtig über mein Gesicht. Jede kleine Verletzung bestreicht er mit einer blauen Salbe, nachdem er die Splitter entfernt hatte. Dabei zische ich immer wieder ungewollt auf, was mir einen entschuldigenden Blick von Jake einbringt. Runa und Lian machen es sich neben mir gemütlich, schweigen jedoch immer noch. Da mir die Stille unangenehm wird, beginne ich zusprechen: "Ihr müsst nicht so betroffen Schweigen. Diese Situation war zwar überraschend, aber es ist ja nichts großartiges passiert.", versuche ich die Situation zu entschärfen. "Nichts großartiges.", spricht Lian erschüttert: " Sie hat dich angeschrien und verletzt, keine Mutter würde so etwas tun". Beruhigend antworte ich: "Das anschreien ist nichts Neues, sie ist zwar noch nie so ausgerastet, dass sie mich bewusst verletzt hat, doch ich denke sie hat ihre Gründe. Ich bin einfach verschwunden, habe sie ohne Verabschiedung oder Versicherung verlassen und sie hatte mich am Ende mit meinem Vater verglichen, deshalb denke ich, hatte sie einfach schlechte Erinnerungen daran". Erschüttert starren mich mein Freunde an. "Keine Mutter, sollte so handeln, selbst wenn sie schlechte Erfahrungen gemacht hat, dass Kind steht immer an erster Stelle. Eine Mutter ist die wichtigste Bezugsperson für ein Kind und hat die Aufgabe, dieses zu beschützen", spricht Runa entrüstet und die Anderen stimmen zu. Nachdenklich schaue ich einmal Jeden an, sehe aber nur Bestätigung. Ich weiß nicht wie ich darauf reagieren sollte, ich fand es auch erschreckend was eben passiert war, doch wie gesagt war ich es gewohnt, alles für mein Mutter zumachen und doch nur angemeckert zu werden und wer weiß was ihr schon alles passiert war. Doch zunächst nicke ich erstmal resignierend, um der Situation zu entkommen. Jake ist fertig mit meinem Gesicht und die Creme zeiht schnell ein, so dass die Schnitte nicht mehr bluten. Schließlich rappel ich mich auf und stütze mein Hände an die Hüfte, während ich enthusiastisch spreche: "Na kommt, ich wollte euch noch das Dorf zeigen".

1898 Wörter ✔

The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt