Wir wollen zunächst die Stadtmauern so schnell wie möglich hinter uns bringen, doch ein Zufall hält uns davon ab. Wir rennen gerade durch eine der Seitenstraßen, als ich eine Gruppe von Kindern sehe. Sie haben einen Kreis, um ein kleines Mädchen gebildet und sprechen gehässig auf sie ein. Unbehagen steigt in mir auf und ich laufe zielsicher in deren Richtung. Sie bemerken uns nur sehr spät und stolpern erschrocken einige Schritte zurück, als ich in meiner Menschengestalt plötzlich vor ihnen stehe. Mit verschränkten Armen stehe ich vor den vier Jungen, welche mit großen Augen zu mir hochschauen. Ärgerlich spreche ich zu ihnen: " Was sollte das gerade werde"? Einer der Jungen tritt mit etwas zu viel Selbstvertrauen nach vorne und sagt spöttisch: "Was sollte dich das angehen"? Ich ziehe eine Augenbraue hoch und starre sie weiter an. Einer der Jungen stießt zu seinem Freund und flüstert ihm ehrfürchtig zu: " Das ist die Kronprinzessin". Der angebliche Anführer zischt ihm zu, dass er das wisse, geht aber doch einige Schritte zurück. Dadurch gibt er den Blick auf das Mädchen frei, welches hinten der Rücker den Jungen versteckt war. Erschrocken blicke ich zu ihr, als ich erkenne, dass sie die kleine Schwester von Jake ist. Auch Jake knurrt hinter mir in einem tiefen Grollen und die Kinder springen alle erschrocken einige Schritte nachhinten. Nun sehen sie nicht mehr so selbstsicher aus und schauen uns etwas ängstlich an. "Ihr solltet niemanden ärgern oder verletzen, welcher euch einmal das Leben retten könnte. Behandelt gefälligst jeden so, wie ihr behandelt werden wollt.", knurre ich nun ebenfalls leise, spreche dann aber um einiges sanfter: "Komm her Victoriá". Während ich ihr aufmunternd zulächele, läuft sie schnell zu mir und fällt mir in die Arme. Vorsichtig streiche ich ihr über den Rücken und warte bis sich ihr Atem normalisiert. Als sie sich endlich beruhigt hatte, drehe ich sie zu den Jungs um und spreche: "Sie ist der Grund dafür, dass ihr heute ohne Ärger nach Hause kommt, bedenkt das, wenn ihr sie das nächste Mal seht und nun geht". Damit scheuche ich sie weg und keine Sekunde später, sind die Kinder um die nächste Ecke verschwunden. Hoffentlich war ich nicht zu hart zu den Jungs, doch sie mussten als Gestaltwandler mindestens schon sechzig Jahre alt sein, da war so ein Verhalten mehr als unangebracht, besonders unter diesem Volk. Lächelnd schaue ich nun zu Victoriá hinunter, welche schüchtern hinaufschaut, bis Jake uns unterbricht: "Victoriá seit wann ärgern sie dich schon und warum hast du mir davon nie etwas erzählt". Bedrückt schaut die kleine Schwester von Jake auf den Boden, als sie leise beginnt zusprechen: "Seit sie wissen, dass ich mich nicht vollkommen verwandeln kann. Du bist ein hochrangiger Kommandant und würdest dich bestimmt für mein jämmerliches Verhalten schämen". Erschüttert nimmt Jake schnell seine Schwester in den Arm und flüstert ihr zu: "Ich würde mich niemals für meine zauberhafte Schwester schämen". Schluchzend fällt Victoriá ihm in die Arme und weint sich aus, sanft lege ich meine Hand auf ihre Schulter: "Ich habe dir doch schon einmal gesagt, dass du etwas besonderes bist und ich sage es dir jedes Mal wieder, wenn du es brauchst. Victoriá du bist ein besonderes Mädchen und daran ist nichts schlechtes. Ich denke nicht, dass die Jungs dich noch einmal ärgern werden, doch wenn es sich trotzdem wiederholt, komm einfach ins Schloss. In einigen Tagen werde ich dort immer zu deiner Verfügung stehen und wenn es nur dazu ist, um dir zuzuhören". Schluchzend nickt sie und Jake lächelt mir dankend zu. Als die Kleine sich endlich beruhigt hatte, bringen wir sie nach Hause, wobei sie besonders fasziniert von Zenobio ist, welcher ihre Streicheleinheiten genießt. Als wir uns verabschieden, umarmt sie noch einmal jeden von uns, wobei ich ihr sanft über das Haar streiche und ihre Umarmung genieße. Sie winkt uns noch so lange, bis wir in unserer Wolfsgestalt hinter den Häusern verschwinden. Ein einzelnes "Danke", durchschießt meine Gedanken und mein Blick wandert kurz zu Jake, da durchtreten wir schon die Stadtmauern und rennen in die weiten Wiesen hinaus.
Wir laufen bis zum Mittag durch, immer weiter über Wiesen, durch kleinere Dörfer, nur um wieder auf Wiesen zu landen. Es ist gleichermaßen anstrengend, wie befreiend, nichts anderes zu tun, als dass zutun, für was dein Tier geboren wurden war, zulaufen. Als die Sonne ihren Zenit überschreitet und uns nun den Weg weist, machen wir eine Pause, auf eine der vielen Wiesen. Wir kommen zum stehen und ich kann den wunderschönen Ausblick für einen Moment genießen, denn der Frühling zeigt seine Anfänge, überall blühen die erste Pflanzen und ein angenehmer Duft erfüllt die Luft. Wir verwandeln uns zurück und setzen uns einige Sekunden später ins saftige Gras und vernaschen unsere mitgebrachten Brote. Lian kann nun endlich wieder normal mit uns reden und nutzt dies direkt aus, indem er uns von einigen Ereignissen erzählt, kichernd lehne ich mich an Jake und höre ihm zu, während Runa keine Gelegenheit auslässt ihren Bruder immer wieder ein wenig zu ärgern. Es ist schön einmal nicht Kronprinzessin Zusein und ich kann mich gänzlich entspannen.
Kurz nach dem Mittag geht es weiter, dieses Mal ist Lian jedoch auf Runas Rücken.Wir würden noch ein und einen halben Tag unterwegs sein. In dieser Zeit sind wir hauptsächlich als Rudel unterwegs und durchqueren bekannte Orte, wie zum Beispiel der Wachturm auf den Bergketten. Pausen machen wir nur zu Mittag oder zum Schlafen, welche wir meistens in Wäldern oder Höhlen verbringen, immer einer wach, um Wache zuhalten. So vergehen die zwei Tage, wie im Flug und am Morgen des dritten Tages erreichen, wir das wohlbekannte Dorf, in welchem Jakes und Runas Eltern die Häuptlinge sind.
939 Wörter ✔
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The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...