Noch immer etwas müde von den letzten Tagen beobachte ich die Küste, an welcher wir vorbei segeln. Heute morgen bin ich relativ spät aufgestanden und nach dem Frühstück meinte Jake noch, dass wir heute nicht trainieren werden, da wir bereits mittags in Hvaannasund ankommen werden. Somit stehe ich an der Reling und bummele meine freie Zeit ab, während ich meinen Gedanken nachhänge. Mit Schwung dreht die Aeronaut in Richtung von zwei Inseln, um genau zwischen diesen hindurch zu segeln. Beindruckt blicke ich zu Lian, welcher elegant zwischen den Inselgruppen hindurch lenkt, doch mein Blick schweift auch zu den Inseln, welche wir passieren. Wir schwimmen auf einer Art von Fluss , welcher mir einen genauen Einblick der Landschaften um mich herum darbietet. Ich habe ja bereits einige Male sehen können, welche Schätze dieses Land versteckt, doch die Weiten meines möglicherweise zukünftigen Königreichs sind noch einmal eine ganz andere Sache. Irgendwann muss ich die Verantwortung für diese Inselgruppe und all ihre Bevölkerung übernehmen und in diesem Moment breitet sich Panik in mir aus. Meine Beine beginnen zu zittern. Ich war immer so abgelenkt von den wunderschönen Seiten jedes einzelnen Ortes, dabei habe ich ganz vergessen, welche Last noch auf meinen Schultern liegen wird, sobald ich zurück in der Hauptstadt war. Tief atme ich durch, ich sollte mich auf die Fakten konzentrieren, dass half mir meistens. Fakt eins, ich bin Kronprinzessin und habe somit noch Zeit, bevor ich regieren muss. Fakt zwei, sowohl Jake als auch meinem Vater liegt es Nahe, dass ich gut unterrichtet bin, bevor ich mein Erbe in Anspruch nehme. Fakt drei alle die ich in den letzten Wochen kennengelernt habe, wollen mich in meinen Taten unterstützen. Langsam beruhige ich mich wieder und kann den Ausblick einigermaßen genießen.
Als wir gerade einer der Inseln ansteuern, kommt Jake auf mich zu. Er stellt sich ruhig neben mich, doch hält diese Stille nicht lange, denn er beginnt mir einiges über Hvaannasund zu erklären, welches wir gerade ansteuern. Er erzählte mir: " Auf Hvaannasund leben die Weisen, welche das Parlament führen. Gestaltwandler, welche schon vor hunderten von Jahren unser Volk zusammen hielten und es vor den Angriffen anderer Wesen schützten. Wir werden diese besuchen, damit du ein Bild unseres Rechtssystems bekommst und die Weisen dich kennerlernen. Es wird eine inoffizielle Audienz sein, also mach dir keinen Stress". Ich muss leicht hysterisch Lachen. Ich soll mir keinen Stress machen, doch heute mehrere wichtige Menschen auf einmal treffen. Schnell wende ich mich ab und laufe unter Deck, um mir wenigstens neue Kleidung anzuziehen und mich noch einmal zu waschen, denn mir wurde jahrelang beigebracht, dass der erste Eindruck zählt und sowas kann man nicht einfach ablegen. Einigermaßen mit meinem Aussehen zufrieden, gehe ich die Treppen wieder hinauf, wo mich bereits meine Freunde erwarten. Aufmunternd lächeln Lian und Runa mir zu, bevor wir hinunter in die Stadt gehen. Die Stadt ist ganz ähnlich wie die Hauptstadt mit einer großen Mauer umrandet, doch als wir durch dieses treten, erwartet uns eine ganz andere Atmosphäre, als ich sie von den anderen Städten kannte. Es sind nur wenige Personen unterwegs und die ganze Architektur scheint von Innen zu leuchten. Die Gebäude sind allesamt in einer antiken Bauweise und wirken, als wäre in jedem ein Bündel an Wissen gespeichert. Staunend gehe ich mit meinen Kameraden die Gänge entlang und muss immer mal wieder die klaren, weißen Wände hinaufschauen, um mir sicher Zusein, dass das alles der Wirklichkeit entspricht. Wir gehen einen leichten Anstieg hinauf und langsam lichtet sich das Meer aus weißen Villen. Vor uns eröffnet sich eine Landschaft aus tempelartigen Gebäuden, welche alle miteinander verbunden sind. Mein Herz scheint mit jedem Schritt den ich gehe schneller zuschlagen und nur die Anwesenheit meiner Freunde verhindert das ich auf dem Absatz kehrt mache. So geht unsere Truppe immer weiter an den Säulen und Häuserwänden entlang, direkt auf das größte Gebäude zu. Auch als wir direkt davor sind, bleiben wir nicht stehen, denn Jake führt uns direkt hinein bis in die Mitte eines Saales. Und dort packt mich wieder die Angst. Wir stehen nämlich direkt in der Mitte eines Halbkreises aus Stühlen, auf welchem jeweils einer der Parlamentsmitglieder sitzt. Mit meinen Kameraden verbeuge ich mich tief vor den Weisen, als Jake auch schon beginnt mich vorzustellen: " Sehr geehrte Mitglieder des hohen Parlaments, darf ich vorstellen die Kronprinzessin Kathlin Rayloydóttir". Es ist ein komisches Gefühl mit Nachnamen vorgestellt zu werden, denn es ist üblich, dass der Nachname jedes einzelnen der Vorname des Vaters plus die Abkürzung für Sohn oder Tochter ist. Doch ich kannte mein Leben lang meinen Vater und somit meinen Nachnamen nicht. Doch in diesem Moment kann ich nicht wirklich lange darüber nachdenken, denn Jake hat sich hinter mich gestellt und mich den Blicken des Parlaments ausgeliefert. Meine Panik überspielend setzte ich ein freundliches Lächeln auf, verbeuge mich noch einmal tief und spreche: " Es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen verehrte Mitglieder des hohen Parlaments und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen". Ein leises Murmeln entsteht, als sich die Weisen zueinander drehen und flüstern. Zittrig hole ich Luft, doch dann erlösen sie mich und einer der Weisen spricht zu mir: " Es ist uns eine Ehre unsere neue Kronprinzessin in unserem Land willkommen zu heißen und ihr unsere Hilfe zur Seite zustellen". Erleichtert atme ich auf, läuft doch gar nicht so schlecht. Nach einigen weiter förmlichen Sätzen, stehen die älteren Wesen plötzlich auf und kommen zu mir herunter. Etwas überfordert stehe ich nur da und starre sie an. Lächelnd kommt der erste vor mir zum stehen und meint fröhlich: " Was hast du auf deiner Reise denn schon alles gesehen"? Etwas verdattert erzähle ich unsere bisherige Reise und auch die anderen Abgeordneten stellen sich nun zu mir und wollen alles mögliche wissen, wobei sie auch meinen Freunden Fragen stellen. Lächelnd muss ich feststellen, dass sie wohl auch nur normale Personen waren. Der restliche Nachmittag läuft noch sehr entspannend ab und ich unterhalte mich angeregt mit den Parlamentsmitgliedern, bis wir uns dann doch verabschieden müssen.
Mich streckend gehe ich flankiert von meinen Freunden die dunklen Straßen entlang, es ist tatsächlich noch recht spät geworden und trotz das ich heute nicht viel gemacht hatte, bin ich ziemlich müde. Ein leises Kratzen lässt mich erschrocken nach oben schauen, doch ich kann nichts erkennen. Ich will es schon als Einbildung abschreiben, da sehe ich Jakes aufmerksamen Blick, welcher die Umgebung scannt. Eine unangenehme Gänsehaut zieht sich über meinen Körper, während auch die anderen meine Anspannung bemerken und näher an mich heran rücken. Ein Schatten bewegt sich in einer Ecke und mein Blick versucht ihm zu folgen, doch er verschwindet so schnell wie er gekommen war. Etwas springt über die Dächer, doch man hört nur ein dumpfes Geräusch , dann passierte nichts. Es herrscht absolute Stille. Ich will mich gerade fortbewegen, da fällt etwas ganz in der Nähe um und meine Aufmerksamkeit gleitet auf den Punkt vor mir. Ein Maunzen lässt mich erleichtert aufatmen, eine kleine graue Katze überquert vor uns den Weg ohne uns eines Blickes zu würdigen. Das Adrenalin verlässt langsam meinen Körper und wir machen uns schnellst möglichst auf den Weg zur Aeronaut.
1177 Wörter ✔️
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The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...