Am nächsten Morgen fällt es mir besonders schwer die Augen auf zumachen. Das frühe aufstehen von gestern und die vielen neue Eindrücke, welche jeden Tag auf mich einschlagen, lassen meinen Körper langsam einknicken. Stöhnend schwinge ich meine Beine aus dem Bett und mache mich auf den Weg zur Küche, bis auf das gestrige Brunch hatten wir nichts mehr gegessen und das lässt mich mein Bauch auch bemerken, indem er ein tiefes Grummeln von sich gibt. Nur mit Unterhemd und Leinenhose bekleidet mache ich mich also daran, dass Frühstück vorzubereiten. Ein klägliches Maunzen lässt mich stehen bleiben, verwirrt drehe ich mich um, nur um Zenobio zusehen, wie er auf mich zu gerannt kommt. Er hat wohl nicht bemerkt, wie ich das Zimmer verlassen habe. Tröstend hocke ich mich hin, um ihn in meine Arme aufzunehmen. Schnurrend schmiegt er sich an mich und ich streiche ihm noch einige Male beruhigend über den Kopf. Schließlich stehe ich auf und gehe die wenigen Schritte in die Küche, Zenobio mir dicht auf den Fersen. Ich entscheide mich schnell für Rührei mit Speck und als ich alles fertig habe, Decke ich noch den Tisch bevor ich läute. Es dauerte wie immer nicht lange bis meine Freunde da sind und schon bald sitzen wir am Tisch und essen, selbst Zenobio frisst das Rührei. Wir unterhalten uns gerade über alles mögliche, als Jake uns unterbricht, um uns die Weiterreise darzustellen. Er holt die Karte von Färöer heraus und beginnt zu erklären: " Unser nächstes Ziel wir die Erste der zwei Grenzinseln sein, beide liegen im Magieschwachen Bereich und sind deswegen nur wenig geschützt. Dort kannst du dir einen Blick der dort lebende Bevölkerung machen. Der Ort, welchen wir zuerst besuchen trägt den Namen Skálavik, doch bis dahin, müssen wir erst zwei Tage lang segeln. Ich habe dir auch bereits einen Trainingsplan für die zwei Tage aufgebaut, wir werden direkt nach dem Frühstück beginnen". Seufzend nicke ich.
Auf Deck machen wir uns schnell daran, dass Schiff fahrbereit zumachen und als Lian uns sicher aus dem Hafen hinaus segelt, treffe ich mich mit Jake. Er stellt sich vor mich und beginnt zu sprechen: " Alles was du von uns lernen konntest, hast du bereits gelernt. Heute hast du noch einmal Zeit deine Grenzen zu erweitern und dich auszuprobieren, ab morgen werden wir die testen". Ich weiß nicht ganz, was er mit dem letzten Teil meint, doch seine Worte wirken Ernst und deshalb mache ich mich schnell auf zum meinem Spiegelraum. Unten angekommen muss ich leider Zenobio aussperren, er würde mich nur ablenken, dies dauert eine Weile, doch schließlich tut er sich damit ab, vor der Tür zuwarten. Im Raum atme ich erstmal tief durch und starre mein Spiegelbild an. Ich habe bereits meine Instinkte als Dyr gut trainiert, ich kann schon einige Tiere und selbst wenn ich neue Fähigkeiten brauche, dauert dies keine zwei Sekunden mehr. Auch als Alverio beherrsche ich meine Verwandlung und kann sie bereits in einfachen Angriffen einsetzten. Selbst als Maqur weiß ich mindestens zehn Formen, die ich nutzen kann, um mich zu verstecken. Ich überlege noch einige Minuten was ich üben kann, bis mir eine Idee kommt. Ich weiß zwar schon alles, was die einzelnen Arten mir beigebracht haben, doch was macht die Königsfamilie so besonders, außer das sie alle drei Gene in sich behüten. Mit dem Gedanken beginne ich meine Verwandlungen zumischen. So stehe ich zum Beispiel bald im Körper einer Elfin, doch meine Kleidung ist aus selbst gestalteter Rinde und Schlingen, welche mich schützen. Außerdem verstärke ich meine Sehkraft in dem ich mir die Augen eines Adlers gebe. Es ist bizarr, welche Möglichkeiten ich habe, meinen Körper zu verändern. Ich bin schon verwundert, als ich es schaffe meinen Körper, dem eines Elfen nachzuarbeiten. Wie war es überhaupt möglich ein so mächtiges Volk anzugreifen, welche starken Fabelwesen muss es da draußen noch geben? Kopfschüttelnd konzentriere ich mich wieder auf meine Gestaltwandlung, nur um einige Minuten später in meiner Wolfsform zustehen. Doch an einigen Stellen besitze ich kein Fell sondern viel mehr eine dicke Schicht aus Blättern, teilweise mit Dornen überseht. Noch dazu umschmeicheln einige Blütenblätter meine Ohren und die Augen wirken nicht weniger menschlich, als meine eigenen. Nach dem ich mich einige Sekunden im Spiegel angeschaut habe, übe ich mich direkt von einer Tiergestalt in eine Andere zu verwandeln. Das wiederhole ich einige Male, bis ich schließlich in einer neuen Kolibri Gestalt in der Luft Schwebe, meine Flügel nur bestehend aus Rosenblüten und mein Schnabel so spitz wie ein Dornenstachel. Ein Knurren meines Magen, bringt mich dazu mich zurück zu verwandeln. Verwirrt öffne ich die Tür, vor welcher Zenobio liegt und wage einen Blick aus einem der Bullaugen. Verblüfft stelle ich fest, dass es bereits Nachmittag ist. Ein Läuten lässt mich aufschauen, es ist das gleiche, welches die Essensglocke macht. Mit einem Pfeifen hole ich Zenobio zu mir und zusammen machen wir uns auf in den Essenssaal. Erstaunt erkenn ich, dass meine Freunde wirklich schon am Esstisch sitzen und der Tisch mit einem lecker riechenden Backfisch gedeckt ist. Schnell setze ich mich zu ihnen und auch mein Greif geht zu seiner bereits gefühlten Schale. Als ich meinen ersten Bissen nehme, bin ich wahrlich erstaunt, hier kann also wirklich noch jemand kochen. Da ich viel zu neugierig bin, frage ich in die Runde: " Wer hat heute gekocht, dass schmeckt richtig gut". Lian meldet sich und sagt: " Ich, da Runa es früher nicht lernen wollte, hat es meine Mutter mir beigebracht und ein paar Rezepte sind noch hängen geblieben". Erstaunt lobe ich das Essen noch einige Male, während ich es genießend aufrisse.
Ich will mich gerade mit Zenobio auf den Weg zurück in den Spiegelraum machen, als mich Lians Rufe aufhalten. Verwirrt drehe ich mich um und frage ihn was er noch von mir braucht. "Ich habe eine kleine Überraschung für dich, kommst du mit?", spricht er zu mir. Nachdenklich schaue ich in die andere Richtung, eigentlich muss ich noch üben, doch eine kurze Pause wird mir nicht schaden. Nickend folge ich Lian, welcher mich an Deck führt bis auf die Brücke. Schließlich bleibt er am Ruder stehen und dreht sich mit dem Rücken zu mir. Neugierig versuche ich einen Blick darauf zu erhaschen, was er dort hervorholt, doch sein Körper verdeckt erfolgreich seine Überraschung. Schließlich dreht Lian sich wieder zu mir, diesmal mit einem länglichen Paket in den Händen. Es ist recht groß und mit braunen Paketpapier umschlungen. Lächelnd reicht er es mir, ohne nur ein Wort dazu zusagen. Ich warte nicht lange und nehme das Päckchen entgegen, um es vorsichtig von seiner Hülle zu lösen. Unter dem Papier verbirgt sich nichts anderes als noch eine Verpackung, doch diese wirkt soviel edler mit ihrem blauen Samt. Vorsicht lege ich auch diese Seiten auf und was mich dort erwartet, lässt meine Augen funkeln. In dem Samt liegen die Dolche in ihrer vollkommenen Schönheit, welche ich bereits in Vestmanna bestaunt hatte. Lian muss sie gekauft haben, während ich die anderen Stände begutachtet hatte. Freudig schaue ich zu ihm auf und falle ihm schließlich in die Arme, drauf achtend die Dolche nicht kaputt zumachen. "Vielen lieben Dank, für dieses wunderschöne Geschenk.", flüstere ich in sein Ohr. Ein Lachen kommt von ihm und er flüstert genauso leise zurück: " So wie du sie bestaunt hast, konnte ich gar nicht anders und natürlich werde ich dir auch zeigen, wie du mit ihnen umzugehen hast". Mit einem strahlendem Lächeln im Gesicht löse ich von ihm und frage noch einmal nach: " Wirklich, dass würdest du für mich machen". "Aber natürlich, alles für die königliche Hoheit.", spricht er und deutet eine kleine Verbeugung an. Lachend wende ich meinen Blick noch einmal zu den kristallblauen Klingen. Diese Überraschung ist ihm wahrlich gelungen. " Na gut, dann wollen wir mal anfangen.", sagte Lian gespielt streng. Doch ich nehme all seine Anweisungen vollkommen ernst, schließlich lerne ich hier von einem Meister in seinem Fach.
Das Training ist hart, macht aber auch Spaß, schließlich ist es meine eigene Entscheidung diese Fähigkeit zu erlernen. Lian muss zwar immer wieder aufpassen, dass wir in die korrekte Richtung segeln, doch seine restliche Konzentration liegt auf mir. Ich muss meine Haltung überarbeiten, schließlich kenne ich nur die vom Bogenschießen und die vom Selbstverteidigungskurs meines Onkels. Diejenige welche ich von Lian lerne, scheint versteckter und lockerer. Die Bewegungen meiner Arme und Hände müssen geschmeidiger als beim Bogenschießen werden und kräftiger als beim Faustkampf. Mir läuft bereits der Schweiß herunter, doch die aufmunternden Worte von Lian liefern mir immer wieder Kraft, um die Bewegung noch einmal durchzuführen. Ich lerne verschiedene Techniken, vom versteckten Angriff, zum Abwehren bis hin zur direkten Attacke. Ich habe das Gefühl tausende Information würden mich überfluten und doch würde ich nicht einmal an der Oberfläche des Wissen kratzen. Schließlich geht die Sonne unter und der Mond geht über dem Meer auf. Lian beendet gerade eine meiner Übungen, in welcher ich in Dauerschleife einen meiner Dolche defensiv an die Kehle meines unsichtbaren Gegners lege, während mein zweiter Dolch in den Rücken des mir Gegenüberstehenden sticht. " Sehr gut, dass reicht. Wenn du noch Kraft hast, können wir jetzt richtig anfangen." Neugierig beende ich meine Aufgabe und nicke Lian zu. Dieser stellt sich kampfbereit vor mich, also würden wir jetzt tatsächlich kämpfen. Mein erster Kampf gegen ein Wesen aus Fleisch und Blut, mein Puls schießt in die Hohe, doch ich beruhige mich recht schnell wieder. Es ist schließlich nur ein Übungskampf und das zwischen Freunden. Ich stelle mich ebenfalls in die richtige Haltung und mein Blick scannt meinen Kampfpartner ab. Ich weiß zwar nicht viel über das Kämpfen, aber alles an Lian schrie mich in diesem Moment an, renn. Ich will gerade noch einmal durchatmen, da schießt bereits einen Messerspitze auf mich zu. Ich kann diese gerade zu mit einem meiner Dolche abwenden, doch kaum habe ich das Geschehene realisiert, erblicke ich im Augenwinkel, wie Lian mich erneut angreift . Schwungvoll drehe ich mich um, um auch diesen Angriff abzuwehren, nur diesmal mit der Idee, gleich anzugreifen. Doch mein Stoß schafft es nicht mal in die Nähe des geplanten Zieles. Mit einem kreischenden Ton, schleift mein Dolch an dem von Lian entlang und ich stolpere an ihm vorbei. Hastig versuche ich mich zu fangen und mit gehetztem Atem bleibe ich schließlich einige Meter von Lian entfernt stehen, welcher gelassen vor mir steht. Mein Blick wechselt hastig zwischen Lian schelmischen Grinsen und dem nur einen gezogenen Dolch. Wie kann er nur so schnell und geschmeidig reagieren und das nur mit einer Waffe. Lians Blick wandert über meinen Körper und ich setze seine Aufforderung sofort durch, indem ich wieder meine Kampfhaltung annehme. So schnell wird er mir nicht los.
1765 Wörter ✔️
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The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...