Chapter 91

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Im rhythmischen Takt trommelen unsere Pfoten über den Boden, während wir durch den Wald rennen. Vor drei Stunden hatten wir bestimmt, dem Weg durch den Wald zu folgen. Es war zu riskant den Hinweg zunehmen und noch gefährlicher zurück in das Dorf zugehen, solange es möglich war, dass noch mehr Soldaten stationiert wurden. Zunächst haben wir uns mit Hilfe der Natur orientiert, danach hat Jake einen Weg eingeschlagen, welcher uns durch den Wald zum Meer führen sollte. Dieser Richtung folgen wir nun schon seit drei Stunden und es würde auch noch einige Zeit dauern, bis wir auf unserem Schiff ankommen würden, denn es ist ein ziemlicher Umweg. Während unsere Körper uns über das Moos und die Äste tragen, ziehen meine Gedanken zu den Worten der Soldaten. Sie hatte meinen Namen gekannt, noch dazu wussten sie, dass ich König Raloys Tochter war, was eigentlich unmöglich war. Nur wenige wissen, wer mein Vater ist und diese Personen sind Gestaltwandler oder Vertraute. Keiner von ihnen würde das Land oder ihr Volk in Gefahr bringen wollen, indem sie mich oder den König verraten. Zumindest hatte ich das geglaubt. Noch mehr wundert es mich jedoch, dass der König dieses Landes nach mir sucht. Damit muss er wissen, dass sein Bruder noch lebt und dieser eine Tochter hat. Jedoch würde das immer noch nicht erklären, warum er mich jagt, schließlich hatten ich ihn weder provoziert noch angegriffen. Ich war nur achtzehn Jahre lang ein Bewohner seines Landes und ein Teil seines Volkes, für welches er sich nicht interessiert. Wenn man davon ausgeht, dass König Härbör aus unergründlichen Dingen weiß, dass ich existiere, könnte man schlussfolgern, dass er durch mich an seinen Halbbruder kommen will. Doch was er wiederum von diesem will, ist mir schleierhaft. Schließlich hat er bereits Krone und Land unter seiner Kontrolle. Die warme Luft ausatmend renne ich weiter, springe über umgefallene Bäume, durchquere kleine Pfützen und versuche einen klaren Gedanken zufassen. Doch die letzten Tagen, brachten meine Gefühlswelt durcheinander und ich kann mich nicht mehr auf meine Fähigkeiten verlassen. In der vergangenen Reise hatte ich Vorfreude, Schrecken, Angst, Panik und Glück verspürt und hatte kaum einen Moment, um dies zu verarbeiten. Ich konzentriere mich auf meinen Atem und spüre, wie er sich an mein Tempo anpasst und in tiefen Zügen meine Lungen füllt. Es ist ein berauschendes Gefühl und während ich darauf achte, wie jeder Muskel in meinem Körper arbeitet, kann ich endlich gestern und heute Review passieren lassen.

Ein animalisches Kreischen lässt mich aufhören und auch meine Kameraden drosselen ihre Geschwindigkeit, bis sie schließlich stehen bleiben. Unser suchender Blick schweift über den Himmel und bleibt schließlich an einem Falken hängen, welcher seine Kreise über unseren Köpfen zieht. Jake scheint ihn zuerkennen, den er verwandelt sich in seine menschliche Gestalt und streckt seinen Arm gen Horizont. Der Vogel fixiert uns und schießt herunter, nur um elegant auf den Arm meines Partners zu landen. Vom Nahen erkenne ich nun, dass der Greifvogel ein Bote ist und eine kleine Pergamentrolle am Fuß trägt. Vorsichtig löst Jake, das Band vom Bein des Vogels und öffnet den zusammengefalteten Brief. Während er das Geschriebene durchliest, verfinstert sich sein Blick und die Stimmung wirkt angespannt und dunkel. Danach blickt er auf und spricht aus, was vorgefallen war: "Die Geisteshexe ist aus der Obhut der Elfen geflüchtet und ist außer Landes. Höchstwahrscheinlich sucht sie in diesem Königreich Schutz". Zischend ziehe ich die Luft ein und auch meine Freunde scheinen nicht begeistert von der neuen Nachricht. Furchtbare Vorstellungen, was sie alles anrichten kann, bilden sich in meinem Kopf und ich lehne mich erschöpft an den Baumstamm neben mir. Jake schaut kurz zu mir und dann zu der langsam untergehenden Sonne, bis er dann spricht: "Wir werden hier rasten und schauen dann morgen, dass wir weiter kommen". Noch immer in Gedanken, nicken wir synchron und machen uns daran, dass Lager aufzubauen. Feuerholz wird gesammelt, Decken ausgelegt und Nahrung, sowie Trinken angeschafft.
Wir werden gerade fertig, als die Nacht über uns einbricht, fröstelnd setzen wir uns näher an das lodernde Feuer. Wobei Jakes wohlige Wärme sich um mich legt, als er mich in seine Arme zieht, doch auch Runa und Lian kuschelen sich unter eine Decke und rücken näher an die Wärmequelle. Flüsternd durchbreche ich die Stille und spreche einen Gedanken an, welcher mich unruhig werden lässt: "Denkt ihr die Hexe arbeitet mit König Härbör zusammen"? Nachdenklich schauen meine Freunde zu mir und ich erkläre mich weiter: "Der König dürfte nicht wissen, dass ich existiere oder von Bedeutung bin. Jemand muss es ihm gesagt haben und die einzige Person, welche es wusste und uns schaden will, ist die Hexe. Noch dazu erwähnte sie einmal, dass sie eine Bindung mit einem König des Nachbarlandes hatte. Wenn man davon ausgeht, dass mein Vater das Kind war, welches sie mit aufwachsen gesehen hat, war sie vielleicht kurz davor mit König Aaron verlobt zu werden, dem Vater von Rayloy und Härbör. Dementsprechend ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie den Kontakt zum Königshaus beibehalten konnte und jetzt gemeinsam mit König Härbör etwas plant, was uns alle in Gefahr bringt". Ein Schweigen zieht sie über den Wald, welcher nur durch einzelne Tierlaute gestört wird, bis Jake mir schließlich zustimmt: "Es ist durchaus möglich, dass der Gleichen passiert, doch wir können dem nicht sicher sein. Das Beste ist es nun so schnell wie möglich nach Hause zukommen, dort überlegen wir unsere nächsten Schritte. Möglicherweise schicken wir einige Spione in das Land, doch wir sind durch den magischen Wall geschützt und haben kein Recht dazu den König des Nachbarlandes irgendetwas zu beschuldigen. Ich nicke verstehend, ich weiß dass ich genannten Personen wüste Anschuldigungen vorwerfe und dass ich zurückhaltender handeln muss, doch das komische Gefühl bleibt und mit diesem Gedanken bleibe ich noch lange wach. Ich beobachte das Feuer, wie es sich windet und genieße die Nähe von Jake. Irgendwann würde die Wahrheit ans Licht kommen. Ich hoffe nur, dass es dann nicht zu spät ist.

Wörter 983 ✔

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