Chapter 92

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Stöhnend drücke ich mein Kreuz durch, welches unangenehm knirscht, um mich dann von dem moosbewachsenen Boden zu erheben. Noch leicht verschlafen beobachte ich die glühenden Reste unseres Lagerfeuers, während meine Freunde wach werden. Mit steifen Knochen hocke ich mich zum langsam erlöschenden Holz und kippe schließlich, die nebenliegende Erde drauf. Mit einem leisen Zischen vergeht auch der letzte Funke und ich erhebe mich wieder. Meine Freunde stehen nun auch neben mir und zusammen packen wir unsere Taschen zusammen. Kurz darauf geht es weiter, zunächst als Menschen, um unser Frühstück zu vernaschen, welches aus verschiedenen Früchten besteht. Nach einer halben Stunde rennen wieder drei Wölfe und ein Greif durch den Wald und ich fühle mich automatisch wohler.
Wir sind gerade zwei Stunden unterwegs, als wir das Rauschen eines Flusses hören und gleich darauf auf diesen zusteuern. Die Geräusche des fließenden Wassers werden immer lauter, bis wir schließlich am breiten Flussbett ankommen. Erleichtert beuge ich mich zu den leichten Wellen herunter und nehme einige Schlucke der klaren Flüssigkeit, während es mir meine Kameraden nachmachen. Ich will gerade noch einige Schritte weiter in die Kühle gehen, als mich Stimmen hochschrecken lassen. Mit gespitzten Ohren horche ich um mich und auch Runa und Jake neigen ihren Kopf in verschiedene Richtungen, um die Quelle der Geräusche ausfindig zumachen. Schließlich bleibt unser Blick auf der anderen Seite des Flusses hängen. Dort befindet sich eine leichte Ansteigung, welche alles was dahinter liegt verdeckt. Neugier steigt in mir auf und ich schaue fragend zu Jake, keine Sekunde später ertönt seine Stimme in meinem Kopf: "Wir sollten da nicht hingehen, lasst uns lieber einen weiteren Umweg gehen". Doch kaum hat er es ausgesprochen, hat sich Runa bereits in einen Falken verwandelt und steigt hinauf in den Himmel. Wir beobachten sie, wie sie über den Berg hinweg gleitet und auf der anderen Seite verschwindet. Mit angehaltenem Atem warte ich auf ihre Rückkehr und tatsächlich kommt sie einige Minuten später wieder, mit überraschenden Nachrichten. Vor uns landend, hören wir ihre Stimme, als sie beginnt zu erklären: "Es sind Soldaten und nicht nur eine Truppe, es ist ein ganzes Bataillon. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass sie sich auf einen Krieg vorbereiten". Nachdenklich antwortet Jake: "Das wäre strategisch unlogisch, kein Land liegt in diese Richtung außerhalb der Grenze. Es folgt nur meilenweites Meer, außer". Jake stockt und uns kommt allen der gleiche Gedanke in den Sinn. Das einzige Königreich, welches von hier aus erreichbar war, ist Färöer. Mein Seelenpartner schüttelt den Kopf und spricht: "Das ist unmöglich, selbst wenn König Härbör, durch die Hexe irgendwas in Erfahrung bringen konnte, ist unser Land noch immer geschützt. Kein Mensch sollte die Inseln betreten können". Da unterbricht uns Lian, indem er vorschlägt: "Wir könnten das Lager beobachten, dann wären wir vielleicht ein wenig schlauer. Mit etwas Taktik könnten wir bald wissen, was ihre Ziele sind und ob sie tatsächlich etwas über uns wissen". Jake knurrt auf und widerspricht sofort: " Das werden wir nicht, wir können Kathlin nicht weiter in Gefahr bringen, sie muss so schnell wie möglich nach Hause." Ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Ja, wir sind die letzten Tagen vielen Gefahren ausgesetzt, doch wenn wir diesen Ort einfach verlassen, könnten wir das Volk von Färöer möglicherweise nicht früh genug warnen. Seufzend linke ich mich in die Diskussion ein, welche Jake und Lian noch immer führen. "Wie wäre es, wenn wir nur einen Tag bleiben, dann können wir wenigstens ein wenig in Erfahrung bringen und sind trotzdem nicht zulange einem hohen Risiko ausgesetzt". Jake will schon widersprechen, doch mein Blick lässt ihn verstummen. "Es ist schon in Ordnung, wir passen alle auf und keinem wird etwas passieren.", versuche ich ihn zu beruhigen und anscheinend klappt es, denn er brummt mir nachgebend zu.

Die nächsten Stunden verbringen wir damit einen geeigneten Platz zu finden, um das Lager auszuspionieren. Wir entschieden uns schließlich für eine Baumgruppe in der Nähe der Lichtung, welche uns vor neugierigen Blicken schützt. Wir klettern hoch hinauf in die Kronen der Tannen, in welcher wir es uns gemütlich machen, nachdem alles befestigt und die Wachschichten festgelegt wurden, schweift mein Blick über die vielen Menschen, welche zwischen den Zelten arbeiten. Einige bereiten das Mittag vor, andere tragen Materialien über die Lichtung, doch die meisten hatten sich auf dem Platz in der Mitter versammelten und kämpften miteinander. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich daran denke, dass diese Menschen möglicherweise das Volk der Gestaltwandler angreifen würden. Doch mein Blick bleibt auf die Soldaten gerichtet, bevor dies passiert, werde ich alles tun, um mein Volk zu beschützen.

762 Wörter ✔

The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt