Müde schleppe ich mich immer weiter, der heutige Tag zerrte an meinen Kräften und es fällt mir immer schwerer den Waldweg zuerkennen. Endlich erreichen wir das Ende des Waldes, aus welchem wir zu viert heraustreten. Tief ziehe ich die kalte Nachtluft in meine Lungen, um mich wenigstens für die letzten Minuten wach zuhalten. Wir kommen relativ schnell bei unserer Unterkunft an und keine Minute später schlüpfe ich mit Jake in unser Zimmer. Ich hole nur noch schnell Zenobio durch das Fenster hinein, danach falle ich erschöpft in das Bett. Mit fehlt einfach jegliche Kraft, um irgendetwas anderes zumachen. Meine Augen schließen sich träge und ich döse vor mich hin, bis Jake zu mir kommt. Wohlig seufzend schmiege ich mich an seine Brust und verfalle schließlich in einen erholsamen Schlaf.
Am nächsten Tag werde ich erst durch den schweren Körper meines Greifs geweckt, welcher sich auf mir breit gemacht hatte. Keuchend schiebe ich ihn von mir runter, um selbst aufzustehen. Erleichtert erkenne ich Jake, welcher unser Frühstück aufs Zimmer gebracht hatte. Hungrig setze ich mich schnell zu ihm und genieße die Leckereien, welche aus Ei und Speck bestehen. Auch Zenobio und Jake genießen ihre Speisen und so kommt es dazu, dass wir erst gegen Mittag die Herberge verlassen.
Mich streckend stehe ich vor der Kneipe und beobachte meine Freunde, welche noch einmal ihre Ausstattung kontrollieren. Endlich abreisebereit gehen wir unsere ersten Meter Richtung nach Hause, doch besonders weit kommen wir nicht. Das Geräusch von Metall auf Metall durchschneidet die Stille, welche in dem Dorf herrscht und lässt uns aufmerksam aufhören. Wie aus einem Instinkt heraus zuckt mein Kopf zu dem kleinen Marktplatz und was ich dort sehe, lässt mich unruhig auf der Stelle treten. Neben einem Springbrunnen stehen fünf Soldaten, welche sich aufmerksam umschauen und einen Steckbrief in den Händen halten. Mein Herz beginnt zu flattern, es ist zwar sehr unwahrscheinlich, dass die Männer uns in irgendeiner Art und Weise bösartig gesinnt sind. Doch ist es auch ungewöhnlich Staatssoldaten, wie man an ihrer Uniform erkannte, in so einem abgelegenen Dorf vorzufinden. Wir beobachten noch immer die Soldaten, welche sich angeregt unterhalten. Es ist kaum zu verstehen, was sie sagen, doch mich überzieht ein kalter Schauer, als einer der Männer plötzlich starr zurück schaut. Mit Schwung drehe ich mich um und auch meine Freunden umringen mich sofort und mit schnellen Schritten machen wir uns auf, aus dem Dorf zukommen. Doch wir kommen nicht weit, als einer der Soldaten zu seinen Kameraden ruft: " Dort läuft sie". Mein Blick zuckt erneut zu den Männer, welche nun alle in unsere Richtung starren. Panisch blicke ich zu Jake, welcher laut flucht, um mich dann am Arm zupacken und mich mit sich zuziehen. In einem ungeheuren Tempo rennen wir durch die Straßen, immer wieder blitzt der Körper meines Greifs neben uns auf, versteckt in den Gassen der Häuser. Wir rennen immer weiter den kräfteraubenden Sprint, doch mittlerweile höre ich deutlich die schweren Schritte der Soldaten hinter uns. Mich durchkommen tausende Gedanken. Was wollen sie von uns? Wie können wir entkommen? Bald verlassen wir das Dorf mit schwerem Atem, doch vor uns erstreckt sich nichts als der Fluss und eine unendlich wirkende Strecke. Ich will schon langsamer werden und mich meinem Schicksal ergeben, als ich ruckartig zur Seite gezogen werde. Jake zieht mich links am Dorf vorbei und erleichtert stelle ich fest, dass sich vor uns ein Wald ausbreitet. Nun erkenne ich auch Zenobio, welcher bei den ersten Tannen auf uns wartet. Noch einmal ziehe ich das Tempo an und sprinte mit meinen Freunden zu dem ausgesuchten Versteck. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt, denn die lauten Rufe der Soldaten sind nur zu deutlich zuhören. Keuchend durchbrechen wir endlich den Schatten und rennen durch das Moos. Ein Blick hinter mich, zeigt dass die Soldaten noch auf der Lichtung sind und so verwandelt sich Runa neben mir im Sprung in einen Wolf. Auch Jake und ich folgen ihr so schnell, wie möglich und nur noch Lian läuft als Mensch neben uns. Doch plötzlich dreht er in eine andere Richtung ab und rennte davon. Ich will ihm schon panisch folgen, doch ich erkenne, wie sich sein Haare grau färben. Er würde auf sich selbst achten können. Wir rennen immer weiter in die Dunkelheit hinein und mit Erleichterung stelle ich fest, dass der Abstand zu unseren Verfolgern immer größer wird. Wir biegen immer wieder um unsichtbare Ecken und schlagen Hacken an Hügeln und Gräben. Schließlich sind unsere Verfolger nicht mehr zusehen und ich bleibe schweratmend stehen. Auch meine Freunde kommen neben mir zum Stehen und blicken sich um. Ich atme gerade erleichtert auf, als erneut Rufe ertönen. Wie konnte das sein? Sind wir nicht weit genug gekommen? Jake zieht mich zu einem alten verzweigten Baum und flüstert mir zu: "Los, rauf da". Verwirrt folge ich seinen Anweisungen, mit schnellen Griffen ziehe ich mich hinauf in die Krone der Tanne, wo ich mich auf einen der stabilen Äste setzen kann. Ich will gerade Jake fragen, was ich hier oben machen soll, als die Soldaten zwischen den Bäumen auftauchen. Schnell schlage ich mir die Hand vor den Mund, um ja keinen Ton von mir zugeben. Doch mein Blick ist entsetzt auf mein Freunde gerichtet, welche sich kampfbereit vor die Soldaten stellen. "Wo ist das andere Mädchen?", ruft einer der Männer, doch es kommt keine Antwort und so ruft er erneut: " Ich frage euch ein letztes Mal, wenn ihr nicht antwortet, verratet ihr eurer Land und helft einer Ketzerin. Wo ist Kathlin Rayloydóttir"? Erschrocken ziehe ich die Luft an, als er meinen Namen nennt. Doch auch dieses Mal schweigen meine Kameraden. Plötzlich zücken die Soldaten ihre Waffen und ich muss mit aufgerissenen Augen zusehen, wie sie Jake und Runa angreifen. Ich will ihnen helfen, doch ich kann mich keinen Millimeter bewegen und weiß im Inneren, dass ich nur eine Last wäre. Die Fremden teilen sich auf und gehen mit gefährlich wirkenden Schritten auf meine Freunde zu. Was als nächstes geschieht, passiert in einer unglaublichen Geschwindigkeit. Der vordere Soldat stürzt sich mit seinem Kurzschwert auf Jake und lässt seine Waffe auf die Schulter von Jake fallen. Doch dieser weicht elegant aus und schneidet mit seinem eigenen Schwert tief in die Hüfte des Soldaten. Mit einem Schmerzensschrei geht dieser in die Knie, doch er gibt noch nicht auf, mit letzter Kraft schießt sein Schwert auf das Bein von Jake zu, bleibt aber kurz vorher in der Luft hängen. Die Augen des Soldaten sind weit aufgerissen und in seiner Brust steckt die Hälfte das Langschwertes meines Seelenpartners. Schwer schlucke ich, als der leblose Körper zur Seite sackt und mit einem dumpfen Ton auf den Boden ankommt. Kurz darauf kommt ein ekelerregenden Gurgeln von dem Soldaten, welcher Runa angegriffen hatte. Er kniet auf dem Boden, die Hände fest auf seine Kehle gedrückt, während das Blut zwischen seinen Fingern hinaus spritzt und den moosbedeckten Boden rot färbt. Mir wird übel, als ich sehe, wie das Leben ihn langsam verlässt und im Augenwinkel kann ich auch die zweite Leiche neben Runa sehen, welcher die Brust aufgeschlitzt wurde. Zwei Soldaten stehen verängstigt am Rand und ringen mit sich selbst, ob sie kämpfen oder flüchten sollen. Einer fällt seine Entscheidung und rennt zurück in den Wald. Jedoch kommt er nicht weit. In einer fließenden Bewegung taucht Lian vor ihm auf und schwarzes Metall schneidet durch die Luft. Blut spritzt an die gegenüberliegenden Bäume und der Mann fehlt Tod auf den Boden, während sich eine Blutlache um ihn bildet. Erschrocken starrt der letzte Soldat auf seinen toten Kameraden und weicht einige Schritte zurück, nur um gegen Jake zustoßen, welcher direkt hinter ihm steht. Panisch dreht er sich um, gefangen zwischen meinen Freunden sackt er auf den Boden und fleht sie an, " Bitte verschont mich, wir sollten nur einen Befehl ausführen". "Welchen Befehl?", knurrt Jake zu ihm herunter, was den Soldaten ängstlich zurück zucken lässt. "Der König hat den Befehl an alle Soldaten gegeben Kathlin Rayloydóttir zu finden und gefangen zunehmen. Es ist eine große Belohnung auf sie gesetzt worden. Mehr weiß ich nicht.", spricht er schnell und duckt sich dann. Jake nickt kurz angebunden und Lian gibt dem Soldaten den Weg frei. Dieser rappelt sich schnell auf und rennt um sein Leben. Doch er kommt nur wenige Meter, da schießt ein Dolch von hinten auf ihn zu und keine Sekunde später, fällt er erstarrt auf den Boden. Der Griff des Dolches ist das einzige, was aus seinem Rücken hervorschaut. Lian geht gelassen auf den letzten gefallenen Soldaten zu und zieht ihm die Waffe aus dem Fleisch, während ich nur geschockt auf die Gewalt starre, welche sich unter mir abgespielt hatte.
Nach einigen Minuten in welchen meinen Kameraden angefangen hatten die Soldaten zu vergraben, kommt das Leben zurück in meinen Körper und ich lasse mich langsam vom Baum herunter. Wie paralysiert laufe ich zu den Anderen und schaue ihnen dabei zu, wie sie die Menschen in die Grube legen und die Erde darüber schaufeln. Lian und Runa sind gerade dabei mit Moss, dass Grab zu verstecken, als Jake sich vorsichtig neben mich stellt. Einige Sekunden schweigen wir, doch dann fängt er an zusprechen: "Es musste sein, wenn wir uns nicht verteidigt hätten, wären wir die Leichen und wenn wir sie hätten laufen lassen, würden uns noch mehr Soldaten verfolgen, welche möglicherweise unser Volk in Gefahr bringen würden". Ich nicke steif, denn ich weiß, dass es die logische Lösung für unser Problem gewesen war, doch mein Herz sträubt sich noch immer gegen die Gräueltaten. Mit jedem Atemzug denn ich nehme, kann ich das Blut riechen, was mir einen kalten Schauer über den Rücken fahren lässt. Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen, wie sie gekämpft hatten und wie sie gestorben waren. Es war ein grausamer Anblick gewesen und er würde mich noch lange verfolgen. Doch es ist gut so, würde ich den Tod Anderer einfach so hinnehmen, was wäre ich dann noch für eine Person. Seufzend drehe ich mich zu Jake und lasse mich von ihm in die Arme ziehen. An ihm klebt das Blut der Menschen und an seinem Gürtel hängt das Schwert, welches die Leben genommen hatte, doch sobald sich seine Wärme um mich schließt, lösen sich alle Lasten von mir. Schließlich löse ich mich wieder von ihm und gehe einige Schritte zu einer der Tannen. Unten an den Wurzeln wachsen einige Schneeglöckchen, welche ich sanft ausgrabe. Mit dem zarten Gewächs in den Händen, gehe ich zu dem Grab und hocke mich auf den Boden, um die Pflanze, welche ich trage, einzupflanzen. Sie wirken so unschuldig in der blutgetränkten Umgebung, als würden sie alles Böse in sich aufnehmen und verschließen. Sanft streiche ich über die Blüten und gebe ihnen den Segen, auf die Menschen unter ihr Acht zugeben. Dann stehe ich wieder auf, wir würden noch ein ganzes Stück reisen müssen, um nach Hause zu kommen.1796 Wörter ✔
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The legends of tomorrow
FantasíaTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...