Chapter 96

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Die Abendsonne bricht durch die majestätisch verzierten Fenster und taucht den Palast in ein zartes orange. Ich sitze mit Jake zusammen auf den Stufen zum Thron, mein Vater ist vor wenigen Minuten gegangen, mit im alle Berater und auch meine Freunde. Es war eine mühsame Besprechung, welche vom späten Morgen bis zum Sonnenuntergang gehalten wurde, doch schließlich sind wir auf eine erste Lösung gekommen. Keiner will den Krieg, doch um uns zu schützen, müssen Vorkehrungen getroffen werden. Die ersten Schritte sind jedoch nun beobachten, viele der Berater meinen, dass unser Land die besten Spione hat und genau diese sollen nun losgeschickt werden, um dem Feind Informationen zu entlocken. Im nachhinein eine simple Aufgabe, doch es stehen viele Diskussionen und Vorbereitungen dahinter. Schon in wenigen Tagen werden die Wesen, unteranderem Lian losgeschickt und das ist es was mir Sorgen macht. Lian ist zwar ein erfahrender Kämpfer, doch Gedanken um sein Wohltun mache ich mir dennoch. Wer weiß, was alles passieren kann. Seufzend erhebe ich mich, es ist die beste Entscheidung die wir treffen konnten, ich würde meinen Freund dabei nicht in Gefahr bringen. Zumindest rede ich mir das ein. Müde gehe ich aus dem Thronsaal, gefolgt von Jake und Zenobio.

Früh am Morgen stehen wir an den großen Toren des Palastes versammelt. In den letzten Tagen wurden viele Vorkehrungen getroffen und die jungen Männer und Frauen vor mir sind bepackt mit allem Notwendigen. Ich hatte die letzten Tage damit verbracht zu Lernen und Üben. Jeder meiner Lehrer verlangte von mir das Beste und raubte mir meine wenige Freizeit indem sie mich mit Aufgaben überschütteten. Doch nun stehen wir hier auf dem großen gepflasterten Hof. Mein Vater rechts neben mir und Jake links neben mir verabschieden wir uns von den zehn Soldaten, welche das Land losschicken wollte. Runa fiel ihrem Bruder ein letztes Mal in die Arme und auch ich ziehe den überraschten Lian in eine Umarmung. Seufzend schließe ich die Augen, ich sollte mir nicht so viele Gedanken um sie machen, doch trotz allem schwirren mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf. Schweren Herzens löse ich mich von der Person, welche ich dem letzten halben Jahr zu einem guten Freund geworden war. Es ist kein Abschied für immer, dass weiß ich, doch fällt es mir trotzdem schwer. Schwer bepackt verbeugen sich die Soldaten vor ihrem König und drehen uns schließlich den Rücken zu, um hinter den großen Toren, im tiefen Wald zu verschwinden. Einige von ihnen werden sich bald verwandeln und sobald sie Färöer verlassen, in unterschiedliche Richtungen aufbrechen. Einige werden in die Hauptstadt des Landes reisen, um den König höchstpersönlich auszuspionieren, andere besuchen die Lager der Soldaten und wieder andere hören sich in den großen Städten nach Gerüchten um. Ich weiß nicht wohin es Lian verschlagen wird, doch meine Gedanken, sowie die meiner Freunde, werden bei ihm sein. Seufzend drehe ich mich ebenfalls um und verschwinde mit meinen Begleitern in den tiefen des Schlosses.

Es vergehen die Tage. Morgens werde ich sanft von meinen Zofen geweckt. Sie waschen mich und ziehen mir die schönsten Kleider an. Ich frühstücke meist mit Jake auf meinem Zimmer, doch früh muss ich zum Unterricht, wobei mich mein Seelenpartner stets begleitet. Ich lerne mit Freude von Madame Fleur, wie man sich in den unterschiedlichsten Sprachen unterhält. Herr Johnsón zeigt mir die Kultur zauberhafter Wesen und quellt mich mit Stunden vergangener Politik, welche mir in meiner Regentschaft helfen soll. Zu späteren Stunden zeigt mir Aada, wie man den Geist eines jeden manipuliert, alleine durch die Haltung und Aussprache des Namens. Es ist interessant von ihr zulernen, doch sie verlangt viel. Gegen Nachmittag verlasse ich die Einöden des Klassenzimmers und werde bereits draußen in den Gärten des Schlosses erwartet. Bis in den Abend hinein übe ich meine sportlichen Kenntnisse und erlerne alle möglichen Kampfarten. Danach habe ich nur wenige Stunden Zeit, um mit Zenobio zu üben und zu trainieren. Denn sobald die Sonne untergeht sitze ich in der Bibliothek und arbeite an den vielen Übungen meiner Lehrer, welche meist daraus bestehen seitenlange Texte zuschreiben oder mehrere Bücher zulesen. Mitten in der Nacht komme ich erst zu Ruhe, doch sobald ich in meinem Bett liege, fallen mir die Augen zu und ich genieße nur noch die wenigen Minuten mit Jake. Es hat sich nicht viel zwischen uns verändert, noch immer probieren wir aus, wo unsere Grenzen liegen. Wir kommen uns etwas näher, wie durch ein Band zueinander gezogen, tauschen wir immer wieder Kontakt aus, doch es geht nie über eine Umarmung hinaus. Doch will ich Jake zu nichts zwingen und so vertiefe ich mich in die Arbeit meines Alltages und in die Gedanken an Lian. Denn trotz, dass mich meine Lehrer so fordern, schweife ich immer wieder zu den Wesen in der Menschenwelt.
Es vergeht eine Woche, in welcher die Spione im Lande verteilt, angekommen sein mussten. Es vergeht eine weitere, in welche sie Informationen sammeln sollten und es vergeht eine dritte, wo sie nach Hause kommen sollen. Doch als ich am Abend eines anstrengenden Sonntages aus dem Fenster schaue, ist niemand zusehen und kein Wesen zuhören. An dem Fenster stehe ich noch ewigen Stunden, bis in den Morgengrauen hinein, nur um danach übermüdet zum Unterricht zugehen. Immer wieder werde ich mit sorgenden Blicken von Jake überwacht, doch auch seine aufmunternden Worte, lösen das ungute Gefühl in mir nicht. Es vergeht eine weitere Nacht des Wartens und der Enttäuschung und eine Weitere. Eine ganze Woche holen mich schlaflose Nächte ein und keine Nachricht der verlorenen Soldaten. Mein Vater scheint sich keine großen Sorgen zumachen, zumindest zeigt er sich so nach außen, doch jeden Tag werden die Schatten, um seine Augen größer.
Das Schloss wirkt grauer und selbst die frühlingshaften Tage, lassen mich nur nachdenklich nach draußen starren.
Erst nach einer weiteren Woche kommt die erlösende Nachricht. Mitten in meinem Politik Unterricht, stürmt einer der Wachen des Schlosses herein, sein Gesicht zu einem riesigen Grinsen verzogen, ruft er: " Sie sind wieder da".

983 Wörter ✔

The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt