Verträumt sitze ich auf meiner Fensterbank und schaue der Sonne dabei zu, wie sie aufgeht. Ich hatte nur wenige Stunden geschlafen, denn trotz des weichen Bettes, fehlte mir etwas oder wohl eher jemand. Zenobio hat seinen eigenen Schlafplatz neben meinem Bett bekommen und so fühle ich mich wenigstens nicht vollkommen verloren. Doch es ist schon komisch, wie man etwas vermissen kann, was man nicht mal ein paar Wochen kennt. Seufzend stehe ich auf und begebe mich in Richtung Bad, um mich frisch zumachen. Danach suche ich mir eines der schlichteren Kleider aus meinem Kleiderschrank. Fertig angezogen stehe ich in einem bis zum bodenreichenden, dunkelgrünen Kleid vor meinem Spiegel. Mein Gewand hat lange Ärmel und einen flachen Ausschnitt und nimmt mir so ein wenig meine Bewegungsfreiheit, doch für etwas anderes ist es einfach zu kalt geworden. Nachdenklich beuge ich mich vor, um mich genauer zu inspizieren. Mit einem Blinzeln glitzern meine Augen in der gleichen Farbe des Kleider und so wende ich mich von meinem Spiegelbild ab und verlasse mein Zimmer. Kurz überlege ich, wohin ich gehen soll, doch dann entscheide ich mich einfach ein wenig das Schloss zu erkunden.
Meine Hand gleitet beruhigend durch die Federn von Zenobio, während ich einem der grünen Gänge folge. Ich hatte schon eine Menge entdeckt, wie zum Beispiel ein Musikzimmer oder eine Abstellkammer nur für Vasen, sogar einen kleinen Geheimgang erkundete ich, doch der führte mich irgendwann in eine Sackgasse. Doch langsam bekomme ich Hunger und entschließe mich entweder die Küche oder den Essensaal zu finden. Nach einigen Abbiegungen und verwinkelten Treppen, lande ich schließlich in der Küche. Als ich durch die Tür trete, erwartet mich bereits ein lautes Durcheinander. Überall wurden leckere Mahlzeiten vorbereitet, Mägde und Köche laufen mit schnellen Schritten durch die Räume und ein Küchenjunge wird von einem zum anderen geschickt. Bis er schließlich an mir vorbei rennt. Ich nutze diesen Moment, um ihn anzusprechen: " Entschuldigen Sie, wissen Sie wie ich in den Essenssaal komme"? Erschrocken dreht sich der Junge zu mir um und verschüttet dabei ein Blech mit Croissants. Sofort kommt ein Koch angelaufen und schimpft den armen Jungen aus, schnell versuche ich die Situation zu erklären und hocke mich dabei zu dem Jungen, um ihm zu helfen. "Verzeihen Sie, ich wollte Sie nicht stören. Es war alleine meine Schuld, dass das Essen hinuntergefallen ist.", spreche ich schnell auf den Koch ein. Dieser starrt mich nur erschrocken an, schnell fällt er in eine Verbeugung und ruft ein: " Eure königliche Hoheit", daraufhin wird es in der Küche totenstill, jeder Blick liegt auf mir und sobald sie mich erkennen, verbeuge sie sich ebenfalls. "Nein, ist schon in Ordnung, ich bin schließlich diejenige, welche stört. Ich wollte eigentlich nur wissen, wie ich in den Essensaal komme.", erkläre ich mich schnell selber. Einen dickerer Mann kommt auf mich zu und spricht zu mir: "Guten Tag Kronprinzessin, ich bin der Küchenchef, ich werde sie zum Saal führen." und er dreht sich noch einmal zu seiner Mitarbeitern und schreit ein: "Und ihr geht gefälligst wieder an die Arbeit, das Frühstück fängt jede Moment an". Wieder mit einem Lächeln auf den Lippen, dreht er sich zu mir um und schiebt mich höfflich in die Richtung, in welche ich gehen soll. Noch immer etwas überrumpelt von der Gesamtsituation, folge ich seiner Aufforderung, während der Trubel um mich herum weiter geht. Schließlich treten wir in einen der ruhigeren Gängen und Zenobio und ich folgen dem Koch eine Weile. Es dauert jedoch nicht lange, da beginnt der Chefkoch zusprechen: " Ich bin übrigens Rókur und diene dem König seit fünfzehn Jahren". "Schön sie kennenzulernen.", antworte ich und lächele dabei freundlich. Das ist für den Koch wohl das Zeichen, dass ich ihm zuhöre, denn daraufhin beginnt er den kompletten Weg lang zureden, von seiner Familie, seiner Arbeit und seinen Kollegen. Am meisten jedoch schwärmt er von seinen zwei Kindern. Doch ich missachte seine Gerede nicht, es ist sogar ganz entspannend zuzuhören. Bis wir schließlich vor der großen Flügeltür stehen bleiben und er diese von einigen Soldaten öffnen lässt. Im Inneren erwartet mich bereits mein Vater, welcher an dem einen Tischende sitzt. Schnell bedanke ich mich bei Rókur für die Wegweisung und gehe zu meinem Vater, um ihm einen schönen guten Morgen zu wünschen und mich neben ihn zusetzten. Der Koch geht ebenfalls zum König und verbeugt sich tief, bevor er anfängt zusprechen: " Guten Morgen eure Hoheit, dass Frühstück wird jeden Moment gebracht. Heute gibt es als Hauptspeise Rührei mit einer Gemüsefüllung und einen kleinen Nachtisch aus Joghurt und Früchten, ansonsten wie immer das bekannte Sortiment". König Rayloy bedankt sich ebenfalls bei dem Koch und gibt ihm die Erlaubnis wieder zugehen, was dieser auch tut. Lächelnd dreht sich nun mein Vater zu mir und spricht mich an: " Dir auch einen guten Morgen, hast du gut geschlafen? Ich hatte dir gestern gar nicht mehr sagen können, dass du in dein neues Zimmer ziehst. Gefällt es dir"? Lächelnd nicke ich und spreche: " Ja, dass Zimmer ist wunderbar, jedoch konnte ich nicht so gut schlafen, dass wird aber wohl an der neuen Umgebung liegen". Ich weiß zwar den wirklichen Grund, warum ich nicht schlafen konnte, doch von diesem werde ich mein Vater sicher nicht erzählen. Ich will gerade erneut anfangen zusprechen, da wird die Türen aufgeschlagen und all die Köche treten herein, welche ich bereits kenne, jeder mit einem Blech ausgestattet, auf welchem die wunderbarsten Speisen liegen. Nacheinander treten die Köche heran und zeigen uns ihre selbstgemachten Gerichte, bevor sie diese auf den Tisch stellen. Selbst Zenobio bekommt eine Portion Ei und Speck auf den Boden gestellt. Nachdem jedes der köstlich riechenden Essen auf dem Tisch steht , bedankt sich mein Vater höfflich bei den Köchen, welchem ich schnell zustimme. Danach verlassen die Angestellten den Raum in der gleichen Reihenfolge, wie sie gekommen waren und die Türen schlagen schwer hinter ihnen zu. Staunend beuge ich mich vor und begutachte beeindruckt die vielen Speisen. Mein Blick wandert zu meinem Vater, welchen ich fragend anschaue. Dieser nickt mir zu und sagt: " Guten Appetit Kathlin, lass es dir schmecken". Lächelnd gebe ich sein Gesagtes zurück und lege mir etwas von dem Rührei auf meinen Teller, mein Vater tut es mir gleich und zusammen begannen wir zu essen. Ich stecke mir den ersten Happen in den Mund und schließe genießend meine Augen. Die Köche haben alle Arbeit geleistet.
Das Essen vergeht schnell, während wir dieses genieße und uns ein wenig unterhalten, hauptsächlich über meine letzten Wochen. Schließlich kommen einige Diener und beginnen den Tisch abzudecken, nur zwei Mädchen in meinem Alter, in weißen Rüschenkleidern kommen herein und stellen sich nur gegenüber von mir. Nachdem die Diener verschwunden waren, spricht Rayloy erneut zu mir: " Kathlin, dass sind Ida und Olivia sie sind ab heute deine Zofen". Ich bin nicht so begeistert davon, eigene Zofen zubekommen, schließlich lebe ich schon eine ziemlich lange Zeit ohne solche Hilfe. Ich finde schon alleine die zahlreichen Diener und Köche übertrieben, doch ich will nicht unhöflich wirken, also lächele ich die Beiden an und spreche: "Es freut mich euch kennenzulernen". Die beiden machen einen Knicks und sprechen synchron: " Es ist uns auch eine Freude Sie kennenzulernen, eure königliche Hoheit". Gerade so schaffe ich es ein genervtes Zucken zu verstecken und lächele gezwungen nun auch zu meinem Vater. Dieser ist wohl noch nicht fertig, denn er spricht weiter: " Du wist auch noch eine Leibwache bekommen, da Jake mir von den Angriffen auf eurer Reise erzählt hat, von denen du kein einziges Wort preisgegeben hast". Seufzend schaue ich auf den Tisch und entschuldige mich. "Du darfst dir deine Leibwache selbst aussuchen, du hast Zeit bis zu deiner Krönung in zwei Tagen.", fügt mein Vater noch dazu. Plötzlich bildet sich ein Idee in meinem Kopf, diese würde dafür sorgen, dass ich Jake an meiner Seite behalten und dass die Leibwachen Sache nicht zu unangenehm werden würde. "Darf Jake meine Leibwache werden.", frage ich meinen Vater hoffnungsvoll. Sein Stirn runzelt sich und er sagt nicht gerade begeistert: " Ich weiß nicht, er ist bereits mein Berater und Kommandant der Angriffstruppe, die Aufgabe noch dazu wäre wohl etwas zu viel. Aber andererseits ist er einer meiner stärksten Soldaten. Weißt du was, lassen wir ihn entscheiden, wenn er zustimmt, gebe ich dir auch meine Erlaubnis". Lächelnd nicke ich, dass ging leichter als gedacht. Mein Blick wandert nun zu den Zofen und auch mein Vater schaut kurz zu ihnen, nur um sie daraufhin zur Arbeit zuschicken. Mit schnellen Schritten verschwinden die Beiden hinter der Flügeltür und lassen meinen Vater, Zenobio und mich alleine im Raum. Schweigen breitet sich aus, bis ich aufstehe mit der Aussage, ich würde Jake suchen gehen. Nickend stimmt mir Rayloy zu und ich verabschiede mich mit einem Knicks. Schnell laufe ich mit Zenobio an meiner Seite hinaus und wir erreichen bald den Garten, in welchem ich eine Weile herumwandere. Wo Jake wohl gerade ist? Suchend schaue ich mich um, bis ich einige klirrende Geräusche höre, als würde Metal auf Metal schlagen. Neugierig folge ich den Geräuschen, bis ich bei einer großen Sandgrube ankomme, in welcher Jake und Runa mit ihren Schwerter gegeneinander kämpften. Fasziniert schaue ich den Beiden zu, während ich mich zu Lian setzte, welcher auf einer der Steinbänke zuschaut. Zenobio setzt sich dabei neben die Bank und schaut ebenfalls zum Kampfplatz. Die zwei kämpfen einige Zeit, während Lian mir immer wieder Kommentare zuflüstert. Zum Beispiel wenn einer einen Fehler begeht oder nicht aufpasst. Schließlich schafft Runa es mit einem kräftigen Schlag Jake aus dem Gleichgewicht zubringen, zumindest wirkt es so, aber Jake fasst sich in der gleichen Bewegung wieder, in welcher er Runa die Beine weg zieht und seine Schwertspitze auf ihre Brust legt. Ergebend lässt Runa ihr Schwert fallen und erst jetzt kann ich sehen, wie schwer die beiden atmen. Sich den Schweiß abwischend, kommen die Beiden auf uns zu und bleiben schließlich vor uns stehen. Erschöpft will sich Runa an Lian lehnen, doch der springt schnell auf und ruft: " Komm mir ja nicht zu nah mit deinen schweißnassen Klamotten". Das sieht Runa wohl als Zeichen, wie eine verrückte Lian hinterherzujagen, welcher entrüstet aufschreit und versucht zu flüchten. Lachend schaue ich den Beiden nach, wie sie durch den Garten rennen. Drehe mich aber schließlich zu Jake und flüstere ein: " Hey". Mit seiner heiseren Stimme antwortet er mir ebenfalls mit einem: " Hey". Ein kurzer Schauer läuft mir über den Rücken bei seiner Stimme und als ich bemerke, wie nahe er vor mir steht. Kurz räuspere ich mich und frage schließlich: " Ich hatte eben ein Gespräch mit meinem Vater und der meinte ich brauche eine Leibwache und naja, ich dachte vielleicht kannst du diese Aufgabe übernehmen". Vorsichtig luge ich zu Jake hoch und schaue ihn dabei hoffnungsvoll an. Er schweigt kurz und meine Hoffnung verblasst langsam, ich will gerade meinen Kopf wieder senken, da legt sich eine Hand um mein Kinn und erhebt es. Ich blicke in Jake zartlächelndes Gesicht, während er spricht: "Das würde ich gerne übernehmen Kathlin". Lächelnd schaue ich zu ihm auf und bedanke mich schüchtern. Ein kreischender Schrei zieht uns aus dieser Situation und mein Blick fliegt hinter mich, wo Lian von einer nassen Runa durchgeknuddelt wird. Der Anblick ist zu bizarr und ich lachte laut auf und während sich Runa und Lian auf dem Boden rollend rangeln, kann ich gar nicht mehr aufhören zulachen.1870 Wörter ✔️
DU LIEST GERADE
The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...