Chapter 23

101 11 0
                                    

Immer weiter geht es den Trampelpfad entlang und immer schwerer wird es diesem zu folgen. Den Weg den wir vorher gingen wirkt im Gegenzug dazu, wie ein Spaziergang. Wir mussten bereits über einige Steinbrocken klettern und durch den ein oder anderen Dornenbusch durch. So sehen wir auch aus. Wir sind alle von Kopf bis Fuß eingestaubt und unsere Arme und Beine sind mit Kratzern bedeckt. Doch es scheint den anderen kaum etwas auszumachen, so als hätten sie schon viel Schlimmeres erlebt, sie laufen gezielt immer weiter. Nur ich strauchele, wenn es darum geht, ein Hindernis zu überbrücken. Ich bekomme langsam Zweifel, an meiner Entscheidung, ständig muss mir jemand helfen und ich bekomme nie etwas richtig hin. Aber wie den auch, so etwas Großes wie in den letzten Tagen, habe ich auch noch nie erlebt. Dies ist auch genau der Punkt warum ich meine Zweifel von mir schiebe. So eine große Chance hätte ich vielleicht niemals wieder bekommen und jetzt bin ich sowieso schon mittendrin.

Langsam wird die Landschaft flacher und es fällt uns einfacher den Trampelpfad zu folgen. Bis dieser schließlich, direkt auf einen von Menschen gemachten Weg führt. Mich durchfährt Erleichterung, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. Dieser Weg zieht sich wie ein Fluss durch die flache Landschaft aus Gräsern und einzelnen Bäumen und ich bin wieder einmal beeindruckt von der einzigartigen Schönheit dieses Landes.

Gemeinsam laufen wir also weiter und es dauert gar nicht lange bis ich die ersten Häuser sehe. Doch es ist nicht nur ein Clan, es ist der Beginn eine riesigen Stadt. Staunend laufe ich den Anderen hinterher, bis zu einer riesigen Mauer. An der uns zwei Wachen den Weg versperren. Vorsichtig legt sich Jake hin, um Runa von sich runter zulassen. Danach verwandelt er sich zurück. Erschrocken stellen sich die Soldaten auf und rufen: " Offizier, verzeihen Sie wir haben Sie nicht erkannt". Grummelnd murmelt Jake etwas, was sowas bedeuten könnte, wie "Schwachköpfe", doch ich bin mir nicht sicher.

So verwandelt sich Jake zurück und nimmt Runa wieder auf den Rücken. Die Soldaten lassen uns nun ohne Wiederworte passieren und ich schaue nur verwirrt auf Jake. Wer war er nur? Dieser Gedanke drängt sich jedoch in die hinterste Ecke meines Kopfes, als ich die prächtige Stadt vor mir erblicke. Ich bin noch nie in einer Stadt gewesen und dementsprechend hatte ich noch nie so viele Menschen auf einem Ort gesehen. Doch es war wundervoll. Die Häuser sehen so elegant aus und passen sich perfekt aneinander an. Die Menschen stehen zusammen und unterhalten sich während ihre Kinder mit einander spielen. Doch Menschen kann man sie nicht nennen, sie sind so viel mehr. Die meisten sind Metamorph, wie es den Anschein hat. Jedoch sehe ich auch einige andere Gestalten, wie zum Beispiel Zentauren ein Mischwesen aus Pferd und Mensch oder Sylphen, Naturgeister des Elementes Luft. Auch einige Kobolde laufen mit Rucksäcken, so groß wie sie selbst, herum. All dies scheint hier so normal zu sein, dass ich es in meinem Inneren einfach akzeptiere. Jeder hier scheint willkommen und keiner wird komisch angeschaut oder gar missachtet, wegen seiner Gestalt. Nicht mal unser kleiner Trupp fällt besonders stark auf.

So gehen wir immer weiter ins Innere der Stadt, an einer prächtigen Kirche vorbei, durch einen riesigen Markt, bis wir schließlich vor der Tür einer kleinen Villa stehen bleiben. Verwirrt schaue ich die andern an, doch bis auf Jake, weiß wohl keiner, warum wir hier waren. Jake lässt Runa auf einer kleinen Treppe ab und verwandelt sich zurück, um an der Tür zu klopfen.

Die Tür wird ruckartig auf gemacht und ein kleines Mädchen springt uns entgegen oder wohl eher Jake in die Arme. Auf Jakes Gesicht bildet sich ein Grinsen. "Vorsicht Victoriá nicht so hastig.", spricht er liebevoll zu ihr und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. Als er die kleine runter lässt, läuft sie schnell in das Haus, um anscheinend ihre Eltern zu holen, denn sie ruft dabei fröhlich: " Mama, Papa, Jake ist wieder da". Keine Minute später stehen Jón und Anna, wie sie sich vorstellen, neben ihrer Tochter an der Tür. Und nehmen den vor sich hin murrenden aber lächelnden Jake in die Arme. Ich sehe ihn in den Moment zum ersten Mal wirklich glücklich und er scheint seine Anspannung nun mehr oder weniger fallen zulassen.

Schließlich stellt Jake uns gegenseitig vor: " Kathlin, Lian, Runa das sind meine Eltern und meine kleine Schwester". "Dürfen wir reinkommen und unsere Wunden versorgen?", richtet Jake sich nun an seine Eltern. "Natürlich, kommt schnell herein und fühlt euch wie zu Hause.", erwidert Jakes Mutter Anna. Zusammen tragen wir Runa in das Wohnzimmer, der kleinen Familie und legen sie auf die Coach. Dort wird sie von Anna mütterlich versorgt und ihre Wunde gereinigt und sauber verbunden. Lian, Jake und ich wurde nach oben geschickt, um zu duschen, da wir nach der Meinung von Victoriá fürchterlich stinken. Nach einem bösen Blick ihres großen Bruders, rennt sie jedoch kichernd weg.

Während das Wasser auf mich niederprasselt, entspanne ich mich das erste Mal nach vielen Tagen wieder. Sauber und in einem neuen dunkelblauen Alltagskleid gehe ich wieder hinunter. Wo bereits die anderen um einen großen runden Tisch sitzen und sich unterhalten. Ich will mich gerade zu ihnen setzten als ich Anna in der Küche sehe und zu ihr gehe. " Kann ich ihnen helfen?", frage ich höflich. Lächelnd schaut mich Anna an: " Gerne, aber du musst mich wirklich nicht siezen." So beginnen wir das Abendbrot vorzubereiten und uns ein wenig zu unterhalten. Bis wir schließlich alle zusammen am Esstisch sitzen und es uns schmecken lassen. Es scheint nun endlich wieder eine gelassene Stimmung zu herrschen und auch Runa sitzt mit am Tisch und genießt die Atmosphäre. Ein mir schon so bekanntes Gefühl umspült mich. Ich bin wieder ein Stück mehr zu Hause.

965 Wörter ✔

The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt