Ruckartig springe ich auf, lasse alles stehen und liegen und renne aus dem Unterrichtszimmer. Jake ist direkt hinter mir, als ich durch die Gänge renne, immer weiter hinunter bis zu den großen Toren. Doch bevor ich sie aufstoßen kann, erreicht mich Jakes Hand auf der Schulter. Gehetzt schaue ich zu ihm, mein Atem geht unregelmäßig, doch sein Blick beruhigt mich. Tief atme ich durch, mir bewusst werdend, dass ich noch immer die Kronprinzessin bin. Ich kann nicht einfach aus dem Schloss stürmen und Anderen in die Arme fallen, auch wenn ich noch so besorgt war und bin. Kurz schließe ich meine Augen und strafen meine Schultern, dann schreite ich elegant aus dem Palast in das Freie hinaus.
Draußen erwarten mich die Männer und Frauen, welche die lange Reise auf sich genommen haben. Erschrocken stelle ich fest, dass nur neun von den zehn Soldaten da sind, panisch wandern meine Augen über die Person und Erleichterung durchflutet mich, als ich Lian sehe, trotz das möglicherweise ein Wesen nicht zurück gekommen ist. Als mich die Spione sehen, drehen sie sich allesamt zu mir um und ich bereue es ohne meinen Vater nach draußen gekommen Zusein. Doch Lian erlöst mich indem er nach vorne tritt und zu mir spricht. "Wir sind zurück gekehrt Kornprinzessin, verzeiht unsere Verspätung. Es gab Komplikationen bei einem unserer Kameraden, er ist schwer verletz, aber bereits von den Heilern abgeholt worden.", spricht er aus, was ich befürchtet hatte. Jedoch nicke ich nur sachlich und lade schließlich die Gruppe mit einer Geste in das Schloss. Zusammen gehen wir zum Thronsaal meines Vater, wo uns dieser bereits erwartet. Seine Angespanntheit der letzten Tage löst sich, als er seine Truppe wieder sieht. Ich gehe mit schnellen Schritten zu ihm hoch und stelle mich neben seinen Thron, an meine rechtmäßigen Platz, Jake ist dabei nur wenige Schritte von mir entfernt und gibt mir das Selbstbewusstsein, um mich königlich zu verhalten. Auffordernd schauen wir zu Lian, welcher erneut vortritt und von den neu gewonnen Informationen berichtet. "Majestät, entschuldigen Sie unsere Verspätung, einer unserer Leute wurde auf seiner Rückreise verfolgt, doch jeglicher Wiederstand wurde entfernt und unser Mann ist bereits bei den Heilern. Auf unserer Rückreise haben wir unsere Informationen zusammengetragen und ich berichte nun von diesen. Im Schloss wurde die Hexe, welche uns angegriffen und später geflohen ist, gesehen. Nach glaubhaften Quellen heißt sie Tuuli und arbeitet mit Härbör dem König des menschlichen Nachbarlandes zusammen. Es ist auszuschließen, dass dieser von ihr verhext wurde, da keines der bekannten Symptome zuerkennen war. Die Lager und auch der König bereiten sich auf einen Krieg vor, von dem das Volk offiziell nichts weiß. Es gehen jedoch Gerüchte herum, dass von den Dörfern und Städten die Soldaten abgezogen werden. Noch dazu konnten wir ein Gespräch zwischen der Hexe Tuuli und dem König Härbör mithören, in welchem es darum ging, dass unser Wall gebrochen werden kann. Wir haben leider keine Informationen darüber, wie das geschehen soll, jedoch sollen einige Testangriffen auf unsere Randinseln geplant sein.", spricht Lian laut und deutlich. Erschrocken halte ich die Luft an, ich hatte eine unwohles Gefühl, als wir das einzelne Lager entdeckt haben, doch das tatsächlich Angriffe auf Färöer geplant sind, lässt einen kalten Schauer über meinen Rücken fahren. Es herrscht kurze Stille, dann räuspert sich mein Vater und ordnet an: "Vielen Dank, ihr habt gute Leistung vollbracht. Ruht euch aus, ich werde eine Versammlung für heute Abend veranlassen, da sollt ihr erneut berichten. Bis dahin wird eine kleine Gruppe an Soldaten unsere Runenhexe Karmayna aufsuchen, um ihr die neusten Informationen weiter zugeben". Mit einer Verbeugung verabschieden sich die Wesen und verschwinden hinter der großen Holztür, während Jake sich zu Rayloy beugt und ihm etwas zuflüstert. Mein Vater scheint dem zuzustimmen, doch ich habe nichts verstanden, viel mehr beschäftigt mich das Bevorstehende. Wenn es tatsächlich dazu kommt, dass ein Krieg ausbricht, muss man doch irgendetwas machen können, muss ich handeln. "Vater, ich möchte mit zu Karmayna kommen. Es ist nur ein Weg von wenigen Minuten, keine gefährliche Reise, doch ich muss helfen. Ich will nicht nur tatenlos im Schloss sitzen und nichts tun". rede ich entschlossen auf meinen Vater ein. Dieser schaut mich etwas zweifelnd an, was ich ihm nicht nachsehen kann, schließlich kam es immer zu Zwischenfällen, wenn ich außerhalb des Schlosses war, doch schließlich stimmt er zu. Mit einem Nicken, gibt er mir die Erlaubnis und mit neuer Entschlossenheit warte ich auf weitere Anweisungen.
Nur eine Stunde später stehe ich mit Jake, Zenobio, Fia der Königsschutzkommandantin und zehn weiteren Soldaten vor dem Wald. Fia hatte sich seit der Versammlung nur wenig verändert, sie trägt ihr weißes Haar nun als hohen Pferdeschwanz, was ihre Narbe besonders sichtbar macht. Noch dazu trägt sie, wie Jake, eine Rüstung aus Leder und Metall, was sie gefährlicher wirken lässt. Mit schweren Schritten durchqueren wir die Grenze zum Wald, durch Moos, umgefallene Bäume und Gestrüpp, mitten in die Dunkelheit. Lian ruht sich im Schloss aus und hat dabei die Gesellschaft von Runa, dass ist auch der Grund, warum die beiden nicht mitkommen. Sobald wir die ersten Bäume passieren, umhüllt mich eine schwere Last und etwas verwirrt schaue ich mich um. Dieser Wald hat generell etwas mystisches, doch irgendwas stimmt nicht. Es fühlt sich an, als würde die Natur verzweifelt nach mir rufen, mir etwas grausames sagen wollen. Doch in diesem Moment kann ich mich darauf nicht konzentrieren, wir haben eine Mission. Zehn Minuten laufen wir im Dickicht herum, bis zu einer großen, düsteren Lichtung. Wir bleiben stehen und Kommandanten Fia geht einige Schritte näher zur Mitte, dann zieht sie ein Art Horn heraus und bläst in dieses hinein. Ein tiefes Dröhnen hallt durch die dichten Tannen, doch auch als dieses verstummt, passiert nichts. Generell ist es ungewöhnlich still, fast schon bedrückend. Vorsichtig lehne ich mich zu Jake und flüstere zu ihm: "Irgendetwas stimmt nicht". Ich bekomme ein knappes Nicken von ihm, während sein Blick skeptisch um uns schweift. Mit gerunzelter Stirn dreht sich Fia zu uns um und flüstert zu sich selbst: "Wieso kommt sie nicht:", nur um dann laut zusprechen: " Haben wir einen Alverio in der Gruppe"? Schweigen herrscht unter uns und als sich nach wenigen Sekunden noch immer keiner zu Wort meldet, hebe ich vorsichtig die Hand. "Ich könnte vielleicht helfen.", spreche ich schüchtern. Nickend winkt Fia mich zu ihr und ich folge unsicher ihrem Befehl. Neben ihr stehend, spricht sie schließlich zu mir. "Hast du schon die Bindung zur Natur hergestellt?", fragt sie mich und ich nicke bejahend, langsam verstehend worauf sie hinaus will. "Würdest du bitte fragen, ob etwas in Erfahrung gebracht wurde, was wir noch nicht wissen.", erklärt sie nun und ich nicke abermals. Ich gehe einige Schritte von meiner Gruppe weg und stelle mich auf einen der umgefallen Bäume, um ein Stück näher an der Natur Zusein. Ich schließe meine Augen und richte mein Gesicht zu den Kronen der Tannen. Tief atme ich durch, dann lasse ich den Druck, welche auf mir liegt, seit ich den Wald betreten habe, in mich hinein. Tausende Stimmen prasseln auf mich ein und ich schrecke fast schon zurück, immer lauter wird es und ich kann kaum zuordnen, woher die einzelnen Worte kommen. Doch schließlich schaffe ich es mich auf meine Atmung zu konzentrieren, bis eine tiefe Stimme sich durchsetzt und spricht: "Sie haben sie genommen, weit weg geführt. Wir verlieren sie, wir konnten sie nicht aufhalten". Es ist verwirrend dieser Stimme zuzuhören, doch langsam verstehe ich, welche grausame Nachricht mir die Natur darbieten will. "Sie wurde entführt, entführt, entführt.", kam eine panische Stimme dazu und eine andere spricht:" Karmayna muss uns beschützen, doch wie kann sie es, wenn sie so weit weg ist". Der Lautstärken Pegel erhöht sich wieder und ich verstehe nur noch einzelne Worte, wie "Entführt", "Karmayna", "Verloren" und verzweifeltes Schluchzen. Doch als von einer der gequellten Seelen der Name "Tuuli" kommt, verstummt es auf einmal. Kein Ton kommt mehr von der Natur, kein Druck herrscht mehr, als wäre etwas gekappt worden. Blinzelnd öffne ich dich Augen und drehe mich mit erschrockener Miene zu meinen Kameraden. Mit erstickter Stimme bringe ich heraus, was ich erfahren habe: "Tuuli hat unsere Runenhexe Karmayna entführt."1346 Wörter ✔
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The legends of tomorrow
FantasíaTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...