Der Weg zur Aeronaut war nicht weit und wir standen schon bald wieder auf dem Deck. Schnell machen wir uns daran, dass Schiff für die Fahrt vorzubereiten. Während Runa und Lian die Segel hissen, machen Jake und ich die Leinen los. Ich löse gerade eines der Taue, als mich Jake anspricht: " Unser nächstes Ziel wird Blankskáli sein, als eine sehr kulturelle Stadt wird sie dir vieles über unserer Religion zeigen. Doch wir werden erst heute Nacht dort ankommen, mach dich also dazu bereit heute noch zu trainieren". Als ich an den vorausstehenden Tag denke, macht sich mein Muskelkater bemerkbar und stöhnend kneife ich die Augen zusammen. Das würde noch anstrengend werden.
Schließlich segeln wir aus dem Hafen, zurück ins offene Meer und immer an der Küste entlang. Seelisch vorbereitet stehe ich einige Minuten später vor Jake und Runa, welche bereits meinen Bogen und Pfeile in den Händen halten. Sie reichen mir diese und Runa spricht das offensichtliche aus: "Als Abwechslung zu den letzten Tagen wirst du dich den Vormittag wieder mit Bogenschießen beschäftigen. Da wir jedoch die Entfernung zur Zielscheibe nicht weiter vergrößern können, üben wir heute das Schießen auf bewegte Ziele". Ich werde relativ in die Mitte auf ein aufgemaltes Kreuz gestellt und während sich Runa an die Hebel stellt, lege ich den ersten Pfeil ein. "Und los geht es.", ruft Runa und zieht an einem dieser Hebel. Auf meiner linken schießt ein Strohsack aus dem Boden, ich ziele und schieße. Doch der Pfeil landet in der Reling, denn mein Ziel ist schon in dem Moment verschwunden, in welchem ich losgelassen hatte. Frustriert drehe ich mich zu Runa um und rufe: " Das war viel zu schnell. Ich hatte überhaupt keine Chance zutreffen". " Jetzt stell dich nicht so an, dass war nicht mal die normale Geschwindigkeit eines Menschen.", provoziert mich Runa. Genervt drehe ich mich weg und warte auf die nächste Möglichkeit zuschießen. Na warte dir werde ich es zeigen. Keine Sekunde später sehe ich eine Bewegung in meinem Augenwinkel, mit Schwung drehte ich mich um und schieße meinen Pfeil ab. Er fliegt direkt auf das Ziel zu, doch bevor er treffen kann, verschwindet dieses wieder. Frustriert rufe ich zu Runa: " Noch einmal". Sie folgt meinem Wunsch mit Vergnügen und diesmal verlasse ich mich, wie im Training mit der Natur, auf meine Instinkte. Ich bewege nur meinen Oberkörper und schieße, ohne richtig zusehen. Ein dumpfer Ton lässt mich realisieren, dass ich getroffen hatte. Ein riesiges Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, doch eine Bewegung hinter mir, bedeutete mir, dass ich noch lange nicht fertig war.Vorsichtig schüttele ich meine schmerzenden Arme aus. Fast vier Stunden Training sind nicht sehr vorteilhaft für Muskelkater und dementsprechend elend fühle ich mich. Ich hatte nach einigen Runden zwar die meisten Ziele getroffen, doch war ich froh, als Runa gegen Mittag den Unterricht für beendet erklärt hatte. Ich verstehe ja, dass ich Bogenschießen als Tradition erlernen sollte, doch musste das so extrem sein? Stöhnend raffe ich mich auf, nach dem Training hatten wir zusammen gegessen und daraufhin hatte ich mich auf das Deck gelegt, um meinen müden Körper auszuruhen und die letzten Sonnenstrahlen des Herbstes zu genießen. Da Jake zum Mittag jedoch meinte, ich solle noch einige Tiergestalten erlernen und ich nicht den ganzen Tag faulenzen wollte, lehne ich mich an die Reling. Entspannt schließe ich meine Augen und verliere mich in meinem Geist. Als ich die Augen wieder öffne, stehe ich auf der Lichtung. In der Ferne sehe ich die Ruinen und neben mir die große Weide. Unter dieser liegen die Wölfin und der Polarfuchs aneinander gekuschelt, während ein Leuchten aus einer der Astlöcher kommt. Leise schreite ich auf die kleine Gruppe zu, um mich schließlich zu ihnen zusetzten. Das Leuchten aus dem Baum kommt zu mir herunter und ich kann es zum ersten Mal richtig anschauen. Das Leuchten ist nicht nur ein Punkt, es ist eine kleine Fee, mit blonden Haaren und einer Stupsnase. Es hat sogar ein kleines gelbes Cape über einem grünen Pullover an, passend zu seiner gelben Strumpfhose. Fasziniert beobachte ich es, wie es um mich herum fliegt und es sich auf dem Kopf der Wölfin gemütlich macht. Nachdenklich schaue ich in die Ferne und frage die kleine Truppe: " Welchen Kameraden wünscht ihr euch gerne." Doch sie machen keinerlei Anzeichen mir eine Antwort zugeben, also entscheide ich einfach aus einer Laune heraus und rufe in das Nichts nach einem Blauhäher. Dies ist ein Vogel, welchen ich bereits einige Male in meinen Büchern von zu Hause gesehen hatte und welcher mich von Anfang an verzaubert hatte. Ich kann bereits den blau weiß gefiederten Vogel sehen, welcher immer näher kommt und schließlich vor mir in der Luft schweben bleibt. Vorsichtig Strecke ich meine Hand nach ihm aus, auf welche er sich setzte und kurz darauf erscheint das all zu bekannte Leuchten. Geblendet schließe ich die Augen und mit dem Aufschlagen dieser, stehe ich in dem Körper des Blauhäuer auf dem Schiff. Es ist ungewöhnlich so klein zu sein, doch es macht Spaß zwitschernd herum zu hüpfen. Eine leichte Windböe plusterte mein Gefieder auf und entfacht in mir das Verlangen, meine Flügel auszustrecken. Diesem Instinkt gehe ich auch gerne nach und genieße wie der Wind durch meine Federn weht. Plötzlich erfasst mich eine stärkere Böe und erhebt mich hoch in die Lüfte. Panisch versuche ich mich zu fangen, doch als der Wind so schnell aufhört wie er gekommen war, stürze ich in die Tiefe. Angsterfühlt schlage ich mit meinen Flügeln, verzweifelt muss ich feststellen, dass einige Sekunden nichts passiert, außer das ich noch immer falle. Doch dann fange ich mich und schwebe in der Luft. Wäre ich jetzt in meiner menschlichen Gestalt wäre mir wahrscheinlich ein erleichtertes Lachen entwichen, doch in dieser Form kann ich nur diesen Moment in mich aufnehmen. Es ist atemberaubend zu fliegen und völlig das eben Geschehene vergessen, fliege ich freudig in der Luft herum. Nach einiger Zeit kehre ich auf das Deck der Aeronaut zurück und verwandele mich in meine ursprüngliche Gestalt. Eine plötzliche Erschöpfung legt sich über mich und ich muss mich erst mal setzen. Was für ein Erlebnis.
1012 Wörter ✔️
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The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...