Geschmeidig schleiche ich in meiner Wolfsform an der Reling entlang. Wir hatten bereits Mittag und die ersten Inseln waren zusehen, aber wirklich ankommen schienen wir nicht. Mit einigen Sprüngen stehe ich neben Lian auf der Kapitänsbrücke und stelle meine Vorderbeine auf das Geländer, um darüber hinweg zuschauen. Auf einmal dreht Lian das Ruder stark nach rechts und steuert direkt auf eine der größten Landstriche. Hoffnung blüht in mir auf, vielleicht würden wir doch bald ankommen.
Meine Vermutung stellt sich als richtig heraus, als wir in den kleinen Hafen segeln. Eiôi ist tatsächlich ein recht kleines Dorf, doch das könnte auch täuschen, denn es verschwindet teilweise im Wald. Freudig verwandele ich mich zurück und laufe unter Deck, um meine Tasche und meinen Umhang zu holen. Bevor wir jedoch die Aeronaut verlassen können , ruft uns Jake noch einmal zu einer Besprechung. In unserem Kreis versuche ich mehrmals Augenkontakt zu ihm aufzunehmen, doch er weicht diesem konstant aus. Augenrollend höre ich einfach zu, was er sagt: " Heute werden wir das Dorf Eiôi besuchen. In diesem leben hauptsächlich pflanzliche Gestaltwandler, dass ist auch der Grund warum wir diese Insel aufgesucht haben. Wir werden den vorderen Teil des Dorfes relativ schnell durchqueren und in den Wald gehen, denn dort lebt Falkon einer der berühmtesten Alverio. Wir werden ihn fragen, ob er Kathlin unterrichtet". Wir stimmen dem Plan zu und machen uns auf den Weg in das Dorf hinein. Jedoch bleiben meine Gedanken an einem Punkt hängen, der Alverio hat den Namen Falkon, genau wie mein Onkel, welcher vor einigen Jahren auf dem Meer verschwand. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser kein Gestaltwandler war. Lachend schüttele ich den Kopf, es gibt bestimmt hunderte Personen mit dem gleichen Namen. Schnell folge ich meinen Freunden durch die Siedlung in Richtung Wald. Die Häuser an denen wir vorbei gehen, bestehen hauptsächlich aus groben Stein und sind mit Moos überwachsen. Wie Jake meinte, gehen hier alle ihren Aufgaben nach und arbeiten wie in einer großen Familie miteinander, das nochmal in der Realität zusehen ist faszinierend. Als wir jedoch den Wald betreten, erkenne ich erst die Macht der Alverio. Keinem dieser Wesen kann ich länger als zehn Sekunden folgen, denn sie verschwimmen mit ihrer Umgebung. Sie leben mit der Natur im Einklang, so kann ich sogar beobachten, wie ein Baum sich zu einer Frau beugte, um ihr seine Früchte zureichen. Beeindruckt folge ich meinen Begleitern immer weiter in den Wald, bis wir vor einer kleinen Hütte stehen bleiben. Leises Gelächter kommt von hinter dem Haus und bevor ich nachschauen kann, kommen zwei identische Mädchen herbei gerannt. Sie tragen grüne Kleider und wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass sie zwei Doppelgänger meines sechsjährigen Ichs seien. Perplex beobachte ich sie, wie sie kichernd in den Wald verschwinden. Doch lange kann ich nicht hinterherschauen, denn unsere Gruppe macht sich bereits auf den Weg zur Eingangstür. Jake geht als Erstes und klopft an die Tür. Keine Minute später, öffnet mir ein junger Man Mitte zwanzig die Tür. Ein Blick in sein Gesicht lässt mich erstickt die Luft einziehen. "Onkel Falkon", kommt es fassungslos von mir. Sein Blick wandert zu mir, zuerst sehr verwirrt, als würde er mich nicht erkennen, doch dann leuchten seine Augen auf und er öffnet die Arme, als er sagt: " Kathlin, was machst du denn hier". Lachend falle ich ihm in die Arme, niemals hätte ich gedacht ihn je wieder zusehen, geschweige denn an diesem Ort."Ich kann es immer noch nicht glauben, dass dein Vater, König Rayloy ist.", spricht er lachend zu mir. Nach unserem herzlichen Wiedersehen, hat mein Onkel uns hereingebeten und wollte unbedingt wissen, wie es dazu kam, dass ich hier war. Also habe ich ihm meine komplette Geschichte erzählt. Danach beichtete er mir, dass mein Opa und somit sein Vater Gestaltwandler war und als er eine seiner Reisen vollführt hatte, war er hier auf Färöer gelandet. Zunächst dachte er, er wäre nur auf einer weiteren Insel gelandet, doch die Bewohner lehrten ihm etwas anderes. Er wollte, nach dem er sich sein eigenes Erbe gelehrt hatte, wieder zurück. Doch er fand die Liebe seines Lebens und konnte sie weder mitnehmen, noch alleine lassen. So baute er sein eigenes Leben hier auf, aber behielt seine Familie außerhalb von Färöer immer in Gedanken. Während Falkon von seine Vergangenheit erzählte, stellten sich auch seine Frau und seine Kinder, die Zwillinge vor. "Nun, dass ist bestimmt kein Zufall, dass ihr hier seid. Was bringt euch zu mir?", fragt uns mein Onkel, nach dem wir alles geklärt hatten.
"Nun, wir konnten Kathlin bereits als Dyr und Maqur trainieren, doch keiner von uns kennt das Wissen der Alverio. Darum bitten wir Sie sie zu lehren.", spricht Jake. Nachdenklich spricht Falkon: " Eigentlich nehme ich keine Lehrlinge auf, doch da es sich hierbei um unsere Kronprinzessin und viel wichtiger um meine Nichte handelt, werde ich eine Ausnahme machen". Mit einem Nicken stimmt er seinem eigenen Plan zu, während sich auf unseren Gesichtern ein Lächeln ausbreitet.Onkel Falkon und ich stehen auf der Lichtung hinter seinem Haus, während meine Kameraden es sich auf der Veranda gemütlich gemacht haben. Abwartend schaue ich zu meinem Onkel, welcher starr in den Wald schaut bis er anfängt zusprechen: " Vergiss alles was du bis jetzt gelernt hast, als Alverio musst du weder einfach etwas kopieren, noch musst du dich auf dich selbst konzentrieren. Du musst eine Verbindung zu der Natur aufbauen und diese ist keine einfach Gesellin. Sie kann eine gute Begleiterin und Freundin sein, doch wenn sie dich nicht mag, wird sie zu deinem größten Feind. Gehe höfflich mit ihr um, sie ist eine Göttin in ihrer ganz eigenen Klasse. Um auch nur ansatzweise an diese heran zukommen, greifen wir auf die Meditation zurück. Doch es wird einige Zeit kosten, bis du zu ihr Kontakt aufnehmen kannst. Wenn du es jedoch schaffst, wird sie dir alles erklären, was du als Alverio brauchst". Vorsichtig setze ich mich in das Gras und schließe meine Augen, aus Reflex will ich zurück zu der Lichtung in meinem Inneren, doch ich dränge dieses Verlangen zurück. "Nimm alles auf, was um dich herum ist, denn alles ist mit der Natur verbunden.", höre ich die leise Stimme meines Onkels und wie seine Schritte sich langsam von mir weg bewegen. Diesmal schiebe ich nicht meine Sinne weg, sondern nutze sie mit vollem Bewusstsein. Ich höre das Rauchen der Blätter und einen leisen Fluss, ich spüre das Gras unter mir und den Wind um mich herum und ich rieche den Geruch von nasser Erde und Moos. All diese Eindrücke lassen mich ein immer genauer werdendes Bild meiner Umgebung erkennen. Doch es kommen noch viele andere Eindrücke hinzu mit jeder Sekunde die verstreicht.
Sicht von Jake:
Still beobachte ich wie Falkon, Kathlin alleine auf der Lichtung lässt und zu uns kommt. "Wir können rein gehen, dass wird jetzt einige Zeit in Anspruch nehmen.", spricht er zu uns. Die Anderen stehen auf, doch ich bleibe still sitzen und lasse Kathlin nicht aus meinem Blick. Es vergehen Stunden ohne das sie sich einen Millimeter bewegt und ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit. Gerade als es langsam dunkel und kalt wird, will ich aufstehen und sie aus ihrer Trance herausholen, doch eine Hand auf meiner Schulter lässt mich innehalten. "Lass sie, sie braucht die Zeit.", spricht Falkon hinter mir. Ein Knurren verlässt meine Kehle, wie konnte er es wagen. Doch ich halte mich zurück und bleibe sitzen.
Ich bleibe auch die restliche Nacht bei ihr, ohne meine Augen zuschließen. Am Morgengrauen werde ich immer unruhig und laufe schließlich die Veranda auf und ab. Plötzlich zuckt Kathlins Kopf nach oben, doch ihre Augen bleiben geschlossen. Aufmerksam beobachte ich ihr Handeln.Sicht von Kathlin:
Ich weiß nicht mehr wie ich hierher gekommen bin, doch unnatürliche Geräusche hatten mich in einen riesigen Wald geführt, mit Pflanzen, welche ich mir niemals hätte vorstellen können. Um mich herum schwirrt ein feuchtwarmes Klima, doch viel erstaunender ist das grün-blaue Leuchten, welches sich vor mir aufbaut. Vorsichtig stehe ich auf und verbeuge mich tief, um dann zusagen: " Göttin der Natur, es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen". Ein vorsichtiger Blick nach oben, lässt mich erkennen, dass die verschwommene Gestalt zu einer wunderschönen Frau geworden ist. Eine sanfte Stimme ertönt um mich herum: " Was ist dein Wunsch mein Kind". Höflich gebe ich mein Anliegen dar, dass ich mein Erbe der Alverio verstehen und erlernen möchte. Die Frau nickt lächelnd zu mir und spricht: "Ich sehe gute Absichten bei dir und einen ehrlichen Charakter. Ich werde dir meine Welt zeigen und du wirst verstehen, wie du ein Teil davon werden kannst". Daraufhin hebt sie ihre Hand und legt sie über meinen Kopf, während ein starkes Leuchten von dieser ausgeht. Tausende Erinnerungen fließen durch meinen Kopf, von der ersten Pflanze auf Erden, über all die Zerstörung, welche der Natur angetan wurde aber auch welche sie selbst erzeugt hat, bis hin zu den riesigen Urwäldern, welche in den hintersten Ecken der Erde entstehen. Diese vielen Bilder überwältigen mich, gaben mir aber im gleichen Moment ein starkes Verständnis für die Handlungen der Natur. "Da du jetzt weißt wie wir aufgebaut sind, gebe ich dir die Erlaubnis den Teil der Natur den du brauchst zu nutzen.", spricht die Göttin leise.
Erschrocken ziehe ich die kalte Luft in mich und schlage die Augen auf. Nach Luft ringend schaue ich mich um, ich bin wieder bei Falkon auf der Wiese, doch es hatte bereits ein neuer Tag begonnen.1566 Wörter ✔️
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The legends of tomorrow
FantasiTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...