Wie paralysiert starre ich an die Wand vor mir. In meinem Kopf summen die Fragen und doch kann ich keine richtig greifen. Es sind so viele Informationen und doch macht keine für mich einen Sinn. Irgendwo zwischen den ganzen Fragen, will mein logisches Denken einsetzten, welches mir schon so oft geholfen hatte. Aber die Verzweiflung schiebt jede Logik von sich. Nur ein einziger Gedanke schafft es aus dem Wirrwarr und verfestigt sich. Ich muss hier raus.
Wie ich es schließlich aus dem Schloss geschafft habe, ohne bemerkt zu werden, ist mir ein Rätsel. Doch irgendwie landete ich an einem der Dienstbotenausgang auf der Rückseite des Schlosses. Und als ich aus diesem hinaustrete, erstreckt sich vor mir ein prächtiger Wald. Ohne einen Gedanken an deren Gefahren zu verschwenden, laufe ich schnurstracks in diesen hinein.
Je weiter ich in dieser Unendlichkeit verschwinde, desto ruhiger werden meine Gedanken. Die frische Luft tut meinen Nerven gut. Nach einigen weiteren Atemzüge setzt mein logisches Denken wieder ein und ich schaue mich verwirrt um. Wo bin ich und wie sollte ich hier wieder raus kommen? Schließlich entscheide ich mich in eine Richtung weiter zulaufen, irgendwann würde der Wald schon ein Ende finden. Auf der Suche nach einem Ausgang beginnen meine Gedanken wieder zu kreisen. Diesmal jedoch mit mehr Ordnung. Nach den Aussagen von Rayloy, war ich die Tochter eines Königs und zwar keinem normalen, sondern einem Gestaltwandler. Dies bedeutete ich war die Thronfolgerin eines Landes das ich nicht kannte. Erschrocken bleibe ich stehen. Nur noch die Geräusche des Waldes waren zuhören, bis ich plötzlich ausspreche was sich in meinem Kopf gebildet hatte: " Ich war auch ein Gestaltwandler".
Es passte alles zusammen. Warum sich der Kneipenbesitzer so tief vor mir verbeugte. Warum der Hafenarbeiter mich Prinzessin nannte. Warum ich ohne Schaden durch die Schutzmauer kam. Ich war die Kronprinzessin der Metamorph und selbst einer von ihnen. Es schien auf einmal alles so klar und deutlich in meinem Kopf, dass Durcheinander in mir drückte sich in die hinterste Ecke, verdrängt von den Tatsachen.
Jedoch stehe ich immer noch mitten im Wald und weiß nicht wo ich bin. Plötzlich wird es still, um mich herum, die Vögel verstummen und selbst der Wind verschwindet. Langsam drehe ich mich um mich selbst, bis ein bezauberter Anblick mir den Atem raubt. Vor mir verschluckt eine unbekannte Dunkelheit die Lichtung. Doch sie scheint nicht bösartig, den kleine Lichter erhellen die Bäume. Das was mir jedoch den Atem entzieht, ist ein riesiger Hirsch, welcher anmutig an mir vorbei geht und dabei auf magische Art leuchtet. Ich wage kaum mich zu bewegen, als das majestätische Wesen nur wenig Meter neben mir stehen bleibt. Es hebt den Kopf leicht an und schaut mich direkt an. Seine Augen scheinen weise und schauen mir direkt in die Seele und dieses Mal bin ich mir sogar sicher, dass es wirklich so ist. Das Wesen löst den Blick sanft von mir und geht seines Weges. Sobald es verschwunden ist, erlischen die Lichter und das natürliche Tageslicht bekommt wieder seine ursprüngliche Stärke. "Das war beeindruckend, nicht wahr?", spricht eine Stimme hinter mir. Erschrocken springe ich auf und drehe mich ruckartig um. Vor mir steht eine alte Frau in einem weiten Mantel gehüllt. Sie stütz sich auf einen hölzernen Stab und schaut michaufmerksam an. Sie umstrahlte eine uralte mächtige Aura, welche mich bewundernd zu ihr hinunter schauen lässt. "Ja, da haben sie recht. Dürfte ich wissen wer sie sind?", spreche ich zu der Frau. "Das ist nicht so wichtig mein Kind, lass mich dir einfach helfen.", sagt sie zu mir. Leicht runzele ich die Stirn, nicke aber. "Du bist auf einem schwierigen Weg und du hast viele Frage, aber die Antworten werden über die Zeit kommen. Du bist ein starkes Mädchen, hast schon viel geschafft und wirst noch großes vollbringen. Doch denke immer daran dich selbst nicht zu vergessen. Bleibe dir selbst treu und verfolge deine Entscheidungen.", flüstert die alte Dame mir zu. Irgendwas an ihren Worten lässt mich auf den Boden der Tatsachen kommen und all die Ereignisse der letzten Tage verstehen und akzeptieren. Es nicht der genaue Wortlaut der dies in mir auslöst, sondern viel mehr dessen Bedeutung. Mein Leben hat sich schlagartig verändert und doch ist es meine Entscheidung, welche das ausgelöst hat und ich bereue nichts davon. Entschlossen nicke ich mir selbst zu. Als die Frau erneut zu mir spricht: " Na komm, ich bring dich nach Hause".
Zuhause, was für ein schönes Wort, vielleicht kann ich das hier wirklich finden. Mit neuen Erkenntnissen folge ich ihr also aus dem Wald, hinauf zum Schloss. Am Hinterausgang lässt sie mich mit einem letzten aufmunternden Lächeln alleine und verschwindet wieder im Wald.
Ein weiteres Mal nehme ich die frische Luft tief in mir auf und öffne dann die Tür und somit auch einen neuen Abschnitt meines Lebens.
798 Wörter ✔
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The legends of tomorrow
FantasyTeil 1 „Ich wette mit dir du hast bestimmt mindestens einmal das Verlangen gehabt, in ein Abenteuer zu starten ..." Das waren die Worte welche Kathlin aus ihrem gewohnten und doch so langweiligen Leben zogen, hinein in eine Welt welche von Märchen...