Chapter 47

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"Guten Morgen Kathlin, es ist Zeit fürs Frühstück.", flüstert mir eine angenehme Stimmte ins Ohr und lässt mich sanft erwachen. Vorsichtig blinzele ich den Schlaf aus meinen Augen, um sie schließlich ganz zu öffnen. Verwirrt schaue ich mich um. Ich liege in der Hängematte von Jake und doch bin ich mir sicher gestern erschöpft auf dem Deck eingeschlafen Zusein. Den Gedanken wegschiebend stehe ich auf und mache mich in meinem Zimmer fertig, um dann in den Speisesaal zugehen. Dort steht bereits eine große Schale an Obst und da ich keine Lust habe, etwas anderes vorzubereiten, schneide ich mir eine Birne und etwas Kiwi zurecht. Nach einigen Minuten kommen auch die anderen und suchen sich etwas Obst zusammen. Danach schleppen mich Runa und Jake aufs Deck und nach dem Aufbau der Zielscheiben zu urteilen, würden sie mich wohl weiter mit dem Bogenschießen quälen. Stöhnend schließe ich kurz die Augen, mit einem von ihnen war es ja schon anstrengend, aber mit Beiden.

Wie ich erwartet hatte, wurden die nächsten Stunden nicht einfach, sie stellten mich recht schnell vor den Pfahl und drückten mir Pfeil und Bogen in die Hand. Doch das nächtliche Üben mit Jake hatte sich ausgezahlt und neun von zehn Schüssen trafen das Schwarze. Ich bin danach ziemlich stolz auf mich, doch meinen Kameraden reicht das wohl nicht. Denn sie gaben mir einen Köcher voll mit Pfeilen und stellen mich einige Meter weiter entfernt hin. Zu treffen und gleich einen neuen Pfeil zuziehen ist nun einiges schwerer, besonders da mir Jake und Runa fieser Weise, alle Verbesserungen auf Färöisch mitteilen. Doch nach einigen Anläufen schaffe ich auch diese Aufgaben. Dem ist aber nicht genug, sie stellen mich wieder ein wenig weiter weg und ich darf erneut von vorne anfangen. Das geht so lange weiter, bis ich am anderen Ende des Schiffes stehe und bereits meine Fuchsaugen nehmen muss. Jedoch funktioniert ihre Taktik irgendwie und ich erreiche auch auf diese Entfernung nach einiger Zeit volle Punktzahl. Schließlich darf ich wieder nach vorne kommen und zur Übung erneut schießen. Fasziniert beobachte ich, wie mein Arm reflexartig nach den Pfeilen greift und einen in den Bogen einlegt. In nur wenigen Sekunden steckt der Pfeil direkt in der Mitte der Zielscheibe, ohne dass ich direkt Zielen musste. Perplex schaue ich erst auf den Pfahl und dann auf meine Hände. Ein Klopfen auf meine Schulter, lässt mich hochschauen und erkennen das Runa mich stolz anlächelt und sagt: "Sehr gut, dass reicht für heute". Immer noch leicht verwirrt, nicke ich und legee meine Waffen vorsichtig weg. Daraufhin muss ich mich erstmal sammeln und stelle mich an die Reling, um den Fahrtwind tief in mich aufzunehmen. Schließlich mache ich mich daran ein Fischgericht für den Mittag vorzubereiten. Ich will gerade los, um allen Bescheid zusagen, da finde ich eine Glocke an einer Schnur, in eine der Regale versteckt. Probehalber ziehe ich an dieser und erschrecke mich extrem, als ein tiefer Dong erklingt. Doch anscheinend erkennen meine Freunde den Ton und sind keine Minute später in der Küche, um mir beim Tischdecken zu helfen. Praktisch, denke ich mir, als wir uns zusammen zum Mittag hinsetzen und speisen. Die Stimmung ist gelassen und ich kann mich nach dem Training endlich wieder richtig entspannen.

Nach dem Essen sind Jake und ich in eines der Zimmer gegangen, da am Himmel sich einige Sturmwolken aufgezogen haben. Nach seiner Aussage würde ich jetzt noch ein wenig von der Sprache und dem Völkerwissen lernen, also wieder etwas theoretisches. Im Raum angekommen setzten wir uns an den massiven Schreibtisch. " Nun ich hoffe du hast viel in deinem Buch gelesen. Hast du noch irgendwelche Fragen zu einem der Völker?", fragt mich Jake. Verneinend schüttele ich den Kopf und er sieht das als Zeichen mit dem nächsten Thema weiter zu machen, denn er sagt: " Okay gut, wir hatten ja mal am Anfang besprochen, dass es ein paar unausgesprochene Regeln gibt. Die erste Regel kennst du ja, dass jeder so behandelt wird, wie du behandelt werden willst. Als nächstes musst du wissen, dass wir seit dem Bürgerkrieg jeden aufnehmen, welcher Schutz sucht. Dies kommt daher, dass niemals wieder Gewalt entstehen solle, wenn man so etwas wie keine Heimat hat. Eine weitere Regel die leider im Volk existiert, ist das den Menschen nicht vertraut wird. Da es einige von ihnen gibt, welche Gewalt verbreiten, wenn sie etwas nicht verstehen, wie zum Beispiel Magie. Dann musst du noch wissen, dass wir an eine Göttin glauben und außerdem daran das diese Göttin die Königsfamilie ausgewählt hat. Somit glaubt unser Volk, dass der Königsfamilie vertraut werden kann. Diese Göttin hat ebenfalls jedes Wesen erschaffen, sowie es jetzt ist und deswegen wird auch jedes genauso akzeptiert. Daraus schließen auch viele, dass wenn jemand gegen andere Wesen handelt, die Göttin missachtet und somit ausgestoßen werden kann. Nun noch zwei Regeln zu dem Leben in der Gemeinschaft. Egal ob es ein kleines Dorf ist oder eine große Stadt, jede Gemeinschaft ist eine kleine Familie und bei uns hat jeder in seiner Familie seine Aufgaben. Und im Gegensatz zu den Menschen, sind bei uns Frauen und Männer gleichgestellt". Während dieser Rede versuche ich mir alles zu merken, aber da die meisten Regeln auf einander bauen, verstehe ich sie relativ schnell. Daraufhin holt er ein Buch und schlägt eine Seite mit einer Pyramide auf. "Gut, dann geht es mit dem Staatsaufbau weiter. Ganz oben haben wir die Königsfamilie, danach kommen das Parlament, welches für die Gesetzte zuständig ist und darunter die Berater des Königs. Schließlich kommt die breite Masse des Volkes, welches keinesfalls in Gruppen eingeteilt ist und zum Schluss kommen die Ausgestoßenen, welche nur eine sehr kleine Anzahl darstellt.", erklärt er mir das Schaubild. Nickend schaue ich mir alles an und Jake zeigt mir noch einige andere Darstellungen.

Nachdem Jake sichergestellt hat, dass ich wirklich alles verstanden habe, üben wir noch ein wenig Färöisch und gehen sogar eine beispielhafte Gerichtsverhandlung in der Amtssprache durch. Unsere Übungen gehen noch einige Stunden und erst kurz vor dem Sonnenuntergang machen wir Schluss. Streckend gehe ich die Stufen hoch aufs Deck und schaue in den Himmel. Die Wolken sind nach einem kleinen Regenschauer wieder verschwunden und öffnen nun den Blick auf einen wunderschönen rosa-orangenen Himmel. Entspannt gehe ich einige Runden, um das Schiff, bis ich bei Jake stehen bleibe, welche an der Reling lehnt. Zusammen genießen wir den Sonnenuntergang und essen einige Reste vom Mittag, welche Jake mitgebracht hat. " Wir haben heute noch eine Sache, welche der König von dir verlangt.", durchbricht Jake die Stille. Fragend schaue ich zu ihm auf bis er antwortet: " Du musst noch Tanzen können". Dabei starrt er noch weiter auf das Meer, als wäre es ihm peinlich, dass Thema anzusprechen. "Du kannst es nicht zufälligerweise schon?", fragt er vorsichtig. Daraufhin antworte ich unsicher: " Ich kann es theoretisch, also ich habe geübt aber nie mit einem Partner". Verstehend nickt Jake und dreht sich schließlich zu mir und spricht: " Darf ich bitten.", während er mir eine Hand reicht. Ich laufe leicht rot an, als ich meine Hand in seine lege. Er führt mich in die Mitte des Schiffes und zieht mich in seine Arme, in welchen ich nach leichtem Zögern in die Tanzhaltung wechsele. Langsam beginnt er mich zudrehen und während ich in die passenden Schritte wechsele, stelle ich fest, dass er mit einen langsamen Walzer begonnen hat. Als er mich in einer Drehung noch etwas näher heranzieht, erhitzt sich mein Gesicht noch ein bisschen mehr und ich schaue hinunter auf seine Brust. Wir wechseln noch einige Tänze, bis wir schließlich nach einem Slowfox unter dem klaren Sternenhimmel stehen blieben. Lächelnd schaue ich hoch und beobachte die Sternenbilder, während Jake mich noch immer an sich gezogen hält. Es ist ein wunderschöner Moment und lässt mein Herz höher klopfen. Vorsichtig blicke ich in Jake Augen und verliere mich direkt in ihnen. Wir sind uns so nahe, dass kein Blatt mehr zwischen uns passen würde und wäre mein Körper nicht so gefesselt von Jakes Blick, wäre ich bestimmt wieder rot angelaufen. Dieser Moment scheint für die Ewigkeit, doch ein Räuspern lässt mich aufblicken. Lian steht an der Treppe und schaut uns fordernd an. Erschrocken gehen wir einige Schritte auseinander und ich schaue peinlich auf den Boden. " Es wird spät, wir sollten ins Bett gehen.", unterbricht Jake die unangenehme Stille und mit einem Nicken folge ich ihm, an Lian vorbei, unter Deck.

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The legends of tomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt