Das Biest Mosai - 1.1. Gnaeo

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1.1. Gnaeo
(Bild: Gnaeo)

Es war eine Ära, die der Historiker Matthia Leon später als eine Zeit der >Kanonen und Schwerter< beschreiben würde. Ein Zeitalter an der Grenze zu einer neuen Art der Kriegsführung, in dem eine neue Waffengattung langsam Überhand nahm, doch die alten Künste des Kampfes, noch zu verbreitet waren, um bereits obsulet zu sein.

In diesem Zeitalter, genau genommen vierhundertzweiundsechzig Jahre nach dem letzten Neustart der Zeitrechnung, landete ein großes Schiff in Fihl-Dehered an, dem prächtigsten Hafen des Königreichs, das damals noch Ahnahn hieß. Der Umbruch war auch hier an den Docks der Chorr langsam zu spüren, doch für den gesamten Kontinent Peruna galt dies besonders.

Konzentrierte man sich nur auf das Königreich Ahnahn, das damals aus dem ahnahnischen Teil der Chorr auf dem Festland und den Kolonien Ishtland und Carot bestand, dann blickte man auf einen untypisch langen Zeitraum von Konfliktlosigkeit mit anderen Ländern, der jedoch nicht mehr lange aufrecht erhalten werden konnte. Ahnahns beide Inselkolonien lagen zusammen im Norden des Neal-Kanals und wurden von den flügeltragenden Sasanliern auf Ishlant und den Äxte schwingenden Ts von Carot bewohnt.

Das anlandende Schiff war von der östlichen der beiden Zwillingsinseln über den Kanal gekommen und trug deshalb die rot schwarzen Farben der Ts auf seinen Segeln und einen Wolfskopf als Galionsfigur. Auch wenn die Farben dieses kriegerischen Volkes dunkel und aggresiev waren, zeigte sich der Kapitän des Schiffes, wie alle T mit einer milchig weißen Hautfarbe, fast farblos hellen Augen und dem Haar so weiß wie eine Seemöwe und kurz geschnitten, mit wenig Liebe fürs Frisieren, denn es war von Meerwasser und Wind so zerzaust, dass man sich nicht sicher sein konnte, ob es geschnitten worden war, oder doch eher abgebissen. Von Hüten hielten T recht wenig, doch sie liebten ihre Äxte, die Seefahrt und Prügelein umso mehr und auch dieser junge T bidelte da keine Ausnahme.

Es handelte sich dabei um Lord Gnaeo von Carot, der da von seinem Schiff abstieg und sportlich den Pier entlang joggte, ein freches Lächeln verzierte sein Gesicht und sein teuer aussehender, rot schwarzer Reiseumhang flatterte dabei hinter ihm her. Seine Axt hatte er an Bord gelassen, schließlich sollte er sich in einem Hafencafe in der Stadt mit einer alten Freundin treffen und seine Waffen vermutlich nicht brauchen, auch wenn seine Verabredung nie sehr sparsam damit war, ihm etwas anzudrohen, wenn sie sich ärgerte.

Als er vor dem Cafe angekommen war, richtete er sich noch einmal seine Kleidung und schnaufte durch um lässig zu wirken und nicht verraten zu müssen, dass er hergelaufen war. Traditionell war der Lord der T gleichzeitig ihr Anführer, hinter den sie sich geschlossen zu stellen hatten und damit auch der Admiral der t-ischen Flotte.

Auch wenn der Junge damit praktisch wie ein König vor seinem Volk stand, durfte er sich dennoch nicht so nennen, seit die Chorr vor etwas über einhundert Jahren seine Insel kolonialisiert hatten, gab es keinen König der Ts mehr und das Lordtum war zum höchsten Titel aufgestiegen. Und als solch ein Lord, geziemte es sich schließlich nicht gehetzt zu wirken.
Nein, er war auch nicht gehetzt, niemand konnte behaupten, dass er sich allzusehr zu seinem Treffen verspätete hatte, oder dass das Brechen des Großbrahmsegels in dem Sturm der vergangenen Nacht seine Schuld gewesen wäre.

Beim Eintreten entdeckte er seine Freundin etwas versteckt im hinteren Teil des Cafes an einer Fensterbank sitzen und ihn wie es zu erwarten gewesen war, tadelnd ansehen. Sie war eine zierliche junge Chorr, mit den für die Küstenchorr typischen großen Ohren, die sich wie ein Platanenblatt aufgefächert spannten und einem Teint, der einen kupferstich hatte, dennoch ging von ihr eine Bedrohliche Aura aus, als er sich zu ihr setzte.

>Du bist zu spät.< kritisierte sie mit einem scharfen Blick aus ihren olivgrünen Augen heraus und als Gnaeo sich nicht entschuldigte, sondern nur grinsend die Schultern zuckte, schob sie ihm eine Tasse Tee entgegen >Weil du mich warten hast lassen, habe ich schon für dich bestellt. Schwarztee mit Milch und Zucker.<
Gnaeos Grinsen verfiel augenblicklich und er musterte die Tasse angewiedert >Warum hasst du mich so sehr, Chori?<

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt