Daiv kam auf das Deck und spürte sofort die klare, frischer werdende Nachtluft und sein Blick wanderte automatisch zum Himmel. Er überprüfte die Sterne um ihre Position abzuschätzen, doch war viel faszinierter von ihrer Schönheit und liebte ebenso, wie weit er bei dem guten Wetter sehen konnte. Der Ozean schien sich endlos vor ihm aufzuspannen und der Wind sang in den Segeln und ließ weiße Gischtfetzen über das Deck treiben.
Er seufzte und blickte sich um, doch konnte Choyon nicht sehen, mit dem er sich eigentlich hatte treffen wollen. >Wo ist mein erster Offizier?< fragte er den Offizier der Wache, der ihn an Deck begleitet hatte. Der jentyponische Pirat verstand nicht viel Gemeinsprache, doch er wusste durch den Kontext der Frage, wonach Daiv wohl suchte und so brachte er den Chorr auf das Poopdeck, wo er Choyon antraf. Dieser war an die Reling gelehnt und konferierte leise mit dessen Bewacher.
In der chorrischen Marine war es unmöglich für Gefangene, das am höchsten gelegene Poopdeck zu benutzen, doch solche Etiketten, gab es bei jentyponischen Piraten nicht, zumindest nicht solange ihre Kapitänin, nicht aus ihrer Achterkajüte heraus kam und dann jedes Deck ihres Beliebens, für sich beanspruchte. Überhaupt war hier vieles anders als in der chorrischen Marine. Sie befanden sich seit einigen Tagen bereits als Kriegsgefangene auf der Lennon, dem Schiff der jüngeren der beiden Zabuyeli Schwestern und wurden hier ausnahmslos höflich behandelt.
Auch bei den Chorr wurden Kriegsgefangene von hohem Rang, hin und wieder von dem Kapitänen, zum Essen eingeladen, doch sie durften nicht an den Decken, wie schlichte Gäste, einfach herumspazieren und schon gar nicht ihren Besitz gegen ein Lösegeld wieder bekommen. Die Jentyponier hingegen, waren überaus selbstbewusst und sahen offensichtlich kein Problem damit, ihren Gefangenen mehr Freiheit zu überlassen. Nur bei einem Gefecht gegen die Lituolier, würden Daiv und Choyon wohl unter Deck gebracht werden, bevor sie ihren Schiffen Signale geben konnten, doch zu solch einem Vorfall war es bis jetzt noch nicht gekommen.
Nach dem Verlust der Carinya, waren sie auf die Neal Inseln gebracht und jene Männer in dem dortige Lazarett gelassen worden, die bei dem Gefecht verwundet worden waren. Den Rest, inklusive Daiv und Choyon, hatte man zurück auf die Lennon gebracht und nach Süden geschickt. Wenn der Chorr zurück rechnete und seine Sternbeobachtungen verglich, wurde ihm bewusst, dass sie kurz vor Camo stehen mussten und ihr Zielort wohl Jentyponien war, wo man sie als wichtige Gefangene, besser beobachten konnte. Die Neal Inseln sahen die Jentyponier wohl noch in keinster Weise als gesichert genug an, was Daiv Hoffnung machte. Und auch wenn es bis jetzt noch zu keinem Gefecht gekommen war, ließ er auf keinen Fall den Mut sinken und war felsenfest davon überzeugt, dass sie von den Lituoliern, früher oder später, gerettet werden würden.
Bis dahin vertrieb er sich gerne die Zeit damit, jeden Abend mit den Zabuyeli Schwestern zu speisen und sich mit ihnen zu unterhalten, schließlich waren sie gute Gastgeberinnen.
Wenn da nicht Choyon wäre, der mehr und mehr die Stimmung drückte. Bei den ersten Essen hatte er sich noch zusammen gerissen, doch nun verbarg nichts mehr seinen Unmut und seine große Düsternis. Er wollte gar nicht mehr mit ihm mit auf die Gami kommen, um dort empfangen zu werden, er hätte es lieber gehabt Schiffszwieback mit der gefangenen Mannschaft zu essen und in dem feuchten Lagerraum zu schlafen. Doch Daiv hatte es bis jetzt noch immer geschafft ihn davon zu überzeugen, wenigstens mit zu kommen.
Er setzte ein Lächeln auf und wünschte sich selbst Glück dabei, es auch an diesem Abend zu schaffen. Mit schnellen Schritten trat er zu seinem Ersten Offizier und lehnte sich lässig ebenso an die Reling und ließ die Szene auf sich wirken, abwartend sodass er das Gespräch der beiden Männer nicht unterbrechen musste. Dies gab ihm Zeit den langen Regenmantel zu betrachten, den Choyon anhatte, ein Detail, das Daiv komisch vorkam, schließlich war die Nacht klar und warm. Es war auch offensichtlich Choyons eigener Regenmantel, schließlich war er schwarz weiß, wie ihn nur die chorrische Marine herstellte.
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...