18.2. Chori/Jaenun(/Jaeho?)

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Frühsommer in Ahnahn bedeutete, dass die heiße, feuchte Luft vom Wind bereits am Vormittag landeinwärts getragen wurde und knapp vor Mittag die Zwölfsternstadt erreichte, um sich in mehrstündigem Regen dort zu entleeren. Doch das Hochdruckwetter war nicht das einzige, das die Stimmung im Palast trübte. Auch um Choris Kopf hingen Regenwolken >Wir müssen diese Inseln zurück erobern, Gnaeo.< sagte sie in schärferem Ton, als beide dies gewohnt waren. Der T, der vor ihrem Schreibtisch zu stehen hatte, hüstelte leise, doch das rang der Königin kein Mitleid ab >Der Bericht den du mir gebracht hast, ist verehrend. Ganze Konvois mit Versorgung verschwinden im Kanal und gehen als Priesen an die Jentyponier. Das sieht nicht gut für uns aus. Und damit wir uns recht verstehen, das sieht auch nicht gut für dich aus.<

Gnaeos Husten stoppte, wie wenn man Schluckauf durch das Erschrecken der betroffenen Person kurierte. Auch sein Gesicht war düster und mit verschränkten Armen wies er jegliche Kritik von sich >Wenn Daiv die Inseln nicht als erster verloren hätte-<
Chori unterbrach >Daivs Kopf werde ich auch noch in die Latrine tauchen, sollte er den Krieg überleben. Doch im Moment bist du an der Reihe.< sie schob ihm seine Mappe mit Berichten über den Tisch >Erobere die Inseln zurück, greife ihre Häfen an, egal. Aber mach irgend etwas. Wir können nicht einfach dabei zusehen, wie die unsere Schiffe schnappen.<

>Wenn Jaenun endlich Druck auf ihre Städte ausüben würde-<
>Sag mal, ist Jaenun der Admiral, oder bist du das?< fragte Chori nun erst richtig entbrannt. Gnaeo klappte der Mund zu, doch seine Fäuste ballten sich >Ich werde diese Jentyponier besiegen.< versicherte er schließlich mit hervor gepressten Worten >Wir versuchen eine weitere Landung am Westufer der Inseln. Ich brauche dafür aber alle Schiffe, die du zur Verfügung hast.<
>Du sollst sie bekommen.< versprach Chori >Verlier sie nur nicht wieder.<

Der T verzog ärgerlich das Gesicht >Du musst nicht darauf herum reiten. Ich habe verstanden.<
Das brachte Chori dazu milder zu werden und die Seitenhiebe einzustellen >Na gut. Dann geh jetzt und schau in welchem Zustand die übrigen Schiffe sind.<

In der Ruhe die das Verschwinden des T ihr brachte, dachte sie weiter seufzend über ihre Verluste nach. Die Jentyponier waren definitiv in der besten Lage, sie im Kanal wieder und wieder heraus zu fordern. Es würde auch nicht lange dauern, bis sie die ahnahnische Küste mit ihren erbeuteten Schiffen angreifen könnten. Natürlich würde es helfen, könnte Jaenun auf dem Landweg Druck auf Jentyponien aufbauen, ihre Hauptstadt einnehmen und den Feind zu einem Waffenstillstand zwingen. Doch der Konjunktiv in dieser Überlegung, war der springende Punkt. Denn ob Jaenun das tatsächlich konnte, daran zweifelte sie schon seit langem.

Auch sie könnte nicht in ein anderes Land einmarschieren. Besonders nicht mit den Jae an ihrer Seite, sie waren zwar tapfer aber nicht leicht davon zu überzeugen, ihr Land zu verlassen um gegen die Jentyponier zu kämpfen, wenn die Manengrunder dieses entblößte Land, nur zu gerne einnehmen würden. Nein, Jaenun musste an der Grenze stehen bleiben und die Jentyponier, wie die Manengrunder davon abhalten Ahnahn auch von Süden her zu bedrohen. Darin war er gut. Und auch wenn sie ihm keine neuen Befehle geben wollte, sehnte sie sich doch danach mit ihm zu sprechen.

Ein Blick über ihren überfüllten Schreibtisch zeigte ihr den letzten Brief von Jaenun, der über eine Woche gebraucht hatte, um zu ihr zu finden. Die Kommunikation musste sich verbessern, das stand für sie außer Frage. Gut, dass sie sich in diesem Punkt endlich etwas einfallen hatte lassen können. Mit einer zarten Gelassenheit lehnte sie sich nun in ihrem Sessel zurück und nahm ihr Training wieder auf.

Gedankenlesen. Telepathie. Dies waren Konzepte, an deren Meisterung sie gerne arbeitete, zumindest seit sie damals, im Land der Jae, erste Erfolge damit verbucht hatte. Es krängte sie auch nicht wirklich, dass sie die einzige Tietelträgerin zu sein schien, die ihre Fähigkeiten erst viel später, als die anderen, entdeckt hatte. Die Fähigkeiten die sie nun tatsächlich trainieren konnte, gaben ihr einen unverkennbaren Vorteil gegenüber anderen.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt