Die Unterredung mit den beiden Jae dauerte ihre Zeit, besonders, da nun Aden seinen Wissensdurst zu stillen hatte und dies nicht Schrittweise von statten gehen konnte, sondern er alles auf einmal erfahren wollte. Goradin begnügte sich damit, dem Jüngeren als Schriftführer zu dienen und ihn seine Fragen stellen zu lassen. Fürs erste zumindest, in den nächsten Sitzungen würde er seine Position deutlich machen, doch dann war Aden vielleicht auch williger zu kooperieren, schließlich würde er die meisten Informationen dann bereits geliefert bekommen haben.
Nach Stunden des Verhörs, unterbrach Goradin jedoch schließlich die Sitzung und ließ einen Gardisten Yeon und Artheon zurück zu ihren Baracken geleiten. Seine Unterlagen überreichte er einem Kadetten und verlangte von ihm Abschriften davon, bis zum nächsten Morgen anzufertigen und eine dem Kriegsminister zukommen zu lassen. Dann packte er seine Sachen, sperrte hinter ihnen zu und wollte sich nach Hause verdrücken, zu seiner wartenden Frau.
Aden war während dieser gesamten Zeit verdächtig still gewesen und so war Goradin nicht überrascht, als ihn der Jüngere auf dem Gang zum Stoppen brachte und mit einer Hand am Arm davon abhielt wegzudüsen. Sie standen nun alleine in dem leeren und bereits dunklen Korridor. Ihre Schritte waren auf dem kahlen Steinboden schon verhallt und so lenkte Goradin nichts mehr von dem Starren des Jüngeren ab. Unangenehm berührt, zog der Flügelmeister die Augenbrauen zusammen >Das ist nicht der Moment, in dem du mich umbringst oder? Du brauchst mich, um an die Jae heran zu kommen.< scherzte er ungeschickt, doch Adens Gesicht hellte sich amüsiert auf und er schüttelte den Kopf, bevor er endlich mit der Sprache heraus rückte >Juvi. Sieh mal!< er hielt Goradin einen Zettel vor die Nase und grinste >Die Einberufungen sind raus! Erik von Nareen hat Saravo Leiq meiner Flotte zugeteilt!< platzte es aus Aden heraus, noch bevor Goradin eine Zeile des Zettels hätte für sich selbst lesen können. Die gebührende Begeisterung vermisste der Admiral jedoch anscheinend auf dem Gesicht seines Freundes und deshalb legte er noch nach >Das ist der jüngere Bruder von Kaukus Leiq! Das sind beides Mitglieder der Weißen Klingen, und Saravo soll ein Naturtalent als Pilot sein. Männer ganz nach meinem Geschmack. Davon wird meine Flotte enorm profitieren!<
Noch immer ließ der gewünschte Erfolg auf sich warten, anstelle von Bewunderung, legte Goradin einen Hauch von Paranoia an den Tag. Er sah sich auf dem Gang um und sprach erst dann leise weiter, als er sich sicher war, dass sie alleine waren >Das hört sich so an, als wärst du dir bereits sehr sicher, dass sich Kaukus Leiq zu dir versetzen lässt, wenn sein kleiner Bruder unter dir dient.<
Aden zog eine Augenbraue nach oben >Warum flüstern wir?<
>Du wirst dir viele Feinde machen, wenn du beide Leiq Brüder bei dir versammelst. Das sind auch noch dazu die Söhne des Großadmirals!< antwortete Goradin noch immer flüsternd, aber gereizt.Aden wischte das salopp mit einer Handbewegung beiseite und grinste unverändert, passte seine Lautstärke jedoch der von Goradin an >Was kann ich dafür, dass Erik von Nareen, mir den jungen Saravo zuteilt? Und wegen deiner vorigen Frage, ja, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Kaukus Leiq seinem Bruder überall hin folgen wird! Diesen Leiqs ist nur ihr peinlicher Orden der Weißen Klingen wichtiger, als ihre Familie. Alles andere wird der lieben Verwandtschaft untergeordnet.<
>Apropos Verwandtschaft,< Goradin begann plötzlich neckisch zu lächeln >Seid Eure Hochwohlgebohrenheit Aden Dennen, nicht auch mit den Leiq Geschwistern verwandt?<
>Verschwägert, wenn du darauf bestehst es so zu nennen. Da mein alter Herr, der mich ja auch nur adoptiert hat, die Tante der beiden Leiqs geheiratet hat. Ich bin jetzt was?< er tippte sich ans Kinn und versuchte die Antwort auf das Rätsel an der Decke abzulesen >Deren adoptiv Cousin.<
>Dann zählst du wohl zur Familie und sie werden, dem Himmel sei Dank, ein Auge auf dein Ego haben! Du bist zu lebensmüde!< kommentierte Goradin lächelnd, doch Aden wehrte das mit einem Kopfschütteln ab >Ich hatte bis jetzt eigentlich noch nie was mit denen zu tun. Mein alter Herr, hat ja auch eigentlich erst vor ein paar Jahren geheiratet.< plötzlich legte Aden den Kopf zur Seite >Nein, stimmt nicht. Um Himmels Willen! Das ist ja schon zehn Jahre her! Wie die Zeit vergeht.<
Nun legte ihm Goradin eine Hand auf den Arm >Schon gut schon gut. Eigentlich mochte ich es lieber, als wir uns nur gegenseitig beschimpft haben und du noch nicht frei aus dem Nähkästchen geplaudert hast.<
>Autsch. Tut mir leid, dass ich auf eine Frage geantwortet habe, die du gestellt hast. Wie unangebracht von mir.< beschwerte sich Aden in sarkastischem Tonfall, doch grinste finster.Goradin blieb unbeeindruckt >Wie geht es eigentlich Findrick, deinem 'Adjutanten'?< beim letzten Wort grinste er und hob eine Augenbraue.
Aden verstummte das erste mal tatsächlich, was Goradin unverfroren und triumphierend den Kopf heben ließ, doch der Sieg hielt nicht lange >Wie dem auch sei,< begann Aden wieder, das Thema wechselnd >die beiden Leiqs hab ich in der Tasche! Der Krieg kann gar nicht früh genug anfangen.<
Der Flügelmeister schüttelte enttäuscht über diese Aussage den Kopf, aber noch etwas anderes schien ihn zu betrüben >Apropos, apropos Verwandtschaft,< begann er nun und blickte zu Boden, was Aden dazu brachte sehr aufmerksam zuzuhören.
>Du kennst doch meinen kleinen Bruder, Emon Casso.<
>Ja klar. Klein Emon. Ist was mit ihm?< Aden war nicht dafür bekannt große Anteilnahme, oder Sorge für andere übrig zu haben, doch bei Goradins Gesichtsausdruck, wurde auch er ernst. Der Ältere schüttelte jedoch langsam den Kopf, hielt den Blick noch immer auf den Boden gerichtet und spielte mit seinen Händen >Er hat die Sanitäterausbildung nun beendet und muss seinen Militärdienst ableisten.< er zögerte, doch hob schließlich den Blick und sah Aden fest in sein Gesicht >Bitte, beantrage als Admiral, dass er in deiner Flotte eingesetzt wird! Das wird mit deiner Verbindung zum König doch kein Problem sein, oder?<Der Jüngere starrte einen Moment zurück, doch dann veränderte er seine gesamte Statur. Seine Schultern sackten entspannt nach vorne, er verlagerte sein Gewicht lässig nur auf eines seiner Beine und sein normal dreckiges Grinse, wurde das warme Lächeln eines Freundes >Das wird kein Problem sein.<
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...