6.3. Jaetru

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(Bild: Jaetru von Panareen)

A/N: Als Kind musste ich mit meinem großen Bruder und dessen Freunden jeden Morgen mit der Schnellbahn in die Schule fahren. Die älteren Burschen erzählten mir eines Tages, dass sie sich mit ein paar anderen Burschen schlecht verstanden, die sie während dieser Schnellbahnfahrt hin und wieder sahen. Sie wollten sich mit denen prügeln. Ich musste dabei sein, mein jugendlicher Übermut veranlasste mich dazu, zweifelsfrei zu glauben, dass ich diesem Kampf gewachsen war. Als der nächste Morgen kam und sich der "Kampf" ankündigte, verdrückte ich mich jedoch in ein anderes Abteil. - Dieses jugendliche Gefühl des Scheiterns, aus Selbstüberschätzung und/oder Dummheit oder Ignoranz heraus, will ich mit meinen Charakteren einfangen.



Der Frühling im Land der Jae war viel frischer als in Ahnahn, besonders im Schatten der dichten und in der Mittagssonne dampfenden Wälder des Fürstentum Vijen. Der Fahrtwind machte es noch unangenehmer und deshalb zog der junge Fürst den dicken Vorhang der Fenster seiner Kutsche zu und kuschelte sich zurück in seine wärmende Decke. Er hatte gedacht, dass es durch die Sonne, die nach einem langen Winter endlich zum Vorschein gekommen war, endlich wieder wärmer werden würde, doch er hatte dem schönen Wetter zu früh getraut. Der Fahrtwind nahm jedoch nur einen Augenblick später rapide ab, bis die Kutsche zum Stillstand kam und der junge Fürst die Augenbrauen zusammenziehend, den Vorhang wieder zurück zog, um mit seinem Kutscher zu sprechen. >Welche Katastrophe ist nun schon wieder vorgefallen?<


Der Kutscher und die drei Pagen, die mit ihm am Kutschbock saßen spähten angespannt auf die Weggabelung, die vor ihnen den schmalen Waldweg in zwei Teile aufspaltete. Dort wo man sich zwischen der Straße nach Panareen und der nach Vjeja entscheiden musste, standen drei großgewachsene Männer, schwer bewaffnet und durch aufgerissenes Reisegepäck stöbernd. Sie stritten sich noch einen Moment um einen Sack mit Goldstücken, bevor sie endlich die stehengebliebene Kutsche bemerkten und alles fallen ließen, um sich mit gezogenen Waffen dieser zu nähern.


>Banditen aus Nemuraq!< entfuhr es dem Kutscher und die drei Pagen sprangen von ihrem Wagen während die beiden Pferde unruhig wurden. Fürst Jaetru seufzte entnervt und stieg ruhig aus, ergriff seine Hellebarde, die an der Rückseite der Kutsche in einer Halterung geruht hatte und betrachtete den silber- blau verzierten Griff für einen Moment. Er genoss das Gewicht seiner Waffe in den Händen zu spüren. Man hatte die Hellebarde extra an seine Größe angepasst, da standard Stangen zu lang für ihn waren, um einen effektiven Hieb damit abzusetzen oder das mächtige Aushohlmanöver zu vollziehen. Nun, nachdem die Länge passte, sollte man ihn jedoch nicht mehr unterschätzen und so kam er zuversichtlich wieder hinter der Kutsche hervor und betrachtete den Kampf, der bereits begonnen hatte.

>Bleib hier und halte die Pferde ruhig.< forderte er den Kutscher noch auf, bevor er auf einen der Banditen zustürzte. Dieser wusste nicht, was da über ihn herein brach, als der jugendliche Fürst Jaetru, der ihm gerade einmal bis zu seiner Brust reichte, die fehlende Reichweite seiner Arme mit seiner Waffe meisterhaft ausglich. Der junge Jae pariert das Schwert mit seiner Hellebarde und trat dann fest gegen das Knie des Banditen. Als dieser stöhnend zusammen sackte, stieß Jaetru ihm die Waffe unter das Kinn und drückte ihn damit vollends zu Boden, doch da seine Hellebarde ein Halbmondförmiges Axtblatt ohne zusätzliche Pike hatte, war dieser Stoß nicht tödlich. Sein letzter Schwung, mit dem er seine Trabantenaxt auf den Banditen niederließ jedoch schon.


Jaetru blickte sich um. Auch seine Pagen waren erfolgreich gewesen und hatten die anderen beiden Banditen in weniger eleganter Weise, doch ebenso final, unschädlich gemacht.

Es trat ein Moment der Stille ein, in dem nur die Pferde im Hintergrund schnaubten, niemand regte sich, außer ein Page der beiläufig seinen Blick über den Wald hatte schweifen lassen, zufällig etwas entdeckte und schließlich das Schweigen brach >Fürst Jaetru, dort hinten liegen zwei Gestalten im Straßengraben. Sie wirken tot, mein Fürst.<

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt