Wächter an der Grenze, Schild des Vashs - 24.1. Aden

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Jede Minute Schlaf war in einem Krieg wertvoll und so war es nicht weise gewesen, die halbe Nacht wach zu bleiben. Doch nicht einmal Adens Fähigkeit, seinen eigenen Herzschlag herab zu setzen, hatte ihm dabei geholfen einzuschlafen. Es war zu bedeutend um einfach zu schlafen, hatte das Adrenalin durch seine Adern geflüstert, gerade so leise, dass er noch die Hoffnung gehabt hatte, zur Ruhe kommen zu können, aber dafür so beständig, dass er keine Chance dazu gehabt hatte, wirklich Schlaf zu finden. Es war zu bedeutend.

Großadmiral Bastee von Knoten war der Oberbefehlshaber der Lituolienfront. Ihm unterstanden alle Flotten und somit war er Adens direkter Vorgesetzter. Ein Vorgesetzter der Aden zu keiner Tages- oder Nachtzeit, zu keiner Mondphase und nicht einmal bei bester Feiertagsstimmung, besonders mochte. Naranden war sein Schützling und so weitete sich der Konflikt zwischen ihm und Aden, auch auf Adens Beziehung mit Bastee aus. Er hatte also knien, betteln, Essays schreiben und Reden halten müssen, damit man in Erwägung zog, seinem Plan zu folgen und die Mauer von Merech mit seiner Flotte anzugreifen. Doch ob der Großadmiral Änderungen an dem Angriffsplan vorgenommen hatte und sie in die Reserve geschickt worden waren, würde Aden erst an diesem Morgen erfahren. Dem Morgen des Angriffs.

Er wartete also mit wippenden Beinen vor dem Zimmer des Großadmitals im Palast von Faonen und machte alle anderen Offiziere damit wahnsinnig. >Was bist du so nervös?< neckten sie und Gemurmel wurde fast absichtlich hörbar laut, dass sich Aden Dennen so und so für nichts zu schade war, um ein Kommando übertragen zu bekommen. Aden ignorierte sie und konzentrierte sich auf die Tür. Wie ein Fuchs lauschte er auf jedes Geräusch von Innen und musste sich zusammen reißen, um nicht einfach selbst in das Zimmer zu marschieren.

Da drinnen befanden sich nicht nur Bastee, sondern auch ein Konfident des Königs, der sicherstellen sollte, dass die Wünsche des Monarchen Berücksichtigung fanden. Außerdem war ein Botschafter aus dem Süden anwesend, der ein Gutachten von Großadmiral Kilee Leiq mitgebracht hatte. Eigentlich war Kilee Leiq für die Kooperation mit den Jentyponiern zuständig, Oberbefehlshaber der Jentyponienfront, doch Bastee hatte eine Bewertung des Planes von seinem einzigen ebenbürtigen Kollegen in der Armee angefordert, um die beste Entscheidung treffen zu können und diese beiden Umstände halfen Aden nun zuversichtlich zu bleiben. Das der König seinen Plan gewiss unterstützen würde, verdankte er seiner eigenen Vorarbeit und da Kaukus und Saravo eine Schlüsselrolle in diesem Überfall einnehmen sollten, würde deren Vater gewiss kein Gutachten verfassen, das ihren Chancen im Wege stehen könnte.
Die Frage war nur, ob Bastee den Plan zwar übernehmen würde, die Hauptakteure jedoch austauschen könnte. Er könnte auch seine zweite Sturmflotte einsetzen, die Moskitos von Erik, nur um Aden in seine Schranken zu weisen. 

Als die Tür endlich aufging, hielt Aden den Atem an. Er erblickte sofort den königlichen Botschafter, der mit einem ordentlich sortierten Packen aus neuen Befehlen im Türrahmen stand und seiner Pflicht folgend, nun auch die frohe Kunde überbringen sollte. Dahinter saßen Großadmiral Bastee und der Unterhändler von der Jentyponienfront und schenkten dem ganzen Spektakel keine Aufmerksamkeit mehr. Sie berieten wohl bereits über irgend einen anderen Streich und taten so, als würde diese Operation nur eine Fußnote in den Geschichtsbüchern sein. Sie konnten sich nicht vorstellen wie sehr sich die Jae auf ihre Mauer als Schutzschild und auf Fürst Jaesore als Symbol verließen und erkannten nicht wie bedeutend dieser Tag sein würde.

Die Befehle wurden nach Alter der Kommandanten sortiert, an ihre Empfänger verteilt und so war Aden einer der Letzten, der seinen Umschlag in Händen halten durfte. In zittrigen Händen müsste man hinzufügen. Um ihn herum waren die anderen schwer in ihre Lektüre vertieft, sie hatten einige Seiten zum Studieren bekommen, doch als Aden das Siegel des Königs brach, fand er dahinter nur einen mickrigen Absatz vor.

'Seine königliche Hoheit, König Arewen der Elfte von Manengrund, stimmt dem Plan von Admiral Sir Aden Dennen in vollem Umfang zu. Begebt Euch unverzüglich auf Eure Positionen.'

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt