(Bild: Silwan. Gezeichnet von der talentierten frowningMonday)
Jaeran konnte Jaehos Kuss noch auf seinen Lippen spüren, auch wenn der heiße Wüstenwind versuchte, die Erinnerung von seiner Haut zu brennen. >Ich verstehe.< hatte Jaeho dann geraunt und bitter zu Boden geblickt. >Ich verstehe. Jaelamee Juvi ist.< hatte er weiter gehaucht >und Jaelamee Juvi bleibt für dich.<
Die Erinnerung an den bleichen Krüppel, der ihn an der nemuraqischen Grenze verabschiedet hatte, den verletzten Freund, die schwer auf sein Gewissen drückte, ließ ihn seinen Hirschen antreiben. Er brauchte mehr Distanz zwischen sich und der Schuld, mehr Arbeit, mehr Kämpfe, mehr Heldentaten.
>Entschuldigt, Fürst Jaeran!< rief ihm seine Begleitung, Silwan milde tadelnd hinterher >Euch wird aufgefallen sein, dass ich dieses Reittier nicht beherrsche. Es wäre mir lieber, wenn Ihr nicht so vorpreschen würdet!<
Abrupt stoppte Jaeran seinen treuen Hirsch und verdrehte sich im Sattel, um die weit hinter ihm verbliebene Chorrdame zu entdecken. Er wusste auch nicht so genau wie man mit ihrem Reittier umging, denn sie hatten dieses spezielle Individuum an der nemuraquischen Grenze, von einem Jae Händler, dort erst gekauft. Es war ein gazellenartiges robust großes Ding, mit tief braunen Augen und langen unverzweigten Hörnern, perfekt für die Wanderung durch die Wüste angepasst, während sich sein Auhirsch definitiv bei einem ritt durch die karge Landschaft schwer getan hätte, wäre das nicht schon seine neunte Reise durch Nemuraq und damit für seinen Körper bereits eine unangenehme Gewohnheit.
Jaeran wusste jedoch nicht genau wie er Silvan sagen konnte, dass er selbst auch keine Erfahrung damit hatte, wie man ein Gazellentier antrieb und blieb deshalb einen Moment lang nur stumm auf seinem Hirsch sitzen. Sie hatten auch ein zweites Gazellentier erstanden gehabt, ein Individuum, über das der Verkäufer wortgewandt geschwärmt hatte. Es hätte bereits ein Wüstenrennen gewonnen, hatte er behauptet, ja genau dieses Tier hätte den Sieg im vierzig Tage Turnier erlangt. Doch seit diesem Sieg, waren wohl bereits viele Regenzeiten über Nemuraq hinweg gezogen gewesen, denn sie waren schon kurz nach dem Beginn ihrer Reise darauf gekommen, dass ihr neu erstandenes Lasttier, das Gewicht ihres Gepäcks kaum mehr tragen konnte. Es tat sich bei weitem schwerer dabei Schritt zu halten und durch die unwirtliche Wüstenlandschaft zu finden, als selbst Jaerans Auhirsch.
Es hing nun, mit einer Leine verbunden, an dem Individuum auf dem Silvan saß und ließ sich von den beiden mitziehen. Ein weiterer Grund, warum sie viel langsamer voran kamen, als dies geplant gewesen war. Doch voran kommen, war überaus wichtig, schließlich mussten sie es schaffen die nemuraquische Hauptstadt Wüstenrast zu erreichen, um dort mit dem König zu sprechen und um seine Unterstützung gegen ihre Gegner zu bitten.
Jaeran hatte bereits hunderte Male einen Ort verlassen, um dann in ein fremdes Land mit fremden Tieren und fremder Sprache zu reisen und das in den aller meisten Fällen alleine. Er fragte sich, ob er vielleicht verlernt hatte, mit jemand andrem zu reisen, seine Gedanken zu erklären, seine Entscheidungen zu verteidigen, seine Launen zu verbergen. Normalerweise würde er nun das Gazellentier stundenlang hin und her führen, bis er einen Umgang mit dem armen Ding gelernt hatte. Doch das war nun völlig unmöglich, ganz ausgeschlossen. Denn seine Reisegefährtin hatte ihn als Experten im Sachen Nemuraq vorgestellt bekommen und somit wollte sie auch Antworten auf ihre schlauen Fragen.
Erschwerend hinzu kam, dass sie eine Chorr war. Nicht, dass Chorr anstrengend waren, doch Antworten auf wichtige Fragen, mussten hier draußen schnell geliefert werden, schließlich war dieses Volk noch weniger für die Wüste geschaffen, als dies sein Auhirsch war. Die dünne Haut der Dschungelbewohner brauchte Feuchtigkeit und durfte nicht austrocknen, weshalb der Zeitpunkt und das Ziel ihrer Reise, auch schlecht gewählt war.
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Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben Geschichte
FantasyDer große Kontinent Peruna erstreckt sich von dem tropischen Regenwald Ahnahns, über die glühende Wüste Nemuraq, bis zum kalten Bergland in Manengrund. Er hat bereits viele Konflikte kommen und gehen gesehen und oft trennen die beiden Konfliktpartei...