34.2. Findrick

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>Oh Artheon.< Dachte sich Findrick, >warum siehst du so schockiert aus? Dein süßes Gesicht ist völlig offen gelegt. Die vorsichtig kurierte Maske, die du sonst aufsetzt, die versteinerte, tote Miene, verrutscht. Was hast du denn erwartet? Natürlich würde der T mich umbringen wollen.<

Findrick war sich sicher, dass diese Gedanken nicht auf seinem Gesicht zu sehen waren. Er musste nun vorsichtig und umsichtig reagieren, um aus dieser Situation wieder heraus zu kommen. Dabei hatte alles so normal und vielversprechend angefangen. Er war gut gelaunt am Morgen zur Dennen Villa gepilgert und hatte, so wie jeden Tag, Artheon beim Frühstück Gesellschaft geleistet. Sein Plan war es gewesen, sich von den beängstigenden Nachrichten, die er am Vortag erhalten hatte, durch seinen Besuch bei Artheon abzulenken und er hatte sich auf diese Zerstreuung schon sehnlichst gefreut. Es gab nicht viel was sie sich zu sagen hatten, die Stimmung war üblicher Weise mit jener zwischen kühlen Kollegen vergleichbar, die einander respektierten, doch keine Gemeinsamkeiten aufwiesen. Das war Findrick jedoch nie unangenehm. Manchmal mochte er diese Stille sogar und genoss es, stumm neben Artheon zu sitzen. Manchmal füllte jedoch auch Findrick die Leere zwischen ihnen selbst und fand Spaß daran, dass Artheon ihm zuhören musste.

An diesem Morgen hatte der Junge gebeten, dass man ihn den T besuchen lassen sollte. Solch eine Bitte war auch noch nichts ungewöhnliches. Doch da war eine Falte auf Artheons sonst so blankem Gesicht gewesen. Zwischen seinen Augenbrauen, da wo er seine Konzentration nicht verstecken konnte und Findrick hatte schon gewusst, dass die etwas aushecken. Doch er war trotzdem dazu bereit gewesen, der Bitte zuzustimmen, schließlich wusste er, dass er mit allem umgehen werden könnte, was sie ihm in den Weg warfen. Er hatte schließlich Ilazien überlebt und das war ihm eine Schule fürs Leben gewesen.

Doch eben an Ilazien wollte er nicht denken, also hatte er Artheon am Arm genommen und sie waren zusammen zum Kriegsministerium spaziert. Die Stille zwischen ihnen, hatte ausschließlich Findrick mit Sätzen gefüllt und er hatte sich im Inneren darüber amüsieren können, wie wenig ihm Artheon zuhörte.

So hatte er ihm beispielsweise den ganzen Weg über versucht zu erklären, wie sich die Sekte der Frühlingsreinen, die auch hier in Manengrund Vertreter hatte, von den ilazischen Priestertreuen abgelöst hatte und einen Siegeszug in Peruna verzeichnete. Die Ilazier würden sich somit die Haare raufen, würden sie zulassen müssen, einen Frühlingsreinen König auf ihrem Thron sitzen zu haben. In Wirklichkeit war jedoch das Gegenteil der Fall und Artheon war das nicht einmal aufgefallen. Die Sekte der Frühlingsreinen, hatte sich von den Priestertreuen abgelöst, die natürlich die dominante Religion in Peruna darstellte. Sonst wäre Findrick seine Arbeit los und würde als Verfolgter weiterhin auf der Flucht sein. Es gab zwar tatsächlich auch im Manengrunderreich einen Zweig der Frühlingsreinen Strömung, dem manche hohe Mitglieder des Militärs und der Regierung angehörten. Doch sie hatte sich in Ilazien durchgesetzt und war seit hunderten Jahren, dort die vorherrschende Religion.

Vielleicht hatte Findrick das eigentlich gar nicht so amüsant gefunden, dass Artheon weder gehört, noch verstanden hatte. Vielleicht war der Versuch sich abzulenken missglückt und in Wirklichkeit hatte ihn sein Unterbewusstsein dazu gebracht, das Wasser zu testen und zu sehen, ob sich Findrick das Herz erleichtern könnte, in dem er mit jemand anderem, über die schlechten Nachrichten des Vortrages sprach. Doch Artheon hatte nicht verstanden.

Doch das spielte nun keine Rolle mehr.

Denn sobald Artheon das Ministeriumsgebäude bemerkt hatte, war so und so keine Aufmerksamkeit mehr von dem Jae zu erwarten gewesen. Ein wenig verletzt, hatte Findrick noch versucht, den Jungen ein wenig zu ärgern. >Du solltest mir übrigens danken. Aden ist nur so gut im Bett, weil ich ihm das so beigebracht habe!< hatte er Artheon nachgerufen, um sie alle ein wenig zu verletzen und da hatte der Gefangene dann plötzlich genauer zugehört und auch heftig reagiert. Es war eine Genugtuung gewesen, Artheon sich wegdrehen zu sehen, rot angelaufen und angewidert. Es war ein Messer ohne Griff in Findricks Hand und er war süchtig danach, es in selbstzerstörerischem Sinne einzusetzen.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt