8.3. Jaenun

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Eine Stunde später wurden sie alle nach unten auf die Trasse, zu einem späten Frühstück gerufen. Das vorhandene Essen hob die Stimmung beachtlich. Vor allem bei Lehni, doch auch Jaeho ließ sich nichts mehr von ihrem Gespräch anmerken.

Es gab süße Datteln, extra aus Camo importiert, doch beide Vielfraße bedienten sich eher herzhaft an der Eierspeise, die gereicht wurde.

Nur Jaetru schien weiterhin kalt und emotionslos, auch wenn sie alle wussten wie unzufrieden er mit der reinen Existenz seiner drei Gäste war. Er sagte erst ein Wort, als Jaeho und Lehni zu Salz und Pfefferstreuer griffen und ihre Eierspeise nachwürzten.

>Gekocht wird in der Küche und nicht auf dem Tisch.< tadelte er und warf einen bösen Blick über die Tafel zu den beiden. Die Stimmung rasselte augenblicklich wieder in den Keller und Jaeho ließ den Pfefferstreuer mit seiner Zunge schnalzend, zurück auf den Tisch fallen. Es schien so, als hätten die beiden diesen Kleinkrieg bereits mehrere Male bestritten.

Lehni wiederum, salzte frech weiter und tat so, als wäre er völlig taub jeder Kritik gegenüber.

Mit jedem Schütteln des Gefäßes, versank Jaenun tiefer in seinem Sessel, denn er spürte die Anspannung, die neben ihm in Jaetru wuchs. Die teuren Gewürze standen wohl nur auf dem Tisch um zu zeigen, dass Jaetru sie besaß, nicht aber um sie auch zu verbrauchen.

Die Beherrschung, die ihr Gastgeber an den Tag legte, war jedoch überaus bemerkenswert. Alles was er tat war, sein Besteck etwas zu fest beiseite zu legen und sich ruckartig zu Jaenun umzudrehen. >So mein Vash. Sehe ich das richtig, dass du noch nie zuvor etwas zu sagen gehabt hast?<

Jaenun zuckte zusammen, als das Wort plötzlich an ihn gerichtet worden war und lächelte verlegen >Das kann man so sagen, ja. Also früher kamen Leute zu mir, wenn sie einen Rat haben wollten, doch wirklich was zu sagen hatte ich noch nie.<

>Dann üben wir das heute und du sagst jetzt etwas!< forderte Jaetru ihn scharf auf, ergriff wieder sein Messer und zeigte damit auf Lehni, dessen Eierspeise bereits völlig versalzen war. Dieser Idiot.

Plötzlich drückte die ganze Umgebung auf Jaenun nieder, nicht nur Jaetrus bedrohliche Präsenz, nein selbst die Feste von Panareen schien ihn zu beengen. In Ahnahn wirkte alles stets so leicht und fragil, das lag wohl an dem Holz, während die Feste eigentlich ein ganzer Gebäudekomplex aus Backsteinbauten mit zahlreichen Türmchen und kunstvollen Fensterbögen und Türbögen war und somit auch anders als die Burg von Vijen aussah. Königlicher. Gefährlicher.

Sein Mund fühlte sich mit einem mal trocken an und sein Herz schlug wild.

Jaeho war derjenige, der ihm zu Hilfe kam. Er hatte Lehni den Salzstreuer aus der Hand genommen und lenkte auch Jaetrus Aufmerksamkeit auf ihn >Heute sind wir aber wieder ein Sonnenschein. Wie schaffst du es nur immer, so gut drauf zu sein?<

Jaetru lächelte kalt und wandte den Blick wieder auf sein Essen >Bis jetzt machte mich der Gedanke glücklich, dich tief vergraben unter der Erde zu wissen. Doch wie jedes Ungeziefer, gräbst auch du dich bei der nächsten Gelegenheit wieder an die Oberfläche.<

>Wer ist schuld an dem Ungeziefer, frage ich mich. Der schlechte Rattenfänger, oder der Mann, der dem schlechten Rattenfänger immer wieder einen Auftrag gibt?<

Jaetru erstarrte einen Moment lang, dann wischte er sich mit der Serviette über den Mund >Wie gefällt es dir, dass ich dir dein altes Zimmer wieder herrichten ließ? Ist das nicht ein passendes Friedensangebot?<

>Sehr nett, ja. Ich freue mich besonders darüber, dass keine Kammer im Erdgeschoss erhalten habe, sondern im zweiten Stock.< antwortete Jaeho sarkastisch >So bleiben deine Diener sportlich, wenn sie mich immer rauf und runter tragen müssen.<

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt