26.2. Daiv

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Vor zehn Tagen hätte Daiv noch eine Szene an Deck der Elphidia veranstaltet. Er hatte sich wie ein junger Delfin gefühlt, er hätte Luftsprünge gemacht, mit der Besatzung getanzt und Gnaeos T Eigenschaften ignoriert und ihn geküsst, bis ihnen beiden die Luft ausgegangen wäre. Er hätte nicht gedacht, dass er sich jemals wieder so zuversichtlich fühlen würde und das war alles nur Gnaeo zu verdanken gewesen. Doch nun, elf Tage später, war er froh darüber, dass er keine Szene gemacht hatte, denn die kurze Phase ihrer Verbundenheit, war schnell verflogen. Die alte Rivalität war zwischen ihm und Gnaeo wieder aufgeflammt, zwei Hähne in einer schwimmenden Nussschale und Daiv stellte sich als sehr schlechter Vizekapitän heraus. Er litt sichtlich darunter, der einzige der drei Kapitäne zu sein, der kein Schiff zu befehligen hatte und lungerte die ganze Zeit an Deck herum und stellte Gnaeo die, seiner Meinung nach, 'kritischen Fragen'. Warum hatten sie es noch immer nicht geschafft, ein jentyponisches Schiff zu kapern? Hatte Gnaeo ihm nicht eigentlich nur eine Woche seiner Zeit versprochen? Was gedachte der Admiral gegen das oft beschworene Tidenfieber zu tun, das plötzlich auf der Elphidia ausgebrochen war?

Die Seuche hatten sie sich wohl in dem camonischen Hafen Reinke eingefangen, von den befreiten Matrosen der Nonion. Diese waren wahrscheinlich von ihren jentyponischen Wächtern angesteckt worden und nun war alles noch schwieriger geworden.

Gewohnt unbekümmert hatte Gnaeo auf alles eine lockere Antwort parat. Die Mannschaft war durch das Tidenfieber dezimiert, wodurch sie nicht die volle Stärke hatten, um ein jentyponisches Schiff zu übernehmen. Es war wahr, dass er eigentlich schon längst in das Manengrunderreich aufbrechen hatte wollen, um Jaeartheon zu befreien, doch die Jagd auf jentyponische Schiffe, vor allem unter diesen verschärften Bedingungen, machte einfach zu viel Spaß, um jetzt schon aufzuhören. Und um die Tiedenfieberpatienten würde sich der Doktor schon kümmern.

Der Doktor war noch immer der steinalte Chorr, der schon viele Krankheitswellen kommen und gehen gesehen hatte und der es wunderbar verstand, das Vashblut wieder aufzukonzentrieren und so eine wirksame Medizin gegen Tidenfieber herzustellen. Das wirkte bei all den Völkern, die aus dem Osten kamen sehr gut. Die Chorr, T und Sasanlier hatten auch eine natürliche Immunität gegen diese Krankheit und wurden nur selten so von ihr gebeutelt, dass der Patient verstarb. Alle nativen perunianischen Völker erwischte es jedoch immer wieder schlimm. Die Götter nahmen unbehandelt, vier von fünf Erkrankten zu sich und es war nicht bekannt, nach welchen Kriterien sie diese fatale Auswahl trafen. Das Vashblut wirkte zwar auch bei ihnen, doch nicht mit solcher Sicherheit wie bei den Ostlingen. Und so blieb es weiterhin wichtig die Patienten zu isolieren und zu verhindern, dass die Krankheit auch die Königin Chori befiel.

Daiv gab sich also meistens mit den Antworten von Admiral Gnaeo zufrieden. Es war wahr, dass sie mit dezimierter Mannschaft nicht die größte Leistung vollbringen konnten und das Wetter spielte auch nicht mit. Und er konnte sich genau sowenig darüber beschweren, dass Gnaeo ihm mehr Zeit verschaffte, schließlich wäre er ohne die Elphidia gar nicht aus Camo raus gekommen. Doch mit dem Tiedenfieber war das so eine Sache. Isolierung war ja gut und schön, doch wie sollte man das anstellen, auf einem überfüllten Schiff wie der Elphidia. Da konnte man allerhand Kritikpunkte finden, wenn man sich nur ein bisschen bemühte. Warum der zusätzliche Pulvervorrat vom schlechten roten Pulver? Da hätte man Platz sparen können. Warum zwei Ochsen mitnehmen? Hühner zum Essen hätten es doch auch getan.

Warum hatte man die großen Kanonenkugeln bei der letzten Jagd über Bord geworfen, aber nicht die großen Kanonen?

Und was ist wenn das Vashblut ausgeht? Es war definitiv nicht mehr in Hülle und Fülle vorrätig. Daiv wollte nicht nörgeln, aber er konnte auch nicht anders. Für ihn war es frustrierend nicht weiter zu kommen und Gnaeo hatte es größten Teils sportlich genommen. Seine Stimmung war allgemein seltsam gut gewesen, vor allem, da sie in der Nacht eine kleine Silhouette über der Kimm gesichtet hatten, nur ein winziger silber glitzernder Streifen, der sich nun am Morgen tatsächlich als Schiff heraus stellte. Man konnte noch nicht sagen, um welches Schiff es sich handelte, doch sie holten ohne Zweifel auf.

Die Herrscher Lituoliens - zwei Idioten schreiben GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt